„What you have to do? - Kathmandu!“
So sagte uns grinsend ein Verkäufer und ja, wir legten heute auch so richtig los mit Power-Shopping. Der Aufschub gab uns Zeit alles und mehr in Ruhe zu besorgen. Ich wollte weder Erfrieren noch etwas anderes wichtiges vergessen. Wir hatten schon Tabletten gegen Übelkeit, Durchfall, Kopfschmerzen und Höhenkrankheit besorgt, Erkältungsmittel und etwas gegen Fieber sowie Wasseraufbereitungstabletten. Wir holten auch noch Halsbonbons; besser man hat als man hätte. Die Apotheken hier sind nicht nur witzige kleine Buden sondern auch im Vergleich zu Deutschland spottbillig. Allerdings wissen wir auch nicht wie alt das alles ist...
Dann holten wir meine gefälschte Rey Ban :D Sonnenbrille. Das war das Gestell, was am besten zu den Gläsern passte und ich war erleichtert, dass alles geklappt hatte.
Aber erstmal hatten wir unser hyggeliges Doppelzimmer räumen müssen und waren ins 12er Zimmer umgezogen. Dann bestellten wir uns ein amerikanisches Frühstück und frisch gestärkt mit Eiern, Speck und Pancakes im Bauch wagten wir uns erneut ins Gassengewirr Kathmandus. Ich kann die ganzen Shops gar nicht zählen, aber man konnte nicht einfach in einen rein, alles kaufen und zufrieden die gefüllten Tüten zurück ins Hostel bringen. Nein. Man musste zig mal das quasi gleiche Sortiment besuchen, denn die reihten sich hier aneinander wie Sand am Meer und nach den Preisen fragen. Und immer wieder handeln. Zwischendurch galt es aufdringliche Händler und Taxi- sowie Rikschafahrer abzuwimmeln. Ich nehme mal vorweg, dass wir beinah 8h (!) hier hin- und her rannten. So ein Powershopping kostete Zeit, Kraft & Nerven.
Wir brauchten noch dickere Jacken; Urken hatte uns vor kalten Temperaturen ab 3.000m und vor allem in den Abendstunden gewarnt. Die fanden wir nach einigem Gewühle und Probieren für je nur fast 17€ in dem Ramsch-Laden von gestern. Beste Qualität wurde uns versprochen, jaja. Der weiß sicher auch, dass mein Papa der Osterhase ist. Wir passten auf, dass die Preise die waren bzw. wurden, die gestern unserem Guide genannt worden sind.
Außerdem hatte Urken mir noch wärmere und stabilere Wanderschuhe zu leihen geraten (das wäre aber teurer als kaufen). Schuhe zu finden gestaltete sich hier am schwierigsten. Wir brauchten bei allem ungefähr eine Nr. größer als in Europa und für das selbe Paar no name Schuhe schwankten die Preise pro Geschäft zwischen 6.000 - 10.500 nepalesische Rupien. Wie nervig war das bitte? Wir kauften natürlich beim günstigsten, dessen Laden wir dreimal aufsuchten. Leider gabs nur kotzfarben in der Größe, aber das spielte nun eigentlich auch keine Rolle mehr. Mittendrin gingen Erics Reef Flip Flops kaputt (in Australien hatte er keine neuen gewollt), also galt es zwischendurch noch neue Flip Flops zu finden und natürlich zu handeln. Gott sei Dank gabs an einem Stand für jeden eine Banane :)
Am Anfang freute man sich ja über Erfolge, aber irgendwann nervte es nur noch. Sollen sie doch gleich den Preis nennen. Manche hatten richtig Spaß dabei, andere winkten ab, sie würden sonst nichts verdienen und genauso hin- und hergerissen waren wir. Zum Einen ist das für uns als Europäer ja alles günstig, auch wenns natürlich keine Originalqualitäten sind, zum Anderen ist es auch ein dämliches Gefühl ständig abgezockt zu werden und auch Kleinbeträge läppern sich hier schnell über den Tag.
Außerdem brauchten wir warme, lange Schichten zum drunter ziehen (fanden wir als erstes, war auch das teuerste), Merino-Wolle-Socken (Erics bestes Paar fehlte, wir vermuten seit wir in Chile die Wäsche mal abgegeben hatten…); da zahlten wir 400 pro Paar (2.70€), ein anderer Laden wollte 1.000 - also die Unterschiede können enorm sein. Außerdem noch einen Regenschutz für Erics Rucksack (900 statt woanders 2.000). Wir gönnten uns einen kleinen wasserfesten Rucksack und mega kuschelige Hausschuhe für mich (immer einen Hunderter runtergehandelt), denn das waren hier einmalige Angebote. Aber wie wir das alles wegkriegen sollen, war uns ein Rätsel.
Wir gingen in eine kleine Galerie und schauten uns die vielen Mandala-Malereien an; natürlich verliebten wir uns in das qualitativ hochwertigste eines Meisters, was zu teuer war, um es mal ebenso mitzunehmen, zumal immer die Gefahr bestand, dass es nicht heil ankam. Man konnte hier nirgendwo einfach mal in Ruhe schauen, ständig wurde man zugetextet, das war wirklich unangenehm. Wir kamen kaum wieder aus dem Geschäft heraus. Ein Typ an der Straße griff auch an meinen Beutel und wollte mich zu irgendeinem Geschäft ziehen und ich blaffte ihn an, er solle seine Hände wegnehmen und auch Eric rief ihm zu, er solle mich nicht anfassen. So kenne ich ihn gar nicht ;) Aber von allen Seiten Angebote zugerufen zu bekommen ist das eine, angefasst zu werden das andere. Da hört es dann doch auf. Damit ich noch durchhielt, schlug Eric ein spätes Mittagessen vor und leider hieß bei ihnen „überhaupt nicht scharf“ wohl pfeffrig bis ich Feuer spuckte. Das hob die Laune also auch nicht wirklich an :D
Zwischendurch gabs Zahnpasta & Souvenirs, da handelten wir fast um die Hälfte, weil ich mittlerweile so genervt war, dass ich einfach aus dem Laden gegangen bin, bis er den „letzten Preis“ hinterher rief. Als wir bunte Wollsocken wollten und der eine 1.200 statt nebenan (wo sie keine blauen hatten) 700 wollte, ging ich ebenfalls. Dann sagte er, okay okay, 700 und da rief ich, dass es nun zu spät sei. Das verschoben wir auf morgen. Meine Geduld war überstrapaziert und es machte keinen Spaß mehr. Wir holten auf dem Rückweg noch das vierte Paar Socken ab, was der Meister zu Beginn versprochen hatte inkl. Schnürsenkel zu besorgen, da Erics zu reißen drohten. Und weil der Mann, der Erics Schuhe am Boden reparierte, am ehrlichsten und talentiertesten war, war er auch der einzige der statt weniger sogar noch Trinkgeld bekam. Ich sag’s euch…
Im Hostel chillten wir dann so weit weg von allen menschlichen Wesen wie möglich auf dem oberen Netz vor dem nächtlichen Kathmandu, sahen die Sonne untergehen, ich schrieb die Eindrücke des Tages nieder und dann bestellten wir uns erschöpft eine leider viel zu scharfe Dumpling-Suppe. Doch der leckere hauseigene Cocktail spülte es hinunter und wir ließen den Abend in den bequemen Sesseln der Rooftop-Bar ausklingen. Ich war nun endgültig bereit für die Abgeschiedenheit und Ruhe der Berge. Eric würde mich daran erinnern…
Die Nacht war nicht so gemütlich und erholsam gewesen, wie im Einzelzimmer und Urken wollte schon 7:30 Uhr ins Hostel kommen. Warum wussten wir nicht so Recht. Am Ende, damit hatten wir schon gerechnet, kam er kurz vor 9 Uhr und erzählte, dass das Büro aber erst 10:30 Uhr aufmache und wir ruhig noch in Ruhe frühstücken sollte. Das war ja seltsam. Weil langsam gingen uns die Themen für den Smalltalk aus :D Um zu kompensieren, was wir hier so geshoppt hatten, tranken wir nur noch eigenen Tee und Wasser, was man hier kostenlos auffüllen durfte. Dann gab er Zeichen zum Aufbruch und wir liefen nochmal ins 14summits-Büro. Unsere Reisepässe wurden noch gebraucht, aber wir bekamen nochmal die finale Rechnung und zahlten 25.000 an. Mehr war hier nicht zu tun. Wir holten noch Kuschelsocken in bunt geringelt für mich und schwarz, weiß, grau für uns - der Händler war mal wirklich nett. Dann fühlten wir lauter Kaschmirschals für gerade mal 200 (keine 2€) das Stück! Aber was soll ich sagen?! Weder brauchten wir einen, noch hatten wir Platz. Eigentlich eine Schande...Aber wir waren zufrieden und kauften noch Kekse, dann ging es zurück. Wir wollten kein Taxi zu irgendeinem Tempel nehmen, wir wollten in Ruhe packen, den Blog schreiben, unsere Finanzen mal wieder sortieren und meinen Trinkblasen-Schlauch reinigen. Da bekam Eric vom Restaurantchef im Hostel höchstpersönlich Unterstützung in Form von Reinigungspulver und gekochtem Wasser. Und tata...wie neu :) Wir luden alles auf (Powerbanks, GoPro, Kopfhörer...) und überlegten nun fieberhaft, wie es nach Nepal weitergehen sollte. Ein nicht zu verachtender Gedanke, weil wir möglicherweise unterwegs keinen Empfang haben würden zum Flüge buchen o.ä.
Auf dem Landweg nach Nordindien einreisen durfte man nicht (nur per Flugzeug) und dort herrschten gerade locker 42 Grad Celsius. Das Taj Mahal würden wir also nicht besuchen. Nord-Thailand war ebenfalls zu heiss und wir drehten und wendeten den Globus auf Google Maps.
Unsere zweite Wäsche (alles neu Gekaufte von gestern) wurde leider viel später fertig als erwartet und wir packten nach 21 Uhr zu Ende. Vorher aßen wir Abendbrot und die Angestellten, v.a. der Chef sind hier alle etwas übereifrig, tlw. sogar übergriffig. Noch während wir in der Karte blätterten, kam er und nahm sie uns weg, zeigte auf lauter Gerichte und stellte uns quasi unser Essen zusammen. Wir fragten, ob etwas (pfeffrig) scharf sei - nein nein. Haha von wegen. Als wir dann sagten es sei scharf, meinte er, das sei nur Pfeffer und der sei gesund. Außerdem kam er mehrmals mitten beim Essen, noch während wir kauten an und fragte, ob alles okay sei. Er redete übrigens jetzt nur noch mit Eric und ich werde ihm bald ins Gesicht springen. Hab ich mir so überlegt. Mit Butter Chicken und Naan Brot im Bauch. Da klatscht es besser ;)
Alles andere (wie Sachen sortieren, rauslegen und aus zwei eine Waschtasche packen) war erledigt. Danach duschten wir und mussten die beiden überflüssigen Gepäckstücke an der Rezeption abgeben und einschließen lassen. Das würde uns gesamt ca. 9€ für die ganze Zeit kosten. Umso entspannter wurde es morgen früh, da wir gegen 6:30 Uhr starten würden.
Der Flug war noch immer nicht gebucht...Nochmal danke an alle, die den kleinen Umfrage-Spaß Ostafrika oder Indonesien per WhatsApp mitgemacht hatten. Wir müssen natürlich letztendlich Preise, Visa, Klima und (Umwelt-) Katastrophen sowie die politische Lage checken, aber war trotzdem schön mal mit der Schwarmintelligenz zu brainstormen :)
Wir rannten hier noch völlig kopflos hin und her, v.a. ich und irgendwann kam es wie immer: es wurde dann auch egal, wir entwickelten Mut zur Lücke. Blieb uns auch nichts anderes übrig.
Und ha! So schnell hatte ich wohl noch nie einen Beitrag hochgeladen, aber ab jetzt wird's erstmal ruhig um uns werden. Bis bald meine Lieben! Hals & Beinbruch!
Dann wünsche ich euch mal gutes Gelingen für euren Trip. Klingt spannen und kommt gut zurück