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einjahrblau

Tag 26 - Ankunft am Amazonas

6:30 Uhr klingelte der Wecker; jaja man darf eine Reise nicht mit Urlaub verwechseln ;) Nach dem unterkühlten Flugzeug gestern hatte Eric Halsschmerzen und ich werde uns wohl ein Wellness-WE zur Erholung nach der Reise buchen müssen :D


Wir standen auf, packten zusammen und ihr merkt selbst. Unseren Vorsatz keine einzelnen Nächte zu buchen (wenn möglich) hatten wir schon längst gebrochen. Unsere klammen Sachen waren noch immer leicht klamm und kamen nun müffelnd in den Rucksack. Wir versuchten sie von den wenigen sauberen zu trennen. Ich ging bezahlen, immerhin die günstigste Unterkunft für 14€/ Nacht inkl.einfachem Frühstück, welches wir aber nicht bekamen, weil wir vor um 8 schon zum Flughafen fuhren. Aber ich ergatterte in der Lobby noch einen deutschsprachigen Roman. Der sah zwar zerfleddert aus, die Geschichte (in Paris und Lima) klang aber sehr interessant.


Wir riefen ein inDrive Taxi für nur 13.000COP und waren dann wieder im Flughafen. Zufällig genau da, wo es uns gestern zum Geld holen hingeführt hatte…ach wenn wir doch eine Glaskugel besitzen würden…wir checkten unser Gepäck selbst ein, wieder schön zusammen als eins im Packsack und liefen zum Gate. Für das Waffel-Bistro blieb keine Zeit, aber Eric bekam ein warmes gefülltes Pita-Brot, für mich gab es Obst, Joghurt und Granola und für beide einen frisch gepressten O-Saft. Lieben wir.


Im Endeffekt hatte der Flug leichte Verspätung und wir hätten doch Zeit gehabt. Ich sag ja. Glaskugel und so.

Eric hatte es geschafft neben mir einen Sitz zu buchen und tatsächlich saßen wir zweite Reihe. So weit vorn hatten wir noch nie gesessen. Brachte uns aber auch nicht viel, denn an der Gepäckausgabe in Letizia warteten wir trotzdem lange. Alle Gepäckstücke wurden einzeln vom Drogenspürhund beschnüffelt.

Und zu unserer Bestürzung und Überraschung war - natürlich - auch hier eine Art Touristensteuer fertig. Wieder ein ganz anderer Preis, hier ca. 11€/ Person. Wir werden gemolken, bald wird nix mehr kommen, dann ist das Konto leer :D


Aber hier waren wir nun. Im Amazonas. Ich konnte es selbst kaum glauben. Schaut man sich die Karte an, ist es einfach Wahnsinn, dass wir zwei Stunden über dichten Dschungel ins Dreiländereck zwischen Peru, Brasilien und Kolumbien geflogen sind.

Gegenüber, einfach auf der anderen Seite des Flusses, war einfach mal Peru. Der Fluss stellte die Grenze dar, so 10m breit.

Die Luft war angenehm war, (noch) nicht so drückend wie in der Karibik oder am Pazifik und wir wurden von einem jungen Mann mit seinen zwei kleinen Töchtern erwartet. Er sprach nur Spanisch und wir mussten die Worte erst auf uns wirken lassen, weil sie so bizarr waren. Wir liefen jetzt die Straße entlang, er würde im TukTuk nachkommen. Denn Polizisten kontrollieren an der Straße. Touristen durften nur in die eine Richtung von TukTuks gebracht werden. Für die andere waren Taxen vorgesehen, die wir jetzt aber nicht auch noch zahlen wollten. Also stapften wir los, er fuhr winkend vorbei und hinter der Polizei stiegen wir ein. Wie komisch. Dann fuhren wir in den Ortskern von Letizia, wo er uns zwei große Flaschen Wasser kaufte und weitere Einkäufe, wie ein fetter Batzen tiefgekühlten Fleisches in zig Plastiktüten verpacken ließ.

Überall waren Obststände, leider gab es keine Mangostan und ein absoluter Trubel. Wir wussten, dass Kolumbien am 20.7., am Tag unserer Amazonas-Abreise, Nationalfeiertag hatte. Und hier feierte man fünf Tage lang. Es würde laute Musik, Umzüge, Tänze und viele Stände geben. Aber das werden wir so nicht erleben (ist vielleicht auch besser so), da wir ja außerhalb wohnten.

Dann liefen wir zum Pier, dort versammelten sich nach und nach immer mehr (europäische) Touristen, die mit uns im Flieger gesessen hatten. Wir würden hier über anderthalb Stunden bis zum Boot 14 Uhr warten, denn das 12 Uhr hatten wir auf Grund des Fluges nicht mehr geschafft, könnten hier Mittag essen, sollen dann mit dem Boot anderthalb Stunden (53km) fahren und bitte die Proviantbeutel mitnehmen. Dann verabschiedete er sich. Er war wirklich nur gekommen um uns vom Flughafen zum Bootssteg zu bringen.


Wir hatten einfach mal „blind“ Monikas Empfehlung gefolgt und zum ersten Mal einen „vollen Plan“ im Natura Park Colombia gebucht. Das heißt vier Nächte Unterkunft, heute Abendessen, am Tag der Abreise Frühstück, die anderen drei Tage drei Mahlzeiten, Transport vom und zum Flughafen und ein Guide für alle möglichen Aktivitäten, die vorher festgelegt waren. Ohne mit anderen zu vergleichen. Monika hatte es gefallen und wir mal keine Lust wieder alles einzeln zu suchen.

Solche „Pläne“ gibt es auch für den Pazifik. Nur hatte da für unseren Zeitraum (und unser Budget) nicht so richtig was gepasst. Wir sind auf jeden Fall gespannt.


Mit Hilfe eines Kolumbianers und seiner Mutter, die auch hier in der kleinen Holzhütte Mittag gegessen hatten, bekamen auch wir das preiswerte Mittagessen für ~3€/ Person. Witzigerweise waren hier gleich alle drei Kohlenhydrate vertreten: Reis, Spaghetti und Kartoffeln, dazu ein wenig Salat und ein Stück Rind (?), sowie die obligatorische Banane. Dazu gab es einen kühlen Fruchtsaft, der nach Kokosnuss und Alkohol schmeckte. Irgendeine regionale Frucht. Während unserer englisch-spanischen Unterhaltung erfuhren wir, dass Leguane essen, wie wir es unbedarft auf Providencia getan hatten, eigentlich verboten sei. Die Mutter kannte es noch aus früheren Jahren, damals galten die Eier als Delikatesse, doch dann hatte man den Tierbestand begonnen zu schützen. Ohoh. Uns hatte man gesagt sie hätten zu viele auf der Insel - nun ist es zu spät und wir wieder klüger: folge niemals einem hungrigen Belgier.


Irgendwann kam das Boot und nacheinander wurden auf einer Liste die Namen und Zielorte genannt. Wir waren mit die letzten, vielleicht hieß das, wir konnten mit als erste aussteigen, weil wir vorn saßen. Denn komischerweise saßen alle zusammengepfercht auf einem Boot: die, die den Fluss südlich befuhren und die, wie wir, in den Norden reisten. Ein einziges, älteres deutsches Paar blieb unbeachtet um Pier. Das Boot war voll, die Liste abgehakt, ihr Namen ungenannt. Und wir sahen noch - verständlicherweise - wie sie wie wild auf ihr Handy guckten, scrollten, suchten. Dann waren wir bereits den Fluss runter. Wir hatten Gott sei Dank ein Dach, auf kleineren Booten, auch Nussschalen genannt, schützte man sich mit Sonnenschirmen. Wir wurden nach der Abholung auch gleich gefragt ob wir Anti-Insektenspray und Sonnencreme mit hätten, denn wir seien ja so weiß. Recht hat er, aber ihm war wohl nicht aufgefallen, dass ich zur Zeit endlich über eine gewisse Sommerbräune verfügte - hart erkämpft gegen die Elemente ;) Und Eric sah sowieso aus wie gebrutzelt.


Die Flussfahrt dauerte wirklich anderthalb Stunden. Für uns. Denn glücklicherweise sollten wir Recht behalten. Es ging erst Richtung unsere Unterkunft. Wie lange also die vielen anderen, darunter wieder zahlreiche Franzosen, brauchten ist uns unbekannt. Wahrscheinlich bis zu Dämmerung. Leider sahen wir gleich: der Wasserstand war sehr niedrig, die Regenzeit schon eine Weile her. Es sah also sehr schlecht aus, dass wir die rosafarbenen Amazonasdelfine zu Gesicht bekommen werden :(

Aber erstmal ankommen. Wir wurden am Steg empfangen, die Rucksäcke vom Bootsdach gereicht und dann folgten wir dem schweigsamen Mann einen längeren Holzweg bis in die Anlage des Natura Park hinein. Eine große Holzterrasse bildete den Gemeinschaftsbereich mit Hängematten, zu bezahlendem Wifi und Esstischen. Unsere kleine Hütte grenzte direkt daran an. Die teuren, etwas abgelegenen Luxus-Hütten mit eigenem Pool und Co. waren uns zu teuer gewesen, das Baumhaus an eine Familie vermietet.

Erstmal durften wir Cash bezahlen und den Reisepass zeigen (immer). Und dann richteten wir uns ein. Man sah schnell, wo man hier war. Es wimmelte von Ameisen, Käfern und Motten. Überall waren große Schlitze, nur vor einigen Fenstern Vorhänge. Alles war sehr einfach, wir hängten Wäsche auf, ich putzte den Spiegel und wir lauschten erstmal den Vögeln von unserer Terrasse. Hinterm Haus war ein Teich mit riesigen Seerosenblättern, Blüten gab es zur Zeit leider keine. Da Eric bissl angeschlagen war, wollten wir die Nachtwanderung morgen machen. Heute würden wir nur das "Schlammbad" nehmen.


Halb fünf sollten wir auf die Terrasse kommen, dann liefen wir einen Weg nach hinten und standen vor einem braunen Tümpel. Ähm. Wie bitte? Hier sollten wir rein? Ach du Heimatland. Solche Vokabeln hatten wir auch nicht drauf und wir warteten einfach ab. Er sprang hinein, blubberte mit einem Rohr herum, tauchte ab, tauchte auf und kam dann mit einer bläulich-gräulichen Lehmkugel zurück. Dieses reinigende Ritual komme ursprünglich aus Peru und hat dann in ganz Kolumbien Einzug gehalten. Wir standen also zweifelnd in der braunen Brühe und taten es ihm nach. Wir seiften uns quasi mit Lehm ein, der angenehm sanft und soft war. Komisch war nur, dass er eben daneben stand und sein Bäuchlein einrieb. Ab und an wies er auf Vögel hin. Der Lehm schimmerte blau - das musste mir also schon allein deshalb gefallen ;)

Dann standen wir einfach nur im Wasser. Und warteten. Der Lehm trocknete und irgendwann spülten wir alles ab, als ein belgisches Pärchen dazukam. Wir überließen gern den Tümpel, bedankten uns, gingen nochmal unterm Schlauch duschen, zogen uns an, sprayten uns ein und wurden trotzdem gestochen. Oh weh.

Wir schauten von den Hängematten der Sonne beim abendlichen Glühen zu. Eric wollte sein Handy holen, rief mir aber irgendwas zu. In unserem Zimmer hatte er in der Ecke eine fette, haarige Spinne gefunden, die nun heraus spazierte, als hätten wir sie vertrieben. Gott war das eklig! Wenigstens IM Zimmer hätten wir gern unsere Ruhe vor Krabbelviechern. Er fand dann noch einen Frosch im Zimmer. Ich war nicht dabei, aber Erics Schilderung war tatsächlich mal sehr ausdrucksreich :D Er wollte sie mit dem Basecap rausscheuchen, hatte sie dann im die Hand genommen, sie war in seinen Jacken- und dann Pulloverärmel gekrochen. Ich hätte ja längst geschrieen, er hatte nur in Ruhe alles ausgezogen und draußen ausgeschüttelt. Man, ich hoffe es kriecht nichts in den Rucksack rein.

Dann saßen wir auf der Terrasse, die sich mit anderen füllte, spielten Dobble, was im Regal gelegen hatte und 19:20 Uhr wurde ein kleines Abendessen serviert. Danach hieß es noch ein Weilchen sitzen und müde werden. Der Schlaf soll uns im wohl kleinsten Bett der Anlage übermannen. Das Licht ging nicht - mal wieder -da weiß man auch, dass lange keiner mehr da geschlafen hatte. Es wurde eine provisorische Lampe hineingehangen und wir warteten auf ein zweites Kopfkissen und Handtuch.

Das war echt ein Abenteuer.

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