von Samdo (3.875m) nach Larke Pedi (4.460m)
ca. 6km Wegstrecke
ca. 800 Höhenmeter aufgestiegen
ca. 215m Höhenmeter abgestiegen
Zeit: ~4h (inkl.Pausen & Fotos machen)
Ich konnte es kaum glauben, aber Eric hatte sich die Nacht gar nicht bewegt und war früh wieder hergestellt. Kaum glauben konnte ich auch, dass unser Urken 6:23 Uhr in unser Zimmer geschneit kam, weil der Riegel nicht richtig zuging und uns damit aus dem Schlaf riss. Wir stellten uns jeden Morgen auf 6:30/ 6:45 Uhr einen Wecker und wussten nicht, was er von uns wollte. Dann kam er sogar nochmal mit heißem Wasser und stand wieder in unserem Zimmer. Er sagte aber sogleich wir sollen uns Zeit nehmen und das Frühstück könne warten. Oh man :D Jetzt waren wir eh munter und verwirrt, da konnten wir auch 7:30 Uhr ein tibetisches Brot mit Honig essen - Eric aß endlich wieder :)
Dafür hatte ich jetzt ein Piksen im Magen und trank erstmal einen Tee. Woher das kam, wussten wir auch nicht. Vielleicht vom Käse, den mir Bill zum Probieren gegeben hatte. Wieder mussten wir nur Essen & Getränke, aber nicht die zwei Nächte Unterkunft zahlen.
Urken machte wie immer keine klare Ansage, wann es losginge. Wenn er wirklich eine eigene Agentur eröffnen wollte, musste er dringend an seiner Kommunikation arbeiten. Mal hieß es wir warten das Mittagessen ab und schauen wie es Eric geht, dann hieß es wir schauen mal gegen zehn und am Ende drängelte er gefühlt schon nach dem Frühstück.
Warum? Weil die anderen auch aufbrachen und das schien ihn immer anzustacheln. Es wurde auch nochmal richtig wirr. Er hatte uns früh erzählt, dass Konni & Jonas heute noch nicht aufbrechen würden, was Mist war, weil wir uns den Träger teilen wollten. Aber Urken beruhigte uns er würde Erics Rucksack tragen. Wir fragten ob das wirklich okay sei und er winkte ab, na klar. Dann erfuhren wir aber, dass die zwei doch aufbrachen und sagten Urken, dass wir uns dann doch den Träger teilen könnten. Wieder winkte er ab, ach wir sollen uns das Geld sparen, er mache das. Okay. Dann nahm er aber nicht den ganzen Rucksack, sondern nur schwere Dinge heraus und guckte dabei ganz unglücklich - wir nennen es das urkensche Knautschgesicht und wir wurden aus ihm nicht schlau, da wir diesen Vorschlag selbst nie unterbreitet hätten.
Wir stiefelten schlussendlich kurz nach 9 Uhr los und als ich den Gürtel unseres verfluchten Rucksacks schloss (wirklich der größte Fehlkauf unseres Lebens), tat das Bäuchlein um die Magen-Gegend noch mehr weh. Ich schleppte mich so dahin und als es bergauf ging, fiel mir hier auf das 4.000 das Atmen richtig schwer und ich starrte Eric panisch an. Ich hechelte immer mehr. Das ist schlecht. Urken nahm mir dann meinen Rucksack ab, damit ich mich ohne Bauchschmerzen und mit tieferen Atemzügen den Berg noch oben winden konnte und ich war ihm zutiefst dankbar. Es war auch ohne Gewicht schwer und mehrmals hielten wir an, weil ich das Gefühl hatte mich übergeben zu müssen, aber es wollte nicht klappen. Ich hing jedes Mal wie ausgespuckt über den Felsen oder über einem Erdloch und wäre am liebsten wieder umgedreht. Eric schlug das auch mehrmals vor, aber jetzt waren wir so nah dran und auch Urken meinte, die andere Richtung mache jetzt nicht mehr viel Sinn. Es war doch zum verrückt werden, jetzt ging es Eric gut, dafür machte ich schlapp.
Die Wanderung zog sich in die Länge, ich musste mich noch öfter erschöpft auf einem Stein oder auf dem Gras ausruhen, als ohnehin und leider windete es sehr, sodass wir aufpassen mussten, dass es nicht zu kalt wurde. Ab und an erfreuten wir uns an herumtollenden Murmeltieren.
Ich konnte es daher kaum glauben als wir endlich am Nachtlager in Larke Phedi ankamen und ignorierte einen Mann, der mir zurief: „Smile!“ (Lächle!) Ich war fix und fertig und musste in eine bequemere Hose rein. Hier oben gab es kleine Schlafsäle und hier mussten wir auch zum ersten Mal heißes Wasser bezahlen, was wir gar nicht bestellt hatten, sondern Urken uns einfach brachte. Wir bekamen ein Viererbett mit Konni & Jonas, das war okay, wir kannten uns ja nun ein bisschen. Die beiden hatten für die eine Decke zahlen müssen, wir bekamen mit unseren dünnen Schlafsäcken zwei gratis. Die beiden lasen, Eric schaute Serie und ich wärmte mein Bäuchlein und schlief an Eric gekuschelt ein. Hier war es so kalt, dass unsere Guides meinten wir sollten im Häuschen bleiben und wir trugen alle Mützen und hatten unsere fetten Daunenjacken an. Wir durften sogar im Bett essen und ich aß ganz vorsichtig etwas Reis. Wir quatschten ein wenig und spielten ein Wissensquiz auf dem Handy, denn als wir „Blood Diamond“ weiterschauen wollten, mussten wir feststellen, dass der Download abgelaufen war und hier gab es natürlich kein Internet. Zur Toilette musste man ein Stück über Stock und Stein nach unten laufen und da drin konnte man nicht mal stehen; es war auch eiskalt. Abends hatte sich alles zugezogen und wir waren in Nebel gehüllt.
Als ein Einheimischer (wie konnte man hier leben?!) mit einer Kiste rumkam und Kekse sowie Nüsse verkaufte, kauften wir Cashews und Kokoscracker, denn er tat uns Leid und machte sich die Mühe durchs ganze Camp zu laufen. Wie aufrichtig und rührend er sich bedankte, werde ich nie vergessen! Ich schämte mich für die ganze Menschheit und hätte ihm am liebsten alles abgekauft, hätte es nicht zusätzliches Gewicht bedeutet und hätten wir nicht so sehr auf unser Bargeld achten müssen. Ich hoffe, dass noch andere von ihm Snacks abgekauft haben :)
Natürlich mussten wir morgen schon 3:30 Uhr frühstücken, die anderen beiden erst 4:00 Uhr. Deshalb packten wir alle schon unsere Rucksäcke so weit es ging, schliefen in den morgigen Sachen, legten Handschuhe, Wollsocken & Co. in eine Ecke und noch vor acht knipsten wir die Stirnlampen aus (Licht gabs hier im Zimmer keins). Vorher beglichen wir noch unsere Rechnung, damit dafür morgen früh keine Zeit verloren ging. Wir kuschelten uns jeweils nah aneinander und versuchten so viel Schlaf wie möglich zu bekommen. Da Jonas auf Grund seiner Erkältung etwas schnarchte, holten wir die Oropax raus. Man lag hier ja ungewöhnlich dicht beieinander ;)
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