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einjahrblau

Tag 313: Menjangan Meeresnationalpark

Es war so weit! Heute fuhren wir mit dem Boot nach Menjangan, einem Meeresnationalpark, weswegen wir überhaupt erst hier gekommen waren und dann war ja alles anders gekommen. Wir waren neugierig, aber Dinho trafen wir noch viel aufgeregter an. Mit 17 war er für uns immer noch ein Kind - jaja so alt sind wir nun schon und ihn in seiner Vorfreude zu sehen, war Gold wert! Er schickte auch immer seiner Mama Bilder vom Essen, damit sie sieht, dass er nicht verhungert. Obwohl er spindeldürr ist ;)

Es war schon alles vorbereitet.

Auf dem Boot mit uns waren vier Amerikaner, ein älteres dänisches Pärchen, ein aufdringlicher Holländer, der Kapitän, unser Honigkuchenpferd Dinho und drei weitere Indonesier der Tauchschule. Wir bekamen relativ schnell mit, dass sie unseren Schützling aufzogen und nicht so richtig würdigen konnten, dass er von uns extra gebucht wurde. Und weil sie ständig spöttelten und ihn herumscheuchten, wollte ich wissen, welche Spitznamen er denn für sie hätte. Den einen nennen alle Oktopus; er war wohl im Oktober geboren und hieß deshalb Octo. Aber die anderen? Eigentlich keine Spitznamen. Wunderbar. Denn so taufte ich den im orangefarbenen Shirt mit gleichfarbiger Sonnenbrille Nemo und den mit der blauen Dori. Dinhos schelmiges Lachen schallte über das Speedboat und gemeinsam übten wir fleißig die Namen, riefen sie auch immer wieder über Wasser. Auf dass sie sich einschärfen und auch sie Grund zum freundschaftlichen Spott wurden :)

Wir ließen uns den Wind um die Ohren pusten, reckten das Gesicht in die Sonne. Aber nicht zu weit, denn Sonnencreme hätte dann die Brillen beschlagen lassen. Das Meer war heute glasklar und schimmerte leuchtend blau & türkis. Irgendwann ankerten wir und ließen uns am Eel Garden als letzte ins Wasser plumpsen. Dinho gab Zeichen zum Abtauchen aber ich kam gerade so unter die Oberfläche und dann: nichts. Ich hielt ganz still, atmete ruhig und tief langsam ein und aus. Weiterhin nichts. Ich trieb an der Oberfläche wie ein Luftballon, wie ein Fettklößchen in der Suppe. Die beiden schauten mich von weiter unten fragend an als ich Zeichen zum Aufstieg gab. Eric bedeutete mir die Luft aus dem BCD zu lassen, aber das hatte ich schon. Dinho kam und wir ließen uns vom Boot noch zwei Kilo Gewicht geben und zack, nun konnte auch ich mit hinabsinken. Und was sahen wir dann da unter Wasser?

Der fliegende Holländer hatte doch Recht gehabt als er uns am Abend vorm Ijen Krater hochnäsig berichtete, nach Ko Tao fahre er ja schon lange nicht mehr, denn da gebe es weitaus gesündere schönere Tauchspots. Jetzt stimmten wir ihm zu. Eine völlig neue Welt! Eine Farbenpracht, riesige Fächerkorallen, zahlreiche bunte große und kleine Fische. Das war hier wie auf einem anderen Planeten. Dinho zeigte mit einem kleinen Metallstäbchen immer wenn er etwas besonderes entdeckt hatte wie eine Moräne im Felsloch. Ich mochte ja gepunktete Fische am meisten, aber dann entdeckte ich eine uns neue Art: blaue Fische mit ganz eleganten Flossen. Die waren so schön. Hier ging einfach so eine Riffwand bis in die Tiefe und wie im Schlaraffenland mussten wir nur an der Riffkante entlang tauchen um allerhand zu entdecken. Wir werden schon etwas besser mit unserem Luftverbrauch und tauchten völlig begeistert nach 47min wieder auf. Bis auf 20m waren wir hinabgetaucht. Dinho war zwar noch jung, aber Tauchen kann er. Er fragte regelmäßig nach wie viel Luft wir noch hätten und legte dan rechtzeitig den 3min-Sicherheitsstopp ein bevor wir alle drei grinsend die Wasseroberfläche durchbrachen, rückwärts zum Boot zurückpaddelten und durcheinander redeten und schwärmten: „Hey, habt ihr das gesehen?“ und „Das war ja cool!“ usw., ich weiß gar nicht wer glücklicher war: unser Baby-Dinho oder wir :D

Auf dem Boot stellten wir dann fest, dass man unsere Gewichte vertauscht und jeweils falsch in die BCDs gepackt hatte. Eric hatte meine und war deshalb quasi nach unten gesunken wie ein Stein und ich hatte seine wenigen und war deshalb erst nicht runtergekommen. Rätsel gelöst. Während wir zum nächsten Tauchplatz fuhren, bekamen wir das vorbestellte Mittag. Eric aß ein Sandwich, ich gebratene Nudeln. Dann machten wir noch Pause und vor Freude jauchzend hüpfte ich mehrmals vom Dach des Bootes ins Wasser. Ein herrlicher Sommertag. Irgendwann war es dann so weit: der zweite Tauchgang im Coral Garden stand an. Leider verlor Dinho ein Stück von seiner Tauchbrille und keinem gelang es das Teil rechtzeitig aufzufangen und die andere saß nicht so gut, aber es würde gehen. Wir tauchten ab, diesmal klappte es besser, aber die Strömung war sehr stark. Auch hier war eine Art Riffwand, die steil nach unten ging und wir schwammen erst ein Stück gegen die Strömung, aber dann gab die andere Gruppe das Zeichen die Richtung zu wechseln und wir mussten praktisch gar nichts tun außer Schauen und Genießen, denn die Strömung trieb uns faul am Riff entlang. Auch hier gab es eine Menge zu sehen und zu entdecken und ich bemühte mich nicht allzu schnell fortgetrieben zu werden. Irgendwann zeigte einer der australischen Jungs auf einen kleinen Felsvorsprung. Was ich blindes Huhn zunächst für einen besonders interessant gemusterten Fisch gehalten habe, entpuppte sich als Bein einer Schildkröte. Da lag entspannt eine Schildkröte! Wir besuchten sie quasi in ihrem Zuhause. Aah! Wie cool! Ich paddelte noch ein wenig gegen die Strömung und verlor mich ganz in der Betrachtung dieses tollen Meereswesens, aber es gab natürlich noch viele andere spannende Tiere & Pflanzen zu entdecken.

Plötzlich kam eine zweite Schildkröte quasi aus dem offenen Meer zurück und ich fuchtelte wild herum, aber die anderen sahen sie erst als sie schon fast bei sich Zuhause angekommen war. Oh ich liebe es! An sich hatte uns der erste Tauchplatz besser gefallen, aber die Schildkröten brachten meine Meinung ins Wanken. So schöne Tiere! Wir hatten das Glück, dass wir beim 3min-Sicherheitsstopp noch allerhand unter uns entdecken konnten und tauchten wieder nach 47min auf. Wir waren alle natürlich ein ganzes Stück vom Boot abgetrieben und die Dive Master pfiffen es in unsere Richtung. Unsere BCDs waren aufgeblasen und wir trieben wie fröhliche Bojen im Wasser, lachten, staunten, resümierten und kletterten dann aufs Boot, was jetzt zu uns gekommen war. Als wir alles ausgezogen hatten, wickelten wir uns schnell in die Handtücher, denn der Wind kühlte die Körper aus. Dinho-Baby zitterte wie Espenlaub, einfach jedes Mal :D


Wir fuhren zurück und begeistert erzählten wir von unseren Schildkröten. Wir quatschten mit Setri und halfen Dinho beim Auswaschen und Aufräumen. Bevor wir aber wieder hier „versackten“, gaben wir uns einen Ruck. Wenigstens ein bisschen was wollten wir nachmittags von der Gegend sehen und hatten auch schon unseren Vermieter nach einem Moped gefragt. Der hatte anfänglich vorgeschlagen wir können bei einem Freund für 60.000 IDR/ Tag einen mieten, bis er kurz darauf vorschlug wir können auch seinen nehmen. Seine Frau hatte uns den weißen, großen Scooter schon bereit gestellt und wir baten noch um zwei Helme. Nach dem Duschen fuhren wir los. Marie hatte uns zwei Tempel empfohlen. Wir fuhren die Hauptstraße entlang, beobachteten das Treiben und Affen am Straßenrand, fuhren an einer Art Armeeübungsplatz vorbei, wo wir aufmerksam beäugt wurden und hielten dann auf einem riesigen Parkplatz vor dem hinduistischen Pura Melanting Tempel. Hier muss sonst ja eine Menge los sein, wenn man die Ausmaße des Parkplatzes und die Anzahl der Warungs so sieht. Wir sahen aber vor allen Dingen Müll. Der Graben neben dem Parkplatz war voll, der Parkplatz selbst, um die Mülltonne herum auch. Überall lagen leere Verpackungen, Tüten und Getränkebecher. Dazwischen hechelten Hunde in der Sonne, die Mitleid in uns erweckten. Für den Tempel selbst hatte ich mir mein Strand-Sarong eingepackt, aber auch Eric brauchte eins, was man uns lieh. Er hatte wohl das einzige Mal in seinem Leben den Marylin Monroe Moment :D

Außerdem wurde man vor dem Betreten um eine Spende gebeten, deren Höhe man selbst festlege. Wir schauten dafür in die Besucherliste und orientierten uns an den Europäern, die im Laufe des Tages schon hier gewesen waren. Dann liefen wir los und erkundeten den Tempel. Er war auffällig farbenfroh und ich las später, dass er v.a. von Geschäftsleuten aufgesucht wird um für gute Geschäfte zu beten. Soso…wir staunten, dass in gefühlt jeder Ecke weiß gekleidete Männer und Frauen saßen, die uns fröhlich grüßten und fragten wo wir herkommen. Leider konnte keiner darüber hinaus wirklich Englisch. Als wir z.B. fragten, wie alt der Tempel sei, schaute man in den Kalender um uns zu beantworten wann die nächste Feierlichkeit stattfinden wird…irritierend war auch, dass sie fast alle mit ihren Handys herumsaßen oder Blütenblätter fegten, aber dass selbst hier der Plastikmüll herumflog und sich in den Ecken sammelte, schien niemanden im geringsten zu stören. Da hörte die Tempelliebe also auf. Seltsame Welt. Auf dem Parkplatz schlich dann ein Mann in einer Weste um uns herum und wollte wohl noch Parkplatzgebühren einkassieren, aber da wir in aller Ruhe die Blüten der Schatten spendenden Bäume fotografierten, fuhr er irgendwann einfach weg ;)

Der viele Müll hatte uns die Lust auf den zweiten Tempel verdorben zumal wir zahlreiche Müllhaufen im Gebüsch passierten. Oft wühlten Hunde und Hühner darin herum. Was zu viel ist, ist zu viel. Das ist doch keine Kultur!

Wir fuhren zurück zum Strand, wo wir letztens mit den anderen die Bakso-Suppe gegessen hatten. Doch der Verkäufer war nirgends zu sehen. Wir schauten nochmal bei Setri vorbei und die empfahl uns die Suppe neben der Moschee zu essen. Wir fuhren also wieder ein kleines Stück zurück, bestellten und setzten uns wie die Einheimischen im Schneidersitz bzw. in der Hocke vor die niedrigen Tische. Diese Bakso-Suppe war allerdings bei Weitem nicht so lecker und auch ein wenig teurer. Schade. Wir sahen hier auch eine der Quellen für die im Meer herumtreibenden Plastiktüten. Immer wieder hatten wir aufgerissene herausgefischt und uns gewundert: hier füllten sie bestellte Suppen ab. Wobei es natürlich auch in Deutschland viel zu viele Einwegverpackungen gibt. Nach einem kurzen Smalltalk fuhren wir wieder zurück und noch ein Stück weiter in die andere Richtung. Eigentlich wollten wir einen kleinen Hügel hinauf um von dort dem Sonnenuntergang beizuwohnen, aber als wir einer abenteuerlichen Piste folgten, fanden wir uns am „Romantic Beach“ wieder. Wer auch immer hier einen Instagram-Spot samt Holzrahmen und Hashtag kreieren wollte, hatte es etwas zu gut gemeint. Wir hatten zwar einen herrlichen Blick auf die untergehende Sonne und kamen noch genau rechtzeitig um den goldenen Streifen auf dem Wasser zu sehen, aber wir sahen auch, dass der ganze Uferstreifen komplett zugemüllt war! Richtig eklig. Hier verirren sich nicht viele Touristen hin, wir sahen nur einheimische Fischer, die mit ihren Netzen durchs Wasser wateten, es gab keine Korallenriffe und keine Netze um den Müll zu sammeln, aber offensichtlich eine starke Strömung, die hier alles anspülte. Ein trauriger Anblick. Schöner waren da die Fledermäuse, die bald darauf im letzten Abendlicht um unsere Köpfe flogen. Vielleicht kommen wir morgen noch einmal her, aber jetzt fuhren wir erstmal vorsichtig um die Schlaglöcher herum zurück, kauften Wasser und ließen dann an unserem Bungalow den Abend ausklingen.


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