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einjahrblau

Tag 329: Ankunft in Afrika

Aktualisiert: 19. Juli 2023

Wir landeten in Addis Abeba (Äthiopien) zwischen. Die Flughafenhalle bot einen starken Kontrast zu Singapur, hier sah es eher aus wie in einer großen Lagerhalle. Für Zeit hatten wir vorerst jegliches Gefühl verloren. Wir aßen die Brötchen aus Erics heimlichen Lager im Rucksack. Er hatte alle, die wir im Flieger nicht gegessen hatten samt Butter und Marmelade eingepackt. Ein paar Cracker gab es auch noch. Wir unterhielten uns mit einem Münchner, der ohne Frau und Kind seinen langjährigen Wunsch erfüllt und zu einer Woche Hochseefischen in Madagaskar unterwegs war. Er empfahl uns Business Class fliegen, wir empfahlen ihm stattdessen das Geld für weitere Reisen und Länder auszugeben ;) Wir boardeten als erste, es ging weiter nach Johannesburg.

Und nun wird es wirr. Mal schauen, ob es mir gelingt euch unsere Gedankenspirale verständlich zu machen.

Wir hatten am Anfang unserer Weltreise gesagt, dass ein Abschluss in Afrika ein Highlight wäre, wenn das Geld so weit reichen würde. Auf eine kleine WhatsApp-Umfrage hin hat sich auch der Großteil der Beteiligten gegen Indonesien und für Afrika ausgesprochen. Am Ende ist es beides geworden, doch aus Ostafrika wurde es nun der Westen. Wir haben lange (viel zu lange) hin und her überlegt, Visa-Gebühren verglichen, benötigte Impfungen, Malaria-Risiko und Flugpreise verglichen. Am Ende gab meine liebe Kollegin Steffi den Anreiz: wenn uns Camping unter den Sternen, flexibles Reisen im Auto und Lagerfeuer am besten gefallen hatten und uns so fehle, dann sollten wir einen 4x4 Jeep mit Dachzelt in Namibia oder Botsuana mieten. Dort sei das nämlich Gang und Gebe und wunderbares Reisen. Wir fragten herum und alle Reisenden, die dazu etwas sagen konnten, empfahlen Botsuana. Daran hatten wir vorher nie gedacht. So weit, so gut. Eric checkte ein paar Mietwagenfirmen, dann buchten wir die Flüge nach Gabarone (Botswana) und gleich den endgültigen Rückflug nach Frankfurt. Diese Langstreckenflüge waren so schon kostspielig, da wollten wir nicht noch später buchen. Dann waren wir erstmal in Nepal wandern gewesen und als wir dann den Mietwagen buchen wollten, oh Schreck, waren alle weg.

Wenn einer eine Reise tut...


Eric musste sehr viel Zeit und Nerven investieren um Firmen zu suchen und anzuschreiben und fand letztendlich einige noch verfügbare in Johannesburg, Südafrika, die die Autos gegen Gebühr ins Nachbarland liefern würden. Die Gebühren schwankten dabei erheblich und wir entschieden uns für den dahingehend preiswertesten Anbieter, der 150€ pro Strecke berechnete. Andere wollten (mehr als) das Doppelte. Die Preise, so ehrlich können wir sein, waren horrend hoch. Wie dämlich waren wir auch? Es war Hochsaison, da zum Einen Ferienzeit in Europa war und zum Anderen in Botsuana Trockenzeit = hervorragende Tierbeobachtung gegeben war. Da müssten wir mal ein Jahr nicht die Sommerferienpreise zahlen…nun ja. Wir verbrachten quasi die ersten beiden sächsischen Schulferienwochen in Afrika. Glückwunsch. Sei‘s drum. Der Wunsch war nun einmal da, die Entscheidung getroffen und ich hatte Nähe Flughafen Gabarone ein Zimmer gebucht. Das war meist unsere Aufgabenverteilung.


Der Flug von Johannesburg nach Gabarone wurde allerdings um 2h nach hinten verschoben, sodass wir 6h Aufenthalt auf dem Flughafen gehabt hätten und als ich in Singapur auf dem Flughafen die Strecke googelte, staunte ich. Zwischen den beiden Städten waren ja nur 5h Fahrt! (Ja, nach all dem Reisen & Fahren erschien das gar nicht mehr so lang.)

Warum hatte ich mir nicht mal eher die Zeit genommen? Eric hatte ich immer abgeblockt und gesagt, dass wir nur zwei Wochen hätten und da dann das Maximale herausholen müssten und wir deshalb gleich nach Gabarone "durchfliegen". Jetzt wäre die Zeit am Flughafen genauso lang wie die Fahrtstrecke selbst. Kurzerhand schrieben wir dem Vermieter, ob wir quasi morgen doch selbst das Auto überführen könnten. Die Antwort bekamen wir vorm Boarding nicht mehr, es blieb also spannend. Online hatte gestanden bei Flugänderung hätte man ein Recht auf Teilstornierung, weshalb wir eine Stornierung veranlasste.

Am Ende war es so: der Vermieter stimmte zu, sparte er sich ja die Strecke, der gecancelte Flug wurde plötzlich doch nicht rückerstattet. In Johannesburg dauerte es dann ewig bis wir den Stempel am Pass hatten und vor allem ungewöhnlich lange bis unsere Rucksäcke übers Gepäckband rollten. Die ganze Zeit hatte der Vermieter samt Familie auf dem Parkplatz gewartet. Immerhin wurden wir nett empfangen :) Das ist ja am Flughafen eher selten, dass da jemand auf uns wartet. Sein Akzent haute uns um. So ein Englisch hatten wir noch nie gehört und wir hatten anfangs Mühe all seinen Abkürzungen zu folgen. Uns fiel auch auf, dass wir, da wir nun doch selbst die Strecke fuhren, auch alle anderen Anbieter mit höheren Gebühren hätten wählen können. Dann hätten wir sogar eine bessere Ausstattung vom Pickup gehabt. Unser Vermieter zeigte uns alles im Auto, aber weil er den Wagenheber vergessen hatte, mussten wir nochmal eine Stunde warten. In der Zeit aßen wir einen preiswerten Burger mit Pommes (das günstigste Flughafenessen aller Zeiten), mussten dann aber selbst das stundenlange Parkticket zahlen. Schweinerei und Chaos pur, nicht wahr?


Unser Vermieter hatte noch gesagt es ginge alles mit Kreditkarte, wir sollten dann nur in Botsuana ein paar Pula abheben um korrupten Polizisten Strafzettel zahlen zu können und für Kleinkram eben. Aber südafrikanische Rand hatten wir nicht erst abgehoben. Dann kam wie es kommen musste. Drei Mal wurde Maut fällig, insgesamt 7.50€, aber obwohl groß Visa dran stand, funktionierte keine unserer Kreditkarten. Die genervte Dame an der ersten Mautstelle (90ct), deren Englisch wir kaum verstanden, meinte, dann müssen wir eben unser Auto an der Seite abstellen und zur Tankstelle laufen, wo es einen ATM gebe. Na prima. Doch eine andere Autofahrerin beobachtete unser Rückwärtsfahrmanöver, parkte hinter der Schranke, lief auf uns zu und fragte ob alles okay sei. Ihre Söhne hätten gesagt, sie solle mal nachfragen. Wir sagten wir müssten Bargeld holen und sie gab uns 50 Rand (2.40€). Das war so lieb! Sie versicherte sich das auch wirklich alles gut sei und dann fuhren sie winkend davon. Dankbar und erleichtert stiegen wir wieder ein, reihten uns neu ein, zahlten und hoben dann weiter vorn an der Tankstelle gleich nochmal neues Bargeld ab. Aber sie hatte uns so einige Zeit und kalte Minuten erspart :) Während wir fuhren, ging nämlich die Sonne unter und das war unser erster Afrika-Moment. Genauso glühend und leuchtend orange hatten wir uns das vorgestellt, mit schwarzen Silhouetten der Bäume davor. Wahnsinn. Er zog sich eine Weile hin und kurz nach 18 Uhr war es schon stockfinster. Dafür leuchteten die Sterne über uns am schwarzen Nachthimmel und die Temperaturen sanken rapide. Wir wechselten mal den Fahrer.

Irgendwann nach ewigen Fahren erreichte ich die Grenze zwischen Südafrika und Botsuana und wir mussten in mehrere Häuschen gehen den Reisepass abstempeln lassen und 4€ Durchfahrtsgebühr fürs Auto zahlen. Uns nervte wie lange alles dauerte, aber das gehört dazu. Ein Grenzbeamter hatte uns begleitet und gesagt wo wir hinmussten und wir hatten uns schon gefragt, warum wir das nicht einfach allein bewerkstelligen konnten, dann bat er um Geld. Es dauerte bis wir ihn verstanden, ähnliches Problem hatten wir schon drin an den Schaltern gehabt, denn der englische Akzent war hier sehr ungewohnt. Er meinte er habe Hunger und wir sollen ihm Geld für Essen geben, als Danke für seine Hilfe. Tja, wir hatten aber noch gar kein Bargeld. Der nächste, der die Ausreisepapiere vom Auto checkte, war auch wieder so schwer verständlich und es dauerte bis wir (im Nachhinein) verstanden, dass er von uns als Fahrer oder Hundesitter angestellt werden wolle. Oh man. Ihm sei kalt und wir hätten ja ein großes Auto…Wir winkten ab, fuhren davon und die Fahrt zog sich ewig. Das hatte alles länger gedauert als gedacht und wir konnten nur hoffen, dass wir so spät noch einchecken konnten, denn Empfang hatten wir hier keinen, eine aktive Simcard sowieso nicht. Endlich 22:30 Uhr in Gabarone im Guesthouse angekommen, konnten wir noch einchecken, aber sie wollte das Geld sofort in Bar. Das hatten wir noch nicht und sie musste sich damit begnügen, dass sie es erst morgen Früh bekäme, wenn wir 6:30 Uhr umparken sollen.

Heute spürten wir zum ersten Mal richtig den Jetlag. Wir sind nun in eurer Zeitzone angekommen, d.h. 6h in der Zeit zurückgereist, hatten aber im Flugzeug super schlecht geschlafen und waren todmüde. Wir fielen einfach nur ins Bett. Dies wird das letzte Bett sein bis wir wieder in der Heimat angekommen sind. Ab morgen schlafen wir im Dachzelt und die letzte Nacht im Flieger während der langen Rückreise. Denn das Ende unserer Weltreise rückt näher.

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