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einjahrblau

Tag 30 - vom südlichen Amazonas in die nördliche Karibik

Aktualisiert: 25. Juli

Warum auch immer war die letzte die stickigste Nacht gewesen, es hatte kein Lüftchen geweht. Wir waren schon wach, warteten aber, bis der Wecker 6:20 Uhr klingelte und dann nochmal weitere 5min. Wir packten unsere letzten Sachen, nahmen die tägliche Dosis Tabletten, putzten die Beißerchen und zogen uns an. Meine Sachen waren natürlich nicht getrocknet und statt Sonnenschein wartete leichter Regen auf uns. Also musste ich sie feucht und eklig in den Stoffbeutel stopfen. Hach, dumm gelaufen. Wir wollten frühstücken, die Portion war eh ein Witz, dann zog er auf Nachfrage lieblos mein „Tattoo“ nach - es sah nun noch schrecklicher aus als vorher. Eric war so schlau und lehnte sofort ab.


Wir fragten nochmal nach, was nun mit dem Geld sei, da meinte er wieder er könne das nicht entscheiden, aber wir können jetzt noch den letzten Punkt abhaken und einen Baum pflanzen. Das war doch ein Witz, wieder nur 5min und fertig? Wieder direkt hier, damit wir ja kein Boot nehmen mussten und mal was anderes sehen? Woher kamen nur die sehr guten Bewertungen dieser Unterkunft? Wir wurden beide laut und ungehalten und sagten ihre Yucca-Pflanze können sie allein pflanzen. Wir schnappten uns grußlos unsere Rucksäcke, schleuderten ihnen nochmal entgegen, dass es hier einfach furchtbar war und liefen allein den langen Steg vor. Wir konnten es einfach nicht fassen, wie schrecklich die letzten vier Tage gewesen waren und welchen Preis wir bezahlt hatten. Nicht mal eine Entschuldigung oder ein Bier aufs Haus. Nichts.

Wir fieberten dem Boot entgegen, die Französinnen hatten ihres gestern verpasst, weil es einfach nicht gehalten hatte. Als wir es hörten, winkten wir, aber es näherte sich eh schon unserem Steg. Außer in Johannesburg nach unserem dortigen Flug-Desaster war ich noch nie so froh gewesen einen Ort zu verlassen. Ich versprach Eric nochmal ein Wellness-Wochenende mit Sauna, Schlaf und Massagen. Er grinste nur und winkte ab, jetzt galt es erstmal die letzten Tage zu überstehen - Recht hatte er :D

Im Boot zog es übel, die Fahrt dauerte wieder anderthalb Stunden - ich schrieb Blog, Eric eine üble zweite Bewertung für den Natura Park.


Angekommen in Letizia schauten wir uns suchend um. Erst als ich meine Brille aufsetzte, erkannten wir den jungen Mann, der uns schon am Flughafen abgeholt hatte. Wieder war er mit seinem TukTuk da. Ich fragte ihn ob wir zum Dreiländer-Eck, also an die drei Grenzen fahren konnten. Er schlug vor mit uns nach Brasilien zu fahren - zu einem Aussichtspunkt. Das sollten wir aber extra zahlen. Ich konnte es nicht fassen. Wir erzählten von unseren Erfahrungen, er hakte beim Chef nach, nein das sei nicht inklusive (natürlich nicht) und ich erklärte ihm, dass wir keinen einzigen Pesos mehr hier ausgeben würden. Ich hatte mich abends sogar ins Büro geschlichen um nachzusehen ob da der Geldbeutel liege - so schlau waren sie allerdings, ihn gut zu hüten. Er erklärte uns, dass er nur die Transporte für den Natura Park durchführe und sonst nicht da arbeite. Okay. Dann ist es so. Also fuhr er uns bedauernd an die Grenze und das Erinnerungsfoto an dem bekannten Schild, mit Blick nach Brasilien, reichte uns.

Heute, am 20. Juli war kolumbianischer Nationalfeiertag. Wir sahen nicht nur viel Militär aller drei Länder sondern auch Paraden und viele, viele Menschen. Wir ließen uns zum Flughafen fahren und konnten gar nicht schnell genug unser Gepäck aufgeben. Meine feuchten Sachen breitete ich unter einem Lüfter aus. Zig Mal wurden die Reisepässe kontrolliert. Hier am Dreiländereck war scheinbar mehr Vorsicht geboten. Wir hatten noch Zeit, tranken einen Saft. Schüttelten fassungslos unsere Köpfe. Dann hob der Flieger endlich ab und brachte uns hier weg. In Bogotá atmeten wir auf, trauerten aber auch dem verpassten Reiseglück hinterher. Wir hatten wirklich einfach Pech gehabt. Wann ist man schon mal im Amazonasgebiet?


Auf jeden Fall hatten wir noch Zeit bis zum nächsten Flug - ja ein Nachtbus hatte zeitlich nicht funktioniert und wir gingen zu einem Crêpes und Waffel Café. Zu unserer Überraschung (und auch Erleichterung) waren die Preise sehr human, v.a. für einen internationalen Flughafen und wir hatten nun so Hunger, dass wir uns ein einfaches Curry in einem großen Brot teilten und danach eine Schoko-Bananen-Waffel als auch einen Limonen-Crêpe. Mega! Einfach lecker und wir waren pappsatt. Sie fragten (wie fast immer) gar nicht nach sondern setzten das Trinkgeld (propina) einfach auf die Rechnung.


Danach kullerten wir zum Check-In, mal eine andere Airline. Und dort erfuhren wir, dass wir 30min zu spät für den online Selbst-Check-in kämen und nun 11.50€ drauf zahlen müssten. Stehe in den AGB. Im Ernst. Die gehen mir langsam alle gehörig auf den Keks, aber danke für die ekligen Kaffeebonbons.


Bevor wir - nun wieder resigniert und genervt - zum Gate schlenderten, bummelte ich noch herum und probierte ein paar Sommerhosen. Nach Schoko-Waffeln keine gute Idee. Diesmal nahmen wir die Rucksäcke als Handgepäck mit, Spray, Flüssigkeiten...alles kein Problem. Nur bei der Schere im 1.Hilfe Set schauten sie mal nach - aber auch das war dann kein Problem. Am Gate schlugen wir uns die Zeit tot und mitten im Sonnenuntergang boardeten wir.

Neben uns saß eine junge Frau mit einem Hündchen auf dem Arm. Ja, Hunde dürfen hier einfach mit in die Kabine. Und die Hündin trug nicht nur Schleife sondern auch einen Strasssticker auf der Stirn - und die Hunde im Amazonas leiden. Es war doch nicht zum aushalten.


Uns gingen die letzen Tage verschiedene Ideen durch den Kopf, aber Lust hatten wir auf nichts mehr so richtig. Wir hatten uns die Zeit eigentlich genau richtig aufgespart für eine 4-tägige Crossmotorrad-Tour in die Wüste der Sierra Nevada. Aber da hätten 4 Tage 1.100€ gekostet! Ohne zu wissen wo man schläft, könnten auch Hängematten sein, in der ärmlichen nördlichen Region mit indigenen Völkern. Und zugegeben wollten wir nicht nochmal so einen Reinfall erleben und waren auch nicht (mehr) willens so viel Geld zu verballern. Die östlich von Bogotá gelegene Kolonialstadt Villa de Leyva erschien uns zum Wandern nicht reizvoll genug für vier Tage und das Fun-Paradies in San Gil mit Paragliding überm Canyon war schwer zu erreichen. Also hatten wir doch einen Flug nach Santa Marta gebucht und vom Flughafen aus mit einer deutschen Tauchschule geschrieben - geführt von einem vor 30 Jahren ausgewanderten Bayern. Er hatte einen Taxi-Fahrer empfohlen und ich uns dann zwei Nächte in der Nachbarbucht, in Taganga gebucht (2min von der Tauchschule entfernt).


Der Flug hatte auf Grund eines Defekts - wie beruhigend - 50min Verzögerung, holte aber unterwegs nochmal 20min rein. Unser Fahrer wartete, die Fahrt durch die schwüle karibische Luft war auch nicht sehr günstig und hinterher fragten wir uns warum uns niemand den Bus empfohlen hatte. Können wir eigentlich keinem erzählen, dass wir wirklich quer über Kolumbien geflogen sind. Aber am Anfang unserer Reise war hier Hurrikan und Regen, also mussten wir das aufschieben...Wir kamen total müde (aber noch immer satt) im Casa Tanga an. Es hatte erst zwei (sehr gute) Bewertungen, aber ich war einfach mal mutig den bunten Fotos gefolgt und wir wurden nicht enttäuscht. Zwei französische Brüder hatten hier vor vier Monaten begonnen das B&B aufzuhübschen und die Atmosphäre war Balsam für die Seele. Wir ließen noch ein wenig die Beine im Pool baumeln und "kamen an und fuhren runter" bevor wir ins einfache, aber klimatisierte Zimmer für ein Schönheitsschläfchen gingen.


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