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einjahrblau

Tag 28+29: Glacier Lake + Lagerfeuer

Hui, der erste Monat ist rum! Das ging fix, aber hielt ja auch echt viele unvergessliche tolle Momente bereit. Und was macht das Wetter? Applaudiert uns mit morgendlichen Regen.

Und was machen wir zur Feier des Tages? Richtig. Wandern.


Aber beginnen wir beim Tagesstart. Ich hätte ja mal nie gedacht (und viele meiner engsten Vertrauten wohl auch nicht), dass ich mich mal so auf ein Plumpsklo freuen würde! Ich habe nur einen Ernst zu nehmenden Tipp: schaut niemals rein, unter keinen Umständen! Am besten ist es abends im Dunkeln zu gehen und oben in den kühlen Bergen und so zu tun, als sei alles normal ;)

Tja aber an diesem Morgen, wo meine Blase zu platzen drohte, kamen zwei gelbe Trucks und die Toiletten wurden in aller Ruhe, und damit meine ich wirklich als geb’s kein Morgen, gereinigt. Ich habe mich wirklich in Geduld geübt. Aber irgendwann bleibt dann nur der Wald :D Umso mehr freut man sich dann mal in einem Visitor Centre richtige Toiletten inkl. Waschbecken anzutreffen…aber vorerst genug davon. Toilettengänge sind auf Reisen leider ein Dauerthema, gilt es doch welche zu finden und sich an die Begebenheiten zu gewöhnen.


Für ein Lagerfeuer wurden u.a.auf diesem einfachen Platz rund 10CD Extragebühr berechnet, als wir aber nach der Holzlieferung sahen, wie großzügig alle ihre direkt davor geparkten Autos mit Holzscheiten beluden, kamen wir uns auch nicht komisch vor einige wenige kleine (wir hatten ja nicht alle anderen eine Axt dabei) einzustecken.

Und so fuhren wir weiter zum Saskatchewan River Crossing, kauften für meinen Opi die zweite Postkarte und hielten am Howse Pass Aussichtspunkt.

Da wir die Sonne hinter den Bergen sahen, fuhren wir ein winziges Stück zurück und machten uns bereit für den Glacier Lake Trail. Da es schon halb zwei war und wir 4-6h vor uns hatten, liefen wir motiviert in raschen Schritten los. Aber boah. Selbst Eric gab zu: 9km in der immer gleichen Landschaft können verdammt lang sein, vor allem wenn man weiß, dass man genau diesen Pfad wieder zurückstapfen wird. Aber nun ja, einmal angefangen…wir liefen also zwei Stunden ohne Pause durch den Wald und warum auch immer führte der Weg einen Hügel hinauf und wieder hinab (um dann rückzu nochmal hinauf und wieder hinab zu führen) statt einfach drum herum. Vielleicht erkennt man es auf den Fotos.



Und dann kommt man völlig erschöpft an dem wirklich malerischen Gletschersee an und hat nur 30min Zeit, denn richtig: wir wollten ja noch im Hellen zurück. Wir saßen da am See auf einem Baumstamm, genossen unseren späten Lunch und sahen in einiger Entfernung den Gletscher. Um da näher ranzukommen, hätten wir wie einige wenige andere dort Campen müssen. Aber da wir für ein Jahr je einen Rucksack gepackt hatten, musste das Zelt nach einigem Hin und Her für diese wenigen Gelegenheiten zu Hause bleiben. Zumindest schien die Sonne genau in dieser Zeit der Ruhepause. Und dann ging es schon wieder 2,5h zurück. Na das ist doch was. Versteht mich nicht falsch, die frische klare Luft hier ist der Wahnsinn und jeder Meter Bewegung tut dem Körper gut, wir wissen uns auch sehr (!) glücklich zu schätzen hier zu sein, aber jeder Meter durch den Wald sah genau so aus wie der Meter davor und der danach :D


Eric füllte unsere Trinkblasen unterwegs noch mit frischem Quellwasser auf, denn das mit Chlor versetzte Trinkwasser aus den Hähnen ist einfach ekelhaft. Und dann sahen wir sie endlich: Kanadas rote Stühle, von denen zwei auf dem Plateau thronten und auf unsere müden Hintern in sichtbarer Ferne warteten - mit herrlichem Ausblick. Da nehme ich auch die rote Farbe in Kauf, die sonst für mich im wahrsten Sinne des Wortes ein rotes Tuch ist ;) Denn die sind echt bequem. Tja und dann hatten wir es am Ende des Tages nicht ganz auf 20km geschafft.

Wir fuhren nochmal zum Aussichtspunkt zurück, weil wir da im Hellen an Picknicktischen das Abendessen kochen konnten und wagten dann mal, weil’s gleich um die Ecke war, den 5min Fahrtweg aus dem Nationalpark heraus und folgten I Overlander eine mega huckelige Piste bis an den North Saskatchewan River. Mit 3-4 km/h kamen wir am bisher malerischsten und offiziell kostenlos gekennzeichneten Platz für die Nacht an. Bis zu 14 Tage darf man bleiben. (Wer auch immer das nun wieder kontrollieren mag…)



Der Vorteil der Straße: nur wenige können hier lang und um den Mietwagen mit der sündhaft teuren Versicherung war es uns absolut egal. Ein Paar aus Washington stand schon da, ein zweites folgte in der Nacht. So ist es nicht ganz so gruslig ;) Mir war echt kalt und ich ließ Eric allein herumstreifen und beobachtete aus dem Auto heraus den pink leuchtenden Sonnenuntergang, der sich im Wasser spiegelte. Wie auch die anderen beiden Paare sammelten wir herumliegenden Müll in unsere Tüte. Es ist so abartig und macht mich dermaßen wütend wie sich viel zu viele durch die Welt bewegen. Wir geben so einen Dank an die Natur und diesen fantastischen Stellplatz zurück indem wir ihn sauberer hinterlassen als wir ihn vorgefunden haben.

Ich muss ja sagen, dass wir manchmal bis zu 12h im Autobett schlummern, aber hier ist es gerade früh in den Bergen noch ungemütlich kalt, abends gibt‘s nicht viel zu tun und der Ausblick aus dem Kofferraum = Fußende des Bettes auf die Landschaft kann man ewig genießen :)

Wir sind ja auch quasi non stop an der frischen Luft unterwegs. Das macht müde. Wir durften dann in herrlicher Umgebung im wärmenden Sonnenlicht unsere Haferflocken genießen -zuvor haben wir noch einen Baumstamm herangerollt- und während Eric unser Wasser auffüllte, machte ich die Feuerstelle noch schöner und alles abfahrbereit. Die eine Wolke sieht aus wie eine fröhlich fliegende Schildkröte.



Langsam nährt sich das Eichhörnchen und so langsam rollten wir auch wieder raus aus unserer Blase. Wir fuhren in den Nationalpark ein, entschieden aber doch nochmal rauszufahren. Alle kleinen Einkaufsmärkte hier sind so unverschämt teuer, dass es sich zu lohnen schien die fast 2h und 175km nach Rocky Mountain House zu fahren. Verrückt, ich weiß. Unterwegs konnten wir sogar Handyempfang genießen; ihr erinnert euch? Für den wir so viel bezahlt hatten? Und sahen und hielten an herrlich türkisfarbenen Seen. Zuerst hielten wir in Nordegg, wo es wirklich nach Eiern riecht und staunten über den billigen Sprit. Wir kauften Saft und Schoki, denn mir war etwas schwindlig. Dann bestaunten wir noch eine neu renovierte Scheune, in der lauter kleine Künstler ihre Werke anboten und kauften eine herrliche, top zutreffende Karte. In Rocky Mountain House begann dann die Suche nach passenden Propangas-Behältern für unseren 3€-Aufsatz. Canadian Tire siegte mal wieder ;) Außerdem füllten wir all unsere Vorräte im großen Supermarkt auf - für die Preise hatte es sich gelohnt und so billig wie hier, hatten wir in Kanada noch nie Sprit gesehen! Umgerechnet 1,01€! Na, neidisch? Wir brauchen bei den Strecken aber auch viel…meist zahlen wir 1,40€. Auch noch weniger als derzeit in Deutschland, aber die regionalen Unterschiede hier sind schon mächtig gewaltig.



Wir fuhren zufrieden zurück und da der Tag eh bald rum war, steuerten wir nochmal unseren idyllischen Platz an. Unterwegs hielten wir an und liefen zumindest über die Hängebrücke aus Metall, da wir aber Hummeln im Hintern hatten, bleibt es bei einer Empfehlung an zukünftige Kanadareisende sich die Felsreliefs von Nahem anzusehen. Den Namen haben wir leider nicht rausgefunden. Wir hatten es am Abend leider nicht mehr geschafft und können nur aus der Ferne beurteilen, dass es recht interessant aussah. Aber so ein Tag muss auch mal sein, denn dann haben wir morgen wieder Energie zum Wandern.


Und wer jetzt denkt, da war ja mal gar nix los, der irrt! Denn heute hielt der Abend das Beste bereit. Eric war schon den ganzen Tag ganz aufgeregt. Unser Platz war leer, wir haben dem Anblick echt entgegengefiebert, ich rollte mit Erics finaler Hilfe noch einen zweiten Baumstamm an und nachdem ich kleines Holz gesammelt und das Gemüse geschnippelt hatte, kochte Eric im Lagerfeuer. Großartig! Wir brutzelten auf flachen Steinen Würstchen, schmorten das gesalzene Gemüse in Öl in unseren Töpfen in der Glut und ließen das Knoblauch-Naan-Brot knusprig werden. Nach all den Haferflocken, Reis oder Nudeln mit Soße endlich mal was richtig zu beißen. Und da Eric im „normalen“ Alltag beinah täglich mit neuen Gerichten die Küche in Beschlag nimmt, war er mega happy. Und ich natürlich auch. Mit Geduld sammelt und baut man sich alles zusammen (die Grundsteine der Feuerstelle findet man hier immer), wartet bis das Feuer eine Glut freilegt und wartet dann nochmal bis alles durch ist und während die Sonne untergegangen ist und wir unter einem Sternenhimmel saßen, konnten wir das leckere Abendessen genießen. Wahnsinn! In diesem Sinne: der Tag hat sich gelohnt und Geduld zahlt sich aus :)




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