Das teuerste Vergnügen überhaupt. Merkt euch meine Worte. Heute sahen wir sie uns an. Aber vorher musste ich getröstet werden, da die halbe Nacht die Gedanken ratterten und ich meinem eigenen Sturkopf ernsthaft ins Gewissen redete, warum wir uns ausgerechnet diese zwei super teuren Afrika-Wochen am Ende antaten, statt…ja die Möglichkeiten waren endlos. Und Madeira war uns in den Ferienzeiten zu teuer gewesen. Darüber können wir jetzt nur ironisch lachen. Die Relationen verschieben sich. Nach einem heißen Zitronentee und einer extra leckeren Portion Frühstück (heute noch mit Weintrauben), milden Temperaturen und einer fröhlichen Sonne sah die Welt vorerst ein Stück besser aus. Aber hätte man mir heute einen Heimflug angeboten, wäre ich wohl versucht gewesen…Zu essen, zu duschen, aufzuräumen, abzubauen, zu verstauen, nahm alles etwas Zeit in Anspruch und 10 Uhr liefen wir los, das Auto durften wir hier stehen lassen. In 8h wird’s schon wieder stockfinster. Da wären wir dann gern schon über die nervige Ländergrenzen zurück in Botsuana. Wir werden sehen.
Zunächst einmal stand uns ein langer Fußweg bevor, insgesamt wurden es heute 11km. Auf dem Weg besuchten wir eine Galerie (sehr stolze Preise), in der ich aber die Foto-Collagen aus Frauenköpfen und Natur hervorragend fand. Und dann tranken wir zur Einstimmung, mit Blick in die Schlucht, im Lookout Café noch einen Cappuccino/ Earl Grey.
Eric hatte im Internet gelesen, dass die Seite auf Sambia wilder sei und auch nur $20 Eintritt kostete. Als wir es endlich zur Grenzbrücke geschafft hatten, bekamen wir jedoch erstmal in Simbabwe einen Ausreisestempel. In Sambia mussten wir mit dem deutschen Pass nichts bezahlen, bekamen unseren Stempel und hier war schon wieder eine ganze andere Währung (da liebt man echt Europa noch mehr). Aber wir zahlten einfach mit Karte und stiefelten los. Die zahlreichen, immer gleichen Souvenirstände ignorierten wir und liefen in den Park. Als wir sahen, dass es Regenponchos zu verleihen gab, zogen wir unsere eigenen, in letzter Minute noch eingepackten, über und das erwies sich als sehr gute Wahl. Anfangs merkten wir nur einen leichten Sprühregen, aber nach weiteren Metern über eine metallene Brücke standen wir im Regen. Die Kraft der Viktoriafälle traf uns mit voller Wucht und wir wurden komplett durchnässt. In unseren Schuhen sammelte sich eine Pfütze und bei jedem Schritt spürten wir das Wasser in der Fußkuhle. Hier war eine Regenwaldvegetation - logisch bei Dauerregen. Der schöne, zauberhafte Nebeneffekt: Regenbögen überall! Leuchtende, gespiegelte, kleiner, versteckte, fast kreisrunde, perfekte Bögen, groß und klein. Das war wirklich herrlich anzusehen. Hier mal ein paar Infos:
Die Viktoria-Fälle gehören zu den sieben Weltwundern, dem einzigen in Afrika.
Seit 1989 gehören sie zum UNESCO Weltkulturerbe, von denen wir schon einige auf unserer Reise besucht hatten.
Sie sind die größten Wasserfälle der Welt und ihr Sprühnebel kann bis 50km weit reichen.
Die Wasserfälle sind 1.7km lang und der tiefste Punkt ist 108m.
Nur hier kann man bei Vollmondnächten lunare Regenbögen sehen.
Wir standen hier so lange und ließen die riesigen Wasserfälle auf uns wirken bis die Füße zu kalt wurden. Dann wrangen wir die Socken aus und liefen hinter „die Kulisse“, d.h. den Fluss entlang. Der war erstaunlich ruhig und langsam wenn man bedenkt mit welcher Macht das Wasser nur wenige Meter weiter in die Tiefe schießt. Wir beobachteten einen Fischer, der nur in Shorts und Hemd begleidet im Wasser stand. In der einen Hand hatte er einen Kescher und in der anderen Hand einen dünnen Stock mit dem er sich vortastete. Puuh, der war ja mutig! Wir hatten ein Schild gesehen, auf dem Bade- und Angelverbot gestanden hatte und ein bewaffneter Uniformierter rief ihm auch etwas zu. Aber der Fischer antworte ruhig und machte weiter und wir verstanden leider nicht was gesprochen wurde. Vielleicht war es ein nettes Gespräch, vielleicht eine Verwarnung.
Wir jedenfalls traten den Rückweg an, der sich weiter zog als gedacht und wir wurden langsam fußlahm. Doch der „spaßige“ Teil sollte erst noch kommen. In Sambia bekamen wir freundlich den Ausreisestempel, doch als wir zurück nach Simbabwe wollten: der Schock. Wir mussten nochmal je $30 Visum zahlen, denn wir hatten nur einen „Single Entry“ gehabt, also einen einmaligen Einreisestempel und der war mit Überschreitung der Brücke aufgestempelt wurden. Natürlich hatte das keiner für nötig gehalten uns zu erklären. Wieso auch? Brachte den widerlich feixenden Grenzbeamten ja neues Geld. Darauf hingewiesen, dass es für diese touristischen Fälle extra ein preiswerteres „Double entry“ Visum gab, was für zwei Grenzübertritte galt, hatte man selbstredend auch nicht. Wir waren keine 3h in Sambia gewesen und insgesamt nur anderthalb Tage in Simbabwe gewesen, aber das ließen sie sich richtig zahlen. Nun hatten wir zwar Eintritt gespart, aber fürs Visum neu ausgegeben. Wir waren stinkwütend, was dem Grenzbeamten auch auffiel. Hass und Wut durchströmte uns, sodass unsere Hände zitterten und wir auf dem Rückweg kaum ein Wort sprachen. Der Knaller war dann noch, dass das Kartenlesegerät kaputt war. Wir waren froh noch ausreichend Bargeld dabei zu haben, wechseln konnten sie angeblich nicht und meinten wir können ja mal rumfragen. Klar, die sehen hier alle so aus, als geben sie mir 10 Pula. Die spinnen total und wir rissen ihnen am Ende die Reisepässe aus der Hand und ich zerknüllte ihre Quittung und schritt davon. Jeder, der uns auch auf dem Rückweg vollquatschte, Souvenirs und 20 Billionen Geldscheine verkaufen wollte, wurde von uns entweder angeblafft oder ignoriert. Jeder einzelne ging uns so dermaßen auf den Keks, was war das nur für ein Land? Der eine nannte sich Mr.Exzellent, der nächste lief uns einfach hinterher. Wir waren wegen der Natur gekommen und mussten uns mit Korruption und Machtspielchen herumschlagen. Widerlich. Wir teilten uns schweigend einen Schokomuffin im Auto und erfreuten uns wenigstens an einem Elefanten auf dem Rückweg am Straßenrand. Ich denke es war der gleiche, der gestern schon auf unserer Seite an einem Baum gefressen hatte :) Er tat uns Leid, dass er hier wohnen musste.
Ihr denkt das wars schon? Pff…wir mussten ja auch wieder einreisen. Der nächste Spaß stand uns bevor. An den Verkehrskegeln vorab wurden wir gleich weitergewunken, die Ausreise ging auch leicht. Aber als wir wieder nach Botswana einreisen wollten, erwartete uns eine unglaublich korpulente Frau, deren Englisch so schlecht wie scheinbar ihre Ernährung war. Unser freundlicher Gruß wurde abgewatscht, wir sollten in ein widerliches Becken treten und unsere Schuhe (Flip Flops…) desinfizieren. Als wir zum Auto zurückgingen, schrie sie mich an, nein ich sollte doch mit den Reisepässen dort bleiben. Ähm, die waren im Auto. Ich holte sie, desinfizierte nochmal und holte uns einen kleinen Zettel, in dem unsere (ungetestete und unerfragte) Gesundheit bestätigt wurde. Die Dame dort war wirklich freundlich und meinte, ich könne nun zum Auto zurück. Das tat ich und wieder wurde ich angeschnauzt. Was ich hier tue? Sie hatte doch gesagt ich solle dort warten, ob ich der anderen Frau etwa mehr glaube als ihr? Naja, das war die letzte Instanz gewesen und ihre Kollegin. Doch Mama Afrika brüstete sich auf; sie hatte wohl Gefallen an ihrer winzigen Machtposition gefunden. Rassismus funktioniert definitiv in beide Seiten und ich denke sie ließ Eric nur noch weitere Schuhe desinfizieren, um seinen Po beim Bücken zu betrachten. Sie wollte in die Kühltruhe schauen, aber da sie in ihrem Körper quasi bewegungsunfähig war, verneinten wir und gaben nicht an, dass wir Würstchen und Zucchini dabei hatten. Die Tomaten und Gurke hielt sie naserümpfend hoch, doch gestattete die Mitnahme mit dem Hinweis beim nächsten Mal kein Gemüse (und Fleisch) einzuführen. Na wir hoffen es würde kein nächstes Mal geben und ich bedauerte diese Dame zutiefst, der in ihrer Tätigkeit ja richtig einer abzugehen schien.
Da hier grundsätzlich auch jeder (meist bei weißer Haut, sorry, aber ist so) die Dollarzeichen sah, mussten wir noch einmal eine Straßen-Auto-Was-weiß-ich-Gebühr zahlen, die wir eigentlich schon beim Grenzübertritt aus Südafrika gezahlt hatten - aber Widerstand zwecklos. Die sei jedes Mal fällig. Und als wir dann endlich durch die Schranke wollten, steckte ein bis dahin unbeteiligter Beamter seinen Kopf zum Fahrerfenster: Ob wir einem Freund (es ratterte, bis wir verstanden, er meinte tatsächlich sich selbst) nicht etwas da lassen wollen? Einfach schlimm. Ich blaffte ihn an: Nein! Und dann machten wir das Fenster hoch. Wir schworen uns: das war unser letzter Afrikabesuch bis auf Marokko, wo meine französische Gastfamilie eine Villa besitzt. Die haben doch hier definitiv nicht alle Latten am Zaun und wir waren echt bedient. Immerhin hatten sie es geschafft: ich wollte jetzt nach Hause. Ich konnte deutsche Bürokratie förmlich kaum noch erwarten. Ich schrieb mir die Wut vom Hals (danke, liebe Leserschaft) und Eric wollte das Steuer nicht hergeben.
Bedröppelt und um hunderte Euro leichter, hatte Eric dennoch die Weitsicht besessen und einen Campinglatz rausgesucht. Wir fuhren eine Stunde, fast in den Chobe Nationalpark direkt hinein. Auf dem Weg dahin lockte uns die Sonne und wir legten einen Stopp am Fluss ein um ihr goldfarbenes Aufbegehren zu erleben. Es sah wieder wunderschön aus, das waren die Afrikamomente, auf die wir uns gefreut hatten.
Auf der Transit Straße mussten wir uns eintragen, puuh. Wir hatten bei dem Stoppschild schon schlimmes geahnt. Auf dem Weg erahnten wir eine Zebraherde im Dunkeln und ließen eine Bisonfamilie die Straße passieren.
Auf dem Muchenje Campingplatz kamen wir gerade zum Rezeptionsschluss an, aber wurden total lieb (von einem weißen Südafrikaner, dem Besitzer) empfangen. Er hatte noch Plätze frei, gab uns die Nr.5, seinen Lieblingsplatz unter einem stattlichen Baum und nahm sich alle Zeit uns so einige sinnvolle Tipps und Erklärungen zu geben. Uns dämmerte: das beste Auto hatten wir nicht abbekommen. Denn es besaß nur einen 80l Tank, während viele andere wohl über das doppelte verfügten. Er warnte uns auch: ohne zweites Auto und Satellitentelefon sollten wir ja nicht durch die Kalahari Wüste fahren. Okay, dann blieb uns mehr Zeit für die anderen Regionen; alles ging ja eh nicht. Aber er gab zu bedenken, dass wir wohl kaum drum herum kamen über Namibia von oben herum zu fahren - oh nein. Nochmal Grenzen überqueren. Uns schwante jetzt schon nichts Gutes, aber er hatte uns ein wundervolles Stück Nationalpark für morgen empfohlen in dem wir viele laute Tiere würden sehen können. Na immerhin.
Wir bauten routiniert unser Dachzelt auf, suchten die spinnenverseuchten Waschräume auf und aßen dann unsere Nudeln kalt aus dem Topf, tanken dazu ein Cider und schauten unsere Serie. Tief durchatmen.
Ach, Ihr Süßen. Erfreut euch an Natur und afrikanischem Licht, genießt die sagenhafte Tierwelt und lasst euch von der Spezies Mensch nicht eure letzten Tage vermiesen. Nicht mehr lange, und Ihr seid daheim und um viele Erfahrungen reicher. Nicht alle davon sind eben schön. So ist’s. 🥰