Ich muss nachts sehr unruhig gewesen sein, wir nennen es liebevoll „Rankerloch“ und wir waren früh beide etwas zermatscht. Wir begannen zu packen. Das Frühstück belebte uns danach. Heute gab es mit Bananen, Kokosflocken und Honig gefülltes Toast mit Obst. Dann packten wir den Rest, verabschiedeten uns und stiefelten die Gasse vor. Eric glaubte irgendwie nicht daran, dass wir wirklich abgeholt würden, aber wir wurden sogar per WhatsApp angerufen um den Treffpunkt nochmal abzuchecken. Wir zahlten den Restbetrag; so wanderten einfach mal vier Millionen auf offener Straße von einer in die nächste Hand und stiegen dann ins Auto ein. Wir waren überrascht, dass wir noch ein Pärchen abholten und dennoch in diesem Auto die 4-5 stündige Strecke zurücklegen würden. Der Fahrer war wirklich sehr nett, v.a. zu Eric und mir, gab uns noch tolle Tipps, aber das Auto bot nicht gerade sehr viel Platz. Unsere Stimmung hob sich auch nicht besonders, als wir die beiden Mitreisenden für die nächsten drei Tage kennenlernten. Wir haben ja mit vielem gerechnet und es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn es ein cooles Pärchen gewesen wäre. So wie Andrés & Macarena, Christian & Felix, Sam & Gonzo, Jazmyn & Alex, Daniel & Bill…so viele tolle Menschen hatten wir kennengelernt, ich könnte jetzt noch lange fortfahren und dann stiefelten da zwei völlig arrogante Holländer aus Amsterdam aus dem 300€/ Nacht Resort zu uns. Ach du liebe Zeit. Stefan und Kim. Reserviert und die Nase ganz weit oben…Eric setzte sich vorn hin, ich saß mit den beiden hinten und dann begann die Fahrt.
Komang war ein sehr guter und aufgeschlossener Fahrer. Als wir es aus dem Trubel geschafft hatten und die südlich gelegene Hauptstraße entlang fuhren, boten sich uns tolle Ausblicke auf saftige grüne Reisterrassen. Wir sahen Frauen gebückt mit den spitzen Basthüten in den Feldern hocken, wir beobachteten Männer wie sie per Hand Wasser auf die Pflanzen schöpften. Ab und an graste eine Kuh, Äffchen saßen am Straßenrand, Palmenblätter glänzten in der Sonne. Irgendwie sah hier alles saftiger und leuchtender aus. Zum Mittag hielten wir am Strand und teilten uns ein Hähnchen mit Reis und seltsamen Salat im Warung Pantai, welches einen Blick auf den Strand bot. Dort vertraten wir uns ein wenig die Beine und hielten mal die Füße ins Wasser und lästerten: dafür, dass unsere ete petete Begleitung kein Mittagessen für die Astralkörper benötigte, hatten sie doch dann ganz schön zugelangt. Na das waren mir zwei Schnösel.
Irgendwann, nach gut 5h reichlich Fahrt, währenddessen der Herr Stefan doch bitte auch mal vorn sitzen wollte, erreichten wir den kleinen Ort Gilimanuk. Hier bestiegen wir die Fähre und verabschiedeten uns von Komang. Ein anderer Mann wartete schon, doch lustigerweise war der nur unser Babysitter auf der Fähre. Das hätten wir doch auch allein geschafft :D
Auf der kurzen Fährstrecke streckten wir die Köpfe in den Wind und auf der größeren Nachbarinsel angekommen, lernten wir dann auch Billy, unseren Guide und den neuen Fahrer kennen. So viele Menschen für vier Reisende…verrückt.
Der kleine Minibus war etwas geräumiger, aber auch beengt. Eric und ich setzten uns ganz hinten hin, dann die beiden Schmalzbatzen vor uns. Beinfreiheit? Fehlanzeige, aber wir lenkten uns einfach damit ab aus dem Fenster zu schauen. Diese Insel war ganz anders. Die meisten Inseln Indonesiens waren muslimisch geprägt, weshalb wir an zahlreichen farbenfrohen prächtigen Moscheen vorbeifuhren. Nur Bali war hauptsächlich hinduistisch und buddhistisch, was für Touristen aus aller Welt an den Stränden und in kurzer Sommerkleidung sicherlich auch verlockender war. Wir fuhren nochmal gut über 5h und in welchem Dorf wir genau abends anhielten, kann ich euch gar nicht sagen. Aber wir waren alle erleichtert, als wir aus dem Van krabbeln und unsere Gliedmaßen strecken konnten.
Wir würden im Berlian Homestay mitten an der lauten Hauptstraße schlafen, der Muezzin rief lautstark zum Gebe und Stefan & Kim baten darum das Zimmer zu tauschen. Sie sind kein Paar und wollten deshalb die Einzelbetten. Für uns war das Doppelbett natürlich toll :) Ich fragte ob wir zusammen Abendbrot essen wollen, aber ich denke sie nahmen nur aus Höflichkeit an und gingen schon mal vor. Wir wollten erst unseren Rucksack packen. Es gab (ähnlich wie damals in Australien) kein Briefing und wir mussten Billy alles aus der Nase ziehen. Zwischen halb drei und drei Uhr morgens wollten sie uns abholen, angeblich brauchen wir keine warmen Sachen, ein Restaurant sei ein paar Meter über die Brücke. Also gut. Wir saßen zu viert im Schneidersitz um einen bodenflachen Tisch, ich bestellte eine für hier typische kräftige Rinderbrühe und Eric ein Reisgericht, Ayam Bakar. Das Essen war frisch und lecker. Aber eine Unterhaltung mit den beiden zu führen, war eine Herausforderung. Mir ist noch nie zuvor aufgefallen wie hässlich Holländisch klingt :D
Das Gespräch floss zäh wie Sirup vor sich hin. Sie blühten auf, wenn sie von sich erzählen konnten, aber uns hörten sie kaum zu. Jedes Wort wurde uns im Mund herum gedreht, Aussprachefehler, die sie mit ihrem starken Akzent auch zuhauf machten, wurden belustigt korrigiert und als wir erfuhren, der feine Herr sei ein Pilot und seine Begleiterin Kim arbeite im „Consulting“ (???), da erklärte sich uns alles. Das Bild war perfekt…wir wollten hier weg und sagten wir bräuchten noch ein paar Frühstückssnacks. Da wurde uns von den beiden erklärt, dass sei alles nur eine Kopfsache, der Körper käme wunderbar ohne Frühstück zurecht, selbst drei Wochen hielte der Körper ohne Essen aus. Meine Güte waren die dämlich :D Eric und ich waren da vollends einer Meinung und kauften Kekse und Wasser. Unsere Sachen lagen bereit, das Bad betraten wir nur so schnell wie möglich, dann legten wir uns ins Bett.
2:20 Uhr klingelte der Wecker. Warum taten wir das immer wieder? 2:26 Uhr luden wir beide bereits unser Gepäck ins Auto und schlummerten hinten auf der Rückbank vor uns hin. Dann gesellten sich die Schönlinge zu uns, ca. 45min später kamen wir am Fuße des Ijen Kraters an. Erstmal gab es für jeden heißen Tee. Vor den kleinen Hütten glühten überall Kohlen in Schalen um die man sich zum Aufwärmen setzen konnte, denn es war verdammt kalt so früh hier oben. Wir waren froh, diesmal schlauer gewesen zu sein mit langen Hosen, Mütze und Co. und warteten begierig auf das Zeichen zum Aufbruch. Wir hatten bereits gemerkt, dass unser Guide Billy, dessen Alter wir absolut null einschätzen konnten, eher schüchtern und wortkarg war. Erklärungen gab es eigentlich nie. Aber hatte uns Komang, der Fahrer noch gesagt man müsse Glück haben um die blauen Flammen im Kratersee zu sehen, schlug uns Billy alle Hoffnungen aus. Zur Zeit sei der Weg hinunter zum Kratersee gesperrt, für ungefähr einen Monat, seitens der Regierung. Die blauen Flammen ziehen die vielen Besucher zum Ijen Krater und hätten schön zu unserem ein Jahr Blau gepasst. Aber es sollte wohl nicht sein.
Hier am Berg wird nämlich noch Sulfur abgebaut, was sehr umstritten ist, da es eine sehr gefährliche und gesundheitsschädliche Knochenarbeit ist. Wenn dieser Schwefel am heißen Vulkan verbrennt, kann man (mit viel Glück) in der Dunkelheit die blauen Flammen sehen. Wir leider nicht.
Dann ging es los, um 4 Uhr, eine gute halbe Stunde hatten wir hier gesessen, der Tee war längst ausgetrunken. Eifrige Indonesier schoben eine Art Liege-Schubkarre und riefen auch hier immer wieder den uns schon bekannten Ausruf: „Taxi? Taxi!“ Faule Menschen konnten sich hier reinlegen und hochschieben bzw. ziehen lassen, z.T. arbeiteten drei Männer schweigend und keuchend zusammen. Sie alle trugen Gummistiefel. Wir waren hin- und hergerissen. Zum Einen verdienten sie so ihr Geld, zum Anderen ließ man sie hier wie Tiere arbeiten und wir sahen nur Asiaten (oft Chinesen und Indonesier), die diese Taxen faul in Anspruch nahmen.
Wir waren froh uns warm zu laufen und der Weg war breit und gut ausgebaut. Billy schnaufte und rief oft, wir sollen warten und pausieren. Bei der ersten Pause lernten wir einen Türken kennen, der sich mit den Worten vorstellte er habe die Nation, die es in Deutschland zu oft gebe :D Ein sympathischer Zeitgenosse mit Humor :D
Wir wären gern alle vier einfach durchgelaufen und eher oben am Krater angekommen. Billy war ein kleiner, kugeliger Mann, der humpelte und viel zu viel rauchte. Wir befürchteten er würde einfach zusammenbrechen und bemühten uns gaaanz langsam mit ihm zu laufen und Smalltalk zu führen - wann immer sein Atem reichte. Herrgott…das war nun also unser Guide. Nicht gerade die trefflichste Wahl, aber er lief Vulkane sieben Tage die Woche hoch. Er möge seinen Job, hatte davor schon auf dem Schiff, in Hotels u.a. gearbeitet. Unsere zwei super Snobs liefen weit vor uns. Sie waren generell sehr ruppig und respektlos von oben herab. Was sie in der Welt wollten, war mir schleierhaft. Während wir mit Billy, der uns immer wieder versicherte alles sei gut, nur schleppend vorankamen, färbte sich der Himmel lila-pink und wir staunten über die Wattewölkchen, auf die wir nun von oben blickten. Es sah aus wie im Märchen.
Als wir dann aber am Kratersee ankamen und sahen, dass sich erste goldene Linien am Horizont abzeichneten, nickte ich Eric, der langsam unruhig wurde, aufmunternd zu. Er solle schonmal vorangehen, ich mache hier noch Bilder und gebe Bescheid. Unsere beiden Schmalzlocken (oh mir werden schon noch ein paar Namen einfallen) hatten hier gewartet und Fotos gemacht und nun überließ ich ihnen Billy, machte selbst noch ein paar Aufnahmen und eilte dann Eric hinterher. Zwischendurch bückte ich mich allerdings immer wieder um zahlreiche Plastikflaschen und -Becher aufzuheben. Es war so schlimm, dass man wirklich überall sah, wo sich Menschen aufhielten. Da tröstete der magische Anblick des morgendlichen Farbenspiels nur wenig.
Ich kam gerade noch rechtzeitig um die Sonne aufgehen zu sehen um die Ecke. Puuh, das war knapp gewesen! Und sah Eric wie ein Äffchen auf einem Baum, von wo aus er filmte und fotografierte. Er staunte unterdessen über meine Müll-Ausbeute und wir stopften alles in die Seitentaschen der Rucksäcke. Die anderen - meine Schadenfreude stieg ins Unermessliche - hatten den Sonnenaufgang verpasst. Ich hielt ihnen nur zu gern unsere wundervollen Aufnahmen vor die Nase. Wobei es zugegeben natürlich seltsam ist, wenn man auf Grund seines langsamen Guides, den man buchen und bezahlen musste, zu spät oben ankam. Gut, dass wir einfach losgerannt waren. Der Türke kam wieder und erzählte uns seine Frau sei zu langsam und faul wie alle Indonesier, die einfach nie trainierten und nur mit dem Roller von A nach B fuhren und selbst mit dem „Taxi“, was er ihr bezahlt habe, hätte sie es noch nicht raufgeschafft.
Kurz darauf kam sie schnaufend an und er stand hinter ihr und flüsterte mir zu: „Wow, she made it!“ Sie hatte es geschafft. Wir genossen den Ausblick, knipsten was das Zeug hält und mussten natürlich auch für ein Gruppenfoto posieren, welches später (ich hatte es beobachtet) ungefragt bei Facebook landete. Wir selbst bekamen es nie geschickt.
Lustigerweise aßen unsere arroganten Adonis aus dem Flachland noch vor uns ihre getrockneten ekligen Früchte, da hatte es der Körper wohl doch keine drei Wochen ohne Nahrung ausgehalten. Das hielt ich ihnen natürlich unter die Nase und staunte auch ganz offen darüber, wie dankbar sie unsere Kekse annahmen. Auch Billy langte kräftig zu. Und gleich nochmal. Dann stiefelten wir den gleichen Weg zurück, hatten allerdings jetzt freie Sicht auf das Umland. Auf dem Rückweg hatten Verkäufer ihre Waren ausgelegt: Figuren aus dem gelben Sulfur, welches sie hier abbauten. Aber wir wussten nicht mal ob man das im Flieger ausfuhren durfte. Es blieb also beim Anschauen.
Unten angekommen bekamen wir Frühstück. Es gab Reis. Um 8 Uhr morgens…igitt. Dann fuhren wir weiter. Mittlerweile wärmte die Sonne und im Auto wurde es auch immer wärmer.
Die Fahrt sollte 5h dauern, aber als wir nach 4h pausierten, hieß es, dass es noch drei weitere seien, weil wir im Verkehr nur langsam vorankamen. Ach du liebe Zeit. Jetzt bestanden Eric und ich dann doch darauf mal die Plätze zu wechseln und konnten so viel mehr Beinfreiheit genießen. Leider wurde uns während der Fahrt rein gar nichts erklärt. Es hätte Abwechslung gebracht auch mal anzuhalten, aber das schien hier niemand zu kümmern. Irgendwann, es war nun Nachmittag, fragten wir mal an was denn eigentlich mit dem mit inbegriffenen Lunch sei. Sie hielten an irgendeiner Straßenbude, an der keiner der drei essen wollte. Wir hakten nach. Wir konnten doch unmöglich die erste Gruppe sein, es müsse doch einen Ablaufplan geben? Wo sie sonst hinfuhren. Billy meinte wir hätten pro Essen 50.000 IDR zur Verfügung. Interessant. Unser Pilot bestand darauf woanders hinzufahren (obwohl sie ja eigentlich gar kein Mittag bräuchten). Halb fünf gab es dann Mittag und wir bestellten ausreichend. Under Guide tat ja gerade so als sei die Summe wenig, aber die hatte er niemals beim Frühstück gebraucht.
Wieder saßen wir gequält zu viert am Tisch. Die Gespräche wollten nicht wirklich in Gang kommen. Danach stand die letzte halbe Stunde Fahrt an, in der der Fahrer anscheinend wissen wollte, wer sein Essen am längsten im Magen behalten konnte. Er schlitterte um die Kurven und wir waren erleichtert als wir endlich ankamen, zumal das Hotel Parama Bromo schön war.
Die beiden versuchten alles um ein weiteres Zimmer zu ergattern - erfolglos, es war keins mehr frei. Da es sich nur um ein 1.20m Doppelbett handelte, mussten sie eben zusammenrücken. Wie hatte Madame Bleichbein noch gemeint? Man könne das hier ja schließlich auch nicht mit einem Resort auf Bali vergleichen. Als wir ihr erklärten, dass das niemals unser Maßstab sei, da wir uns in keine Resorts einbuchten, ernteten wir nur verständnislose Blicke. Wie sie auch von uns. Hallo abgehobene Welt :D Wir alle duschten und legten die Sachen für morgen bereit und dann ließen sie sich doch wirklich herab uns Fußvolk zu fragen ob wir ein Bier auf der Dachterrasse zusammen trinken wollen. Oha. Wir sagten ja, mussten aber erstmal Alkohol suchen gehen, da hier viele Muslime lebten; der Muezzin rief auch bald darauf lautstark zum Gebet.
Auf der Terrasse lachten wir sogar ein paar Mal und wir hofften das Eis sei ein wenig gebrochen. Es gibt doch wirklich genug (schöne) Themen zu besprechen. Kim war 33 und Stefan wohl ein paar Jahre älter, vermuteten wir. Abendessen gab es auch im Hotel, wir wählten ein Süppchen und nach der langen Fahrt eine heiße Schokolade.
Was für irre Bilder! Der orange farbene Baum ist der Oberhammer. Unglaublich schön, was ihr beiden da gesehen habt. ☺️