Am nächsten Tag schonten wir Eric noch immer. Sogar Komang schrieb uns und fragte ob es Eric gut gehe. Süß. Eric ruhte, ich las im Garten. Zum Frühstück hatten wir heute zwei Toast mit Omelette & Marmelade gewählt. Dazu gab es Obst & Tee. Wir ließen es ruhig angehen und waren von dem Garten mit Blick auf die Berge nach wie vor völlig verzaubert. So langsam ging der Zauber Balis ungewollt auf mich über ;)
Tipp: An dieser Stelle spreche ich wärmstens eine Film-Empfehlung aus: Eat Pray Love mit Julia Roberts. Auch das Buch ist grandios! Der Film ist aber leider auch z.T. Grund für so einige überflüssige Touristen...
Am Nachmittag brauchten wir dann aber mal Bewegung und hofften, dass diese Erics Magenkrämpfen zuträglich waren. Und tatsächlich half die Ablenkung ein wenig. Wir gingen wieder an den Strand, holten uns zwei Netze und fingen an zu sammeln. Heute sah das Meer anders aus und leider hatten wir gefühlt nichts bewirkt. An der gleichen Stelle überschlug sich der Plastik-Müll wieder in den Wellen. Aber das Meer half mit, gegen frühen Abend spülte es immer mehr heran und die Wellen ließen die zahlreichen zerfetzten Becher am Strand liegen, sodass ich hin und her lief um sie einzusammeln. Eric stand in den Wellen und fischte Verpackungen und Co. heraus.
Alle Gaffer wurden mit tödlichen Blicken bedacht, denn heute konnten wir nur eine Frau für eine halbe Tüte motivieren. Unsere waren bald übervoll. Ein Asiate fotografierte uns und ich wollte erst darauf hinweisen, dass wir das nicht wollen so in Badesachen heimlich aus dem Augenwinkel. Doch er reckte den Daumen lobend in die Höhe und Eric und ich dachten das gleiche: sollte er doch verbreiten, dass junge Leute hier Müll sammelten. Das kann er gern bewerben. Also nickten wir grüßend zurück.
Abends gingen wir wieder ins Warung D´Bucu und wurden freundlich begrüßt. Aus Rücksicht auf Erics Magen bestellte er ein Süppchen und ich eine kalte Gazpacho. Danach teilten wir uns Reis mit einer Art frittiertem Fisch. Der Kellner fragte uns sogar, als andere Gäste gingen, ob wir an „unseren“ Tisch umsiedeln wollen :D Mit vorerst glücklichen Mägen gingen wir ins Bett, ich las noch eifrig meinen Roman über Ostafrika.
Erics Magen stänkerte früh noch immer, aber pünktlich halb neun schlugen wir bei Karang Divers auf. Ich hatte gestern noch mit Marie geschrieben und den (kostspieligen) zwei-Tageskurs für die Projektarbeit bei Biorocks gebucht. Außerdem hatten wir unseren Bungalow um ein paar Tage verlängert. Wir warteten über eine halbe Stunde, weil wir einen Vortrag gemeinsam mit zehn Holländern zur Einführung bekamen, die sich verspäteten. Was die hier machten, außer alle warten zu lassen, wussten wir nicht. Eric meinte jedenfalls fit genug zu sein und wir quatschten derweil mit den Leuten bei Karang Divers bei einer Tasse Tee :) Die Flyer für die 1-3 Tagespakete zur Mitarbeit am Projekt sind noch gar nicht gedruckt, aber wir sind nun die Ersten die eins dieser Pakete gebucht haben. Wouhuuu. Das fühlt sich gut an :)
Pioniere im Dienst der Meere!
Hach, das gute alte Eigenlob müffelt :D
Ich sag euch eins…helfen ist teuer. Die zwei Tage würden wir uns was kosten lassen, aber nur ein Teil der Kosten floss auch ins Projekt. Hinzu kam das Tauchen und Leihen der Ausrüstung an sich und quasi die Teilnahmegebühr. Aber wir wollten es sehen. Wir hatten vorher noch nie was davon gehört, es handelt sich jedoch um ein mehrfach ausgezeichnetes Pilotprojekt eines Indonesiers. Zehn Stationen gibt es schon rund um Indonesien und hier war die Geburtsstätte seit dem Jahr 2000. Metallstrukturen und Gebilde, tlw. entworfen von Künstlern, sind direkt hier in der Bucht auf den Meeresboden abgestellt wurden und werden dauerhaft mit Strom belegt. Dazu schwimmt ein kleines, abgeschlossenes Häuschen in der Bucht und nun wissen wir auch, was das hier alles für Kabel sind, die ins Wasser führen. Auf jeden Fall findet durch den Strom eine chemische Reaktion statt und es bildet sich Calziumcarbonat, d.h. dem Kalk aus dem auch Korallen bestehen auf denen sie sich leicht ansiedeln können. Wer noch immer nicht weiß, wozu Korallen lebenswichtig sind, der schaut bitte nochmal bei Netflix rein.
Tipp: Wir legen euch Seaspiracy und Chasing Cora ans Herz.
Es gibt auch Kritiker für das Projekt, z.B. ein befreundeter Meeresbiologie-Professor von Sonja. Dieser kritisiert - sicher zurecht - dass die Korallen nicht lernen ohne die Bestromung zu leben und sollte man den Strom mal abstellen, bringe das alles nicht viel. Aber irgendwas muss ja probiert und ausgetüftelt werden bevor die Riffe ganz aussterben. Sicherlich ist vieles noch in den Kinderschuhen.
An diesen Streben jedenfalls werden Baby-Korallen befestigt, auf dass ein neues Riff entsteht. Der Mann, der den Vortrag hielt, erzählte uns von einem Ort, wo die Riffe schon seit langem vor der Küste kaputt sind und jährlich zwei Meter des Strandes abgetragen worden. Nach einem Regenerierungsprojekt haben sich bereits 60cm Sand wieder angespült. Und auch wir wollten nun live sehen, wie sie hier vorgingen und welche Wirkung es zeigte. Als die halbstündige Präsentation vorbei war, liefen wir zurück. Unsere Ausrüstung lag schon bereit: Flossen, Maske, BCD (Weste), Atemregler und Neoprenanzug. Zum ersten Mal würden wir mit einem langen tauchen, mehr zum Schutz, denn das Wasser war warm genug. Sich in diese Dinger reinzuzwängen, kann ich schon beim Canyoning nicht leiden…Ich musste wehmütig den blauen gegen den grauen Männeranzug tauschen, weil ich so „groß“ bin ;)
Wir gingen zu siebt ins Wasser. Sonja, eine taffe Westdeutsche und ehemalige Biologie-Professorin, die als Leiterin der Tauschule arbeitete, Marie, dann noch ein weiterer Freiwilliger aus Holland, eine freiwillige Rentnerin aus Oregon und ein indonesischer junger Mitarbeiter. Sonja war sozusagen unser Dive Master. Aber zuschauen konnten wir allen unter Wasser :) Es war für uns auch das erste Mal, dass wir samt schwerer Ausrüstung, die übrigens moderner war als in Thailand, über den Strand ins Meer liefen und ab da hinabtauchten.
Relativ schnell erreichten wir die Metallgebilde, die viel größer und zahlreicher waren als erwartet und sicher einen Grund für die vielen Schnorchler darstellten. Wir waren beide sehr bemüht unsere Balance zu halten; hier war definitiv eine ernste gute Übung, da wir auf keinen Fall die Korallen beschädigen wollten - wie es leider die verträumte, sorglose Rentnerin tat. Sie ließ sogar ihre GoPro am Bändel schleifen, oh weh oh weh.
Wir beobachteten die anderen wie sie kleine Steinscheiben mit darauf geklebten Korallenbäumchen mit Kabelbindern an den Metallstreben festzurrten. Uns wurde vorher eingetrichtert jedes Mal vorher mit der Hand zu wedeln, bevor wir irgendwo vorsichtig anfassten, da hier (und wir bekamen sie auch zu Gesicht) zwei Steinfische lebten. Eine neue Gefahr. Diese sahen wirklich täuschend echt wie ihre Umgebung aus und waren gefährlich, da sie allergische Schocks auslösen konnten. Andere Fische waren weniger gefährlich als viel mehr neugierig. Sie guckten uns zu und schwammen vor unseren Masken herum. So viel buntes Leben um uns herum! Und dann durften auch wir die Platten befestigen. Ein tolles Gefühl, wenn auch gar nicht so leicht. Das war Neuland für uns und wir hantierten sogar mit Zangen um die überstehenden Kabelbinder abzuschneiden. Wir kritisieren ja etwas den Einsatz von diesen Hartplastik-Utensilien, aber es ist ein Anfang und geht hier unter Wasser nun mal schnell und ist praktisch. Der erste Tauchgang dauerte 63min und beim zweiten schafften wir sogar 72min, weil wir auf nicht mal 9m tief waren. Dazwischen gab es aber Mittag. Wir hatten über Sonja bei ihrer Freundin bestellt. Für umgerechnet 1.25€ bekamen wir je eine Dose mit Reis und Curry geliefert; das Schöne war, dass Sonja die Dosen dann auch zu ihrer Bekannten zurückbrachte. Nur der Plastiklöffel hätte nicht sein müssen…Wir schwatzten und die Körper ruhten. Vor dem zweiten Tauchgang posierten wir noch mit unseren metallenen Namen, da wir jeder eine Koralle taufen durften.
Wir hatten uns für Sebastian entschieden, es waren aber eigentlich nur acht Zeichen erlaubt. Es wurde auf meine Bitte eine Ausnahme gemacht. Er war ein liebevoller, sympathischer Familienpapa, der dieses Jahr viel zu früh an einem Herzinfarkt verstorben ist und der zweite Name fiel auf Blue Rose. Ihr ahnt ja selbst: irgendwas mit blau im Namen musste sein und so haben wir Rose drangehängt um meinen beiden Omis zu ehren. Die eine hat sich mit uns gefreut, die andere schaut mit Sebastian aus den Wolken zu. Außerdem brauchen Rosen wohl ebenso viel Pflege wie diese Korallen.
Wir checkten also erneut unser Equipment und liefen ins Wasser. Dann tauchten wir alle zusammen zu einer „Ablage“, auf der die vielen kleinen Korallen auf ihren Steinplatten wie in einer Baumschule auf ihre Anpflanzung warteten und wir wählten zwei aus. Mit denen schwammen wir dann vorsichtig zu einer neueren Struktur, an der erst wenige Namen mit ihren Korallen befestigt waren. Mit Maries Hilfe, die uns den Draht schnitt und anschließend alles mit einer Zange festzurrte, befestigten wir die zwei Schriftzüge und ihre Baby-Korallen. Wir waren ganz stolz. Auf dass sie kräftig wachsen!
Dann tauchten wir alle weiter und suchten den Boden nach abgebrochenen, noch lebenden Korallen ab. Diese wurden aufgelesen und werden dann auf die Steinplättchen geklebt. Am Ende fanden wir uns wieder an der Struktur vom ersten Tauchgang wieder, befestigten weitere und uns wurden sowohl schädliche Schnecken als auch ein roter, schädlicher Schwamm unterhalb der Platten gezeigt. Diese werden abgelesen bzw. abgekratzt. Hier gab es also reichlich zu tun, damit die Kleinen wachsen und gedeihen konnten. Wir freuten uns richtig einen winzigen Beitrag hier zu leisten; es war wahnsinnig spannend und wie erste Versuche gezeigt hatten, konnten diese Bemühungen rasend schnell hinüber sein, wenn sich das Wasser zu schnell & plötzlich durch die Erderwärmung erwärmt, wie es hier u.a. 2017 der Fall gewesen war.
Auf dem Rückweg sammelten wir alle herumtreibendes Plastik auf und füllten die Taschen unserer BCDs. Alle kamen wir zufrieden aus dem Wasser, weil es sich gut anfühlt, wenn man gutes bewirkt. Wir säuberten alles und räumten auf. Dann quatschten alle, trockneten in der Sonne und als sie ein kleines Meeting innerhalb des Projekts hielten, sammelten Eric und ich nochmal Müll aus den Wellen. Heute war allerdings ein brauner Schlick auf der Wasseroberfläche, was die Sicht erschwerte und naja, eklig war es auch :D
Kurz darauf kauften sich die Leute aus der Tauchschule an einem mobilen Stand Bakso-Suppe. Wir gingen auf Anraten auch hin und die warme Suppe für je 63ct war lecker und tat gut. Ein preiswertes Abendessen, was wir später im Bett mit ein paar Tortilla-Chips ergänzten ;)
Ich hüpfte dann an unserem Bungalow nochmal in den Pool, während Eric duschte und als er mich holen kam und wir all die hübschen Blüten auf der Wiese sahen, versuchten wir uns in Kreativität ;) Ohoh…eine neue Gefahr. Machte Bali aus uns Insta-Opfer? :D Nein, ich teile sie nur hier mit euch ;)
Und unsere Wäsche hatten wir auch zurückbekommen. Jedes Söckchen, jede Schlübbi :D perfekt gefaltet. Sortiert, so gut es bei unseren schwarz - blauen Sachen ging, nach Männlein, Weiblein und blumig duftend.
Neuer Tag, neues Glück. Sonja hatte halb im Scherz gesagt, dass wir gern Hundefutter spenden dürften, wenn wir die Hunde, v.a. Blackie so liebten, da sie das meist privat zahle, aber seit drei Monaten noch kein Gehalt bekomme. Das hatten wir uns nicht zweimal sagen lassen und gestern alle vier Hundefutter-Tüten im Minimart für 21€ gekauft. Nach dem Frühstück ging es wieder direkt zum Tauchen. Und dort packten wir das ganze Hundefutter auf die Bank, was Jubelrufe auslöste, was wiederum einige Touristen neugierig umdrehen ließ. Sie haben kurz darauf eine kleine Dose hingestellt, in der man für Hundefutter spenden kann :) Es kann so einfach sein…ein Foto wurde von Setri direkt an die abwesende Freiwilligen-Gruppe geschickt. Na fein. Allein die Welt retten ging natürlich nicht, aber kleine gute Taten um unsere Flüge und vergangenes Shopping wieder gut zu machen, war drin. Die Balance halten…schlechte mit guten Karmapunkten aufwiegen.
Der zweite Projekttag stand an. Heute mit Dinho, da die Gruppe zu einem mehrtägigen Partnerprojekt im östlichen Teil Balis aufgebrochen ist. Verabschiedet hatten wir uns schon gestern. Dinho war erst 17, ist vor wenigen Wochen zwei Tage nach seinem Schulabschluss mit knapp 7€ in der Tasche von Sulawesi auf gut Glück hier nach Bali gekommen. Uns ging das Herz auf. Er machte seine Sache gut…seit zwei Jahren tauchte er schon; sie hatten in der Schule zwei Jahre Tauchunterricht von einem der PADI-Bosse höchstselbst bekommen. Heute wussten wir ja schon ein wenig, was wir tun würden, wählten aber einen anderen Weg um hinzutauchen, sodass wir auch noch andere Figuren sahen. Wir befestigten wieder Korallen, schnitten die überstehenden Reste ab und „schauten nach dem Rechten“. Bei beiden Tauchgängen blieben wir ca. eine Stunde unter Wasser und vor allem beim zweiten sammelten wir unter Wasser so viel Müll im Sand, dass wir jeder beide Hände voll hatten, kaum die Flossen ausziehen konnten und uns danach stolz in die Hände klatschten. Außerdem hatten wir jede Menge Fische, faszinierende Meereswesen und Seesterne gesehen, der eine hatte seine Arme scheinbar schützend um eine der Baby-Korallen geschlungen. Clownfisch-Familien hatten uns kritisch beäugt als wir den Müll um ihre Anemonen vorsichtig aufhoben. Flundern hatten wir über den Sand sausen sehen, ein Kugelfisch faszinierte uns auch :) Außerdem hatten wir begeistert gestaunt, wie gelungen das Projekt an einigen Stellen in den letzten 20 Jahren schon gewachsen ist (ja, gut Ding will Weile haben). Wieder hatten wir ein positives Gefühl.
Zum Mittag hatten wir über Sonja für 1.60€ bei der gleichen Frau einen gegrillten Hähnchenschenkel mit Salat und Reis bestellt.
Die fröhliche Rezeptionistin der Tauchschule, Setri Melati, die der Grund war, warum wir uns von Anfang an hier so wohlgefühlt haben, machte uns immer Tee, legte die Handtücher bereit und erinnerte uns an unseren zweiten Sonnenschein Paula. Ach wenn du doch jetzt schon in Bali wärst, sei gegrüßt meine Liebe…Diese beiden Sonnenscheine…dazu noch der fröhlich Dinho und all die anderen, da werde ich gleich sentimental. Wir schätzen uns so glücklich so tolle Menschen auf Reisen kennenzulernen!
Wir konnten uns gar nicht loseisen, quatschten in den bunten Sitzsäcken, lachten, trugen uns für zwei Tauchgänge morgen in das Tauchgebiet Menjangan ein und als Dinho schwärmerisch die Augen aufriss, hakten wir nach. Er war noch die da gewesen. Das ist hier DER Hotspot, das Boot fuhr je nach Gebiet ab 25min dorthin, aber es kamen immer nur die älteren Dive Master mit und da einer bis zu vier Taucher betreut, hatte man den jungen Dinho, der hier quasi eine Trainee-Ausbildung macht, noch nie mitgenommen. Und er wollte da so gerne mal hin!
Ihr wisst selbst, dass wir verdammt privilegiert sind. Und wir wissen das auch. Schon unser deutscher Reispass ist mächtig. Und auch wenn wir natürlich unsere Rechnungen zahlen müssen, uns keinen Maserati vor die Tür stellen und auch Eric & ich hier auf Weltreise viel rechnen, schauen, sparen, konnten wir doch diesem jungen Mann ganz einfach ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Wie? Wir gingen zum Boss und fragten persönlich, ob wir wieder Dinho als Dive Master für morgen haben könnten. Da wir ihn dann aber privat buchten und uns nicht dem eigentlich eingeteilten anschließen, müssten wir knapp 30€ extra zahlen. Ob wir das wollten? Aber klar! Setri bekam auch gleich eine SMS von einer Kollegin: Touristen hatten den jungen Dinho extra gebucht! Ha, wäre doch gelacht. Die beiden wussten natürlich um unseren Plan ;) Als wir zu ihm zurückgingen, fing er vor Freude fast an zu weinen. Na also wenn es das nicht wert war…die Freude war richtig ansteckend, er war so gerührt!
Der Abschied fiel schwer, wir bummelten herum, aber wollten dann doch duschen. Denn das Müllaufsammeln hatte uns leichten Ausschlag beschert. Erst gingen wir deshalb in den gechlorten Pool und dann duschen. Das Essig von Setri auf unseren Pusteln stank zu sehr.
Dann saßen wir so rum und in Absprache mit Eric schrieb ich Setri kurzerhand ob sie und Dinho nicht mit uns essen gehen wollten? Wir würden sie gern einladen. Sie schlug das Warung Setia an der Hauptstraße vor, wir einigten uns auf 19:30 Uhr und freuten uns über die bevorstehende Verabredung. Die beiden Sonnenscheine kamen lächelnd zu uns. Ich habe mein Herz an sie verloren :D Eric und ich bestellten Knoblauch-Garnelen mit Kartoffeln und Gemüse. Endlich mal wieder Kartöffelchen! (Den Satz würdet ihr in Deutschland wohl eher nie von uns hören.) Es war so lustig. Dinho war Christ, Setri Muslimin und ursprünglich aus Java und es war so spannend, weil wir alles fragen durften und es wirklich eine angenehme Atmosphäre war. Dinho ist der erste Mensch, den wir treffen, der einen Affen besitzt (der wohnt in Sulawesi). Er lebt im Wald, aber kommt immer fürs Futter zu ihm, ist schwarz und sieht schlau aus. Leider hat er aus Versehen auch bei Freunden schon Affen gegessen. Sie hatten ihm nicht gesagt, was es für Fleisch ist und in der Nähe seines Heimatdorfes gibt es wohl einen Markt auf dem man quasi alles kaufen kann. Fledermäuse, Affen, Hunde…ja. Setri erzählte uns einige Indonesier essen auch Hunde. Ach zum Teufel! Aber es ist strikt verboten Tiere (also auch Hunde) nach Bali zu bringen oder sie auszuführen. Wir würden also Blacki, der immer um die Tauchschule stromert und sozusagen einem der Chefs gehört, nicht adoptieren können. Sie erzählten auch, dass viele der Jugendlichen zu schüchtern seien um Kondome zu kaufen und deshalb lieber die MBA (married by accident=verunfallt geheiratet) eingingen. Oh je…wir halten gleich mal bei Dinho nach wie aufgeklärt er war und dass sie unverheiratet nicht mit dem Partner zusammen wohnen durften. Das war gesetzlich verboten, Homosexualität noch immer Neuland. Sie nennen es übersetzt "Banane isst Banane", Frauen haben eine "Orange". Na so kann das ja auch nichts werden...
Setri und ihr älterer Bruder ermöglichten ihren beiden kranken Eltern nicht mehr zu arbeiten. Sie und ihr Bruder zahlten für die Schulausbildung der 9- und 10-jährigen Brüder, denn leider koste das hier so einiges. Von was sie mit ihrem kleinen Gehalt dafür aufkommen konnte, war uns ein Rätsel. Wir überschlugen kurz und hätten ihr gern sofort das Geld dafür auf den Tisch gelegt, aber mehrere tausend Euro fielen z.Z. auch bei uns nicht einfach aus der Tasche. Und dennoch war sie so ein positiver Mensch! Sie würde gern 10 Jahre in Europa arbeiten und hier ein kleines Sushi-Restaurant eröffnen, Dinho mochte Sprachen und hasste Mathe. Sie sind einfach tolle Menschen und ich glaube so viel wie an diesem Ort haben Eric und ich noch nie gelernt. Menschlich, das Herz geöffnet. Den Spiegel vor Augen gehalten. Sollte Dinhos Chef nicht dafür aufkommen, werden wir ihm die Dive Master Ausbildung zahlen, denn wir möchten diesem jungen Mann eine gute Zukunft ermöglichen.
Als wir dann für alle zahlten, waren sie ganz überrascht. Sie hatten unser: „We are happy to invite you.“ nicht verstanden, aber wir ließen sie ihr weniges Geld nicht dafür ausgeben, dass wir mit ihnen essen gehen wollten. Für uns war das preiswert, für die beiden überhaupt nicht. Dinho hatte schon ein schlechtes Gewissen wegen morgen und wir wollten hier auch nicht die Gönner raushängen lassen, aber wir hatten gerade 18€ bezahlt und taten es gern. Wir drückten die beiden und verabschiedeten uns in die Nacht. Eric und ich hingen jeder unseren eigenen Gedanken nach, wobei Männer sich ja bekanntlich ins „Nichts-Kästchen“ manövrieren konnten, während in meinem Kopf die ganze Welt ratterte.
Ihr habt meine kleine Umfrage mitgemacht...was man mit 30€ machen könnte? Ich dachte an einen Kino-Abend, Eric an ein bestimmtes Kochbuch, andere an eine Spende an den NaBu (sehr löblich), zwei Nachmittage im Lieblingscafé, frischen Fisch kaufen oder Essen beim Inder bestellen. Und was machen geht auch? Einem jungen Menschen eine Freude machen und ihn mit zu einem wunderschönen Tauchplatz nehmen. Oh was freuen wir uns auf morgen!
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