Nach einer Nacht bei ca.1 Grad fiel uns das Aufstehen verdammt schwer…wir aßen unterwegs Kekse und Bananen; für Müsli zubereiten war es echt zu ungemütlich. Wir steuerten das Visitor Centre an und Eric sah nach einer engen Kurve nicht gleich die Spur und wurde unfreiwillig für ein winziges, ungefährliches Stück zum Geisterfahrer. Er setzte sofort zurück und lenkte auf die richtige Spur. Doch schon leuchtete hinter uns Blaulicht und bedeutete uns ranzufahren. Gott, bei den Preisen hier überall wird man echt nervös. Ich musste trotzdem auf Grund der Situationskomik lachen und Eric wusste gar nicht was er tun sollte. Als er dann einfach mit abgestellten Motor stehen blieb, kam ein netter Polizist - ich schwörs euch: die kanadische Version von Eric!, wollte Führerschein und Papiere sehen und wünschte uns eine sichere Weiterfahrt. Ich konnte kaum noch vor Lachen. Im Visitor Centre versuchten wir vergeblich die neuen Blogeinträge hochzuladen, buchten den Bus zum Lake Louise und ließen uns Empfehlungen geben.
Danach fuhren wir zum Bow Lake zurück und staunten über die verdammt lange Parkreihe. Wir reihten uns ein, gönnten uns im wärmenden Sonnenschein eine heiße Schoki mit Kuchen im Hanging Glacier Café für je 4CD. Also wirklich faire Preise. Das tat so verdammt gut nach der kalten Nacht. Ich hab auch schon den richtig hellen Sonnenbrillen-Abdruck um die Augen (falls ihr es noch nicht gesehen habt) :D Wir hatten nämlich plötzlich Sonne pur bei ca.28Grad und liefen den Glacier Falls Trail. Pro Strecke rund 5km. Herrlich! Man läuft eine Hälfte direkt neben dem See und Fluss entlang, nimmt dann die umspülte Treppe des Todes nach oben, kann einen ersten Blick in den Canyon werfen und staunt dann über den Blick ins wüstenähnliche Tal. Die wechselnde Landschaft gefiel uns sehr gut und man schlängelt sich dann der Felswand entgegen, wo man bis zum Gletscher-Wasserfall laufen kann. Eric kraxelte natürlich über jeden Stein nach oben und war in seinen schwarzen Sachen nicht zu erkennen, ich wärmte mich lieber in der Sonne und genoss das Rauschen. Ich halte dabei übrigens non stopp nach Eric Ausschau…Als wir unseren Lunch, Baguette mit Käse und Schinken, zu uns nahmen, waren wir sogar kurzzeitig mal ganz allein in dieser schönen Natur. Ich bleibe auch ganz gern mal sitzen und genieße, statt nur für Fotos zu stoppen. Die müssen natürlich auch sein, aber eben nicht nur :)
Auf dem Rückweg lernten wir einen vor ca.40 Jahren zugezogenen Polen kennen. Was er mit seinen 70 Jahren noch wandert, schaffe ich an meinen besten Tagen mit einer hohen Dosis Schokokeks-Motivation. Was er uns alles empfohlen hat, können wir alles in der Zeit hier gar nicht schaffen. Er empfahl z.B.den Lake O‘Hara, aber dort dürfen pro Tag nur wenige Menschen hin und ein Busplatz muss zu Jahresbeginn gebucht werden :D Tourismus geht hier über alles. War trotzdem nett.
Wir steuerten dann nach ca.10 gewanderten Kilometern das Lake Louise Inn an. Im Visitor Centre hatten wir erfahren, dass es hier Münz-Waschmaschinen gab und bei I Overlander wurden die Duschen empfohlen. Es wurde auch echt höchste Zeit! Alles, ja auch wir, stank nach unserem Lagerfeuer. Leider waren die Maschinen grad frisch belegt, sodass wir insgesamt anderthalb Stunden im warmen Waschraum verbrachten. Dort lernten wir herrlich sympathische Rentner aus Kalifornien kennen. Der fand uns genauso smart und hatte einen trockenen Humor vom Feinsten. Duschen ist für externe Gäste leider nur bis 17Uhr möglich, es war aber bei unserer Ankunft schon 18:30Uhr. Wir zogen also stinkend aber mit duftender Wäsche wieder ab, fuhren auf den hässlichen, aber kostenlosen Parkplatz 5min entfernt und weil die Kälte wieder in unsere Knochen kroch, kochte Eric noch schnell Instantnudeln. Eigentlich hatten wir ja gelesen, dass der Platz 11,50CD kostet, aber mein Spaziergang über den Platz brachte keine Ergebnisse zwecks Selbstregistrierungszettel hervor. Ich bettel auch nicht drum hier noch mehr Geld auszugeben.
Früh stellten wir fest, dass es zwar kalt und frostig war. Aber entweder hatten wir uns dran gewöhnt oder die Nacht zuvor war noch kälter gewesen. Während ich Fotos hochladen, bereitete Eric die Haferflocken zu und dann fuhren wir mega vorfreudig zurück ins Lake Louise Inn, bezahlten je 5,25CD fürs Duschen und staunten nicht schlecht. Im Preis inbegriffen waren Handtücher, Fön, Duschbad, ein Pool und Whirlpool. Hallo schöne Welt! Wir wärmten uns so richtig auf im Whirlpool, schwammen unsere Bahnen, hüpften wieder in den Whirlpool, schwammen nochmal Rücken und duschten dann lang und ausgiebig. Man fühlt sich dann so dermaßen wieder als Mensch. Unglaublich. Die wohl am besten angelegten 10CD! Danach kam noch eine Schoko-Dosis (aber da hätte ich auch Wasser trinken können, Touri-Hotspot eben), es ist schließlich Sonntag und da die Sonne schien, es aber schon 13Uhr war, fuhren wir ein Stück gen Westen in den Yoho Nationalpark, der sich direkt an Banff anschließt.
Dort wurden uns kurze, aber schöne Aussichten und Pfade empfohlen. Für heute genau richtig. Wir fuhren die Yoho Valley Road nach oben; Serpentinen, die den Kakao in meinem Magen umrührten. Doch auf dem Parkplatz angekommen, sahen wir schon den Takakkaw Falls. Mit einer Höhe von beeindruckenden 380m gehört er zu den höchsten Wasserfällen Kanadas. Er ist auch zu Fuß, bis auf das letzte Stück, sehr gut erreichbar und hat man erstmal die Massen an verrenkenden Selfie-Horden überwunden, kann man selbst die Steine erklimmen und ganz in Ruhe Erinnerungsfotos schießen ;) Und man ist so unfreiwillig auch auf allen Fotos der unten gebliebenen mit drauf - ich sollte zukünftig auffälligere Kleidung tragen :D
Leider entdeckten wir auch diesmal wieder eine stehen gelassene Wasserflasche und kurz darauf von der Brücke eine schwimmende Dose. Eric kletterte fix barfuß hinab, doch in dem Moment, in dem er die Wasserkante erreichte, ging die Dose in diesem herrlich klaren Fluss strudelnd unter. Ich schnauzte die beiden asiatischen Touristen auf dem Stein daneben an, dass sie das nächste Mal ruhig die Dose herausholen können, statt dabei zuzugucken, wie sie in der Sonne schimmernd untergeht. Außerdem wollte ich wissen, ob es etwa ihre war. Der junge Mann war recht erschrocken und meinte gleich, nein ihre nicht, aber jaja ich hätte Recht. Na ach was? Auf dass mein Zorn ihm ewig in Erinnerung bleibt. Dann traten wir postwendend und kopfschüttelnd den Rückweg an. Warum? Nun…Eric hatte seine Schuhe am nächtlichen Parkplatz vergessen und wir hofften inständig sie in 40min einsammeln zu können. Schließlich stand morgen eine große Tour an und das Geld für neue und auch noch uneingelaufene Schuhe wäre nun denkbar ungünstig - sofern wir überhaupt welche fänden!
Aber siehe da, nach der 40 minütigen Fahrt bogen wir auf den Platz ein und die Schuhe standen gut getarnt auf den gleichfarbigen Steinen, wo wir sie am Morgen zurückgelassen hatten. Erleichterung pur! Schade, dass das mit unserem Dino nicht genauso geklappt hatte :(
Nun war der Tag aber noch jung, deshalb fuhren wir genau die Strecke wieder zurück und noch ein Stück weiter zum Emerald Lake Loop. Der geht 5,2km und ist echt easy. Nur der Rauch von den immer noch lodernden Bränden bei Jasper vernebelte stark die Sicht. Wir haben erfahren, dass Jasper noch immer ohne Strom ist.
Der Parkplatz war wieder stark überfüllt, aber bisher fanden wir immer eine Lücke. Und gleich zu Beginn und nochmal am Ende (da wo Menschen essen) sahen wir zwei Bluebirds. Ich kann mich an dem blauen Gefieder einfach nicht satt sehen. Ein Kanu kostet hier die Stunde stolze 90CD. Aber solange es Leute gibt, die das zahlen…wir gehören nicht dazu. Für 90CD könnten wir zusammen 9x duschen mit Whirlpool :D
Auf dem Rückweg (man fährt hier echt Hin und Her ;) ) hielten wir noch an der Natural Bridge und kochten am Field Visitor Centre, bevor es auf den trostlosen Nachtplatz zurückging. Die Natural Bridge war genau das: eine natürliche Brücke, da die Felsformationen das eine mit dem anderen Ufer verbanden. Eric sprang sogar über die Risse und ging den Weg zweimal über den tosenden Fluss.
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