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einjahrblau

Tag 259-260: Open Water-Tauchschein (-Desaster)

Seit unserem Schnuppertauschen im australischen Great Barrier Reef, hatten wir überlegt den ersten Tauchschein zu absolvieren. Dies ist der Open Water Diver, danach kommt der Advanced Open Water Diver (und dann geht es ewig weiter).

Da wir krank auf die Insel gekommen sind, hatten wir erstmal warten müssen. Erkältet und verschnupft hatten wir auf keinen Fall beginnen können, weil dann u.a. der Druckausgleich in den Ohren nicht funktionieren würde. Jetzt waren wir aber beide fit und es war noch nicht zu spät den zweieinhalb-tägigen Kurs zu beginnen. Eine Tauchschule, die auch recht nah gelegen war, hatte ein Angebot und einfach aus Preisgründen hatten wir uns für diese entschieden. Es gab hier eine unglaublich hohe Anzahl an Tauchschulen. Derzeit ist Koh Tao der weltweit günstigste Ort um seine(n) Tauchschein(e) zu absolvieren. Außerdem gibt es eben um die Insel herum zahlreiche schöne Tauchspots, d.h. es gibt Korallenriffe und etwas zu sehen :)


11 Uhr ging es los, erst der Papierkram, dann Equipment probieren: Flossen, halber Neoprenanzug, Brille, Tarierweste. Ich weise gleich zu Beginn darauf hin, dass ich tieftraurig war, als Eric eine schöne runde hellblaue Brille bekam und ich eine hässlich eckig orangefarbene.

Dann kamen Gesundheitsfragen und es stellte sich heraus, wir waren gar nicht zu zweit sondern zusammen mit zwei anderen. Na gut. Gemeinsam schauten wir uns im stickigsten Raum des Planeten zwei Einführungsvideos an (es war wie in einer Sauna) und dann bekamen wir noch Gewichtsgürtel. Wir hatten eine einstündige Mittagspause und gingen vor zum Pier zu Da’s Sandwich. Gegenüber verliebten wir uns dann noch in einen preiswerten, frisch zubereiteten Passionsfrucht-Smoothie (den wir ab da noch drei weitere Male genießen würden).


Zurück an der Tauchschule hievte jeder seine Tasche aufs Auto, wir hüpften hinten drauf und fuhren zu einem Resort um dort die ersten Übungen im Pool zu versuchen. Wir gingen die verschiedenen Handzeichen durch. Wichtig war immer erst zu schauen, was Damian, unser polnischer Lehrer vormachte und erst dann auf sein Zeichen hin zu beginnen. Wir lernten unsere Ausrüstung vorzubereiten und an die Sauerstoffflasche anzuschließen, uns anzuziehen, den Buddy-Check durchzuführen (d.h.jedes Mal wird, ähnlich wie beim Klettern, der Partner durchgecheckt und umgedreht) usw.

Ich kann euch gar nicht mehr so richtig die Reihenfolge wiedergeben. Für uns alle vier war es nicht der erste Atemzug mit Atemregler unter Wasser. Der Pool hatte drei Tiefen, wir starteten von flachem zu tiefem Bereich und auch andere Tauchschüler waren vor Ort. Zu meiner eigenen Überraschung bekam ich Probleme als wir die Maske mit Wasser füllen und dann durch die Nase ausatmen sollten um sie zu säubern/ zu leeren. Ich schluckte jedes Mal Wasser, wurde panisch, stieg auf und der Mut sank. Ich atmete falsch. Dann gelang es mir durchs mittlerweile panische Atmen nicht auf einer Stelle die Balance zu halten, quasi wie eine Boje zu schwimmen. Ich sank entweder ab oder trieb nach oben. Ich war mittlerweile viel zu aufgeregt und unruhig und als der Lehrer mich quasi auslachte und uns gegenüber permanent die Augen verdrehte, weil er keine Geduld hatte, kullerten (ich gebe es zu) bei mir ein paar Tränchen. Zum Einen war ich enttäuscht von mir, die ich eigentlich das Wasser liebe, zum Anderen verabscheute ich Damians Art und wir verstanden auch alle sein Englisch schlecht und kamen nur schwer mit seiner Art und seinem Humor zurecht. Bei der zweiten Runde weiterer Übungen gelang es mir zwar auch Maske abnehmen und wieder aufsetzen, ohne Maske schwimmen etc., aber die Freude und das Selbstvertrauen waren im Keller. Eric versuchte wirklich so gut es geht es mir zu erklären und mich zu beruhigen (mein Fels in der Brandung), aber es war der Wurm drin.


Noch nie war ich so erleichtert gewesen, dass ich endlich aus dem Wasser durfte. Normalerweise war ich kaum zu bremsen. Ich befreite mich von der Ausrüstung und mittlerweile war es bald 18 Uhr, sodass ich von der Terrasse einen Blick auf einen Sonnenuntergang warf, den wir heute verpassen würden.

Wir fuhren zurück, jeder gab seine Tasche ab, dann fuhren wir duschen, zogen uns um und fuhren zurück ins Mama Tam‘s - ebenfalls thailändische Küche. Auch hier mussten wir anstehen und schwitzten nur vom Warten. Doch es lohnte sich, Eric bestellte wieder eins der Curry-Gerichte, ich folgte Valeries Empfehlung und bestellte das Cashewnuss-Tofu-Gericht. Am Ende musste mir Eric (zu seiner Freude) helfen aufzuessen. Es war super lecker, aber viel. So was hatte ich noch nie gegessen. Ich nannte es kleine Tofu-Plops-Wölkchen, richtig gut! Aber meine Stimmung war am Boden und als wir dann im Hostel den Online-Theorie-Kurs starteten, sank auch Erics Laune. Von wegen es wäre genug Zeit! Wir lasen stundenlang, klickten uns durch die Themen, beantworteten die Wiederholungsfragen und probierten uns im Quiz. Jeder lag in seinem Bett, wir hörten leise Musik um uns von der Außenwelt abzuschatten. Bis morgen sollten wir die ersten drei Themen abschließen - am Ende stand eine Theorieprüfung an. Wir waren aber auch müde von dem langen Tag im Wasser und kurz nach Mitternacht gaben wir auf. Da wir morgen auch erst 11 Uhr starten, würden wir eben morgen früh weitermachen. Das kommt davon, wenn man sich im Sabbatjahr eine kognitive Herausforderung wünscht und sein Hirn nutzen will :D Jetzt saßen wir hier und lernten. Im Eiltempo.


Die Nacht war schlimm. Ich kann das gar nicht richtig beschreiben. Ich habe mich hin- und hergewälzt, wollte aber Eric nicht wecken. Mir war heiß, dann kalt, es war zu stickig und obwohl ich in meinem Leben erst eine einzige Panikattacke gehabt habe, wusste ich, ich musste mich sofort beruhigen und die Atmung kontrollieren, bevor ich hier in meiner Panik versank. Ich wusste rational selbst nicht so genau wo es herkam. Es war sicher das Wissen, dass wir heute die Übungen im offenen Meer durchführen würden - mit dem selben Instruktor. Ich war fix und fertig, so unausgeschlafen wie lange nicht mehr und ein richtiges Nervenbündel. Da ich aber schnell lese, war ich zumindest die einzige aus der Gruppe, die es schaffte bis zum Start alle drei Themen zu beenden. Eric erledigte das dann auf dem Boot in der Mittagspause.

Wir trafen uns wieder 11 Uhr, ich tauschte meine engen Flossen gegen eine Nummer größer, wir bereiteten diesmal selbst die Gewichtsgürtel vor, die uns dabei halfen die richtige Balance im Wasser zu halten und dann simulierten wir am Strand die Orientierung mit Kompassen und tapsten hin und her. Wir hatten eine Mittagspause und gingen wieder das Sandwich und die Smoothies holen, dann trafen wir uns direkt am Pier um gemeinsam (mit anderen) das Tauchboot zu betreten. Ich vergewisserte mich bei unserem Instruktor Damian, dass ich jederzeit aufs Boot dürfe und er beruhigte mich ich hätte drei Tauchgänge Zeit für die Maskenübung.

Wir kletterten über drei andere Boote hinweg, alle vollgestellt mit Sauerstofftanks. Wir legten unsere Ausrüstung bereit und konnten dann oben an Deck die Fahrt genießen. Zwischendurch kam Damian um uns über unsere erste Tauchstelle zu informieren. Wir fuhren zur benachbarten kleinen Insel Ko Nang Yuan, die man auch per Taxiboot oder Kajak erreichen konnte (zzgl.Eintritt i.H.v. derzeit 6.70€). Der erste Tauchspot hieß Japanese Gardens und immer bevor man taucht, schaute man sich erst eine Karte des Tauchplatzes an mit der Tiefe, den Besonderheiten, zu erwartenden Tiere etc.


Dann kam das Zeichen als das Boot anhielt: gemeinsam führten wir an unserer Ausrüstung die letzten Vorbereitungen durch; alles hatte seinen Platz, der Atemregler, das Barometer (zum Ablesen des noch verfügbaren Sauerstoffs) etc., der Sauerstofftank wurde geprüft, dann wurde die Maske mit Seife gegen Beschlagen beschichtet, Gewichtsgürtel umgelegt, Weste geschultert, alles festgezurrt, Brille auf den Kopf, Flossen an, Partnercheck und mein Nervenkostüm kam ins Wanken. Mit einem großen Schritt (keinen Sprung!), bei dem die rechte Hand Maske und Atemregler andrückt und die linke den Gewichtsgürtel festhält, platschten wir alle nacheinander ins Wasser und füllten sofort unsere Weste mit Luft. Wir tauschten den Atemregler gegen den Schnorchel um Sauerstoff zu sparen und schwammen Damian hinterher. Wir schwammen auf den traumhaften Strand zu, aber stoppten vorher. Das Wasser hatte hier eine Tiefe bis 6m. Die ersten Übungen waren okay, meine empfindlichen Öhrlis hielten dem Druck stand und es gelang mir mit meiner Gruppe auf Knien am Meeresgrund zu verweilen. Aber ich spürte auch, dass ich nervöser atmete als der Rest im Kreis. Wir übten den Atemregler zu verlieren und ihn wiederzuholen und das Wasser rauszulassen, den zweiten des Partners für Notfälle zu greifen und aufzusteigen. Die anderen absolvierten die Maskenübung: volllaufen lassen, Wasser rauspusten, Maske abnehmen, wieder aufsetzen. Schön weiter atmen. Man darf nämlich NIEMALS den Atem anhalten.

Damian gab mir Zeichen, ich gab ihm zu verstehen, dass ich noch nicht bereit war. Er antwortete: alles gut. Ich solle warten. Ich gab Eric heimlich ein Zeichen, dass ich nicht mehr konnte. Ich war so dermaßen erleichtert, als ich aufsteigen durfte bei der Übung und da sagte Damian ich müsse die Maskenübung heute schaffen. Tja. Ende aus Mickey Mouse. Mein Atem wurde schnell und flach, ich wurde panisch, schüttelte den Kopf, die Vorstellung gefiel mir gar nicht. Ich war längst nicht so weit. Von wegen wir bekamen genug Übungszeit. Es hatte ja schon nur schwer im Pool geklappt. Wie sollte es dann jetzt 6m tief auf dem Meeresgrund im Salzwasser klappen? Die anderen knieten derweil in aller Ruhe auf dem Meeresboden unter uns und blubberten aus ihren Atemreglern. Damian hielt mich von hinten und beruhigte mich. Ich gab auf und fragte ob ich aufs Boot darf. Ich brauchte eine Pause, war auch bereit aufzuhören. Wir warteten, dass ich ruhig wurde und keine Tränen das Meer zu überfluten drohten und dann durfte ich zu den Bojen und dem Seil dazwischen schwimmen. Ich hing da erleichtert im Wasser und beobachtete das Treiben um mich herum. Gefühlt war ich aus dem Schneider und planschte fröhlich auf und ab, beobachtete die schwarz weißen Fische um mich herum. Die anderen kamen in meine Nähe, ich gab immer wieder das Zeichen für okay und zwinkerte Eric zu. Es ging mir hier an der Boje wunderbar und die drei übten ihre Ausrüstung im Wasser an- und auszuziehen. Das hätte ich auch mitmachen können (von meiner Seite), aber ich war jetzt auf der Reservebank, da ich ja eine Pause/ einen Abbruch hatte haben wollen und auch müssen auf Grund meiner drohenden Panik. Als wir ans Boot schwammen und uns aus dem Wasser hievten, musste ich alles abbauen, denn ich durfte beim zweiten Tauchgang nicht mehr mit. Ich war untröstlich über mein eigenes Versagen und weinte leise vor mich hin, schluchzte in Erics Armen und es war mir mal völlig Wurst, ob das ganze Boot das mitbekam. Damian erklärte Eric ruhig (ich bekam es nur halb mit), dass ich morgen gern mitkommen dürfte, aber er könne mich heute nicht mit tiefer nehmen, wenn er sich nicht sicher sei, dass ich ruhig ohne Panik teilnehmen könne. Ich trollte mich, schluchzte in meine Taschentücher und wollte mit niemand reden. Lernte ich nun das Meer zu hassen? Wäre schade drum. Eric brachte mir Melone, aber ich sprach kein Wort - auch mal was. Ich drehte mich weg (ich kann schon sehr bockig sein) als alle zum zweiten Tauchgang aufbrachen, schoss aber von oben heimlich ein paar Fotos.

Ich beobachtete alles ganz genau und auch wenn ich traurig war, empfand ich Erleichterung hier in der Sonne zu sitzen, mit meiner Freundin zu chatten und witzige Sprachnachrichten mit meiner Familie auszutauschen. Eric genoss den Tauchgang, der jetzt auf 12m ging, sehr, musste aber auch ständig daran denken, dass ich oben auf dem Boot hockte.

Trotzdem erledigte er alle Übungen vorbildlich und dann fragten alle wie es mir geht. Das nervte. Man kann halt hier nie allein sein, weshalb ich gerade sehr mein Sofa und meine Kuschel(d)ecke vermisste. Ich war froh als das Boot gen Hafen steuerte und trabte allen voran. Wie es mir ging? Ich war enttäuscht von mir selbst! Wenn der eigene Körper der größte Feind ist, werde ich wohl keine Freudensprünge machen.


Im Hostel wurde ich ein kleiner Wut-Zwerg und haute mich nach der Dusche ins Bett. Eventuell boxte ich auch Kissen und kickte Schuhe weg, aber das bleibt mein Geheimnis :D

Rein aus Langweile hatte ich auf dem Boot die fehlenden Theoriethemen bearbeitet und klickte mich nun durch die Abschlussfragen und bestand unter Tränen den Online-Theorietest. Eric wich nicht von meiner bockigen Seite, auch wenn ich ihn vorerst ignorierte (einfach, weil er immer alles konnte und das empfand ich in dem Moment als sehr ungerecht) und ging die Themen weiter durch. Langsam entspannte ich mich wieder. Gott sei Dank hatten wir ein Notfalltoast im Kühlschrank, denn es gab einen Sandwich-Toaster. Ich ging nach oben, schnitt uns Mangostin, legte die Käse-Schinken-Sandwichs bereit und fuhr mit dem Moped (das erste Mal, dass ich hier fuhr und genoss es) zum Supermarkt für ein paar Chips und Espresso-Kakao. Wir aßen im Bett, Eric lernte, ich schmollte noch ein wenig und beendete meine Kreativ-Arbeit.

Der Tauchlehrer rief mich per WhatsApp an und meinte ich wäre morgen auf dem Boot willkommen, ich solle es mir überlegen, mein Equipment liege noch bereit, ich hätte es ja auch bezahlt und ich solle an mich selbst glauben, denn ich könne alles außer der einen Übung. Ich solle einfach früh entscheiden (Treff war 6:45 Uhr!) und entweder mitkommen oder ausschlafen. Eric gab sein Bestes mich zu motivieren, ich würde darüber nachdenken. Jetzt war es Zeit fürs Traumreich und ich beendete den Tag nur zu gern :)

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