Unser Flug ging erst morgen am späten Abend und wir wollten die Zeit noch nutzen. Ich hatte, weil wir ja nicht in die Kalahari Wüste fahren konnten/ sollten, geschaut und entdeckt, dass wir in Südafrika noch den Marakele Nationalpark besuchen können. Auf dem Rückweg quasi. Deshalb hatten wir beschlossen den Flug von Gabarone nach Johannesburg sausen zu lassen und das Auto selbst zu überführen. Das war zwar wie auf dem Hinweg wieder super doof gewählt, weil wir den Teilflug nicht zurückerstattet bekommen werden, aber immerhin sparten wir dann die Auto-Transfer-Gebühr und sahen noch ein schönes Fleckchen Erde. Abgesehen davon hatten wir sowieso weder Empfang noch Wifi und konnten den Teilflug nicht stornieren.
Jetzt waren wir also in Südafrika, frühstückten, packten ein vorletztes Mal zusammen und lernten die Finnen neben uns kennen. Finnen scheinen rar gesät, man trifft sie eher selten. Für sie erschien hier alles preiswert, da die nordeuropäischen Länder ein anderes Preisniveau zu haben scheinen. Na gute Nacht, dann wird Norwegen noch eine Weile auf uns warten müssen.
Wir rollten los. Heute hatte ich Fahrriemen und Eric las online irgendein Fachbuch und stellte Formeln um. Schon gruselig manchmal :D
Ich trällerte fröhlich alle möglichen Lieder mit, da wir endlich wieder Radioempfang hatten und dann kauften wir in einem super gut ausgestatteten Supermarkt einen kleinen Salat zum Mittag. Willkommen in Südafrika. Hier sahen wir auch mehr Bleichgesichter so wie wir es waren. Die fuhren hier die großen Autos; ich denke auf Grund der Kolonialgeschichte gehören ihnen noch immer Farmen, Ländereien, Firmen & Co.
Am Supermarkt wechselten wir, Eric fuhr und bald waren wir am Eingang des Marakele Nationalparks im Waterberg Bergmassiv. Dort wollten wir zur Schranke fahren, doch man winkte uns auf den Parkplatz. Dort bog Eric ein und es krachte. Oh Gott. Das Dachzelt. Wir schauten uns mit weit aufgerissenen Augen an und stiegen langsam aus dem Auto. Wir schlugen die Hände vor den Mund. Ohoh. Das war gar nicht gut. Das Dachzelt hatte es nach hinten geschoben und die Holzplatte am Boden hatte es zerschmettert. Die Dachhalterung selbst war noch dran, aber umgeben von kleinen Holzsplittern wackelte das Dachzelt jetzt vor sich hin. Ach du liebe Zeit und das einen Tag vor Rückgabe. Wir schauten nach oben.
Hier auf dem Parkplatz hatte man einen grünen Sonnenschutz gespannt und dazwischen hingen Metallstreben. Die waren aber nicht mit einem roten Punkt oder irgendwas markiert, nirgendwo gab es einen Hinweis auf die Höhe und das Problem war, dass die Markierungen auf dem Boden nicht gleich abschlossen. D.h. die Stange, gegen die wir gefahren sind, hing quasi mitten auf einem markierten Parkplatz. Eric versuchte nochmal unsere Simcard zu aktivieren, aber außer drei sinnlos bezahlten Euro passierte nichts. Die Mitarbeiter des Parks kamen nun auch langsam angetrabt und schauten sich den Schaden an. Der Mann an der Rezeption ließ uns telefonieren und die Reaktion unseres Vermieters war: „Oh, fuck me.“ (Das werde ich jetzt aus Pietätsgründen nicht übersetzen.) Der Mitarbeiter des Nationalparks war auch so nett mit seinem Handy Fotos zu schießen und dem Vermieter zu senden. Wir hatten ja keinen Empfang. Mittlerweile hatten die Männer unser Dachzelt auf die hinteren Träger gepackt und einer holte nach einiger Zeit vier Seile. Siehe da, alles war wirklich fest verschnürt. Sie meinten wir können getrost fahren, da passiere nichts. Nur konnten wir jetzt nicht mehr drin schlafen.
Es waren im Nationalpark auf dem Campingplatz noch Zimmer frei; d.h. Zelte mit Küche & Bad. Wohl oder übel mussten wir also 75€ zahlen zzgl. Nationalparkeintritt. Der war mit 12.50€ p.P. immerhin wesentlich preiswerter als der Chobe. Eric wollte ja gleich weiterfahren, so groß war der Schock. Aber nein. Kaputt war es jetzt sowieso, das war nicht mehr zu ändern. Wir aber waren hier, also konnten wir es jetzt auch nutzen und den Ausgang des Tages ändern. Die Jeep-Tour um 15:30 Uhr war zwar ausgebucht, aber alle versicherten uns wir können einfach selbst Safari fahren, das Dachzelt sei wirklich fest fixiert. Na also.
Wir fuhren zu unserem Zelt, aßen unseren Salat und hatten so was wie ein Körnerbrot gekauft, von dem wir zwei fette Scheiben abschnitten. Ich schmierte dann noch den Rest für die morgige Fahrt. Ich drückte Eric. Alles würde gut werden, so was passiert. Dann fuhren wir mit der kleinen Karte des Parks in der Hand los. Das Dachzelt saß tatsächlich fest, selbst bei Schlaglöchern rührte sich nichts. Glück im Unglück sozusagen.
Relativ schnell sahen wir eine Giraffe, wie sie anmutig an einem Baum speiste, dann rollten wir weiter über den roten Sand Afrikas. Ein entgegenkommender Fahrer gab uns ein Zeichen, wir hielten an, machten das Fenster runter so wie er und er erzählte uns, dass sie vorhin an einer Stelle ein Nashorn und ihr Baby gesichtet hätten. Ouh. Das wollten wir sehen und änderten spontan unsere Route. Wir fuhren und fuhren, passierten einen kurzen Tunnel, betätigten einen Knopf für ein Sicherheitstor. Aber die Nashörner schienen weitergelaufen zu sein. Ich zog eine Schnute, Eric meinte, wir haben mit ihnen einfach kein Glück, doch plötzlich sahen wir in einiger Entfernung zwei graue Hintern. Das sollte ein Baby sein? Ach du liebe Zeit! Also ja, wir konnten einen Größenunterschied feststellen, aber hätten das Baby eben babyhafter eingeschätzt :D
Stattlich, wie sie da standen. Leider näherte sich auch von der anderen Seite ein Fahrzeug und wir konnten nicht dichter heran. Wir wollten sie nicht einkesseln, sondern einfach nur beobachten, aber irgendwann verschwanden die beiden dann Äste knirschend im Dickicht. Coole Begegnung. Als wir uns einen Hügel hinauf schlängelten, entdeckte Eric graue Punkte. Wir fuhren ein Stück in eine Sackgasse um zu sehen, dass es sich um eine Elefantenherde handelte, die sich fressend um den Hügel bewegte. Dann entdeckten wir einen einzelnen Elefanten, vermutlich einen Jungbullen, der erst auf unserer Straße und dann daneben entlang trottete und sich genüsslich Zweige mit seinem Rüssel in den Mund stopfte. Als wir weiter zum Lenong Viewpoint rauf fuhren, schrie ich auf einmal mit Begeisterung, dass neben uns ein weiteres Nashorn stehe. Eric war so konzentriert auf die schmale Fahrbahn, dass er es auf seiner Seite gar nicht gesehen hatte. Das Nashorn schien auch noch nicht ausgewachsen zu sein und trottete erschrocken über Stock und Stein zu seinem Kumpanen runter, den wir erst jetzt entdeckten. Herrlich! Was für ein Glück, dass wir heute gleich vier sahen. Vielleicht entdeckten wir ja noch mehr, aber erstmal fuhren wir weiter um von oben einen 360 Grad Panorama Ausblick auf die Weite des Landes zu werfen. Als ich das Tal überblickte, fühlte ich mich wie Simba :D
Hier oben zog es ganz schön und da wir auf unserer Karte gelesen hatten, dass man 17:30 Uhr, d.h. vor Sonnenuntergang auf dem Zeltplatz sein soll, mussten wir uns langsam sputen. Wir beobachteten noch eine Art Murmeltier, die sogenannten Schliefer, wie sie sich auf den Steinen in der Sonne wärmten und vor uns zurückschreckten. Außerdem gab es hier oben kleine Wasserböcke; weiter unten sahen wir wieder Gazellen, Antilopen (die gesteiften Kudus finden wir besonders schön) und begegneten auch nochmal dem einzelnen Elefanten, der uns empört hinterher trötete. Weil mein Orientierungssinn genauso verbesserungswürdig wie meine Mathematik-Kenntnisse war, bogen wir zu früh ab und kamen an einem anderen Campingplatz heraus. Nun mussten wir nochmal zurück und den richtigen Bogen fahren. Wir würden nicht rechtzeitig ankommen und hofften keine Strafe zu bekommen. Ich glaube, wenn es um ihre Wildtiere geht, können sie hier in Südafrika besonders streng sein…Das positive an unserem kleinen Extra-Ausflug war aber, dass wir nun in den Genuss des Sonnenuntergangs kamen. Exklusiv, wir allein, sahen wir den orange-goldenen Feuerball zwischen den Felsen glühen. Das Tal und die Steinformationen waren alle in rötliches Abendlicht getaucht, kurz darauf leuchteten die Wolken pink auf. Es war spektakulär und das hätten wir eigentlich gar nicht erleben dürfen. Thihi, aber dann, kurz nach 18 Uhr hatten wir es im letzten Abendlicht zu unserem Zelt geschafft und waren froh. Niemand hatte uns erwischt oder ermahnt und für uns hatte es sich richtig gelohnt, weil hier eben nicht nur Flachland war und man ganz neue Aussichten genießen konnte. Der Park gefiel uns richtig gut.
Eric wischte grob den Sand aus dem Auto, räumte alles wieder an seinen ursprünglichen Platz (Teller, Tassen, Anzünder etc.) und ich schnippelte schonmal Knobi, Zwiebeln, Hähnchen und wollte den Reis kochen. Innen lief die Klimaanlage auf Maximum, aber ausnahmsweise auf der wärmsten Stufe um das kalte Gemäuer zu heizen. Plötzlich gabs mit einem Ruck ein Summen und dann war alles dunkel. Der Strom war ausgefallen. Oh man. Wir mussten nun doch nochmal auf unserem Gaskocher kochen und konnten für den Preis nicht mal die kleine Küche nutzen. Wir kramten die Stirnlampe heraus, zogen uns noch wärmer an, stellten die Handys mit ihren Lampen hin. Während der Reis köchelte, trugen wir die Rucksäcke und alles herumliegende in die Unterkunft. Irgendwann hörten wir ein Auto und das Licht ging wieder an. Brutzeln konnten wir dann also alles auf dem Herd in der Pfanne. Innen wurde es schön warm, Eric ging duschen, ich begann mit dem Packen meines Rucksacks. Dann aßen wir im Bett sitzend, schauten Netflix und machten es uns gemütlich. Nach dem Essen wollte ich duschen, doch der Strom fiel wieder aus. Das durfte doch nicht wahr sein. Im Dunkeln verräumten wir das gröbste, dann gaben wir auf und kuschelten uns mit Netflix in die Kuhlen der durchgelegenen Betten. Mitten in der Nacht ging dann der Strom wieder an, wir hörten es an der Klimaanlage.
Am Morgen holte uns 7:30 Uhr der Wecker aus dem Traumreich. Aber heute war es nicht die Kälte, die uns vom Aufstehen abhielt sondern die Kuscheligkeit des unverhofften Bettes. Doch die Vernunft ließ nicht lange auf sich warten. Während auch ich nun duschte und mich für den letzten Tag verschönerte, bereitete Eric schon das Frühstück zu. Letzte Reste wurden verbraucht. Dann aßen wir wieder im Bett und die Arbeitsteilung begann. Letzte Decken wurden gefaltet, Schlaf-Shirts eingepackt, im Auto kam alles an Ort und Stelle zurück, die Dinge, die wir während der Flüge brauchten, wurden ins Handgepäck gepackt und wir geben zu: es war schon auch irgendwie toll das vorerst letzte Mal alles rollen, stopfen und einpacken zu müssen - obwohl wir mittlerweile natürlich schon zu den Profis gehörten. Also ein bisschen. Vielleicht. Wir werden besser. Für alles brauchten wir nicht ganz anderthalb Stunden, dann rollten wir los.
Doch ganz so zeitig mussten wir nicht in Johannesburg zurück sein, also drehten wir nochmal eine Runde durch den Nationalpark. Wir wählten die Routen, die wir gestern Abend nicht mehr geschafft hatten. Wir merkten allerdings recht bald, dass gestern Nachmittag/ am frühen Abend die bessere Zeit für Tierbeobachtungen war, denn wir bekamen erst vorm Ausgang eine edle Giraffe zu Gesicht; wir vermuten es war die von gestern Abend . Ein paar Antilopen und Artverwandte. Zebras. Graue Punkte in der Ferne entpuppten sich als Elefanten. Ein Wildschwein sprang vor unseren Augen ins Gebüsch, Warzenschweine wühlten nach Essen in der Erde. Aber sonst…kein Nashorn, keine Raubkatze. Löwen blieben auch diesmal vor uns verborgen, aber wie ich aus erster Hand weiß, waren einige darüber nicht unbedingt unglücklich ;) Und wir hätten wohl eh kein Superfoto aus der Ferne schießen können. Wir genossen, was wir kriegen konnten. Und heute waren das vor allem spektakuläre Aussichten über die Weite des Marakele Nationalparks.
Das zu sehen, hier zu fahren, über den roten, afrikanischen Sand war doch schon ein Erlebnis und ein schöner letzter Vormittag einer langen, abenteuerlichen, wunderschönen, unvergesslichen, eindrucksvollen Reise. Ich könnte jetzt noch mehr Adjektive einbauen, aber das lassen wir mal ;)
Die Zeit war gekommen. Wir tauschten, ich saß jetzt am Steuer und wir traten das letzte Fahrtstück von ca. 4.600km in Südafrika in 16 Tagen an. Wahnsinn! Wir sparten uns die Maut-Strecken und wählten die 20min länger fahren. Schon im Radio hatten wir es gehört, in den Städten erlebten wir es live: fast alle Ampeln waren ausgefallen, es herrschte dichter Verkehr. Manchmal regelten Polizisten die Kreuzung, manchmal klappte einfach das Reißverschlussprinzip. Haben wir das also auch noch erlebt…Kurz vor Ende kamen wir in Johannesburg an einem großen Slum vorbei. Lauter kleine Wellblech-Hütten reihten sich dicht an dicht, die Wäsche hing dazwischen, Kinder spielten im Dreck, es herrschte organisiertes Chaos. Hühner wurden aus engen Käfigen verkauft und lebendig kopfüber weggetragen, Müll in Tonnen angezündet, kleine Straßenstände boten Essen feil, an der Tankstelle wollte keiner unser letztes Paket Feuerholz geschenkt bekommen. Gestern hatten wir einfach kein Feuer mehr geschafft, nun bekam der Vermieter quasi das zurück, was er uns reingepackt hatte, aber hier kam es eh nur ein Viertel des Preises. Wir rollten vorwärts, wechselten noch einmal den Fahrer, nach gut 3h kamen wir am Flughafen an. Doch wir waren auf der falschen Spur und gelangten von hier aus nicht auf den Parkplatz. Also mussten wir nochmal ein ganzes Stück fahren um wenden zu können und der zweite Anlauf klappte dann. Der Vermieter erwartete uns schon und wir fürchteten uns vor seiner Reaktion auf Grund des Dachzelts. Immerhin gelang es uns so die Delle an der Seite zu verschweigen. Doch unsere Sorge war unbegründet. Er freute sich, dass es "nur" dieser Schaden war und offensichtlich deckte unsere Versicherung alles ab. Puuh, nochmal Glück gehabt. Wir plauderten noch über unsere Erfahrungen und natürlich hätte er als Einheimischer einige Situationen anderes gehandhabt, aber für uns waren das alles gesammelte Erfahrungen, die wir eh nicht mehr rückgängig machen konnten.
Wir verabschiedeten uns mit einem kräftigen Handschlag und trugen so gegen 17:30 Uhr Sack & Pack ins Terminal A hinein. Wir hatten noch ein paar Stunden Zeit und aßen unseren Reis von gestern, die letzten Bananen und tranken viel Wasser, weil wir es durch den Security-Check eh nicht mitnehmen konnten. Ein letztes Mal schauten wir noch dem Sonnenuntergang zu und tauschten Bilder mit Dinho, der uns welche aus Indonesien schickte.
Dann liefen wir vergnügt zum Check-In bei Qatar Airways. Ich war ganz aufgeregt und hatte ein Grinsen im Gesicht. Bald hoben wir ab und flogen der Heimat entgegen. Auch wenn wir das Reisen lieben, war es doch auch schön zu wissen, dass wir Freunde & Familie sehen werden, Lieblingsgerichte schlemmen werden und eine eigene Waschmaschine & Küche nutzen können.
Doch mein Grinsen wurde mir quasi direkt aus dem Gesicht poliert. Man konnte uns nicht einchecken. Wir sollten erst zu Air Botswana gehen, denn bei denen hatten wir früh den Flug ausfallen lassen und sie mussten uns erst „austragen“, weil wir uns für diese Sequenz nie eingetragen hatten. Wir verstanden grad eher nur Bahnhof, aber gingen einfach mal zu deren Kundenservice. Die zuckten nur die Schultern und meinten sie können uns da nicht wie gewünscht auschecken, weil wir nie eingecheckt haben. Hä?
Wir liefen also wieder zurück zu Qatar Airways und man erklärte uns, dass wir im System „festhängen“ und nicht einchecken konnten. Wir verstanden nun gar nichts mehr. Wir hatten doch ein Ticket, hatten bezahlt und hätten hier sowieso die Fluggesellschaft wechseln und unser Gepäck neu aufgeben müssen. Doch man erklärte uns, dass unsere drei Teilflüge EINE Buchung seien und weil wir den einen nicht genommen hätten, hätten wir jetzt ein großes Problem.
Uns blieb der Mund offen stehen. Ein paar Tränchen rollten meine Wange hinab. Ich wollte nach Hause. Wir waren mittlerweile vom Check-In zum Kundendienstschalter geschickt wurden. Die meinten wir müssten dort anrufen, wo wir das Ticket gebucht hatten (online). Doch wir hatten ja kein funktionstüchtiges Handy. Man schickte uns zum Kundendienst des Flughafens, der einzelne Airlines betreut, damit wir dort telefonieren konnten. Erst hing Eric ewig in der Warteschlange, dann verstand der indische Mitarbeiter des Call Centers kaum etwas, dann wurde uns versprochen, dass man online die erste Sequenz storniere, damit wir im System freigegeben werden und boarden können. 19:30 Uhr werden wir eine E-Mail erhalten. Wir kneteten nervös unsere Finger, liefen auf und ab, ich kaute auf meiner Lippe. 19:45 Uhr hatten wir noch keine Mail erhalten.
Mittlerweile hatte das Kundencenter des Flughafens bei Qatar Airways angerufen. Wenn wir 500€ zahlen, könnte man unseren Fehler beheben. Ach jetzt auf einmal. Wir riefen erst nochmal den Kundendienst unserer Internet-Buchungsseite an und erklärten alles einer neuen Mitarbeiterin nochmal. Diese gab vor unsere Situation zu verstehen & zu bedauern und alles zu geben, was in ihrer Macht stand. Wir blieben in der Warteschleife, die nervtötende Melodie hing uns bald zu den Ohren raus, dann meinte sie, sie hätten jetzt mit dem Flughafen telefoniert und sie rufe in 5min an. Der Check-In schloss aber in 15min und ich redete erbost auf sie ein. Immer wieder versicherte sie, sie verstehe uns und sehe die Nummer auf dem Display, von der wir anriefen. In uns keimte letzte Hoffnung auf. Doch auch die starb bald. Ein Anruf kam nicht.
Wir ließen nochmal bei Qatar Airways anrufen. Jetzt kostete die Umbuchung schon 700€. Lächerlich! Wieso ging das nur gegen Gebühr und wieso würfelten die den Preis? Eric fragte vorn am Check-In ob sie warten würden. Ja würden sie, der Flug hatte eh 40min Verspätung. Wir hatten als Erklärung übrigens sogar angegeben, dass wir auf Grund eines "Unfalls" den ersten Flug nicht hatten nehmen können und angeblich täten ja alle alles um uns zu helfen.
Ich war nun bereit die 700€ drauf zu zahlen, doch dann hieß es: zu spät. Auch wenn der Flug Verspätung hätte, arbeite das System mit der echten Zeit automatisch und der Check-In sei nun geschlossen. Das durfte doch nicht wahr sein! Das Flugzeug hob erst in über einer Stunde ab, die Crew war noch hier, unsere Plätze leer! Wir telefonierten seit Stunden! Und die konnten keine Maus-Klicks ausführen?
Ich heulte mittlerweile richtig, das war ein schierer Albtraum. Die Damen von Qatar Airways mit ihren lächerlichen Mützen meinten wir können auf morgen umbuchen und nochmal den gleichen Preis zahlen. Nun wurde ich fuchsteufelswild, gab Eric auf deutsch zu verstehen mitzukommen und fauchte sie an, dass ich Qatar Airways mit Sicherheit nicht nochmal wählen werde und denen keinen Cent mehr gebe. Sie waren empört, sie wollen ja nur helfen. Ich schrie sie an, dass das aber seit Stunden keiner tut und wir auf einem fremden Kontinent wegen ihrer Unfähigkeit festsaßen. Dann gingen wir. Hier war nichts zu machen. Sie ließen uns aus technischen Gründen nicht boarden. Es war unfassbar.
Ich musste mich erstmal sammeln, dann sahen wir auf der Anzeigetafel, dass Emirates Airways über Dubai flog, von da kämen wir nach Frankfurt. Wir rannten zum Schalter und fragten, ob wir ein Ticket kaufen könnten. Der gelangweilte Mann meinte, dies können wir natürlich tun. Er würde die Zahlung entgegen nehmen. Aber ob die Ausstellung des Tickets rechtzeitig erfolgen würde, das wisse er nicht. D.h. wir sollten zahlen ohne zu wissen ob wir boarden dürften. Spinnen die hier eigentlich alle völlig? Der Check-In könne natürlich nicht warten. Gut, das riskierten wir nicht auch noch, die hatten doch alle schon die Dollar-Zeichen in den Augen. Widerlich.
Ich rief verheult und verzweifelt meine Ellis an um ihnen zu sagen, dass sie uns morgen nicht am Bahnhof in Leipzig abholen müssen.
Sie waren so geschockt wie wir.
Eine Option gab es heute noch. Über Amsterdam. Der letzte Flug des Tages um 23:10 Uhr. Online buchen ging angeblich auf Grund eines technischen Fehlers nicht. Am Schalter vor Ort kostete es natürlich mehr. Eric wollte morgen fliegen und so weniger als die Hälfte drauf zahlen als ich es grad in Begriff war zu tun, denn ich hatte mich vollends in einen Sturkopf verwandelt, war kurz vor der Verwandlung in einen Wutzwerg und zu allem bereit um noch heute, wie geplant, die Reise nach Europa anzutreten. Meine Ellis verstanden es und redeten uns gut zu. Am Ende reichte ich zweimal die Kreditkarte über den Tresen. Für neue, sündhaft teure Flugtickets im vierstelligen Bereich und zusätzlich fürs Gepäck. Man besaß die Dreistigkeit zu fragen, ob wir das wollen. Klar, am Ende hätten alle Gierschlünder auch gern unser Gepäck behalten, aber ich zickte nur zurück, dass ich natürlich auch mein Gepäck mit nach Europa nehme. Die haben doch hier alle einen Knall! Wir gaben endlich die Rucksäcke ab, rannten zum Security-Check, rannten weiter zum Gate, riefen meine Ellis an, dass wir nun boarden konnten und dann boardeten wir.
Der teuerste Fehler unseres Lebens. Afrika. Mach´s gut, mach´s besser.
Europa: wir kommen!
Im Flugzeug waren wir still. Ich konnte es alles nicht fassen. Auch nicht, dass wir es endlich nach Stunden geschafft hatten, Eric konnte die ausgegebene Summe nicht ganz fassen, war aber froh, dass ich mich wieder beruhigt hatte. Die Graukappe neben mir musste von mir zurecht gewiesen werden, dass es nicht okay ist, meinen Arm auf der Armlehne zu quetschen. Ich gewann den Kampf, dann schauten wir Filme, aßen das eklige Essen von KLM Airline (Holland) und kuschelten uns in unsere Decken. Eine hellblaue Decke der Airline packte ich ein. Das sollte für den Preis drin sein. Der ca. zehnstündige Nachtflug nach Amsterdam stand nun an. Es waren zu viele Emotionen und Schockmomente um gut schlafen zu können.
Was für ein beschissenes Ende einer tollen Weltreise.
Comments