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Tag 315+316: balinesische Bootstaufe und Tauchen in Pemuteran

Ihr wundert euch warum wir noch immer hier sind? Ja, die Überredungskünste unserer neuen Reisefreunde wirkten erstaunlich erfolgreich auf uns. Nochmal hatten wir unsere Unterkunft verlängert, dort grinste man nur noch wenn wir wieder mal eine Nacht länger bleiben wollten. Denn Gonzo hatte uns gestern zur heutigen balinesischen Bootstaufe eingeladen. Und solche lokalen Feiern sind ja das Spannende am Reisen also hatten wir kurzerhand begeistert zugesagt. Da diese aber erst 16 Uhr starten sollte, ließen wir uns früh alle Zeit der Welt.

Der erste Morgen seit Tagen ohne Verabredungen. Beim Frühstück lernten wir einen älteren Schweizer Holzbauingenieur kennen, der z.Z. herumreist und sich Bambusbauten anschaute wie Hotelanlagen, Häuser und Fabriken. Was gibt es für interessante Jobs! Wir gaben ihm Cencens Nummer und berichteten vom Projekt hier vor Ort. Überhaupt hatte ich in den letzten Tagen alles gegeben um hier beim Frühstück oder auf dem Boot Touristen aus Australien, Dänemark, England und Co. vom Korallenprojekt zu erzählen und sie zu ermutigen eine Urlaubserinnerung in Form einer Koralle zu spenden. Ich zeige dabei immer die Fotos, da es hier einfach keine Schilder und Werbung gibt. Nett verpackt freuen sich die Leute, die Entscheidung liegt ja ganz bei ihnen und auch an Unterhaltungen in der Tauchschule hatte ich mich bei potentiellen Kunden eingebracht. Die mussten hier alle viel offener und weniger schüchtern damit umgehen. Diesen positiven Instagram-Effekt der jetzigen Generation kann man doch mal ausnutzen: eine eigene Koralle. Ist doch super! Naja, wir helfen hier so lange wir können.


Aber Setri hatte nun doch begeistert zugestimmt, dass wir ihr beim Malen der Wand in der Tauschule helfen konnten. Ist ja nicht so, dass ich schon seit Tagen auf die Farbeimer und Pinsel schiele…also brachen wir bald auf, holten aber zuvor noch eine Melone, eine Dose Kekse für alle und Überraschungen für später. Mit Begeisterung malte ich weiter die Bleistiftlinien von Marie nach und die Wand wurde immer farbiger. Ich zeigte einfach mal wie schnell das gehen konnte :D Zwischendrin kamen Sonja & Co. von ihrem Ausflug zurück. Sie freuten sich, dass wir doch noch da waren und sogar bei der Wand halfen. Setri fragte, ob wir einen Sarong hätten? Ich hatte mein Tuch und sie gab Eric das z.Z. als Tischdecke dienende. Denn das wäre besser bei der Bootstaufe. Sie selbst blieb noch an der Rezeption, aber wir liefen alle kurz vor vier den Strand entlang zum zweiten Sitz der Tauchschule. Dort versammelten sich Gonzo und die Mitarbeiter bereits, die alle traditionell gekleidet waren, sprich mit einem Tuch um die Hüfte und dem „Häubchen“ auf dem Kopf, die Frauen trugen Bluse und Rock mit Gürtel. Selbst unser Dinho-Baby zog sich um. Sonja trug in unseren Augen auch sehr traditionelle Kleidung, allerdings aus Java: eine Art Blusenjacke und eine weite Hose. Sie wurde ausgelacht sie sehe aus wie eine muslimische Gelehrte und einer ist sie sogar richtig angefahren als sie ihn begrüßen wollte, wieso sie das trage und keinen Sarong (den hatte ja nun Eric um) und dann weigerte er sich mit ihr zu sprechen. So was albernes! Und respektlos! Sonja winkte ab, der Kindergarten hier sei nichts neues für sie. Aber Hauptsache alle saßen hier in Gummischlappen und Handys während der Zeremonie da, überall Plastikbecher und -verpackungen. Was hatte das denn bitte mit Traditionen zu tun? Die verscheißern sich doch selbst. Besonders Eric, aber auch mir, fiel das ganze schwer Ernst zu nehmen. Wir freuten uns natürlich dem beizuwohnen, aber hier passte einfach vieles für uns nicht zusammen. Toleranz hin oder her…es ist eben doch für uns sehr speziell. Nach süßen, einzeln verpackten Leckereien und Tee wurden wir herangewunken. Gonzo hatte uns erklärt, seine Mitarbeiter fahren erst nach der Bootstaufe raus und er mache was sie glücklich macht, damit es mit dem neuen Boot mal voranging.

Wir setzten uns auf ein Zeichen hin alle in den Schneidersitz und uns war es ganz unangenehm, dass uns weiter vorn Platz gemacht wurde, dann bekamen wir alle so eine kleine Blumenschale in die Hand und in einem Raum standen schon Opfergaben und ein Mann murmelte bereits Gebete, eine Frau begleitete dies mit Musik. Dann zogen einige los und spritzten Wasser um sich. Wir sahen es nicht, aber sie liefen auch zum Boot. Zwei Runden drehten sie, ein frittiertes Hühnchen war auch dabei und fiel zwischendurch mal in den Pool (was die Männer aber nicht davon abhielt es abends zu essen). Dann ahmten wir einfach immer die Bewegungen um uns herum nach. Wir falteten die Hände vor die Stirn mit Blumen dazwischen, erst steckten wir welche hinters rechte, dann hinters linke Ohr. Wir bekamen auch Wasser in die Hand geträufelt, wobei die rechte oben lag und tranken es dreimal leer, das vierte Mal schüttete man über den Kopf. Danach klebten wir uns Reis auf die Stirn und in die Halskuhle. Warum? Tja…das übersteigt jetzt meine Kenntnis. Erics Blicke zwischendurch waren aber Gold wert! Wir ließen auch unsere Arme und Hände kreisen und alsbald war die Zeremonie vorbei. Na das ging ja fix, einige hatten auch nebenbei telefoniert, aber Sonja wurde von einigen Männern noch immer mit Missachtung bestraft. Nun begann der lockere Teil der Zeremonie, der in unseren Augen der Hauptgrund für die Männer war. Nach dem viel zu scharfen Essen gab es kistenweise Bier. Gonzo erklärte uns, dass Bier hier recht teuer sei und für die Männer so etwas wie für uns ein guter Tropfen Wein. Wer Geld habe, kaufte Bier. Na prima. Wo wuchs denn unser Baby-Dinho hier auf?

Zwischendurch verabschiedeten wir uns kurz Richtung Tauchschule. Zwei von euch haben 25€ & 75€ für unsere liebgewonnenen Menschen gespendet. Wir hatten Geschenktüten besorgt und für beide ein paar Süßigkeiten hineingepackt. Dinho bekam 25€, was für ihn eine Menge Geld war und Setri, die monatlich ihre Familie unterstützt, 75€ und ein Öl gegen Insektenstiche, von dem sie schon schwärmt. Wir tackerten mit Sonjas Hilfe beides zu, fuhren zurück und sie schickte die beiden nacheinander zu uns. Wir wollten morgen abreisen und Setri blieb der Mund offen stehen. Ihr kamen bald die Tränen, sie meinte unser Aufenthalt (den wir schon mehrmals verlängert hatten) sei viel zu kurz gewesen. Sie hatte das eigentlich gewusst, aber nie Ernst genommen.

Sie freute sich natürlich sehr über unsere Geste. Wir schärften ihr ein es allein zu öffnen um Neider zu vermeiden und die Tüte nicht aus den Augen zu lassen. Wir merkten ihr an, dass sie, um aufsteigende Tränen zu unterdrücken, abrupt das Thema wechselte. Sie erklärte uns die Fähren und versuchte uns zu überreden noch einen Tag hier zu bleiben und Erics Geburtstag mit ihnen vorzufeiern. Warum wir denn sowieso nicht mit ihnen, unseren neuen Freunden feiern wollten? Sonja stimmte mit ein und beide tanzten vor Freude um die Wette, als ich sagte, dass sie uns mal 5min geben sollen ;) Ich schaute Eric mit schief gelegtem Kopf an. Er wusste was jetzt kommt. Ich hasse Abschiede. Und eine Fähre hatten wir eh noch nicht. Ihm erschien der mögliche, morgige Tauchgang verlockend und so war es beschlossen. Wir blieben noch eine allerletzte Nacht. Die Mädels freuten sich und Dinho grinste, weil er morgen nochmal unser Tauch-Guide war. Das machte den bevorstehenden Abschied nicht leichter, aber Setri würde uns morgen in Ruhe mit dem Fähre buchen helfen und versprach eine kleine Pool-Party am Abend.

Dinho war ebenfalls ganz gerührt von dem kleinen Geschenk und versprach nicht alles auf einmal auszugeben. Aber selbst wenn, es ist seins und selbst wenn er sich und seinen Kumpels davon Bier kauft. Das machen unsere Jugendlichen auch, sollen sie doch glücklich sein. Jetzt konnten wir mitfeiern, die meisten Männer hatten schon ordentlich einen im Tee. Aber alle nahmen uns freundlich auf und ich musste mir anhören, dass ich heute Nacht sicher noch meinen Spaß mit Eric haben werde und sie mich morgen fragen werden, was für ein Hengst er sei. Meine Güte, das Bier schlug hier ganz schön an. Auch Sonja bekam von zwei ihrer Mitarbeiter eindeutige Einladungen, die sind schon alle recht kindisch :D Nüchtern würde sich das hier keiner trauen und ich bremste uns ein wenig und bat um Limo, da wir noch mit dem Scooter nach Hause fuhren, wenn auch nur 5min. Da kenn ich kein Erbarmen. Na das war doch wieder ein Tag gewesen!


Da wir uns nun kurzerhand entschieden hatten, nochmal eine weitere Nacht zu bleiben, gaben wir fix Bescheid und die Besitzer der Unterkunft freuten sich wieder. Dann nahmen wir noch ein wenig Reisegeld in die Hand, jetzt ist es um die Ersparnisse eh geschehen und hatten zu Dinhos Begeisterung einen Tauchgang hier in der Bucht gebucht. Start war wieder 9 Uhr und er war uns gleich als Tauch-Guide zugeteilt wurden. Diesmal war es in der Bucht selbst und nur eine kurze Bootsfahrt entfernt. Außerdem war es außerhalb des Meeresnationalparks, sodass es preiswerter war als Menjangan. Zu einem zweiten Tauchgang ließen wir uns allerdings nicht überreden, da sich die Kosten doch recht schnell summieren. Es war die erste Fahrt des gestern frisch getauften Bootes und Gonzo lachte uns vom Ufer aus zu, dass wir doch tatsächlich alles als erste ausprobieren: das Korallen-Projekt-Paket, das neue Boot und den neuen Tauch-Guide Dinho. Am Ende gewährte er uns auf die Gesamtsumme auch 10% Rabatt, worüber selbst Setri überrascht war. Ich hatte eigentlich nur aus Scherz gefragt. Und, was wir ebenfalls erst jetzt freudig zur Kenntnis nahmen, z.Z. war die Tauchausrüstung mit inbegriffen. Es war also immer noch ein hübsches Sümmchen, aber wesentlich weniger als was ich Mathe-Genie ausgerechnet hatte.

Erics neuer Kumpel, mit dem er gestern den ganzen Abend über Meereslebewesen und Tauchplätze gequatscht hatte, kam auch mit. Zu viert tauchten wir ab und es war zwar nicht so überwältigend wie Menjangan, aber trotzdem gab es sehr viel zu entdecken. Hier leben auch Seekühe, aber die zu sehen war Riesenglück, welches wir heute nicht hatten (aber damit hatten wir auch nicht gerechnet). Als wir abtauchten, sagte Dinho noch stolz, dass er verantwortungsvoll sei und nicht tiefer als 18m mit uns abtaucht, aber Eric und ich waren von allem so fasziniert und folgten einem Fischlein, sodass wir dann doch auf fast 26m landeten - aber nur kurz, der Sauerstoff reichte trotzdem lange :) Und ich schwamm ein Stück mit einer Schildkröte! Eric hatte sie leider nicht gesehen, weil er immer Fotos mit der GoPro machte. Am Ende entdeckte er so auch einen fast weißen Skorpionfisch. Was für gute Augen! Ich trage ja hier unten keine Brille und genieße einfach so, aber die anderen wiesen mich Gott sei Dank auf allerlei faszinierende Kreaturen hin wie z.B. die stacheligen, farbenfrohen Nacktschnecken.

Fröhlich fuhren wir zurück und kurz vor der Küste fragte ich ob ich reinspringen darf. Selbstverständlich, der Kapitän drosselte den Motor und ich schwamm dem Boot hinterher. Huch, das war weiter als gedacht, aber den Puls mal wieder auf Fahrt zu bringen, war nicht verkehrt. Denn aufs Schwimmen freute ich mich in der Heimat schon sehr.

Als alles wieder aufgeräumt war, schnappte ich mir die Pinsel und malte fröhlich weiter. Selbst Eric half irgendwann mit. Wir schauten immer mal mit den anderen welche Farbe, aber Sonja freute sich einfach nur, dass es vorwärts ging, denn Gonzo scharrte schon mit den Füßen. Wir malten fast 6h, Marie hatte heute ihren freien Tag, aber gesagt, wir sollen uns einfach austoben. Unsere Maltherapie. Herrlich. Setri war so lieb uns Essen zu bestellen und so aßen wir nochmal die Spießchen, die wir so lecker fanden. Zwischendurch gabs von uns Melone und Kekse. Wir bekamen hier ja quasi den ganzen Tagesablauf mit und staunten ein wenig. Die taten hier alle so erschöpft & überarbeitet, aber wovon nur? Also wir zwei waren den ganzen Tag (freiwillig) am meisten beschäftigt :D Aber Eric und ich können auch ganz schöne Arbeitstiere sein und haben definitiv eine andere Arbeitsmoral als unsere Freunde hier mit Aussicht auf den Strand und das Meer. Ich könnte hier nicht arbeiten, ich würde vom nur Rumsitzen völlig irre werden. Da springt der Duracell-Hase in mir im Kreis…Eric hatte sogar zum Besen gegriffen und den Hof gefegt; Dinho hatte geholfen. Alle anderen Männer saßen in der Sonne und verlängerten ihr Mittagspäuschen. Irgendwann legten wir dann aber mal die Pinsel & Besen weg, es sah jetzt halbwegs fertig aus und die eine Ecke würde Marie sicher noch aufhübschen. Das Foto von uns und den Korallennamen war ausschlaggebend für die Idee eine Fotowand zu machen und frisch laminiert, wurden wir als erstes Foto an die Wand geklebt. Sonja und ich gaben der Wand den Namen „Conservation Hall of Fame“. Ach schön. Jetzt sehen sie uns jeden Tag :D

Setri hatte von allen Geld zum Einkaufen bekommen und Radler & Chips besorgt und kam nun mit vollen Tüten zurück. Außerdem war sie ganz aufgeregt. Sie hatte für Erics Geburtstag ein kleines „Happy Birthday Eric“ Fähnchen gebastelt und einen „Kuchen“ aus kleinen herzhaften Dingern, dessen Name wir uns einfach nicht merken, zusammengestellt. Der wurde singend mit zwei Kerzen überreicht, die Eric auspusten durfte. Sonja, Setri und Jay (der Holländer) und wir hüpften auch auswechselnd in den recht kühlen Pool und schwatzten. Da das Geld hier knapp saß, hatte ich auf Deko wie Girlande, Luftballons und Co. verzichtet. Es war einfach ein schönes Beisammensein und Dinho & sein Kumpel aus Sulawesi kamen auch nochmal vorbei. Als der Hunger zu groß und wie Mücken zu aggressiv waren, fuhren wir alle fix heim zum Duschen & Umziehen und trafen dann Sonja & Setri an der Hauptstraße auf einen Burger, von dem Sonja so geschwärmt hatte. Wir quatschten über alles mögliche und luden die beiden dann auch ein. Wir fühlen uns einfach schlecht, wenn sie ihr mickriges Geld für uns ausgaben. Und sie freuten sich sehr ehrlich, das freute auch uns. Immer wieder drückten wir uns zum Abschied, versprachen Kontakt zu halten und warfen Luftküsschen vom Scooter zurück, als wir in getrennte Richtungen davon fuhren.


In Deutschland würden wir niemals Geburtstage vorfeiern, aber hier war die Ausnahme okay. Allerdings endete nun auch der Spaß, denn wir mussten packen. Wir zahlten die Unterkunft und mussten nur einen kleinen Freundschaftspreis für den Scooter bezahlen. Der Rucksack war irgendwann so weit gepackt. Dann standen uns 4h Schlaf bevor; Setris Nachbar würde uns 3:15 Uhr abholen und zur Fähre fahren, die 4h entfernt ab Padang Bai abfuhr. Das hatten wir zwar eigentlich an Erics Geburtstag vermeiden wollen, aber so spielt eben das (Reise-)Leben. Zu gern wären wir einfach mal mit dem lokalen roten Bus gefahren. Nicht nur, dass er extrem günstig war, sondern sicher auch eine witzige Erfahrung, aber der fuhr leider nicht so früh. Die Fähre wiederum fährt nur vormittags. Wenn einer eine Reise tut…

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