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einjahrblau

Tag 33: Lake Louise

Am nächsten Morgen klingelte der Wecker halb acht, der Rucksack war schon gepackt, die Sachen lagen bereit, es gab ein schnelles Haferflocken-Frühstück, einen wärmenden Tee, dann holten wir frisches Brot und fuhren auf den park & ride Parkplatz. Wir hatten Bustickets für den berühmten Lake Louise. Die Parkplätze vor Ort sind streng limitiert und wer nicht mitten in der Nacht aufsteht um sich so früh wie möglich einen zu schnappen, der fährt besser mit dem Bus, als enttäuscht wieder umzudrehen. Es gibt auch private Taxifirmen, aber wir wollen es mal nicht übertreiben. Der Tourismus weist auch überall darauf hin, es darf also keiner überrascht sein. Da wir nur nie abschätzen konnten, wann genau wir hier sein würden, bekamen wir online erst am übernächsten Tag ab 9Uhr ein Ticket. Die letzte Rückfahrt geht 19:30Uhr. Das Ticket bringt einen übrigens auch an den benachbarten, nicht weniger bekannten Moraine Lake. Man kann wohl die Tickets auch im Visitor Centre kaufen. So viel zur Orga. Es fühlte sich schon komisch an, das Auto stehen zu lassen und sich so nach den Zeiten zu richten. Auf dem Parkplatz lernten wir noch eine völlig neue Gefahr kennen: die Hab und Gut zerstörenden Raben. Zumindest lasen wir ein Warnschild. Hier geht‘s ja ab.


Punkt 9 Uhr stiegen wir tatsächlich in den Bus und am Lake Louise angekommen, beeilten wir uns von der Hauptpromenade wegzukommen. Warum man ausgerechnet an diesem wunderschönen Flecken Natur, wo man doch sonst auf den Schutz der Natur verweist, ein riesiges hässliches Hotel hinsetzen muss, was man ständig vor der Nase hat, erschließt sich uns einfach nicht. Wer um Himmels Willen genehmigt so was? Bei Interesse googeln, wir haben uns geweigert, dass monströse Ding zu fotografieren. Sergei, ihr erinnert euch? Unser Super-Gastgeber in Ottawa, war im Sommer hier und hatte uns seine Route gesimst. Die stiefelten wir heute nach. Was uns postwendend ärgerte? Natürlich, der Müll. Zu Beginn kletterte Eric noch die Hänge hinab um Plastikflaschen und Dosen zu holen, ich verstaute sie im Rucksack. Nur ist auch unser Rucksack irgendwann voll und Dutzende Flaschen und anderer Müll hingen in den Büschen. Einige stellten wir auf den Weg in der Hoffnung andere würden sie dann mitnehmen…Haha, witziger Gedanke.


Wir steuerten zuerst das Teahouse am Lake Agnes an, vorbei am Mirror Lake und bogen noch nach oben ab zum Little Beehive (Aussichtspunkt). Aber boah…da hat man seine „once in a lifetime“-Erfahrung und ist einmal im Leben hier, da ist der ganze Himmel voller Smog. Die Rauchschwaden, erfuhren wir, kamen nun nicht mehr nur aus Richtung Jasper, sondern Schuld sind zahlreiche (!) Waldbrände in Kanada. Das könnte mit der Rückfahrt noch schwierig werden…Wir werden sehen und müssen evtl.einiges auslassen und umfahren.


Jedenfalls versuchten wir uns tapfer vorzustellen, wie wohl die Aussicht bei klarem Himmel aussehe, teilten einen Energie spendenden Schokomuffin (übrigens versorgen wir uns bei solchen Touren auch mit Magnesium-Tabletten) und gingen weiter. Am Teehaus aus dem 19.Jahrhundert am Lake Agnes warfen wir nur eine Sekunde einen Blick auf die Massen an Leute, die sich für einen Becher Tee anstellten. Letztendes muss es jeder selbst wissen, aber DAS war nichts für uns. Ein Zirkus…Wir gingen rechts um den See, genossen (trotz Rauch) die Aussicht und dann schlängelte sich gefühlt endlos eine Serpentine den Berg hinauf. Na das ist doch mal was. Man zieht sich dann auch ständig an und aus…bergauf läuft man sich richtig warm, oben zieht es usw.



Und wen trafen wir freudig wie einen guten Bekannten? SteFan, der heute mit zwei Mädels aus seinem Hostel unterwegs war. Witzig. Wir bogen dann allerdings noch auf den Big Beehive nach oben, bevor wir einen langen Trail zum zweiten Teehaus, dem Plain of Six Glaciers Tea House wagten. Dort fand Eric einen super Wanderstock für mich, der mir noch gute Dienste erwies. Als wir gerade unser Sandwich aßen, stieß auch Stefan wieder zu uns wir gingen die letzten, sich lang ziehenden 600m gemeinsam nach oben. Und was soll ich sagen? NUR HEUTE war dieses Teehaus geschlossen, weil Helikopter (auch wir mussten ein paar Mal zurücktreten) heute Baumaterial für die Renovierung brachten. Supi. Aber wir erinnern uns gemeinsam: Alles Schlechte hat sein Gutes und so gab es kostenloses Skiwasser (zumindest ähnelte es dem aus Österreich). Kräftig pink leuchtende Limonade, nach der man sich gleich viel fitter fühlt. Und man durfte auch nachschenken. Da lacht der Sparfuchs in mir.



Wir unterhielten uns noch mit den Dreien, dann mobilisierten Eric und ich allerdings noch letzte Kräfte um weitere 1,4km zum Gletscher-Viewpoint aufzusteigen. Und das hat sich gelohnt! Wir können es nur jedem empfehlen. Dann lieber vorher eine Pause einlegen, aber nicht umdrehen. Den Stock brauchte ich jetzt allerdings auf dem steinigen, schmalen Pfad. Und dann hörte man das Eis gewaltig krachen und sah, wie sich Stücke lösten und gemeinsam mit steinigem Geröll laut donnernd ins Tal ergossen. Hätte meine Blase nicht so gedrückt…Eric hätte ewig da sitzen können. Und wir staunen ja immer wieder, was wir von anderen Reisenden für Fotos schießen und welch verschwommene oder ohne Füße wir dann als Dank von uns geknipst bekommen. Unglaublich…Nächstes Mal check ich es gleich und erbitte ein Neues, denn ich glaube, DA stehen wir nie wieder. Zu spät…



Tja und vergesst, was ich letztens noch sagte. Heute kriegten mich keine 10 Pferde und auch nicht meine Blase auf die hier echt widerlichen Plumpsklos. Und da hier „für kleine Wanderer-gehen“ bis zu 500CD Strafe im Wald kosten kann, musste ich es bis zum Parkplatz aushalten. Das waren dann nochmal so 2h. Denn alles was man hochläuft, müssen die schmerzenden Knie auch wieder ablaufen. Aber das letzte Stück war bis auf Horden gestylter, nie wandernder Touristen aus dem Hotel-Klotz wirklich malerisch an dem türkis leuchtenden Lake Louise entlang. Also ich meine: der GANZE Weg heute war malerisch, aber so hält man tapfer durch und wird mit richtigen Toiletten & Waschbecken belohnt. Wir vermuten übrigens, dass die Kanus hier über 100CD/h kosten. Aber es gibt (zu) viele, die das zahlen.


Und weil wir nach fast 20km und 860 Höhenmetern noch Restenergie hatten, nahmen wir das im Ticket inbegriffene Shuttle zum benachbarten Moraine Lake, wo wir dann noch die Treppen auf den Rockpile aufstiegen um einen fantastischen Ausblick auf den See zu genießen. Auch Eric ist aufgefallen mit welcher Geschwindigkeit und Motivation ich heute die Wege wandere. Mein Körper hat sich nicht nur ans täglich lange wandern gewöhnt sondern auch an die Höhenluft, weil wir seit Tagen in den Bergen sind :) Und was fanden wir da oben? Ein kleines Reisehandtuch, eine Brille und ein altes Ladegerät. Das nahmen wir mit; eine Jacke und zwei Mützen hängen noch da. Und wir sahen zum ersten Mal auf einem abzweigenden Trail das Schild, dass man hier Strafe zahlt, wenn man in Gruppen kleiner als vier Leute unterwegs ist! Wir sind nur zu zweit…es könnte an den hier lebenden Grizzlies und Pumas liegen, aber auch an den steil ansteigenden Pfaden - oder eine Kombination aus beidem. Hm. Na gut. Dann wird es dieser eben nicht. Kurz nach 19 Uhr nahmen wir dann den Bus zurück. Wir waren 10h unterwegs und echt knülle, fuhren zum bekannten Parkplatz und aßen Nudeln mit Gemüse & Käse.



Ausgerechnet hier verbringen wir nun vier Nächte (obwohl wohl nur eine erlaubt ist), so viele wie an keinem anderen Spot. Aber die Lage und der (nicht bezahlte) Preis sind günstig. Sicher ist es auch, weil hier so viele andere stehen. Und so müde noch im Dunkeln an einem neuen Platz anzukommen, wollten wir nicht riskieren. Zumal wir erstmal recherchieren müssen, welche Auswirkungen die Brände haben.

57 Ansichten4 Kommentare

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댓글 4개


susannjacqueline.kellner
2022년 9월 15일

Berge toll, Seen toll, Eichhörnchen aller Art am meisten toll, Eric hat Haare: toll 🤩, Müll hinterlassende Touris doof !!! Deine Berichte, Loui , lenken gut ab, vom alltäglichen Einerlei 🥰

Ich würd euch ja ein Trockenklo empfehlen, macht sich nur blöd in einem Auto ohne Stehhöhe. 🙈Viel Spaß weiterhin und passt auch weiterhin gut auf euch auf . 🤗


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einjahrblau
2022년 9월 15일
답글 상대:

Wir sind schon auf der Suche nach einem Friseur :D

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Volker Wolf
Volker Wolf
2022년 9월 14일

Die Bilder sind einfach der Wahnsinn 🤩

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einjahrblau
2022년 9월 14일
답글 상대:

Der Text übrigens auch 😅

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