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Tag 314: Angeln und Delfine zum Sonnenaufgang

Lange konnten wir gestern nicht aufbleiben, denn der Wecker klingelte 5:30 Uhr. Als ich das Handy in die Hand nahm um den Alarm auszustellen, sah ich die Nachricht, dass uns Cencen schon vor 20min geschrieben hatte, er würde eher kommen. Pech für ihn, ich schrieb ihm, dass wir gerade erst erwacht seien und wir noch 5min brauchen. Cencen war ein Fischer, dessen Nummer wir von Marie bekommen hatten. Wir hatten vorher sehr oft von dem Ort Lovina hier oben an Nordbalis Küste gelesen; er ist ziemlich mittig. Von da aus gibt es unzählige Delfin-Watching-Touren, aber wir hatten uns schon gedacht, dass das nichts gutes bedeuten konnte. Und dann hatte ich auf einem Blog einer Kalifornierin ihre Schilderung gelesen, wie schlimm sie ihren Ausflug fand. Sie warnte, dass zur Hochsaison bis 60 Booten mit leckenden Motoren über das Wasser schossen und den Delfine quasi nachjagten und sie umzingelten. Es gibt sicher viele Touristen, denen das völlig Wurst ist, uns aber nicht. Und Marie hatte uns deshalb erzählt, dass der Fischer früh rausfahre und auch Touristen mitnähme. Wir sind hier geografisch etwas weiter entfernt, gut eine Autostunde von Lovina, aber er sähe oft Delfine, wir könnten den Sonnenaufgang überm Meer erleben und selbst fischen. Na das klang doch wunderbar! Wir hatten ihm geschrieben und uns für heute verabredet. Wir zahlten zusammen 39€ an ihn und seine Familie.

Er begrüßte uns mit einem breiten Lächeln und wollte uns beide auf seinem Roller zu seinem Boot fahren, aber das war uns dann doch zu abenteuerlich und wir folgten ihm auf „unserem“. Er zeigte uns eine kleine Hütte am Strand, in der auch er gewohnt hatte, aber nun sein Onkel und andere Familienmitglieder wohnten. Wir warteten auf einen Franzosen, der ebenfalls mitkäme; die beiden sind seit gut 11 Jahren bekannt. Wir setzten uns vorn in das lange Holzboot, die beiden saßen fast schon außer Hörweite am anderen Ende. In der Mitte wurde der Motor aufgezogen. Dann tuckerten wir los. Und wie sich bald darauf die Sonne aus dem Meer heraushob war einfach nur wunderschön! Als wäre sie flüssig und würde nach oben aus dem Wasser gezogen werden. Herrlich. Es hatte etwas meditatives, wie wir hier müde und entspannt aufs Wasser schauten, was zunächst in der Dunkelheit schwarz aussah wie flüssiges Öl, dann die Sonne spiegelte und schließlich hell und friedlich vor uns lag. Wir knabberten zeitgleich ein paar Kekse, als die beiden hinten im Boot die ersten alkoholischen Getränke öffneten. Um 7 Uhr morgens!

Es dauerte gar nicht lange bis Cencen in die Ferne wies und die Richtung leicht änderte. Er hatte Delfine gesehen! Ouh! Das war ja toll :) Und wir sollten im Laufe des Morgens immer wieder zahlreiche Delfinschulen beim Jagen beobachteten, denn es war Frühstückszeit. Sich beim Filmen am Boot festzuhalten ohne ins Wasser zu fallen, war gar nicht so leicht. Und so gelangen uns zwar Videos & Bilder von aus dem Wasser springenden Delfinen, aber als zwei direkt rechts an der Bootswand vorbeischwammen und abtauchten, war es zu wacklig. Wir hatten sogar Kratzer auf der Haut erkennen können, Wahnsinn. Es war so schön, ich strahlte mit der Sonne um die Wette! Sie schien mittlerweile mit voller Kraft auf uns herab und wir schützten uns mit langärmligen Oberteilen, Mützen und Sonnencreme.

Dann fragte Cencen ob Eric jetzt auch mal fischen wolle. Haha das hatte Eric noch nie getan und auch noch nie interessiert, aber warum nicht. Er bekam eine große Angel in die Hand gedrückt und kurz gezeigt, wo er kurbeln musste und dann saß er da. Wir schrieen gleichzeitig verzückt auf, als seine Angel sich schließlich bog. Er kämpfte und wir lachten alle als er den Fisch einzog. Sein erster! Cencen stand schon bereit um ihm zu helfen. Dann klopfte er den Fisch mit einer Flasche tot. Oups. Tja, das gehört dazu und muss man als Nicht-Vegetarier ebenso wissen. Der Franzose hatte schon einen und dann fischten sie die Thunfische um die Wette. Einen musste der Franzose aufgeben, weil er sonst mit Erics Fang in die Quere gekommen wäre. Eric fischte ganz dem Motto aller guten Dinge sind drei, der Franzose hatte auch noch einen zweiten und als ich die Angel übernahm, fielen Cencen bald die Augen aus dem Kopf, aber er grinste und rief: „Fisher woman!“ Ich war als Kind ein paar Mal mit meinem Papa am See angeln gewesen, aber da man so ruhig sitzen musste, war das nicht ganz so mein Ding :D Als Schnatterinchen konnte ich als bisherigen Erfolg auch nur einen in Dänemark geangelten Baby-Aal (mit Kinderangel) verzeichnen, den wir sofort wieder freigelassen hatten; armes Tier. Aber bei mir biss heute ganz schnell ein Fisch an und ich hatte alle Mühe! Die Angelsehne schien unendlich lang zu sein, meine arme Hand tat schon ganz weh, so dolle griff ich zu. Die drei Männer lachten mit mir und zack war unser vierter Thunfisch aus dem Wasser gezogen. Wahnsinn! Aber danach beobachtete ich lieber wieder Delfine :D Nach gut vier Stunden, also kurz nach zehn fuhren wir zurück. Das war richtig cool gewesen.

Als wir ausstiegen, sammelten wir ein wenig Plastikmüll am Strand, was uns verständnisvolle Blicke seitens Cencens Familie einbrachte, die hier seit unserer Abfahrt saßen. Einfach nur saßen. Das traurige dabei: Cencen hatte selbst erzählt, dass er ab und an statt Fische Plastik an der Angel hätte und als Fischer sollte ihm die Zukunft seiner Fanggründe eigentlich kümmern. Aber hier war alles zugemüllt, überall ums Haus herum lagen Tüten, Flaschen, Verpackungen und es schien keinen zu interessieren. Plötzlich vertrieb Cencen die düsteren Gedanken und gab mir einen der Fische in die Hand. Ähm. Okay, was sollen wir jetzt damit? Wir fragten ob wir ihn abends denn nicht zusammen essen könnten, mit seiner Familie? Marie hatte erzählt, dass er das auch schon gemacht habe. Der Franzose stimmte gleich zu und wir verabredeten uns für 19 Uhr. Cencen versuchte noch etwas mehr Geld für Knoblauch und Co. rauszuhandeln, aber Thibault, sein französischer Freund, verdarb ihm das Geschäft, zwinkerte uns zu und meinte er bringe dann aus seiner Küche Gewürze mit. Wir fuhren winkend von dannen, chillten noch ein wenig im Garten, bekamen sogar noch ein spätes Frühstück, ich las mein Buch und 14 Uhr waren wir auch schon bei Karang Divers mit Dinho verabredet. Auf dem Weg dahin besorgten wir noch frische Melone, die Setri aufschnitt und auf Eis kühlte bis wir aus dem Wasser kamen.

Heute wollten wir noch einmal mit Dinho zu den Metallstrukturen tauchen. Dies war der hier preiswerteste Tauchgang, da wir direkt vom Strand aus reinliefen. Und wieso? Wir waren doch schon viermal da unten gewesen? Zu unserer Freude haben wir fünf Korallenspenden auf unseren WhatsApp-Aufruf über euch erhalten. Diese wollten wir nun selbst pflanzen. Monobaby zu Ehren unseres Familienhundes, Bruno, zu Ehren des verstorbenen Hundes von Freunden der Familie und deren Freunde hatten auch noch eine Familienkoralle in Auftrag gegeben und dann gab es noch eine Koralle für die vor drei Tagen geborene Tochter eines Freundes und für den fast einjährigen Sohn unserer Freunde. Auf dass sie mit den Kleinen um die Wette wachsen :) Richtig schön.

Wir liefen zu dritt ins Wasser und als ich hinabtauchte, kam keine Luft mehr aus meinem Atemregler. Oups. Gott sei Dank waren wir noch in flachen Gewässern, ich gab Zeichen zum Aufstieg, stellte mich in den Sand und Dinho stellte fest, dass mein Tank nicht richtig aufgedreht war. Ich hatte zwar vorher gecheckt, dass ich die Weste aufblasen und Luft ablassen konnte und die Atemregler gingen, aber das muss der restliche Sauerstoff in den Schläuchen bewerkstelligt haben. Naja, nun kannte ich auch das Gefühl, kein schönes und war das nächste Mal gewappnet! Wir tauchten gemeinsam weiter zum „Sammelplatz“ und wählten fünf Korallen aus, Kabelbinder, Zangen und Scheren hatten wir schon in den Tasche, Dinho trug den Draht in der Hand. Es dauerte ein Weilchen alle fünf Namen und Korallen stabil zu befestigen und natürlich knipsten wir fleißig Fotos. Schon während der ersten Schwimmzüge hatten wir gesehen, dass Eric und ich unsere BCDs vertauscht hatten…oh man. Jedenfalls war das Werk irgendwann vollbracht und damit wir den Tauchgang auch etwas genießen konnten, brachte uns Dinho noch erfolgreich ein Stück nach rechts wo wir eine von drei hier lebenden Schildkröten sahen. Ich liebe es so sehr sie zu beobachten! Allerdings starteten wir fast zeitgleich eine erneute unter-Wasser-Müllsammel-Aktion als wir sahen durch wie viel Plastik die Schildkröte hier schwimmen musste. Armes Tier. Auch von mehreren großen Seeigeln zupften wir vorsichtig Plastikstreifen ab; man hatte sie kaum noch darunter erkannt.

Und wieder kamen wir drei glücklich aus dem Wasser und aßen mit Setri Melone. Hilfe beim Wand bemalen wollte sie auch heute nicht, aber es zuckte uns richtig in den Fingern, weil es hier einfach nicht voranging. Nun gut. Wir wollten ursprünglich ja nochmal an den gestrigen Strand zurückkehren und den Müll dort sammeln. Aber ehrlicherweise hielten uns zwei Gründe zurück: wir hatten noch immer kribbeligen Ausschlag von irgendwelchen Plankton und wir fühlten uns machtlos, wenn unterdessen die Einheimischen fröhlich weiter ihren Müll herumliegen ließen und uns dabei zuschauten. Zusammen hätte man es schaffen können…stattdessen schwatzte ich mit dem Portugiesen Gonzo, einem der Besitzer der Tauchschule. Da wir die ersten waren, die eins der Projekt-Pakete gebucht hatten, bat er uns um Feedback, erläuterte Schwachstellen und legte offen dar, was alles noch zu meistern war. Das war eine ganz schöne Nummer…wir konnten nur hoffen, das würde alles laufen, denn selbst viele indonesische Mitarbeiter der Tauchschule interessierten sich null Komma null für das Korallen-Projekt. Obwohl es sich quasi um ihren Arbeitsplatz handelte, aber hier dachte keiner viel länger als bis zur nächsten Woche, seufzte Gonzo. Wir gaben ihm unsere Mail-Adresse und er solle uns einfach seinen Fragebogen schicken, da er dringend Daten sammeln wolle, damit das hier voranging.


Jetzt mussten wir uns beeilen, weil wir hier immer so versackten, hatten wir gerade noch Zeit zu duschen und fuhren dann zum Fischer. Erst standen wir hilflos herum, sahen den Fisch schon auf der Feuerstelle, Schüsseln mit Reis und Fischsuppe. Wir waren froh zwei große Cola-Flaschen (hier Luxus) und Toast (sehr beliebt bei Cencens Enkel) mitgebracht zu haben und stellten es auf die Plane hinzu. Mit der für Franzosen meiner Meinung nach üblichen Unpünktlichkeit kam erst Thibault, gefolgt von seinen Eltern und dann einem reisenden Kumpel. Zusammen mit Cencens Familie setzten wir uns im Kreis auf die Plane und genossen den frischen Fisch.

Nichts war besonders scharf und bis auf den Reis alles gut gewürzt. Thibaults Eltern, v.a. seine Mutter waren uns unsympathisch, aber mit seinem Kumpel, der selbst monatelang reist, konnten wir tolle Reisestories austauschen. Dann sang und spielte Cencen auf einer Gitarre, gefolgt von seinem Nachbarn. Es klang richtig gut und seine Fröhlichkeit steckte an. Allerdings staunte ich wie locker er seinen Glauben auslebte, da er dem Bier großzügig zusprach. Ca.3h später brachen wir auf, das war auch mal eine interessante Erfahrung gewesen im Kreise der Einheimischen und ihren französischen Freunden.

Videos findet ihr hier; ältere habe ich gelöscht. Witzig ist das Ende bei Erics Fischen und wie ich begeistert aufschreie, wenn Delfine kommen:


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3 Kommentare


ankewolfundco
ankewolfundco
01. Juli 2023

So schön, an dem Korallenprojekt mit beteiligt zu sein. Das haben wir nur allzu gern unterstützt. Und freuen uns sehr über das tolle Foto mit „Monobaby“. 👏👍 Schöne Idee, tolles Projekt, dem wir viel Erfolg wünschen.

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Volker Wolf
Volker Wolf
01. Juli 2023

Wie immer sehr schön die Momente in Worte gefasst und wundervolle Bilder . Alles richtig gemacht 👍

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einjahrblau
02. Juli 2023
Antwort an

Danke ☺️

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