Ein kleiner nächtlicher Regen löschte unsere letzte Glut und legte gleichzeitig wieder viel Müll frei. Ihr könnt euch ja gar nicht vorstellen wie viele Kronkorken und Flaschendeckel ich allein auf diesem kleinen Platz in unsere Mülltüte gesammelt habe. Dazu noch zwei Heringe von ehemaligen Zelten und anderen Kram. Traurig. Irgendein Vollidiot hatte sich sogar die Mühe gemacht unter einem Baum einen großen, schwarzen, prall gefüllten Müllsack zu verstecken. Warum? An jeder (!) Parklücke gibt es riesige Müllbehälter. Was machten also wir? Wir zogen ihn hervor, stopften ihn in den Fußraum und entsorgten ihn auf dem nicht mal 10min entfernten Parkplatz im Mülleimer. Traurig…
Aber nun ja…ich kam früh ewig nicht aus meinem raupenähnlichen, blauen Schlafsack und Eric war so gütig das heutige mit Schokidrops und Banane versehene Haferflocken-Frühstück in den Kofferraum zu bringen :) Danach wurde langsam alles hergerichtet, Avocado-Schinken-Schnitten geschmiert, Wasser aufgefüllt und ab ging die Partie zurück über die Abenteuer-Piste, zurück in den Banff-Nationalpark.
Dort fuhren wir zuerst zum Mistaya Canyon. Aber nach allem, was wir hier schon sehen durften, haute uns der jetzt nicht so vom Hocker. Die auf unserer Karte eingezeichneten Wege gab es auch nicht (mehr) alle. Aber da es nur ein kurzer Fußweg ist, kann sich jeder leicht selbst ein Bild machen. Wir wiederum machten noch Stopp am Saphir Lake und bestaunten das leuchtend türkisfarbene Wasser.
Wir fuhren weiter zum Peyto Lake. Man muss direkt rechts auf den unteren Parkplatz, der obere ist nur für Busse und mit Behindertausweis nutzbar. Vom Parkplatz schlängelt sich ein asphaltierter, rollstuhlgerechter Weg zu einer völlig überlaufenen Aussichtsplattform. Also was man hier für akrobatische Verrenkungen in kurzer Kleidung geboten kriegt, lässt jedes Instagram-Profil alt aussehen…mein lieber Scholli. Und ich möchte erwähnen, dass wir unseren Badespass bei 30Grad hinter uns gelassen haben und nun in herbstlichen 7Grad in den hohen Bergen unterwegs sind! Was trägt man da einen Minirock?!
Wir ließen diesen Zirkus schnell hinter uns, denn die meisten drehen ab hier sowieso postwendend wieder um. Wir aber gingen, wie andere schlaue Wanderer auch, noch weiter den Bow Summit Pass hoch. Die kleinen Tannen waren leicht mit Schnee bedeckt und auf dem 2,9km langen Pfad hat man tolle Aussichten. Man geht zwar die selben 2,9km wieder zurück, aber dann genießt man die Aussichten in die andere Richtung und es bleibt abwechslungsreich. Wirklich toll! Wir sahen auch ein neues Tierchen, das hier lebende super niedliche Pika. Die Öhrchen! Die schwarzen Kulleraugen! Sooo niedlich. Ich will es haben :D Aber flink sind die…Wir genossen dann eine herrliche Aussicht auf den Bow See und als Eric noch für 20min verschwand (immer in Sichtweite!) um weiter seinen Bergziegen-Neigungen nachzugeben, blieb ich auf meinem Stein in der Sonne sitzen und genoss das Vergnügen ein Baby-Chipmunk, gefolgt von einem Eichhörnchen kennenzulernen. Man hört sie zuerst fiepen und als ich bisschen mit der Zunge schnalzte, kamen sie nacheinander langsam näher um dann super flink am Rucksack zu meinen Füßen rumzuwuseln. Ich gebe zu, es ist schon verführerisch mit Kekskrümeln zu locken, aber ich respektiere und verstehe absolut die strenge Regel, die hier auch unter hohen Geldstrafen steht, dass man Wildtiere NIE füttern darf. Gewöhnen sie sich dran, bedeutet das ihr sicherer Tod. Außerdem habe ich auch so meine süßen Schnappschüsse. Hier die Eichhörnchen-
Chipmunk-Galerie.
Wir trafen dann noch Steph/fan (bitte klär uns auf), der z.Z. in der Schweiz lebt und gingen mit ihm den Weg wieder runter. Ich unterhalte mich ja gern, vor allem auch mit Leuten, die was zu erzählen haben und da Eric und ich viel zu zweit sind, freuen wir uns immer über neue Bekanntschaften. Von daher nochmal: Danke. Wir waren auch beide bereit Eric auf der Suche nach dem ultimativen Gletscherblick durch die Pfadlabyrinthe zu folgen und waren dann über den dargebotenen Ausblick sehr happy. Da wurden selbst wir mal richtig Foto-freudig. Dass aber Damen mit Ball-/Brautkleidern inkl.Lichttechnik anrückten, amüsierte uns dann doch sehr. Ganz so weit sind wir noch nicht. Zugegebenermaßen bietet aber auch unser 65l Rucksack keine derartige Garderobe. Was nicht ist, kann ja noch werden. Weniger schön ist dann allerdings, dass wir mitten in den Bergen einen damenlosen Kleiderbügel aufsammelten…
Zurück am Parkplatz quatschten wir noch und Eric und ich hielten dann nur für einen ersten Blick unten am Bow Lake, auf den wir soeben noch drauf geschaut hatten. Die Wanderung hier hatten wir auf Grund des nun schon späten Nachmittag auf morgen verschoben. Wir besuchten noch eine kleine Galerie, die u.a. mit zwei wunderschönen blauen Bildern aufwarten konnte, hinterließen den Künstlern Komplimente und fuhren am Mosquito Campground vorbei. Weitere 10km später hatten wir die Entscheidung getroffen, doch wieder zurückzufahren. Ein großer Fehler!
Ihr denkt jetzt sicher, dass man das bei dem Namen sicher hätte wissen müssen, aber nein. Das gefährlichste, hinterlistigste Tier von allem sorgte für Unmut: der gemeine Mensch. Wir fuhren herum auf der Suche nach einem freien Campingplatz. Ich hatte ja schonmal von den Umschlägen zur Selbstregistrierung berichtet. Dort ist immer ein abtrennbarer Zettel dran, auf dem man Check-in und Check-out Datum einträgt und ihn dann vorn an der Säule des Platzes in die dafür vorgesehene Klammer einhängt. Also gilt es auf Zetteln zu schauen, ob das Check-out Datum schon vorüber war oder ob gar nicht erst ein Zettel dranhängt. Auf vielen waren hier erstaunlicherweise auch Campingstühle in der Einfahrt platziert. Jetzt denken mal alle an die Handtuch-Werfer an den Pool-Liegen (eine kuriose Spezies dieses Planeten) und stelle sich unser Erstaunen vor, als zwei rote Campingstühle auf dem Platz standen (ACHTUNG: hier wird nun die Farbe rot doch die Symbolik des „roten Tuchs“ tragen), aber kein Registrierungszettel angebracht war. Vorsichtig fragten wir umliegende Camper und die meinten: Zettel gehe vor, seit sie Nachmittag da stehen, war da auch keiner. Ich parkte also vorsichtig ein, logierte das Auto in die richtige Position und zack.
Keine 10min später kam ein Riesengefährt, hielt vor der kleinen Einfahrt und fuchtelte wild im Auto herum. Eric, wer ihn kennt, weiß, er ist die Ruhe selbst (so viel Ruhe schafft mein Körper nicht mal im Schlaf), ging hin und wurde SOFORT von der Beifahrerin angemotzt. Aber volle Kanne. Also die muss ja einen schlimmen Tag gehabt haben! Eric erklärte ruhig, dass kein Zettel dran war und wir deshalb auf dem Platz stehen…und auf den Zetteln selbst stehe ja schließlich, dass man sie kenntlich befestigt. Diese PERSON schrie ihn weiter an und gestikulierte wild und meckerte, dass doch da Stühle stehen. Ähm. Ja. Das ist richtig. Blind sind wir nicht. Aber so funktioniert das eben nicht. Ich bot an vorzuschlagen den Platz zu teilen & wir fuhren so, dass sie reinkamen, aber wir fühlten uns richtig unwohl dabei. Die schlossen sich dann in ihrem Monstergefährt ein und wir überlegten was wir tun. Ich war kurz vorm Platzen, der Puls beschleunigte sich. Kein gutes Zeichen. Wir haben schon öfter Suchenden angeboten einfach mit auf unseren Platz zu kommen und die schrie da grundlos wie eine Bitch (Entschuldigt bitte…) herum. Eric kringelte nochmal den Hinweis ein, wie man sich registriert und legte es auf den Campingplatz. Aber da wusste ich schon, mit denen wollte ich hier keine Nacht stehen.
Der Mann kam dann, war erleichtert, dass ich französisch spreche, denn sie kamen aus Quebec! Aus Kanada! Und wollte uns allen Ernstes weismachen, das sei das erste Mal, dass sie diese Art des Campingplatzes nutzen. Na klar. Auf jedem, an dem wir geschlafen oder gehalten hatten, war das genauso. Und entschuldigt, wir Deutschen sind hier gerade mal vier Wochen…ich erklärte ihm, dass das eigentliche Problem die grundlose, wütende Unhöflichkeit seiner Frau ab der ersten Minute war und sie doch bitte Lesen lernen sollten. Das ist nie verkehrt, oder? Außerdem rief ich ihm ins Gewissen, dass sie unsere allererste negative Erfahrung bzw.Bekanntschaft in Kanada seien und beglückwünschte sie zu diesem Titel. Er wand sich, es war ihm zu meinem Vergnügen sichtbar unangenehm, er wollte ernsthaft netten Smalltalk machen, ob wir echt aus Deutschland hergekommen seien (die leben scheinbar in vielen Dingen hinterm Mond…es gibt Flugzeuge) und warum ich so gut französisch spreche und dass sie ja 5Uhr losmüssen und wir uns ja weiter hinter stellen könnten. Also mir blieb bei seinem Geschwafel und seinen Ausflüchten (die bitchige Frau war immer noch verschanzt) echt die Spucke weg. Ich erklärte ihm nochmal, dass ich derartigen Umgang unter Erwachsenen weder kenne noch dulde und wir den Platz verlassen. Oh, dass wir jetzt noch ein Nachtlager suchen müssen, das wollte er nun nicht. Uns egal. Wir fühlten uns so was von unwohl, wir boten Kino für alle umliegenden Plätze und hatten gestrichen die Nase voll. Der klügere gibt nach und ich wünsche ihnen hiermit ganz offiziell die Pest an den Hals. So. Und dann trafen wir einen Ranger, petzten und fuhren mit der Versicherung er würde nochmal mit Platz 18 sprechen und es täte ihm Leid brausend über den Schotter davon.
Leider hatten wir auch kurz vorher feststellen müssen, dass unser innig geliebter Dino verschwunden ist. Wir fuhren ewige Kilometer zurück, Eric verschwand für eine Stunde auf unserem Wanderpfad und wurde von vier Kanadiern bei der Suche unterstützt, da sie es so niedlich fanden. Am See hielten wir auch nochmal, aber zwei Stunden später leider immer noch keine Spur und es war eiskalt. Wir hoffen so sehr, dass er beim Ausräumen des Autos auftaucht, denn wir haben ihn sehr ins Herz geschlossen. Und der Künstler Georg weiß schon von unserem Fauxpas-Pas :( Ich bin echt untröstlich.
Und dazu noch die unangenehme Begegnung…So was erschüttert das kleine Loui-Herz. Man trifft sich immer zweimal im Leben und sollten sie es sein, die auf einem Trail vor Bären gerettet werden wollen, nun, dann werfe ich wohl ein rotes Handtuch dazwischen und drehe mich um^^
Aber jeder Tag ging zu Ende und unser kulinarischer Schlemmtag bot ja noch die zweite Hälfte von gestern: im Lagerfeuer gegrilltes Gemüse & Roster mit Knoblauchbrot.
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