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einjahrblau

Tag 330+331+332: Elephant Sands Campingplatz

Aktualisiert: 28. Sept. 2023

Wir parkten früh verschlafen das Auto um und legten uns nochmal hin, nebenan hörten wir lautstark die Kinder streiten und Musik schallte auch herüber. Wir dümpelten vor uns hin, aber durch den Jetlag wollten die Körper eh nicht viel länger schlafen. Es war echt kalt, wir machten uns fertig, zogen uns kuschelig an und sagten dann der Haushaltshilfe, dass wir jetzt einkaufen fuhren und dann mit dem Bargeld zurückkämen. So viel Vertrauen mussten sie nun haben. Wir tankten auf und Eric wurde Boss genannt, pff :D Daneben holten wir Bargeld und fuhren in den preiswertesten Supermarkt, den wir hatten ausfindig machen können. Wir befanden uns im Paradies, damit hätten wir gar nicht gerechnet! Es gab Gouda, Feta, allerlei Corneflakes, es war wie in den guten alten Kanada-USA-Chile-Neuseeland-Australien-Camping-Zeiten. Wir füllten die Kühltruhe + eine große Vorratsbox und waren glücklich. Dann fuhren wir zurück und zahlten. Die Nachbarin bat um ein Foto mit unserem gemieteten Jeep: bitte sehr. Winkend fuhren wir davon.


Wir wechselten uns aller paar Stunden ab, denn es sollte ein sehr langer Fahrttag werden. Wir starteten ja erst 12:20 Uhr und kamen ca. 9h später abends im Dunkeln an. Wir hatten unterwegs entschieden, da wir heute viel Richtung Norden über Francistown fuhren, dass wir dann auch gleich die ganze Strecke bis zum empfohlenen Campingplatz Elephant Sands durchfahren können. Wir hatten verdrängt wie nervig langweilig stundenlanges Geradeausfahren sein konnte. Und fühlten uns in die USA rückversetzt. Hier fuhr jeder einfach an anderen vorbei, wenn die Gegenfahrbahn frei war, Leit- und Mittelplanken gab es nicht. Fuhr jemand extra weit links um einen vorbeizulassen, bedankte man sich mit einem kurzen Aufleuchten der Warnblinker und bekam eine Lichthupe per Fernlicht zurück. Nachdem ich an der Tankstelle einen Pfosten übersehen und die erste Delle reingefahren hatte, übernahm Eric wieder. Dann hielt er an einer anderen Tankstelle und versuchte 40min lang mit den Angestellten unsere neue erworbene Simcard zu aktivieren. Am Ende fragten sie forsch nach Trinkgeld oder Eric solle ihnen etwas zu trinken kaufen. Logisch, sie halfen hier nicht einfach so. Wir gaben ihnen 20 Pula (1.40€) und fuhren weiter. Irgendwann schlief ich ein, das Radio rauschte schon lange nur noch vor sich hin und wachte erst auf, als wir über buckelige Offroad-Pisten zum Campingplatz fuhren.

Eric schwärmte er habe vorhin drei Elefanten gesehen und ich war ganz neidisch. Plötzlich fuhren wir aber quasi auf eine Herde zu, da bekommt man im Dunkeln schon einen Schreck, wenn lauter graue Riesen Nähe des Autos sind. Wir fuhren auf den sandigen Platz und parkten am Rand neben einem großen Termitenhügel. Die meisten anderen Camper schliefen schon, einige wenige saßen um ihre Feuer drum herum. Ein Mann sagte uns, dass wir ganz in Ruhe morgen früh einchecken könnten und wies uns auf die Gefahren mit wilden Tieren hin. Willkommen in Afrika.

Wir waren erleichtert angekommen zu sein, aber die am Wasserloch streitenden Elefanten in der Schwärze der Nacht brüllen zu hören und plötzlich einen ein Stück neben uns im offenen Buschland verschwinden zu sehen, knipste bei mir schon die Alarmleuchten an.

Wir hatten natürlich kein Video oder irgendwelche anderen Hinweise zum Aufbau des Dachzeltes bekommen und fummelten jetzt hier noch mit Stirnlampe herum. Ich war immer wieder abgelenkt und schaute um uns herum. Die frisch gewaschenen Kissen waren noch feucht, wir zogen das Laken drüber, packten die Schlafsäcke und Wolldecken aus. Auf der Rückbank des Autos herrschte nun Chaos. Dann liefen wir aufmerksam in die Waschräume, wo das Wasser ganz leicht salzig schmeckte und beeilten uns zurück in unser Zelt zu krabbeln. Der Wind pfiff uns um die Ohren und nachts schreckten wir des Öfteren auf. Die im Wind flatternden Zeltplanen klangen als spielten Elefantenrüssel damit. Unsere erste Nacht war uns nicht ganz geheuer und der Schlaf dementsprechend nicht besonders erholsam. Außerdem könne es hier ab und an Löwen geben…und die ließen die Leute einfach so hier campen!Verrückt. Ein Schild am Eingang hatte schon darauf hingewiesen, dass keine Haftung bei Todesfällen übernommen wird. Wie beruhigend.


Die Nacht war eisig. Wir hatten nicht nur mit den unbekannten Geräuschen und dem Wind zu kämpfen sondern auch mit einem Temperaturabfall auf 1 Grad Celsius. Wir hatten ja gewusst, dass jetzt hier in der Trockenzeit Winter ist, da wir uns auf der Südhalbkugel befinden, aber dass es SO kalt wird und sich anfühlte wie Minusgrade war uns nicht ganz klar gewesen. Wir hatten immerhin fast das ganze Jahr im Sommer verbracht, bis auf wenige Tage in Nepal und ganz zu Anfang in den Nationalparks in Kanada & USA, sowie kühlen Regentagen in Neuseeland. Aber ansonsten: Shorts und Shirt oder gleich Badesachen. Wir mummelten uns gleich früh richtig warm ein, zogen die Thermowäsche aus Nepal drunter, holten Mütze, Schaltücher und dünne Handschuhe raus, ich schlüpfte in die dicken Wanderstiefel aus Nepal. Puuh, gleich viel besser. An der Rezeption waren wir so ehrlich auch die vergangene Nacht zu zahlen und mussten bei 25€/ Nacht schon schlucken. Wenn das so weiter geht…ui ui ui. Das Wifi war sehr schwach, reichte aber für Lebenszeichen in die Heimat und spätere Videos im Status. Als andere wegfuhren, parkten wir nochmal in erste Reihe vorm Wasserloch um. Dabei hielt ich die Leiter des Dachzeltes und lief neben dem Auto her. Das muss laut den Gesichtern anderer ein komischer Anblick gewesen sein. Der Wind pfiff uns stundenlang eisig um die Ohren, die Leiter befestigten wir sicherheitshalber mit Steinen. Heute machte Eric einen Kratzer ins Auto, als er aufs Dach stieg um die lose wackelnde Zeltplane zu befestigen. Aber es ist nur ein ganz kleiner Kratzer und bei der horrenden Versicherungssumme, die wir hier gezwungen waren zu blechen, sollte das + meine Delle vom Vortag drin sein ;)

Wir aßen unser Frühstück in der Sonne, so lecker. Wir hatten uns gegen die täglich grüßende Haferflocke entschieden, weil das Wasser immer ewig zum Kochen brauchte und zweierlei Corneflakes plus zweierlei Granola gekauft sowie Heidelbeeren. Wahlweise gab es Milch oder Joghurt und schon wähnt man sich im Schlaraffenland.

Da wir uns entschieden hatten heute, nach dem langen Fahrtag, hier zu bleiben in der Hoffnung im Hellen weitere Elefanten beobachten zu können, nutzten wir die Zeit um in aller Ruhe aufzuräumen. Jeder bekam einen Rücksitz, dort legten wir nebeneinander alle Sachen, Jacken und Handtücher, die wir brauchen würden, hin. Die Rucksäcke kamen hinter die Sitze, Waschtaschen und Tagesrucksäcke in die Mitte. Hinten wurde auch alles neu und sinnvoll angeordnet, damit die alltäglichen Dinge schneller greifbar wären. Dann warteten wir, beobachten Vögel mit blau schimmernden Gefieder und wenige Zazus (ihr wisst schon, der krummschnabelige Vogel aus König der Löwen). Später sah ich noch einen türkisfarbenen Vogel, den ich aber leider nicht aufs Foto bekam. Anfangs dachten wir noch, dass der Tag doch recht lang werden würde, aber dann kam aus je einer Richtung eine Elefantendame und ein -Bulle zum Wasserloch. Wir liefen vor um sie besser beobachten zu können und es war ein Fest!

Dies sind wilde Elefanten, die auch keine Angst vor uns haben und nur durch einen bindfadendünnen Stromdraht von uns getrennt waren, aber nur ein kleines Stück. Um die Waschräume waren spitze Steine als Abwehr aufgeschüttet. Die Elefanten kamen hier täglich ans Wasserloch, sodass wir sie beobachten konnten. Wahnsinnig schöne Tiere. Zwischendurch bestellten wir heißen Tee und teilten uns Pommes, sonst hätten wir uns schlecht gefühlt hier so lange auf der Terrasse zu sitzen. Etwas später kochten wir dann aber nochmal richtig Spaghetti mit Tomatensoße, Zucchini und Käse. Der Wind pfiff nach wir vor mit voller Macht und wir bezweifelten, dass das Gas reichen würde. Ja, das gehörte zum Camping dazu, auch das abends in der Kälte umziehen und (fast) jede Nacht auf und abbauen, denn das Zelt konnte nur leer (ohne Decken & Co.) zugeklappt werden. In Asien wurden wir teilweise viel zu sehr verwöhnt, deshalb: Hallo Camperleben mit Einschränkungen & Herausforderungen ;)

Irgendwie verging der Tag mit Räumen, Frieren (zumindest bis die Sonne ihre ganze Kraft entfaltete) und Staunen und dann kamen immer mehr Elefanten ans Wasserloch. Sie waren nicht immer friedlich miteinander, denn alle wollten an den Quell des frischen Wassers direkt ihren Rüssel reinhalten. Einmal zog ein Elefant einen anderen am Schwanz, in dem er seinen Rüssel drum herum wickelte, mehrmals piksten sie sich mit ihren Stoßzähnen aus dem Weg oder schubsten sich weg. Davon blieb auch nicht der Kleinste verschont und wir sahen einen Elefanten sogar in die Knie gehen, weil er geschubst wurde. Also wirklich! Es war genug für alle da. Und es war so süß, wie sie aus den verschiedenen Richtungen angerannt kamen und aufs Wasserloch zustürmten, weil sie den ganzen Tag den Durst aufgestaut hatten. Ein Lagerfeuer brannte, sodass wir noch nicht unsere eigenen Holzvorräte angreifen mussten. Mittlerweile hatten wir unsere fetten Nepal-Daunenjacken an. Ab und an trötete ein Elefant warnend einem anderen zu und auch mit Blick auf mich stampfte einer mit dem Fuß den Staub auf. Das größte Landsäugetier der Welt sah also nicht nur niedlich aus. Als wir dann duschten, lief auch einer hinter unserer Hütte vorbei, wo wir ihn durch einen Schlitz im Bambus beobachten konnten - witzig :) Und richtig malerisch wurde es als wir einen im Sonnenuntergang zurück ins Buschland trotten sahen. Hach. Afrikas schöne Seiten.

Wir aßen abends noch die zweite Portion nun kalte Nudeln, duschten bevor die Sonne unterging und es zu kalt wurde (das Wasser wurde heiß, aber die Duschen waren offen) und zogen uns schon gegen 20 Uhr in unser Zelt zurück. Die Körper sehnten sich nach Wärme; heute holten wir noch unsere Schlafsäcke dazu und schliefen mit Schal und Mütze und Wollsocken ein, nachdem wir noch einige Fotos sortiert hatten.


Die Nacht war trotzdem bitterkalt gewesen und manchmal fragt man sich dann schon, was man hier eigentlich tut. Das ganze kostete ja auch eine Stange Geld. Aber wir waren nun im Tagesrhythmus drin, wachten früh mit der Sonne auf, legten Decken & Co. zusammen und stapelten alles auf den Rücksitzen. Dann galt es das Zelt zusammenzufalten und wieder festzuzurren um dann zufrieden unser leckeres Frühstück zu schlemmen. Die Elefanten waren um die Zeit noch nicht zu sehen, aber das waren ja hoffentlich nicht die einzigen, die wir zu Gesicht bekommen würden. Es dauerte bis alles wieder abgewaschen und an seinem Platz war und wir abreisefertig mit geputzten Beißerchen im Auto saßen. Dann ging es die Sandpiste zurück zur Hauptstraße, die an sich in erstaunlich gutem Zustand war. Wir wollten weiter Richtung Norden fahren. Dort warteten die Viktoria-Fälle und der Chobe Nationalpark auf uns. Ab und an führten sandige Straßen neben unserer Asphaltstraße ins Landesinnere und Eric fragte sich wo diese hinführten. Dann entdeckte er einen Dickhäuter, wie er sich an den grünen Blättern eines Baumes gütlich tat. Kurzerhand fuhr er von der Straße ab und freute sich: „Wofür zahlen wir denn einen 4x4 Jeep?“ Und schon sausten wir die Sandpisten entlang. Am Anfang war mir das nicht ganz geheuer. Zugegeben freute auch ich mich über jeden Elefanten, den wir zwischen den Büschen und Bäumen fressend beobachteten. Hier verbrachten sie also den Tag bevor sie zum Wasserloch kamen! Wir sahen auch mehrere, große Sandkuhlen, in denen sie sich sicher schlafen legten und/ oder abkühlten und ein großes Skelett. Aber wir waren hier eben mitten im Nirgendwo von wilden Elefanten umzingelt. Als Eric wenden wollte, kam ein Jeep mit vor dem Sand vermummten Einheimischen an uns lang gedüst. Alle hielten fragend den Daumen hoch, wir nickten, alles sei bestens. Doch wir fragten uns wohin des Weges sie wohl hier fuhren - wir werden es nie erfahren.

Ein bisschen wollten wir dann doch noch Elefanten beobachten, mal näher, mal ferner, mal fressend, mal umher ziehend. Es war faszinierend, wir durften sie hier gerade einfach so in ihrer natürlichen Lebenswelt beobachten. Einer tarnte sich richtig gut hinter einem Baum, aber sein fressender Rüssel verriet ihn und als wir ein Stück vorfuhren, lief er hinter uns über die Sandstraße weiter ins Dickicht. Hach, gut, dass Eric so neugierig und mutig gleichzeitig gewesen war.

Ab hier ging es dann wieder ewig weit geradeaus, Abwechslung boten vertrocknete Sonnenblumenfelder, die bis zum Horizont gingen. Wir sahen Gazellen am Wegrand, eine Armeegruppe, wie sie die Straßenseite wechselten, jeder mit einem Plastikstuhl über dem Kopf. Zahlreiche Stände mit Flaschen ungewissen roten Inhalts und selbstgebundenen Reisigbesen. Und dann passierte, wovor uns der Vermieter schon gewarnt hatte. Kurz vor Kasane wurden wir vom dicken Polizisten herausgewunken, verstanden ihn kaum, aber Eric sei angeblich zu schnell gefahren. Er wollte 300 Pula (20€) haben, wir sagten so viel hätten wir nicht. Na 200 Pula sind auch okay, er schreibe eine geringere Geschwindigkeitsüberschreitung auf oder begleite uns zum ATM. Denn ja, wir bestanden natürlich auf den Papierkram und er versicherte immer wieder (etwas zu oft für unseren Geschmack), dass er offiziell im Auftrag der Regierung handele und dies keine kriminellen Machenschaften seien. Na sicher…immerhin zahlten wir jetzt „nur“ fast 15€ und haben uns 1/3 gespart, denn ja. Auch wenn man es hier nicht glauben will, ist das auch für uns viel Geld. Wir waren von so etwas total genervt und kräftigten uns erstmal mit der guten alten Avocado-Schnitte. Dann fuhren wir zur Grenze zwischen Botsuana und Simbabwe. Laut Vermieter hatten wir die Unterlagen um sie zu passieren. Es wurden $30 Visumgebühren p.P. fällig. Na gut, immerhin hatten wir weder in Südafrika noch in Botswana welche zahlen müssen. Es war der fetteste Sticker im Reisepass, für anderthalb Tage :D

Man bot uns an in Dollar oder Euro zu zahlen und wir sagten, da wir hier in Afrika reisen, hätten wir weder das eine noch das andere. Und siehe da, in Pula sparte man ein paar Dollar. Doch plötzlich hieß es jetzt müssen wir auch noch fürs Auto zahlen. Als wir nach Botswana eingereist waren, waren das 4€, jetzt plötzlich $100, also z.Z. 91€! Himmel, Pops und Zwirn. Mehrere redeten auf uns ein, erklärten, zeigten die Zettelage. Wir verstanden nicht. Man hatte uns doch gesagt, wir hätten alle Unterlagen. Nein. Man hielt es uns wieder vor die Nase und der netteste und in unseren Augen zivilisierteste von allen schickte unserem Vermieter sogar Fotos der Dokumente und eine lange Sprachnachricht, dass er seine Kunden darauf hinweisen müsse. Oh man. Die $60 Visa bekamen wir natürlich nicht zurück. Wir überlegten hin und her. Jetzt waren wir extra hier hoch gefahren und Eric hatte sich wirklich gefreut. Wir zahlten schlussendlich, mussten zig Zettel ausfüllen, dann ging ihr Wifi nicht, denn ja, man staune, einen Teil mussten sie per Tablet ausfüllen. Dann dauerte das Bezahlen, als wir meinten wir zahlen in Pula (Gott sei Dank hatten wir mehr abgehoben, als Herr von und zu Vermieter vorgeschlagen hatte) rundeten sie einfach auf. Aber ich habe ja einen aktuellen Währungsrechner und legte mein Veto ein. 20 bekamen wir zurück, dann wollte der nächste wieder aufrunden und lachte es seien doch nur 20 Pula (1.35€). Wir sagten, schön, wenn es nur 20 seien könne er uns sie ja geben, was er auch tat und erklärten, wenn wir jedes Mal „nur“ 20 mehr zahlen, ist das auch bald viel Geld. Ich schlug die Hände überm Kopf zusammen und schimpfte auf Deutsch, das durfte alles nicht wahr sein. Er meinte bedauernd, so sei das hier in seinem Land. Schade.


Fast eine Stunde später fuhren wir los und der Beamte, der den Zettel für die Schranke bekam und diese einfach nur öffnen sollte, lehnte sich erstmal ins Fenster und fragte, was wir ihm denn heute an diesem Dienstag mitgebracht hätten. Ich schaute ihn an und sagte genervt, er könne ein Lächeln haben. Er fing an wie hungrig er sei, lehnte dabei seine Plautze gegen die Fahrertür und versteckte seine Cola hinterm Rücken. Wir sagten oh ja, wir auch, schließlich hätten wir hier schon über eine Stunde gewartet. Er sah nach einigen Sätzen ein, dass bei uns nichts zu holen war und öffnete endlich die Schranke. Wir fuhren weiter um kurz darauf wieder von ein paar Verkehrskegeln aufgehalten zu werden. „Good Friends“ (gute Freunde) wurden wir in einem gruseligen Ton begrüßt. Eric fragte sofort was er wolle und bekam als Antwort er hätte „good Friends“ gesagt. Jaja, komm zur Sache. Wir sind hier niemandes gute Freunde. Er warf ernste Blick in unser Auto, ich weiß nicht, was er sich erhofft hatte, aber ließ uns dann fahren. Meine Güte gehen die uns alle auf die Nerven. Wir sind hier für die Natur hergekommen, nicht für irgendwelche zwischenmenschlichen Machtspielchen.


Wir wurden auch gleich besänftigt, denn ein Elefant fraß gerade direkt neben der Straße. Hach, da war sie wieder, die schöne Welt. Eine Stunde schlängelten wir uns bis zum gleichnamigen Ort Viktoria Falls. Man hatte uns einen Campingplatz empfohlen, der sich unserer Meinung nach als ehemalige Kaserne herausstellte und nach dem sandigen Elefantenplatz enttäuschend war. Man bot uns schon wieder allerhand Touren an, vom Heli-Flug bis zur Sonnenuntergangstour zu saftigen Preisen und war enttäuscht, als wir ablehnten. Ja, wir Touristen sind nicht alle gleich wohlhabend, sorry Jungs. Wir bauten das Zelt noch im Hellen auf und liefen dann mal die Hauptstraße entlang in der Hoffnung schon mal einen Blick auf die gigantischen Viktoriafälle zu erhaschen wegen denen wir ja hierher gekommen waren. Aber auf dem Weg wurde uns zunächst allerlei Tand angeboten. Figuren, Anhänger, Souvenir-Geldscheine. Wie hatten wir das vermisst. Am Eingang dann der nächste Schock: der Eintritt für Touristen kostete sieben Mal so viel wie für Einheimische. Ganze $50 pro Person für den Viktoria Falls Nationalpark, amerikanische Dollar waren hier in Simbabwe Standard-Währung. Wir drehten um. Ich war fassungslos und ich sag euch eins: ich wollte gerade einfach nur noch nach Hause. 237€ plus Sprit für weltberühmte Wasserfälle…das durfte alles nicht wahr sein. Schweigend trotteten wir zurück und kauften einen Sixpack Cider & gegen meine gute Vorhaben Chips. Der Cider war richtig lecker, aber wir hoben noch was auf. Dann nutzten wir das Wifi und lasen nochmal nach. Hier war nämlich direkt die Grenze zu Sambia fußläufig über die Brücke (wie damals bei den Niagara-Fällen) und wir wollten wissen welche Seite sich mehr lohne. Wir lasen auch gleich, dass es vor zwei Jahren noch $30 gekostet hatte. Natürlich. Wir hatten ja scho festgestellt in einem wirklich ungünstigen Jahr zu verreisen. Ich war bedient.


Wir kochten Nudeln mit Frischkäse-Soße, großem Blattspinat und Tomaten. Es war lecker und wir konnten wieder ein wenig Lächeln. Es war heute auch nicht ganz so kalt und wir schauten entspannt eine Netflix-Folge. Aber sind wir mal ganz ehrlich mit uns selbst und mit euch…diese Afrika-Idee am Ende unserer Weltreise war Mist. Das ist eine Nummer zu groß für uns. Nach einem Jahr Feilschen, Verhandeln und Abzocke haben wir für hiesige Gepflogenheiten nur noch wenig Geduld, die Kälte lässt uns bibbern und die Preise erstarren. Für das Geld, was wir hier für zwei Wochen zzgl. der Flüge zahlen, hätten wir dies und jenes und das oder das machen können, ging es uns durch den Kopf. Zwei Wochen Malediven mit super Tauchplätzen und blauer Lumineszenz z.B., aber nein, uns hatte es ja nach Abenteuer gelechzt. Jetzt war es eh zu spät, aber wir begannen es zu bereuen. Noch wussten wir einfach nicht, ob es sich wirklich lohnte und wir hoffen sehr, dass die nächsten Tage mehr als nur korrupte Beamte und endlos lange Fahrtstrecken bereithielten. Sorry, aber heute ist die gute Laune und Abenteuerlust dem Frust gewichen.


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