Wir freuten uns hähmisch, dass die Lärmschweine schon vor dem Sonnenaufgang aufstehen mussten und davon fuhren. Karma, meine Lieben. Ich hoffe viele von ihnen müssen ihren Kater im Expeditionsbus durchschütteln lassen. Entschuldigt, aber so viel übermüdete Bosheit muss sein. Heute ließen wir es früh sehr entspannt angehen und begingen nicht den selben Fehler zum hundertsten Mal. D.h., während ich mal wieder neue Blogeinträge unserer tierreichen Chobe Nationalpark Tage hochladen konnte, googelte Eric verschiedene Routen und Campingplätze inkl. deren Preise. Wir ließen uns bis Mittag Zeit und fuhren zufrieden & erfolgreich los. Erster Halt war (wie meistens) die Tankstelle. Dort begann man ohne uns zu fragen alle Scheiben zu reinigen und fragte dann ob wir denn gar nichts für sie hätten? Nun ja, das tat uns ja sehr Leid, aber wir haben kein kleines Bargeld und hätten auch verneint, hätten sie gefragt bevor sie die Scheiben einseiften. Das hinterlässt bei uns immer so ein schlechtes Gewissen :(
Als nächstes fuhren wir Spar an, der letzte geplante Einkauf für Erics Kartoffel-Möhren Curry und frisches Obst. Wir sollten alles für die letzten Tage haben. Ja. Die allerletzten.
Uns stand eine gut dreistündige Fahrt mit meist angenehmen Straßen bis zum Campingplatz bevor. Wir hatten uns kurzerhand gegen den Nxai Nationalpark entschieden, weil das zusätzliche zweieinhalb Stunden (pro Fahrt) bedeutet hätte und von anderen Besuchern nicht unbedingt empfohlen wurde. Aber in Höhe des Nationalparks sahen wir weitere Strauße; die waren allerdings genauso scheu wie schnell, sodass die Betrachtungsfreude nur kurz anhielt. Etwas weiter bremste ich. Hier waren rechts am Straßenrand Dutzende Elefanten. Auf unserer Seite lauerten Zebra-Herden. Die Elefanten hatten mehrere Wasserleitungen aufgebrochen, d.h. betonierte Wartungszugänge. Die Deckel lagen zur Seite geschoben da und die Elefanten tauchten ihre Rüssel in die Löcher; ab und zu kam es dabei zum Streit. Am niedlichsten waren natürlich wieder die Kleinsten, die unter Mamas Bauch geschützt ebenfalls versuchten ihre kleinen, ungelenken Rüssel ins Wasser zu tauchen. Wir beobachteten das Schauspiel eine Weile mit eingeschaltetem Warnblinker; wir standen hier immerhin auf einer 80km/h Straße. Dann fuhr ich uns weiter nach Gweta.
Neben dem Ort hatte man(n) uns den „Planet Baobab“ Campingplatz empfohlen, aber vorher fragten wir noch in der ortsinternen Lodge nach ihren Preisen für eine Erdmännchen-Tour, um Vergleiche anstellen zu können. Dann fuhren wir weiter und waren begeistert. Der Campingplatz kostete nicht mal 16€/ Nacht, bot einen riesigen Pool (auch wenn er uns zu kalt war), liebevoll gestaltete Waschräume und ein Restaurant (auch wenn wir es nicht nutzten). Unser Platz Nr.2 hatte eine hübsche Feuerstelle, eine überdachte, beleuchtete Sitzecke (!) und einen doppelten Grill. Abends erleuchteten elektrische Laternen einen Rundweg und auch die namensgebenden Baobab-Bäume wurden geschickt beleuchtet. Wir wurden ja nicht mehr!
Hier kostete die Erdmännchen-Tour, von der Eric im Internet gelesen hatte, zwar mehr als in der Lodge, aber sie boten es in Kombination mit einer kleinen Quad-Tour über die ausgetrockneten Seen an. Ouh. Da klingelten ja wieder meine Ohren. Wenn schon kein Jetski (wohl mit das allercoolste was es gibt, weiß ich seit Korsika), dann gern Quad. Eric war nicht überzeugt, weil man sich eigentlich eins teilen müsste. Aber die nette Rezeptionistin schlug vor, dass wir jeder eins haben können, weil nur ein weiteres Paar ohne Quad gebucht hatte. Jetzt hatten wir ihn und wir trugen uns ein. Dann fragten wir nach, ob das Restaurant lokale, d.h. afrikanische Gerichte anbot. Sie lachte und meinte sie könne fragen, ob man uns ausnahmsweise „phane“ zubereiten würde; wir sollten mal googeln. Sie beobachtete uns gespannt und grinste die ganze Zeit. Unser erschrockener Aufschrei bestätigte wohl ihre Erwartung und sie lachte herzlich. Die Bilder zeigten dicke Würmer. Igitt. Ob wir sie mal sehen wollten? Klar.
Sie brachte uns zur Küche, es wurde gelacht und gekichert. Dann hielten sie uns - ohne uns aus den Augen zu lassen - eine Tüte getrockneter „Etwas“ hin. Sie meinte sie seien knusprig und es sei Gemüse. Hm. Eine Baumfrucht? Ich nahm vorsichtig eins hinaus und spürte ein kleines Kneifen. Niemals war das eine Frucht! Lebten die etwa noch? Nein, aber wir spürten die kleinen Widerhaken und nun sahen wir auch die Beinchen. Ach du liebe Zeit. Sie zuckte grinsend die Schultern und sagte: „Kein Blut, also kein Tier.“ Na, so kann man es auch sehen. Sie biss herzhaft hinein und meinte wir sollen mal probieren, sie seien sehr salzig. Reflexartig hielt ich Eric eins hin und er biss wirklich ab! Ieh! Wollte er mich denn nie wieder küssen? Das ist ja nicht zu glauben. Doch dann sagten beide: „Augen zu und durch.“ und ich wollte keine Mimose sein. (Ich schloss tatsächlich die Augen). Es schmeckte salzig, aber keiner von uns hatte es gewagt das vertrocknete Köpfchen mit zu knabbern und den ganzen Abend hatte ich das Gefühl mir stecken Insekten-Reste zwischen den Zähnen. Eric googelte: es handelte sich angeblich um eine Mops-Made.
Sie zeigte uns auch den Baum seitlich neben uns. Dort lebten sie, wurden abgepflückt, ausgequetscht um den Blättermatsch aus ihren Mägen zu drücken und dann getrocknet. Die Köchin zeigte uns auch gekochte in echtem Gemüse, die sahen noch widerlicher aus. Aber hey. Eine authentische Erfahrung und wir hatten herzlich gelacht. Außerdem freuten wir uns so noch mehr auf Reis mit Erbsen, Tomaten und über dem Feuer gebrutzelten Würstchen. Dem Sonnenuntergang sahen wir vom Dach und aus dem Zelt heraus zu. Denn heute waren wir zeitig genug angekommen um alles im Hellen zu erledigen. Herrlich. Wir hatten sogar noch Zeit um den kleinen Rundweg zu den Baobabs zu laufen und der dickste, gewaltigste haute uns völlig um. Was für stattliche Bäume! Wir verstanden, warum sich um diese Bäume Legenden rankten. Nur einer der Riesengruppen neben uns erschwerte uns das Einschlafen. Sie sind eben überall.
Wer Erdmännchen sehen will, muss 6 Uhr an der Rezeption sein, also 5:40 Uhr aufstehen. Unsere Kleidungsschichten lagen schon bereit, der Rucksack gepackt. Verschlafen trotteten wir vor und lernten das ältere Ehepaar kennen, was mit uns und dem Guide mitfuhr. Wir wunderten und fragten nach: wo waren denn die Quads? Zu denen würden wir erst fahren, na dann. Die Frau freute sich, wir seien ja auch aus Deutschland und wir wiederum spürten: hier standen Ossis :) Man merkte das einfach und sie bestätigten, dass sie das auch bei uns gemerkt hatten. Die beiden kamen von der mecklenburgischen Seenplatte und es bestätigte sich, was ich ebenfalls geahnt hatte: sie war Lehrerin. Und nun haltet euch fest: für Französisch und Sport. Ihr Mann war Restaurator im Museum und beide, was für ein Zufall, waren im Kletterverein und fuhren demnächst nach Hohnstein. Die Hin- und Rückfahrt wurde also recht unterhaltsam und es war schade, dass sie genau in die andere Richtung weiterfahren würden. Wir hätten gar nicht gedacht nochmal so nette Reisebekanntschaften auf unsere letzten Tage zu schließen ;) Sie schwärmten so von ihrem Lieblingsland Oman, dass dies das letzte Fünkchen war, was Eric überzeugte es nun auch auf unsere Reiseliste für (über-)nächstes Jahr zu setzen. Sie baten auch gleich um unsere Adresse um uns ein Buch dafür zu schicken und ausleihen zu können und wir sollen doch bitte im Gegenzug mal all unsere nützlichen Apps auflisten.
Während wir fuhren ging die Sonne auf und eine Baumreihe spiegelte sich im gold aufleuchtenden Weiher.
Gott sei Dank hatten wir noch Decken bekommen, denn obwohl wir fett eingemummelt waren, zog der Fahrtwind an uns. Die Fahrt dauerte und wir wurden lustigerweise auf Ziegen, Kühe, Esel und Pferde hingewiesen, die es ja nun hier zu Hauf gab und irgendwie rechneten wir damit, dass da kein Quad warten würde. Dann hielten wir an umzäunten Häusern, stiegen aus, sollten unsere Quads bekommen. Doch dann entschied sich unser junger Guide um. Wir würden erst zu den Erdmännchen fahren. Die Runde auf dem Quad wurde also immer kleiner und kleiner, da wir ja überall mit dem Jeep mitfuhren. Aber wir freuten uns sehr auf Timon und seine Freunde, also konnte es losgehen.
An einigen Erdlöchern gefühlt mitten im Nirgendwo angekommen, wartete ein weiterer Mann, der „Freund“ der Erdmännchen. Vermutlich fütterte er sie, anders konnten wir uns ihre Zutraulichkeit nicht erklären. Wir warteten nur wenige Augenblicke, bis die Sonne das erste Loch in der Erde beschien und wir durften keine Schatten auf die Ausgänge werfen, sonst kämen sie nicht heraus. Und dann sahen wir das erste. So niedlich, wie es Ausschau hielt. Es gab Frühstück, dafür hatten die beiden einen Tisch aufgebaut mit Kaffee, Tee, Saft, Joghurts mit Corneflakes, Muffins und Eiern. Während wir nun aßen (der Magen hatte schon geknurrt), beobachteten wir wie nacheinander die hier 22 lebenden Erdmännchen herauskamen und den Tag begrüßten. Man erklärte uns, dass sie, wenn es ihnen früh zu kalt war, einfach noch weiter schlummern würden. Was für sympathische kleine Kerlchen. Wir konnten gar nicht schnell eng aufessen, denn wir wollten nun näher heran. Wir hörten sofort die leisen Quietschgeräusche, die aber protestierend auch lauter werden konnten. Es waren die kleinen, flauschigen Jungtiere, die nach Frühstück schrieen. Sie hatten Hunger und sprangen aufgeregt zwischen den Beinen der Großen hindurch. Mein Herz schmolz wie so oft dahin. Das war ja zuckersüß zu beobachten. Wir folgten ihnen den Weg entlang, verfolgten aufmerksam wie sie nach Spinnen, Skorpionen und Käfern buddelten und lernten, dass sie kein extra Wasser bräuchten, da sie genug Flüssigkeit über ihre Nahrung aufnehmen würden. Es waren ja auch kleine, zierliche Wesen. Die im Zoo sind nur so dick gepolstert, weil sie gefüttert werden.
Irgendwann kam - wie immer - der traurige Moment und wir mussten Abschied nehmen. Leider besuchten wir nur diese eine Erdmännchen-Kolonie. Wir fuhren ins Dorf zurück und bekamen ein Quad. Moment. Eins? Die fröhliche Dame an der Rezeption hatte uns mit einem zweiten gelockt und wir halten nach. Davon wisse er nichts, er handle nur nach den Vorgaben des Unternehmens. Und wir wiederum hatten nur eingewilligt, weil der Vorschlag gekommen war, wir dürften jeder eins fahren. Wir blieben beharrlich und er rief an. Hätte er ja gleich machen können und siehe da. Schulterzuckend holte er ein zweites. Die Dinger waren ganz schön ungelenk und lagen quasi überhaupt nicht in der Kurve. Die Runde über die ausgetrockneten Salzseen, während der wir den anderen drei im Jeep folgten, war auch überschaubar. Auf nur einem Quad hätten wir uns, auch in Hinblick auf den Preis, schon sehr veralbert gefühlt. So fuhren wir Schlängellinien, überholten uns, freuten uns über jeden Huckel und auf Bitte unseres Guides hüpften und posierten wir für Fotos in der Salzwüste. Die Salzpfannen hier waren von Oktober bis März mit sehr flachem Wasser gefüllt. Das restliche halbe Jahr waren sie ausgetrocknet und hatten sogar ein (befahrbares) Wegenetz.
Nach viel aufgewirbelten Staub ging es zurück. Wir durften die abenteuerliche Toilette des Dorfes aufsuchen und schwatzten auf der Rückfahrt. Unser Guide wies uns dann und wann auf einen besonderen Baum oder Vogel hin, wir schnorpsten jeder einen Apfel und 12:30 Uhr waren wir zurück. Eric und ich bauten alles ab, räumten ein, gingen heiß duschen und wuschen das Geschirr ab, die anderen beiden waren schon gen Norden aufgebrochen. Wir baten an der Rezeption um Tipps. Ob wir es noch nach Kubu Island schaffen würden? Welche Strecke sie empfahlen?
Es wäre machbar, aber dann müssten wir wirklich jetzt (14:15 Uhr) losfahren. Wir kauften schnell noch einen Packen Feuerholz und folgten dann dem Rat nicht über die Salzpfannen zu fahren. Das bereuten wir recht schnell, denn uns standen fast dreieinhalb Stunden abenteuerlichste Huckelpiste durch tiefen Sand und noch tiefere Schlaglöcher bevor. Wie konnte das besser sein? Eric war echt sauer, aber hielt Kurs und fuhr so schnell und effizient wie möglich. Warum? Es galt den Sonnenuntergang zu erwischen, nur das war das Ziel. Wir sahen tatsächlich hier in dieser Einöde wenige Behausungen und Kuhherden. Und dann, wir hatten es kaum für möglich gehalten, fuhr Eric schwungvoll mit einer schon alarmierend orangefarbenen Sonne im Rücken auf die Salzwüste und parkte. Fast auf die Minute genau zum Sonnenuntergang, wir konnten es selbst kaum glauben!
Die Fahrt hatte sich also gelohnt und wir standen mitten auf einem ausgetrockneten Salzsee, schauten der untergehenden Sonne zu und das Schöne war: wir waren nicht allein. Einige andere campten auch hier, was es doch etwas gemütlicher so ab vom Schuss machte. Nach dem Spektakel fuhren wir erstmal schauen wo eine geeignete Stelle zum Campen sei, aber überall pfiff der Wind sehr stark. Wir stellten uns letztendlich an eine Feuerstelle. Ich schnippelte fleißig Kartoffeln, Möhren, Zucchini, Knobi und Zwiebeln, währenddessen entzündete Eric ein Lagerfeuer. Dann schrieb ich am Feuer und Eric würzte das Abendbrot und ließ es köcheln. Arbeitsteilung im Wechsel :D Es sollte einer der schönsten Abende in Afrika werden. Der Sternenhimmel über uns war sternenklar ;), die Milchstraße leuchtete auf uns herab. Nur selten drang ein Laut von anderen Campern (meist ein Lachen) zu uns. Das Feuer knisterte, es war wohl auch so die wärmste Nacht, die wir hier erlebten. Das Cider schmeckte, das Essen sowieso und wir genossen es einfach hier zu sitzen, unter den Sternen. Und das allerbeste, was wohl auch das Wohlfühlen-Feeling komplettierte: wir zahlten hier keinen Cent, sondern standen das erste und vielleicht einzige Mal kostenlos mit unserem Dachzelt hier herum.
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