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Tag 309: Clean up our oceans!

Das Bett war riesig und butterweich. Prinzipiell hatten wir gut und lange geschlafen, allerdings war eine festliche Zeremonie nebenan sehr laut und etwas störend gewesen. Sie hatte schon stattgefunden als wir am Vorabend angekommen waren. Die Hähne, Hunde und das Baby nebenan waren da auch nicht unbedingt hilfreich. Aber als wir verschlafen in den sonnigen Garten traten und dann mit Blick auf die vielen Blüten und die Berge im Hintergrund unseren warmen Bananen-Pancake aßen, waren wir schnell besänftigt. Herrlich. Wir träumen nach wie vor von einem eigenen Garten. Hier hatten wir ein Juwel gefunden. Im Ghetto, wie es Schnösel Stefan behauptet hatte. Aber bevor ich nun vom Tag berichte, muss ich was ergänzen, was ich völlig vergessen habe zu beschreiben. Erstens waren wir auf Java wieder eine Stunde in der Zeitverschiebung vorgerutscht und nun schon wieder zurück. Das ist ja an sich schon immer lustig in der Zeit zu reisen. Und dann war ebenfalls eigenartig und interessant zugleich, dass wir um dem letzten Stück gestern zur Fähre lauter „Blockaden“ auf der Straße hatten. Männer, und es waren so einige, ziehen dafür Äste auf die Straße und dann liegt da ein halber Busch, oft steht noch ein Laster daneben, sodass man automatisch abbremst, weil man erstmal schaut, was los ist und die Straße enger wird und dann wedeln sie mit ihren Basecaps und bitten um Geld. Das ist schon richtig kreatives Betteln, rief bei unserem Fahrer aber nur ein Augenrollen hervor. Aller paar Meter lagen diese beblätterten Äste auf der Straße und Männer hielten erwartungsvoll ihre Mützen an die Fenster. Schon sehr seltsam…Naja, das wollte ich noch loswerden.


Als Eric in unserer Unterkunft den Beutel mit Wäsche abgab, kam er gar nicht wieder und ich stutzte. Irgendwann kam er zurück und berichtete, dass der Besitzer in zu einem Plausch eingeladen hatte. Er hatte v.a. die Zeremonie nebenan erklärt und uns dazu eingeladen. Wir gehen davon aus, dass sie Mecaru heißt. Das zu erklären ist allerdings sehr schwierig und wir finden auch nicht wirklich viel im Internet was dazu. Ich lasse es aber mal auf einen Versuch ankommen. Bei der hinduistischen Zeremonie handelte es sich um eine Art Haussäuberung, also Götter besänftigen, von Bösem befreien und Glück für die Zukunft erbeten. Dies ist eine sehr alte Tradition. Die Einheimischen, die im Norden entlang der Küste wohnen, kommen ursprünglich aus dem Osten Balis, wo es vor langer Zeit einmal ein altes Königreich gegeben hatte und nach einem Vulkanausbruch sind die Menschen geflohen und haben sich entlang der Küste angesiedelt. Ihre Traditionen haben sie mitgenommen. Unser Vermieter berichtete, er selbst habe dieses Jahr kein Geld für ein solches Fest, aber vier andere würden im Dorf stattfinden, irgendwie war die Zeit im Jahr laut Kalender gerade günstig und der Spaß dauerte knapp drei Tage. Er war unterteilt in eine negative und positive Zeremonie, da man immer das Gleichgewicht halten müsse - als Vergleich gab er an, dass er nicht viel Miete verlange, denn wer zu gierig wäre, falle tief. Da hat er ja nicht Unrecht. Er gab aber zu bedenken, dass wenn wir heute tagsüber hinübergingen, dann die negative Zeremonie stattfinde, bei der auch Tiere den Göttern geopfert werden. Man schlitzte dabei Hühnern, Ziegen und sogar Hunden die Kehle auf. Ach du liebe Zeit. Es müssen junge Tiere und irgendwie fünf sein, aber er meinte dies sei schon eine Verbesserung denn ganz früher hatte man Kinder geopfert. Und statt Hahnenkämpfen schlug man jetzt Hühnereier gegeneinander. Man entnahm dann die Gedärme, mit denen passierte auch irgendwas da die Zahl fünf eine Bedeutung hat und dann legte man die ausgenommenen Tiere in die Mitte, dekorierte die leeren Felle mit Blüten und tanzte dreimal herum. Es klingt für uns Hundeliebhaber natürlich zunächst bestialisch, aber es fällt uns schwer dies zu verurteilen, weil auch unsere Kultur keine Perfektion bietet und industrielles Fleisch verwerflich ist (wie viele andere Dinge auch) und sie verehren ihre Opfergaben, das hörten wir deutlich heraus. Mit dem Blut der Tiere tränke man Reis um so Dämonen zu besänftigen, damit diese im Anschluss bei der Feier helfen und Glück bringen. Aber er meinte, wenn wir abends hinzukämen, fände die positive Zeremonie statt. Dann wechseln sie auch von bunter Kleidung zu weiß und gelb.


Ich hörte mir Erics wiedergegeben Bericht an und wir würden später entscheiden, ob die Neugier siegte. Ich hüpfte mal kurz in den Pool, dann las ich und Eric stellte eine grobe Route für unsere letzte Reiseetappe zusammen. Er brauchte noch bisschen Ruhe, weshalb wir erst am Nachmittag für eine kleine Erkundungstour aufbrachen. Wir liefen auf die Hauptstraße um kurz darauf eine weitere kleine Gasse vor zum Strand zu laufen. Wir blieben erstmal stehen um die Lage zu sondieren. Der Sand war schwarz und rechts und links von uns waren zwei Tauchschulen. Spontan liefen wir nach links zu Karang Divers und erkundigten uns. Es war, wie wir schon gewusst hatten, um einiges teurer als in Thailand, aber immer noch bezahlbar :) Und hier nicht die günstigste, dafür eine wo die Tauchversicherung schon inbegriffen war. Wir ließen schonmal vormerken, dass wir übermorgen gern zwei Tauchgänge mitmachen wollten. Dann besahen wir uns den Strand genauer. Er war zugemüllt und die Wellen bestanden mehr aus Plastik denn aus Wasser. Wie hier einige seelenruhig durch den Müll schnorcheln konnten, blieb uns ein Rätsel - welches wir auch nicht unbedingt lösen wollten. Wir sahen eine Strandbar, bestellten zwei Orangensäfte und legten uns auf die Doppelliege. Mit der Hand durchkämmte ich den Sand um Muscheln zu finden :) Aber irgendwie war uns ein wenig langweilig. Eric sah einen jungen Indonesier von der rechts gelegenen Tauchschule Müll sammeln. Kurzerhand lief er hin und fragte ob wir helfen könnten. Eric kam zurück und hatte zwei Netzsäcke in der Hand. Recht versteckt hatten sie einen Schild aufgestellt, auf dem sie sogar dafür warben, dass man sich ein Netz leihen konnte um am Strand Müll zu sammeln und gefüllt wieder abzugeben. Na das war mal eine sinnvolle Tätigkeit! Der Saft war leer und begeistert schritten wir zur Tat. Der Anblick, der sich uns bot, brach uns das Herz. Ich gebe der Welt nur noch wenig Chancen…obwohl man im Internet von ganz herrlichen Projekten lesen kann, die ein wenig Hoffnung verbreiten.


Ich hatte noch nie (!) ein so zugemülltes Stück Meer gesehen. Erst sammelten wir am Ufer, vielleicht ein Streifen von wenigen Metern, den Müll ein. Oft Plastikbesteck und Flaschendeckel. Dann stellten wir uns mit den Füßen ins Wasser und wir mussten nur reingreifen und konnten Hände voll Plastik herausholen. Eric zog auch mehrmals das Netz einfach durchs Wasser, denn hier vorn schwammen keine Fische. Wir fischten nur den Müll heraus. Unzählige Plastikbecher, Flaschendeckel, Chipstüten und andere Verpackungen schwammen hier herum. Wie konnten hier einige baden gehen?! Hier sahen wir mit eigenen Augen wovor viele Organisationen warnten. Viele der Plastiktüten/ -Verpackungen hatten sich schon in kleine Teile aufgelöst. Die konnte man kaum fassen und wir holten Fischerseile (in denen sich oft Tiere verfangen und ertranken) und Plastiktüten sowie -becher heraus. Über eine Stunde sammelten wir und füllten drei Säcke. Dann wurde das Licht zu schlecht. Es war ein Tropfen auf den heißen Stein, es wurde immer mehr angespült.

Immerhin steckten wir eine deutsche Touristin an, deren Freund hier tatsächlich fröhlich schnorchelte, aber sie holte sich auch einen Sack. Einige andere hoben immerhin ein paar Teile auf und steckten sie in unsere; sicher fürs gute Gewissen. Ja es war heiß in der Sonne, aber wir waren der Meinung, dass wir hier genau das Richtige taten. Wenn jeder im Urlaub mit anpacken würde…denn der Müll stammt nicht allein aus Indonesien. Manche Länder haben einfach Pech, dass die Meeresströmungen immer wieder an ihre Strände den Müll anspülte. Und dann beschweren sich Touristen, dessen bin ich mir ganz sicher, über das dreckige Urlaubsland…Von der Tauchschule gesellte sich Marie, eine Biologie-Studentin zu uns, die hier ein freiwilliges Jahr absolvierte. Sie selbst weiß leider nicht ob sie ihre Bachelor-Arbeit noch schreibt, da hat das Inselleben negativ auf sie eingewirkt. Wir hatten eine spannende Unterhaltung mit ihr und Spaß mit ihrem indonesischen Freund. Sie erklärte uns, dass es vor zwei Monaten hier sehr sauber gewesen sei. Aber jetzt (evtl. auf Grund der Regenzeit in Thailand?) wurde auf einmal ganz viel Müll angespült und das beschädige stark die Korallen. Sie erläuterte uns das hiesige Biorock-Projekt, was in der Bucht und an weiteren Plätzen rund um Indonesien Korallen anpflanze und die Riffe wieder genesen lassen möchte. Wir wurden neugierig, stellten lauter Fragen und bekamen einen Prospekt. Wenn wir wollten, könnten wir als Freiwillige mit tauchen, es uns ansehen, die Metallstreben putzen und Korallen putzen. Ich war begeistert und da wir fest vorhaben das zu buchen (der Großteil des Geldes fließt in das Projekt), werde ich euch noch genauere Informationen schicken können :)


Es stand also fest. Wir würden länger hier bleiben; der Norden Balis galt sowieso am authentischsten und würden nicht noch nach Flores fliegen um dort den Komodo-Nationalpark und einen der besten Tauchplätze der Welt zu besuchen. Eric war darauf eh nicht besonders scharf gewesen und nach 11 Monaten reisen, wurden wir insoweit reisemüde, dass ein paar mal für den Flug einchecken und Taxi verhandeln weniger nicht schaden würden :) Zumal wir befürchteten, dass es wieder solche Touri-Touren mit Idioten wären wie zu den Vulkanen…Und preislich kämen wir hier sogar ein Stück besser.

Wie ließen uns noch ein paar Tipps geben und liefen dann zurück. Unsere Sachen waren von den Wellen nass und wir hatten Hunger & Durst. Wir machten uns frisch, zogen trockene Sachen an und gingen wieder ins gestrige Warung - nicht ohne unserem Gastgeber zu versichern, dass er uns dann beim zweiten Fest sehen würde. Am Wegrand sahen wir erst die tote schwarze Ziege, auf dem Rückweg vom Strand lagen auch zwei tote Hunde mit im Haufen aus Blumen, Unrat und Müll. Eric wollte sie mir nicht zeigen, aber ich hatte die hellen Köpfchen mit den spitzen Öhrlis schon selbst gesehen. Puuh.

Heute bestellte ich im Warung D'Bucu auf Empfehlung den gegrillten Fisch und Eric in Bananenblätter eingewickeltes Hähnchen. Beides war sehr lecker! Nur das Apfelkompott war doch etwas süß für uns. Dann schauten wir unsere Serie. Ein gelungener, ruhiger Tag. Dann gingen wir zurück, ich zog mein weißes Leinenhemd und Eric sein weißes T-Shirt drüber, weil wir erfahren hatten, dass die Männer jetzt alle weiß trugen, denn es finde jetzt der „positive“ Teil statt. Wir liefen die dunkle Gasse, die man uns gezeigt hatte, vor und dann über die Hauptstraße in die nächste dunkle Gasse rein. Die in der Dunkelheit Wache haltenden Hunde umrundeten wir, weil wir sie nicht einschätzen konnte. Ein junger Mann wies uns den Weg zur Zeremonie, wir sollten einfach dahin gehen, wo alle Roller standen. Seinen kleinen süßen Hund kraulten wir. Eine Französin, sein Gast, wohnte dem Fest ebenfalls eine kurze Zeit bei. Immerhin waren wir nicht die einzigen. Natürlich wurden wir als „Weiße“ trotzdem beäugt. Saßen wir zu Beginn noch schüchtern im Hintergrund, wurden uns zu unserem Schreck Stühle weiter vorn bei den Musikern angeboten. Dann brachte man uns plötzlich Reis mit viel zu scharfen Fleischspießen, die wir weglegten, da wir nicht wussten, um was für Fleisch es sich handelte. Alle schauten uns zu und man brachte uns noch eine Moringa-Suppe. Rein aus Höflichkeit aßen wir ein paar Löffel und ließen ebenfalls neugierig unsere Blicke umherschweifen. Zwei Mädchen von ca. 6 Jahren alt hielten sich kichernd die Hand vor den Mund wenn sie zu uns schauten. Kaum jemand konnte Englisch, deshalb saßen wir auch recht verloren hier, weil keiner uns sinnvolle Erklärungen zum Geschehen geben konnte. Plötzlich setzte lautstark die Musikgruppe ein, die gleiche seltsam deprimierende Melodie, die uns seit der Ankunft hier in den Ohren lag. Ich nehme vorweg, dass wir uns erst zwei Stunden nach unserer Ankunft trauten einfach aufzustehen; wir hatten nicht bemerkt, dass unser Vermieter längst nach Hause gegangen war und wir waren fast taub. Es klingelte in unseren Ohren und wir fühlten uns völlig gerädert. Wir sahen nämlich dem Kris-Tanz zu. So etwas eigenartiges haben wir auch noch nie gesehen und uns persönlich fiel es verdammt schwer es ernst zu nehmen. Ein Kris ist ein Dolch, der spezielle magische Kräfte besitzen soll. Die Dolche (sie nutzten hier verschiedene, auch aus Holz) werden oberhalb der Brust eingegraben um die Götter in den eigenen Körper zu kanalisieren. Hierdurch würde man den Wunsch ausdrücken gesegnet zu werden, die Götter sollen sich der Tanzenden widmen. Angeblich hätten die Leute nie das Gefühl tanzen zu müssen, sondern lassen sich von den Göttern auffordern. So konnten wir auch beobachten, dass nicht alle auf die Rasenfläche traten sondern nur einige. Ein Junge und ansonsten nur Frauen aller Altersklassen.

Die Musiker nahmen den Takt auf, sobald sie sahen, dass noch jemand auf die „Tanzfläche“ wirbelte. Die Herumstehenden, Männer und Frauen, schirmten die wild Tanzenden ab, damit sie sich nicht gegenseitig anrempelten und die Männer gaben die Dolche in die Hände. Den Tanzenden würde diese Art Besessenheit nicht beigebracht, sondern sie lauschen der Musik, die für uns schrecklich klingt, bewegen sich tanzend, spüren scheinbar göttliche Energien und Schwingungen. Und irgendwie würden sie dann von Euphorie erfasst werden und sie stellen eine Verbindung zum Göttlichen her. Aber eben nur einige. Auf diese Art und Weise können sie die Götter in ihre Realität bringen und fühlen, dass die Götter Teil von ihnen sind.

Klingt kompliziert? Oh ja! Dann stellt euch uns mal vor, wie wir da geschockt saßen und irre Tänze beobachteten.

Hier findet ihr Videos, wir durften filmen, das haben da gefühlt eh alle getan:


Nachgelesen und erklärt bekommen, hatten wir das nämlich erst hinterher. Live vor unseren Augen sahen wir Frauen, die sich wild schüttelten und Dolche in den oberen Brustbereich drehten bis sie (wir vermuten auf Grund der Schmerzen) kurz in Ohnmacht fielen, dabei hielt man ihnen den Dolch in den zusammengefalteten Händen vor die Stirn, nahm ihn dann weg und trug sie um die Ecke. Ob diese Trance noch durch andere Mittel hervorgerufen wird? Wer weiß das schon. Allen wurde eine Art Wasser über den Kopf geschüttet und ein paar Minuten später saßen sie wieder neben uns. Bei manchen ging es ganz schnell (sicher ein gutes Zeichen), bei einigen dauerte es sehr lange. Na das war ja mal was…Als wir halb taub von der Musik zurückliefen, wussten wir beide nicht so Recht was wir davon hielten und plumpsten nach einem kurzen Gespräch mit unserem Vermieter verwirrt und erschöpft ins Bett. Außer unseren Vermieter hatten wir den Blog Indojunkie als Hilfe benutzt.

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2 Comments


ankewolfundco
ankewolfundco
Jun 29, 2023

Ich hab da zwar ein „like“ hinterlegt, aber nicht wegen des Inhalts, sondern, weil ich immer ein like abgeb, wenn ich eure Erlebnisse lesen darf. Das ist schon hart, es so zu erleben. Fremde Kulturen bergen auch unwillkürlich fremde, uns abartige Abläufe, die wir nur schwer nachvollziehen können. Hoffentlich erlebt ihr nicht allzuviel davon. Ich wöllte es auch nicht sehen, aber das hilft eben nicht. Unser Hund liegt entspannt und mit einem Handtuch gegen Kälte gesichert, bei uns. Das ist unsere Kultur.

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einjahrblau
Jun 29, 2023
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Ich bevorzuge die Monobaby-Kultur. Knuddelt den Kleinen und verwöhnt ihn! Bald schläft er am Feuer wieder an meiner Seite 🥰

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