Der letzte Tag stand uns bevor, das machte mich schon traurig. Um 14:50 Uhr würde die Fähre ablegen. Bis dahin wollten wir die Zeit genießen. Wir packten, Eric fuhr nochmal zur Obstfrau und nach dem Frühstück liehen wir ein zweites Mal Schnorchelzeug. Wir tankten eine kleine Notreserve und fuhren dann zum John-Suwan-Aussichtspunkt. Dort zahlte man p.P. 2.70€ Eintritt, hatte aber auch Strandzugang zum Freedom Beach und durfte die Sonnenliegen nutzen. Wir schwitzten uns quasi die Seele aus dem Leib (lecker, ich weiß) und kraxelten an den Seilen über die Steine nach oben. Doch der Ausblick lohnte sich, es sah total schön aus wie sich die Buchten links und rechts vor uns erstreckten und dahinter die saftig grüne Insel strahlte. Ein toller Abschlussausblick, auch wenn es so noch trauriger stimmte die Insel in wenigen Stunden verlassen zu müssen. Und es stimmte natürlich auch traurig, dass wieder überall wo der Mensch war auch Müll hinterlassen wurde.
Wir suchten uns zwei Liegen im Halbschatten, verbrachten aber die meiste Zeit mit Schnorcheln. Wir hatten gelernt, dass es hier Triggerfische gibt. Die bewachen alles über sich, aber nicht an den Seiten und beißen gern mal zu. Als Eric einen sah, schwammen wir sofort aus der Gefahrenzone und beobachteten lieber Nemos (Clownsfische) in der Anemone. Das letzte Foto in der Tanote Bay (gestriger Beitrag) zeigt einen solchen fiesen Fisch.
Leider rannte die Zeit - wie immer, wenns am schönsten ist und wir gingen langsam zu unserem Roller zurück, den wir drei Tage verlängert hatten. Auf dem Rückweg hatte endlich die „Sandwich Lady“ geöffnet. Sie hatte die günstigsten Preise und wirklich gute Bewertungen, aber bislang wohl Urlaub gehabt. Nun bestellten wir zwei Avocado-Chicken-Sandwichs zum Mitnehmen, gingen duschen. Ich schnitt die letzten Mangostin, bereitete unseren kleinen Mittagstisch vor, Eric fuhr seinen Rucksack und dann meinen schonmal nach unten zum Rollerverleih. Dann aßen wir und verabschiedeten uns bei allen - wir wollen definitiv in ein paar Jahren wiederkommen und sehen wie das Wonderland-Hostel so gedeiht :)
Wir fuhren nun gemeinsam mit unseren zwei kleinen Rucksäcken nach unten, bekamen meinen Reisepass wieder und trabten im Eilschritt zum Pier. Die Zeit war nun echt weit vorgerückt, aber reichte noch für einen letzten Smoothie und heimlich kaufte ich doch noch vier Mangostin. Wir stellten uns in die lange Reihe am Pier an (Gott sei Dank im Schatten) und waren uns sicher: die Fähre würde niemals pünktlich ablegen. Tat sie auch nicht. Obwohl wir quasi alle ein Onlineticket hatten, mussten alle nochmal zum Lomprayh-Schalter (quasi Einchecken bei der Firma) und bekam das Papierticket. Es war affenwarm, alle schwitzten im Gedränge und dann mussten wir noch das richtige Gate für die Fähre finden.
Rückzu waren wir schlauer und hatten gleich den gesamten Weg gebucht. Von hier bis nach Bangkok. Das war nämlich schneller, weniger anstrengend und kein Taxi-Fahrer und keine Hexe in Surat Thani konnten uns abzocken. Wir sind ja lernfähig :) Die Fähre war diesmal angenehm klimatisiert und fuhr bis nach Chumphon. Das war viel sinnvoller (schaut gern bei Google Maps). Jeder hatte einen runden Sticker mit seinem Zielort auf dem T-Shirt. Dann bekamen wir noch ein lilafarbenes Dreieck, damit wir immer den richtigen Bus fanden. Das nenn ich mal mitgedacht :)
Der Bus war leider weniger komfortabel als der private auf der Hinreise. Mein Sitz, also die Lehne ging gar nicht erst hinter und mein Vordermann versuchte permanent nach hinten zu klappen, aber da waren nun mal meine Knie. Irgendwann hielten wir wieder (wie auf der Hinfahrt) um zu essen. Diesmal war es aber nicht mit im Preis inbegriffen, aber wirklich ein fairer günstiger Preis und auch eine gescheite Zeit zum Abendessen. Danach stieg ich erstmal in den Bus mit dem blauen Dreieck ein - die Farbe zieht mich eben magisch an ;) Aber dank der Dreiecke erkannte ich schnell meinen Fehler und lief zum richtigen (die sahen nämlich alle gleich aus).
Zwischendurch stiegen ein paar in einem anderen Ort aus und der vor mir hatte endlich begriffen, dass meine Knie auch auf dieser Welt waren und hatte sich umgesetzt. Das war unsere Chance und wir zogen eine Reihe nach vorn, dort konnte man nämlich die lehnen weit nach hinten lehnen und wir waren echt müde. Wir verstauten unsere Rucksäcke unter den Sitzen, holten unsere Kuscheldecken raus (allzeit bereit) und ich hing meine Sonnenbrille, die auf dem Kopf beim Liegen störte, vorn in die Sitztasche. Mein Bauchgefühl hatte mich gleich gewarnt, dass dies eine blöde Idee war. Und ja…mitten im Schlaf krachte auf einmal der Sitz vor mir gegen meine Knie. Das Mädel hatte am Hebel rumgespielt und nicht nur, dass es weh tat und wir beide schreckhaftig wach wurden. Nein. Meinen Brillenbügel hatte es während des Manövers „Vordersitz knutscht meine Knie“ verbogen. Und es kam, wie es kommen musste: als wir ihn vorsichtig zurückbiegen wollten, brach er endgültig ab. Zugegeben hatte ich das Gestell bereits seit gut 11 Jahren und es war eh eine Frage der Zeit bis es zu spröde war, aber die Sonnenbrille war mit Stärke. Ich konnte mir also nicht einfach eine neue holen und morgen ging unser Flug nach Nepal…das durfte jetzt nicht wahr sein. Bei allem, was uns schon kaputt gegangen war auf Reisen…es nervte so dermaßen. Eine neue wartete schon in Deutschland auf mich (dazu ein andermal mehr), aber das war gerade in unerreichbarer Ferne.
An Schlaf war nicht mehr zu denken und meine Wut auf mich selbst half, angekommen in Bangkok, alle nervigen Taxi-Fahrer um 1 Uhr nachts abzuwimmeln. Es war nämlich so. Als wir diese Verbindung gebucht hatten, hatte ich Joel (unserem Couchsurfer in Bangkok) geschrieben, ob er uns noch eine Nacht hosten (aufnehmen) würde. Und er hatte begeistert geschrieben, sehr gern und wir wollten nochmal das Spiel spielen und zusammen thailändische Süßigkeiten essen, die uns eine seiner Freundin mitgegeben, aber die wir dann im Kühlschrank vergessen hatten. Und gestern, einen Tag (!) vor Anreise, hatte er geschrieben, dass er doch noch nicht weiß, ob wir bei ihm schlafen können, weil er ein Mädel abschleppen wollte. Im Ernst jetzt?! Wann wollte er uns denn sagen, ob er erfolgreich bei der Damenwelt war oder nicht? (Er war kein Adonis, ich verstand das gar nicht.) Wenn wir nachts vor der Tür standen? Also der hatte echt Probleme…ich sperrte seine Nummer und suchte uns ein Hostel raus. Ich hatte eins nur 2min vom Ankunftsort gesucht, damit wir nachts nicht mehr durch die Stadt huschen mussten und von dort aus gab es dann morgen gleich um die Ecke einen Bus zum Flughafen. Das war also in letzter Minute nochmal gut gegangen und da trabten wir jetzt hin. Es war so letztendlich von der Lage wesentlich besser! :)
Das Bed Station Hostel war modern, klimatisiert und wir hatten (das gibt es manchmal) ein Doppelbett im Doppelstockbett oben in einem Zimmer mit fünf Doppelstockbetten (es waren aber keine 20 Leute vor Ort). Alles war sauber und leise. Perfekt. Wir freuten uns, auch wenn ich total unruhig schlief, weil ich immer an die Sonnenbrille denken musste, die ich quasi täglich brauchte.
Früh entdeckten wir dann, dass mein Fligth-Cover verschwunden war. Das war die Hülle, die wir immer um die Rucksäcke machen. Na herzlichen…es wurde immer besser. Wir vermuten, dass es rausgerutscht ist, als die Herrschaften bei Ankunft in Ko Tao die Rucksäcke von der Fähre aufs Pier geschmissen hatten. Aber da ich die Hülle seitdem nicht gebraucht hatte, war es unbemerkt geblieben. Und ausgerechnet jetzt, wo wir nach Kathmandu flogen und meine Hülle als Aufbewahrung für nicht benötigte Sachen nutzen wollten, war sie weg. Ist ja auch schade ums Geld und ich sag’s euch wie es ist: ich hatte so dermaßen die Schnauze voll.
Wir checkten wirklich erst in letzter Minute 11:10 Uhr aus, kauften noch Wasser und trafen einen, der gerade aus dem Hostel in Kathmandu kam, in das wir als nächstes aufbrachen. Fliegender Wechsel sozusagen. Eric munterte mich mit einem warmen Schoki-Croissant auf. Wir wussten es ja beide: zu ändern war es jetzt eh nicht und es ging eben nicht alles glatt beim Reisen. Aber wenn alles auf einmal kam, reichte es auch mal, weil man sich dann schon fragte, wieso man eigentlich noch arbeiten geht (haha…tun wir grad gar nicht).
Der Bus A4 kam und brachte uns für tatsächlich nur ja 1.30€ direkt zum Terminal des Don Muang Flughafens (gelandet waren wir auf dem anderen); das ging genauso schnell wie ein Taxi und war klimatisiert. Chapeau! Z.B. in Australien hatten wir immer ein Vermögen für die Flughafen-Transporte bezahlt.
Wir mussten feststellen, dass meine vier Mangostin noch nicht reif waren, hatten aber noch schnell getrocknete Mango gekauft. Das war auch lecker. Der Check-In ging super schnell, der Security-Check auch und dann brachten wir unsere letzten thailändischen Baht unters Volk. Im Thai-Restaurant bestellten wir Spaghetti Bolognese & Carbonara :D Am kostenfreien Wasserspender füllten wir unsere Flasche auf und dann schafften wir es mit etwas Kalkulation alles bis auf den letzten Baht auszugeben für Kaugummis & Vitamin C-Bonbons. Check!
Wir boardeten pünktlich und das Flugzeug von Bangkok nach Kathmandu war echt leer, sodass wir eine Reihe für uns hatten :) Wir verabschiedeten uns von der Mega-Stadt Bangkok (echt nicht unser Favorit) und flogen 3,5h. Währenddessen schrieb ich quasi ununterbrochen den Blog und Eric schaute die Serie, für die ich zu sensibel war. Ich würde sagen, dass dies der unangenehmste Flug unseres Lebens war: am Boden vor Abflug viel zu stickig, in der Luft heftige Turbulenzen (und erst danach blinkten die Anschnallzeichen) und eine ruckartige, harte Landung. Immerhin sind wir mit einer thailändischen Airline geflogen, denn die nepalesischen haben keinen guten Ruf - z.T. ist ihnen der Eintritt in den europäischen Luftraum sogar untersagt, weil sie erhebliche Sicherheitsmängel aufweisen! Erst vor kurzem ist wieder eine Maschine abgestürzt, die Airline hat nun komplettes Flugverbot, deshalb werden wir innerhalb Nepals keine Flüge sondern nur den Landweg nutzen.
Bei der Ankunft blickten wir auf die erste Gebirgskette, aber auch auf das Häuser-Chaos Kathmandus. Unglaublich…Wir bekamen ein Visa on arrival, d.h. per Ankunft. Die Computer funktionierten nur schleppend. Dann musste man mit der Nr. an den Schalter. Dort erfuhr man dann, dass man die $50 Dollar Visa-Gebühr p.P. nur bar zahlen konnte, wir stellten also nochmal am Automaten und dann nochmal neu an. Dann zeigten wir dem Grenzbeamten alle Dokumente, der sich gern über Fußball unterhalten wollte, bekamen statt Stempel einen Sticker in den Pass und durften nun 30 Tage bleiben. Puuh. Das war nun geschafft und wir hatten wieder einen kleinen Zeitsprung um 1h15 in eure Richtung gemacht. Andere Länder...
Ich hole mal (wieder) ein wenig aus. Ein neues Gesetz, welches vor kurzem am 1.April in Kraft getreten ist, besagt, dass man nur noch mit Guide trekken darf. D.h., Eric und ich konnten nicht einfach allein losziehen. Dies dient zum Einen der eigenen Sicherheit, zum Anderen beschafft es den Nepalesen (v.a. nach der Pandemie, deren Auswirkungen wir weltweit spüren) Arbeitsplätze. Und das war nur fair. In Neuseeland, Nähe Wanaka, hatten wir auf einer Wanderung Veronica aus Tschechien kennengelernt. Sie hatte selbst drei Monate in Nepal gelebt, Touren als Guide begleitet und uns ihren eigenen Guide Urken empfohlen. Diesen hatten wir angeschrieben, den Preis ausgehandelt und ihn engagiert bzw. hatte er unsere Anfrage akzeptiert und eine andere Tour abgesagt. Und von unserem Sherpa Urken (dies gehörte zum Service bei Buchung) wurden wir am Flughafen abgeholt und das erste Mal in unserem Leben wurden wir mit einem Namensschild am Ausgang des Flughafens abgeholt :) Ein tolles Gefühl und so konnten wir noch leichter die allgegenwärtigen Taxi-Fahrer abwimmeln. Alle waren ganz aufgeregt und wir fühlten uns unwohl als wir nicht mal die Autotür selbst öffnen oder unser Gepäck tragen durften. Wir bekamen sogar eine Blumenkette umgehängt - so süß! Die Kette der Tagetes, die Unheil & Böses von uns abwenden soll. Oh ja, bitte. Keine kaputten oder verlorenen Reiseuntensilien oder Erkältungen mehr :)
Der eine Gepäckträger, der unseren Rucksack schätzungsweise zwei Meter getragen hatte, bat um Trinkgeld, worüber Urken nicht erfreut war, aber wir gaben nach Rückversicherung einen kleinen Schein und dann fuhren wir zu viert (da Urken nicht der Fahrer war) durch das Gewühl Kathmandus. Wahnsinn. Schon während dieser ersten Fahrt strömten so viele neue Eindrücke auf uns ein! Da wir abends ankamen, war der Temperaturunterschied zu Thailand gleich mal die Hälfte! Neues Land, neues Abenteuer sag ich euch…Ich war selten bei einer Weiterreise so nervös gewesen und hatte meine Lippe bissl zerbissen. Ohoh…Eric bemerkte auch wie nervös ich war (auch in den kommenden Tagen), aber ich bin wie ich bin. Ich konnte es nicht abstellen und auch nicht verstecken - vor Eric schon gar nicht.
Im Flock Hostel angekommen, checkten wir ein und Urken hätte uns am liebsten alles nach oben getragen, aber das schafften wir schon. Wir hatten uns für zwei Nächte den seltenen Luxus eines Privatzimmers gegönnt und es war wirklich richtig gemütlich. Wir stellten alles ab, staunten über das moderne, coole Hostel und trafen Urken auf einen Tee unten für erste Routenbesprechungen. Ich hielt mich weitgehend raus und war mal der schweigsame Part :D Es geschehen noch Zeichen und Wunder, aber ich schaltete ein wenig ab und überließ den Männern die Besprechung. Wir bekamen die Routenplanung, eine Karte und Hinweise, was wir lieber noch besorgen sollten, damit wir weder krank werden noch erfroren. Oh je oh je…ich wollte Abenteuer? Hier war es! Ein sehr großes! Und das direkt nach dem Tauchabenteuer. Was die Liebe nicht so alles mit uns anstellt. Denn ja…ich war zwar auch neugierig darauf und irgendwo unter der Nervosität steckte auch aufgeregte Vorfreude. Aber das hier war eindeutig Erics großer Traum und ich hatte mich mitreißen lassen, so wie er mit nach Australien gekommen war :)
Wir reizten es nicht ewig aus, da wir Urken morgen schon wiedersahen, duschten, aßen einen Wrap im hosteleigenen Restaurant und genossen den 360 Grad Ausblick auf das abendlich beleuchtete Kathmandu.
Im Hintergrund ragten Berge auf, in einiger Entfernung leuchtete ein Tempel. Hier waren wir also. Im Bett schlief ich wie ein Stein ein. Ich war richtig müde. Kein Netflix, kein Geplauder, kein Kuscheln. Ich fiel einfach in tiefen, komatösen Schlaf und Eric folgte mir bald. Das Bett war auch herrlich weich und wir haben zwar viel Energie, mussten diese aber auch ab und an aufladen.
Wie sagte schon der weise Goethe (in etwa) im Faust „Man denkt an das, was man verließ, was man gewohnt war, bleibt ein Paradies“. Behaltet den traumhaften Ort auf der Insel in guter Erinnerung. Alles Gute für euch auf euren Trip durch Nepal. Bleibt guter Dinge und vor allem gesund. Ein Knutsch von der Mu. 😘
Ich bin mindestens genauso nervös ! Mit der Brille ist natürlich richtig doof 🥺 was ist eigentlich aus euren zum zweiten Mal genähten Rucksäcken geworden oder hab ich was überlesen 🤔