Vorab gibt es erstmal ein bisschen musikalisches Inselfeeling, wobei ihr den ersten Song sicher kennt :) Diese Lieder habe ich auf Ko Tao hoch und runter gehört und sie passen auch gut zu den indonesischen Inseln.
Wir schliefen lange und es kam uns sehr gelegen, dass Nyoman es bevorzugte zwischen 9-11 Uhr Frühstück zu servieren. Wir gingen dafür nur eine Etage höher und nahmen mit Blick auf Palmen und Häuserdächer im Grünen auf einer langen Holzbank Platz. Während unser Gastgeber das Frühstück (heute Obst mit French Toast) zubereitete, konnten wir Kaffee oder Tee genießen. Wir wunderten uns über lauter Flecken am Himmel, denn für Vögel waren sie zu lange an einer Stelle. Er erzählte uns, dass es sich dabei um Wind-Drachen handelte und ähnlich wie bei uns im Herbst hier ein Anzeichen für die Sommerferien sei, denn die Kinder spielten dann mit den Drachen. Und kurz darauf sahen wir sie überall am Himmel. Alsbald wurden wir wieder darauf hingewiesen welche Touren wir alle buchen könnten und kauften zwei Tickets zum Originalpreis (100.000 indonesische Rupien) für einen balinesischen Tanz heute Abend - davon hatte Eric schon zuvor gelesen - sowie ganz spontan für eine Sonnenaufgangs-Trekkingtour auf den Mount Batur. Er war zufrieden und wies uns noch darauf hin, dass wir noch dies und jenes hinzubuchen könnten. Na erstmal langsam. Wir eisten uns los und trödelten wieder mal herum. Dann liefen wir einfach mal drauf los.
Hatte ich in meiner Vorstellung noch gedacht ich würde mir hier vielleicht ein schönes Kleid etc. kaufen, brachte mich die Realität schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Es drängte sich hier Boutique an Boutique, Laden an Laden, Shop an Shop. Das Auge war reizüberflutet und nichts entsprach meinem Stil geschweige denn meiner Statur. Yoga-Hippster und Work-Life-Balancer-Instagramer hingen in den teuren Cafés an viel zu vollen, lauten Straßen in weiten, bunten Flatterhosen herum und nachdem wir uns den Palast angeschaut hatten, flohen wir.
Warum ich als erstes Ziel ausgerechnet Ubud gewählt habe? Ich weiß es selbst nicht. Es ist mir ein Rätsel! Vielleicht, weil hier meine letzte Indonesienreise abrupt geendet hatte? Und ich hier quasi wieder (unterbewusst) anschließen konnte? Ich hatte mir vor fast sechs Jahren einen Virus eingefangen, der mir nicht nur richtig üblen Durchfall, sondern auch Dauerschwindel und roten Ausschlag verpasst hatte. Das war mehr als nur der berühmt-berüchtigte Bali-Belly gewesen. Ich dachte auch Eric sollte diesen Ort, der unweigerlich mit Bali in einem Atemzug genannt wird, mal mit eigenen Augen sehen. Wie ich auf diese Idee gekommen bin, ist mir ebenfalls schleierhaft. Wir mögen so was beide nicht, Eric aber noch weniger als ich. Er wähnte mich hier im Shoppingparadies, aber das wir mir alles nichts.
Vielleicht aber auch, weil ich anhand der hohen Dichte an Homestays schnell eine große Anzahl preisgünstiger Unterkünfte fand - die es aber überall auf der Insel gab. Ich weiß es einfach nicht, aber nun waren wir hier. Die Zeit war auch begrenzt. Andere verbrachten allein auf Bali so viel Zeit wir wir gesamt.
Ich habe auch hier mal Fotos von vor sechs Jahren im Vergleich zu heute. Der Verfall ist deutlich sichtbar - auch bei dem blauen Monster :D
Der Ort ist bekannt als spirituelles und handwerkliches Zentrum und man kann hier viele Ausflüge und Kurse buchen. Aber als ich mir die Bilder eines Silberschmuck-Workshops genauer besah, musste ich ehrlich zugaben, dass das gar nicht meinem Stil entsprach. Und der Batik-Workshop ähnelt der Seidenmalerei, der ich gern mal fröne und bereits "beherrsche". Von daher…Kochkurs überlegen wir noch; Eric bringt sich so was prinzipiell gern selbst bei und man weiß hier leider vorher nie ob es vier oder über 20 Teilnehmer sind…
Jedenfalls konzentrierten wir uns auf die vielen buddhistischen/ hinduistischen Details und ich fotografierte wild drauf los. Wir entdeckten zu unserer größten Freude einen Obststand mit Mangostins! Wir hatten sie also noch nicht in Thailand verabschieden müssen. Die Dame konnte nicht wechseln und gab uns ungefragt einfach noch mehr in unseren Rucksack statt Wechselgeld. Aber ganz ehrlich? Sie sah hier mit ihren Kolleginnen jeden Tag erholte, tlw. protzige Urlauber. Da fange ich nicht an zu diskutieren wenn sie sich über diesen kleinen Mehrgewinn freute. Wir sind grad sowieso des Handelns müde. Das war in Kathmandu so anstrengend gewesen und die Menschen hier können es eben auch einfach gebrauchen. Wir mögen es nicht, aber können verstehen, dass sie hier und da einfach höhere Preise (versuchen zu) nennen.
Dann liefen wir zum Campuhan Ridge Walk und befanden uns plötzlich im Grünen, außerhalb des Trubels in aller Ruhe. Herrlich. Auf dem Weg sahen & hörten wir gegenüber Bauarbeiter, die eine der neu gebauten Riesenschaukeln ausprobierten. Einer nach dem anderen wurde zur Sicherheit angebunden und kreischte wild los. Diese Schaukeln gibt es mittlerweile (laut Google Maps) auf ganz Bali verteilt und gegen einen Eintritt kann man sich dann schaukelnd vorm Dschungel fotografieren; gibt ja genug Insta-Opfer. Einige bieten sogar speziell lange Kleider dazu an. Richtig entsetzt waren wir auch, dass auf Websites bekannter Tourenanbieter sogar Instagram-Touren angeboten werden. Das sagt eigentlich schon sehr viel über diese tropische Insel aus…Traurige Welt. Aber ich weiche ab.
Wir liefen da also entlang, gewöhnten uns an unsere neue Destination und aßen in einem hübschen Lokal preiswert und entspannt Mittagessen. Kurz darauf fanden wir überraschend eine Dame, die Touren zum Mount Bromo in Kombination mit dem Ijen Krater anbot. Das hatte ich uns im Internet rausgesucht, dort war es aber zu teuer und in Ubud hatte man uns gesagt, dass von hier aus keiner die Tour anbietet. Ha, von wegen. Zack, gebucht und angezahlt. Mein Zeitplan für die nächsten Tage ging auf.
Der Weg zog sich noch eine Weile, zwischendurch wurden natürlich wieder Hunde geknuddelt und wir beobachteten mit leichtem Abscheu den Bau einer riesigen Resort-Anlage. Genau solche Klotze sind der Grund warum immer mehr Grünfläche auf Bali verschwindet und die Bewohner der Insel mit gemischten Gefühlen den vielen Touristen gegenüberstehen.
Weniger touristisch ging es in den Straßen vorm Zentrum zu und wir weckten einen jungen Friseur. Er schlummerte auf seinem Stuhl vor sich hin und war peinlich gerührt als wir gegen die Scheibe klopften - er fiel fast vom Stuhl. Akkurat und voller Leidenschaft verpasste er Eric seinen 3mm Haarschnitt (ich hatte euch einen Friseurbesuch auf Ko Tao vor Nepal unterschlagen). Er ließ sich Zeit, brachte uns bei auf indonesisch Danke zu sagen und freute sich über das (umgerechnet kleine) Trinkgeld. Vorm Laden hielten Männer grinsend den Daumen hoch, während Erics Wolle fiel. Ein weiterer Vorteil das Zentrum zu verlassen, war, dass wir hier viel günstigere Sim-Karten fanden. Mittlerweile nutzen wir das Datenvolumen v.a. für Spotify. Musik zu hören während langer Busfahrten ist einfach angenehmer. Und ab und an will ich euch ja auch was hochladen ;) Nachdem das geregelt war, waren unsere Füße nach gut 10km platt und die Zeit wurde bis zur Tanzshow knapp. Wir nahmen also ein lokales Taxi, denn wir hatten gesehen, dass sie hier überall gegen die Online-Anbieter wie GrabCar protestierten. Sicherlich, weil die Gebühren alle in ausländische Unternehmen Flosse. Wir hatten gerade noch Zeit uns frisch zu machen und umzuziehen und dann huschten wir auch schon wieder los. Wir waren überrascht wie sehr es abends abkühlte und ich war froh mir mein großes Tuch um die Schultern legen zu können.
Der balinesische Kecak Feuer-Tanz fand im Pura Padang Kerta Hindutempel statt und es standen zwei Stuhlreihen im Halbkreis vor der Innenhoffläche. Die Stühle füllten sich nur spärlich, aber es kamen noch Besucher im Laufe des Abends, sodass wir am Ende 28 Erwachsene plus zwei Kinder waren. Kurz nach halb acht kamen die älteren Männer singend und klatschend die Treppe hinunter, setzten sich nieder, oft zu zweit voreinander, einige allein und summten vor sich hin. Uns fiel auf, dass einige Männer besondere Rollen innehatten und quasi den Ton angaben. Drei Frauen tanzten ab und an ebenfalls und zwei Männer in Kostümen. Hinzu kamen die Männer, die am Eingang kassierten. Umgerechnet verdiente also heute scheinbar jeder von ihnen für die rund 75min knapp über 6€…Wir hatten zwar zuvor die Geschichte gelesen, aber konnten den Tänzen nicht so ganz folgen und wussten auch nicht, wie ernst wir das nehmen konnten. Wenn wir in die umliegenden Gesichter schauten, ging es den anderen wohl ähnlich. Ein bisschen veräppelt kamen wir uns schon vor und so offen ich auch anderen Kulturen gegenüber stehen möchte, gehörte der Abend wohl zu einer der längsten Stunden meines Lebens. Eric wäre am liebsten zwischendurch gegangen :D
Die „Feuershow“ waren dann am Ende Kokosnüsse, die geschichtet mit Spiritus angezündet wurden und dann „ritt“ einer um das Feuer herum und kickte mit seinem Fuß in die Glut, sodass die Funken zu uns wirbelten. Wir nahmen die Füße hoch, drehten uns vor dem Qualm weg und mussten aufpassen nicht getroffen zu werden. Wir stanken richtig geräuchert. Zugegeben würden wir diese Show niemanden empfehlen.
Wir applaudierten natürlich brav und gingen dann nur ein paar Häuser weiter in ein kleines Warung um ein leichtes, leckeres, nicht scharfes Abendbrot einzunehmen. Ein Warung ist meist ein preiswertes, familiengeführtes Restaurant, ein bisschen erinnerte es uns an die Sodas in Costa Rica. Dann gingen wir zurück und plumpsten so bald wie möglich ins Bett, denn um 1:45 Uhr wird der Wecker klingeln.
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