Wie schon so oft, hieß es auch heute: neuer Tag, neues Glück. Die Nacht war nicht so kalt gewesen wie die ersten beiden, ein gutes Zeichen, aber trotzdem packten wir uns beide gut ein, denn wir spürten erste Anzeichen von Halsschmerzen - das würde das Abenteuer nun echt noch auf die Spitze treiben. Wir kochten uns an der Rezeption mit dem seltenen Luxus eines Wasserkochers Tee/ Kaffee, nutzten das Wifi, welches besser war als auf den bisherigen Plätzen und gingen dann auf die Holzterrasse um einen ersten Blick auf den Fluss zu werfen. Einheimische staksten in ihren Holzkanus vorbei und winkten. Das Frühstück erfreute uns jeden Tag und weil es eben dauerte, was dauern muss, fuhren wir erst 10 Uhr los.
Schon nach wenigen Metern schrie ich auf: „Giraffen! Halt an! Dreh um!“ Eric wendete und mit Begeisterung beobachteten wir am Straßenrand vier fressende Giraffen. Wahnsinn! Wie nah sie waren :)
Dann fuhren wir weiter und zahlten den Eintritt für zwei Tage im Chobe Nationalpark (aktuell gesamt für zwei Personen inkl. Auto 90€). Und dann ging es los. Er galt als erster Nationalpark Botswanas. Der Campingplatzbesitzer hatte uns gesagt wo wir lang fahren konnten und uns auch „vorgewarnt“ wo es besonders sandig war, aber dafür hatten wir ja den Vierradantrieb. Als wir den ersten Weg runter zum Fluss fuhren, sah ich einen Vogel mit hell- und dunkelblauem sowie fliederfarbenen Gefieder. Eine Gabelracke. Wunderschön! Karminspinte sahen wir auch sowie Bienenfresser (grün & gelb).
Als wir um die Ecke bogen, folgten Wildtiere, wir wieder hinterher nachlasen sahen wir die größeren roten Litschi-Antilopen und die kleineren Pferdeantilopen. Außerdem sahen wir Zebraherden. Die Landschaft war atemberaubend schön. Der Fluss zog sich mit mehreren Armen durch das Grasland, die Sonne ließ das Wasser glitzern, nah und fern tranken und fraßen Tierherden so weit das Auge reichte.
Wir wussten, dass im Winter, d.h. jetzt zur Zeit hier die beste Tierbeobachtung möglich war, weil die Tiere zahlreich aus dem ganzen Land während der Trockenzeit hierher wanderten um sich an der natürlichen Wasserquelle, dem Fluss, zu erfreuen. D.h. wir mussten gar nicht weit in den Nationalpark hinein, es reichte den sandigen Pisten neben und oberhalb des Flusses zu folgen. Wir kamen nur langsam voran, weil es so viel zu entdecken gab! Aussteigen war gesetzlich verboten. Nur an einem Picknickplatz war es erlaubt, dort musste man nur vor den gierigen Äffchen Acht nehmen. Den Platz erreichten wir aber erst nach 16 Uhr. Auf dem Weg sahen wir kleine und große Giraffen, einige lagen im Weg, sie schauten uns genauso neugierig unter ihren großen Wimpern an, wie wir sie. Wie sie kauten war einfach zu witzig und beim Trinken stellten sie die Beine weit auseinander und gingen dann leicht in die Knie. Grazil! Manche waren auch auffällig viel dunkler gefleckt als andere. Wir vermuteten, dass dies die älteren oder männlichen waren, haben es aber noch nicht nachgelesen. Nach stundenlangem Herumfahren ohne Aussteigen zu dürfen, drückte irgendwann die Blase, aber Gott sei Dank konnten wir an einem Zwischeneingang auf die Toilette gehen. Dann ging die Entdeckungstour weiter und Eric genoss es (größtenteils) die sandigen Pisten entlang zu sausen. Ab und an sonnte sich ein riesiges Krokodil am Ufer und dann rief Eric begeistert, er hätte ein Nilpferd gesehen. Ich staune ja immer wieder über seine guten Augen.
Tatsächlich, unser erstes Hippo! Wir stellten den Motor ab und beobachteten das Hippo im Wasser. Es tauchte immer nur kurz auf, schlackerte dabei die super niedlichen Öhrchen und gähnte zweimal herzhaft. Dann tauchte es für längere Zeit ab und wir fuhren weiter. Das Highlight stand uns noch bevor. Wir sahen einen winzigen Elefanten mit seiner Mama fressen. Fast neben uns. Er war noch so jung, dass er recht ungeschickt mit seinem Rüssel herumschlenkterte, als wisse er noch nicht so richtig etwas mit diesem herabbaumelnden Körperteil anzufangen. Ein paar Meter weiter warteten noch mehr Elefantenkinder darauf von uns bewundert zu werden und wir konnten uns gar nicht satt sehen. Der Nationalpark wurde also seinem Spitznamen „Elefantenmekka“ gerecht. Wir verweilten hier (und später noch mit Elefanten am Fluss) so lange, dass feststand: das letzte Stück Strecke werden wir uns für morgen aufheben müssen.
Wir wollten gern entspannt im Hellen auf dem Campingplatz ankommen; wir hatten entschieden nochmal zu dem gestrigen zurückzufahren. Der war zwar mit 32€/ Nacht teuer, aber sehr gut ausgestattet und wirklich schön. Es gab auch günstige Schokoladentafeln. Wir hatten genug Zeit um Salat zu schnippeln, den Sonnenuntergang hinterm Chobe Fluss zu genießen und dann nach dem Duschen unser erstes Lagerfeuer in Afrika zu entzünden. Es gab nach dem lang ersehnten Gurke-Tomate-Feta-Salat Maiskolben und Würstchen direkt vom Feuer :) Über uns leuchteten die Sterne am nun nachtschwarzen Himmel um die Wette. Wir saßen hier und waren uns einig: das könnte unser Lieblingstag in Afrika sein :) Mal sehen was noch kommen wird, aber ob es das noch toppt…
Wieder wurden wir früh nicht von Affen gestört, so wie es der Campingplatzbesitzer eigentlich prophezeit hatte. Wir bedankten uns beim Abschied für all seine Tipps und er drückte den Daumen, dass wir vielleicht heute einen Löwen sehen würden. Das wäre natürlich cool, aber nicht das Nonplusultra. Die anderen Tiere begeisterten uns genauso :)
Schon während wir die Transitstraße nach Kasane fuhren, sahen wir mehrmals Elefanten die Straße überqueren und auf ihren Trampelpfaden verschwinden. Das war spannend zu sehen. Die Pfade waren so ausgetreten, dass sie scheinbar immer die selben nahmen und wie auch wir, schienen sie sich ebenfalls auf dem Weg zum Fluss zu begeben.
In Kasane tankten wir jedoch erstmal auf und als wir einen Polizisten andere Touristen abkassieren sahen, zückte ich schonmal die Handykamera um einen Gegenbeweis haben zu können. Aber als wir zurückkamen, hatten sie wohl gerade Mittagspause. Dann fuhren wir das Stück herein, welches wir gestern Abend nicht mehr geschafft hatten und welches auf Grund der vielen Besucher von den Lodges nur aus Richtung Kasane (aus der wir kamen) befahrbar war. Relativ am Anfang sahen wir große graue Punkte am Ufer und beim Näherkommen sahen wir, dass dies lauter Nilpferd-Gruppen waren, die sich um diese Tageszeit sonnten. Einige sahen aus wie große flache Steine, nur ein paar Gliedmaßen und die Ohren verrieten sie bei genauerem Hinsehen. Da hatten wir uns gestern so über den einzelnen gefreut, bekamen wir heute ganze Gruppen entlang der gegenüberliegenden Uferseite präsentiert. Natürlich bewunderten wir auch wieder die Muster der Zebras und Giraffen und warteten wenn die Antilopen vor unserem Auto hin und her sprangen. Aber so richtig freuten wir uns vor allem über Elefantenfamilien, bei denen wir bei einigen gestrige zu erkennen glaubten. Wir begleiteten sie, wie sie gemeinsam nacheinander zum Wasser trotteten, beobachteten, wie sich zwei große Familien gegenüber standen, aber den Abstand wahrten, wie jugendliche Jungbullen die Gelegenheit nutzten allein herumzustreifen und der beste Moment: wir sahen den ganz kleinen beim Spielen zu. Wir hatten vor ihnen mit Sicherheitsabstand geparkt, Fenster auf, Motor aus und schauten zu wie sie miteinander balgten, sich im Sand suhlten und dann kamen drei Kleine, die in einem Matschloch spielten, sich rangelten und um den besten Platz stritten (die Grube war klein) bis die Mamas einschreiten mussten. Und da die Kleinen ungelenk kaum wieder aus dem Loch kamen, konnten wir auch zusehen, wie Mamas Rüssel nachhalf und die kleinen Popos nach oben gedrückt wurden. Das war alles so niedlich! Wir blieben länger als am Morgen geplant und hatten uns für den zeitigeren Campingplatz entschieden, weil dieses Schauspiel einfach zu niedlich war.
Irgendwann überließen wir den Elefanten den Nachmittag. Auf dem Rückweg erschreckten wir eine Gruppe Elefanten und sie uns und ein halb starker trötete uns wütend entgegen. Halb lachend, halb verschreckt fuhren wir zu Grenze zwischen Botswana und Namibia. Wir hatten echt so gar keine Lust auf weitere Grenzübergänge, aber es nützte nichts. Der Inlandsweg wäre die schlechtere Entscheidung gewesen, weil dies fast 12 Stunden durch Sand bedeutet hätte und die Reichweite unseres Tanks fraglich war. Und die bessere Hauptstraße führte leider ein Stück durch Namibia. So richtig wussten wir nicht mal, ob wir mit dem Mietwagen einreisen durften, aber probierten unser Glück und es klappte. Auch hier musste man eine Art Straßennutzung zahlen (18€). Vor uns war eine Gruppe Afrikanerinnen aus Botswana, von der eine (ähnlich wie auf der Fähre in Indonesien) die ganze Zeit beim Anstellen versuchte uns auf ihren Selfies im Hintergrund aufzunehmen. Da bekomme ich Brechreiz. Ich habe es mir aus Respekt abgewöhnt einfach die Kamera auf fremde Gesichter zu halten und man kann ja auch einfach fragen. Aber nein, da verrenkte sie sich albern und seufzte genervt, weil wir uns natürlich immer wegdrehten. Der Oberhammer in meinen Augen war dann, als eine ihrer Mitreisenden das blonde Mädchen der Familie hinter uns fotografierte und als diese sich wegdrehte einfach hinterherlief. Ich stelle mir das gerade andersherum vor…Nun ja. Wir rollten nach dem Aus- und Einstempeln in den beiden Ländern von dannen. Wir sahen viele Grundstücke mit traditionellen, wirklich sehr einfach, ärmlichen (?) Lehmhütten mit Strohdächern und alle hatten Holz- oder Strohzäune drum herum. Sicher um Tiere abzuhalten. Die meisten dieser „Grundstücke“ ähnelten sich, hatten Behausungen für die Kuh- und Ziegenherden, eine Feuerstelle, auf den Plastikstühlen saßen die älteren im Schatten. Auffällig war wie sauber gefegt die weißen Sandplätze waren im Gegensatz zum Umland. Hier wuchs kein Grashalm, kein Unkraut. Eric vermutete das sollte bei Bränden schützen. Immer wieder sausten wir an diesen weißen Sandrechtecken vorbei. Kamen wir näher an eine „Stadt“ waren es auch zunehmend Häuser aus Ziegelsteinen oder Wellblech. Puuh. Ich gebe zu dies bot einen krassen Kontrast zu unserem Alltag in Deutschland. Ich glaube nicht, dass wir so im Dauerstaub leben konnten. Auch die Fußballplätze waren gut besucht, aber eben voller Staub aufgewirbelt.
Nach etwa einer Stunde kamen wir im etwas im Inland gelegenen Campingplatz an. Auch ohne Reservierung bekamen wir einen Platz, allerdings leider keinen mehr am Fluss. Witzig hier war, dass jeder Platz ein eigenes kleines Häuschen mit privaten Waschräumen hatte. Und es gab ein erfrischendes Willkommensgetränk. Das hatten wir auch noch nicht. Und um der abendlich rot aufleuchtenden, afrikanischen Sonne zuzusehen, liefen wir einfach vor zum Zambezi Fluss vor und schauten dort zu. Nach dem Essen gingen wir vor zur Terrasse, setzten uns unter der bunten Lichterkette ans allgemeine Lagerfeuer und versuchten mit einem Cider zu entspannen. Das machten aber jene zwei lärmenden Familien zunichte, die wir schon an den Grenzposten um Ruhe bitten mussten, weil wir nie die Fragen der Beamtin hatten verstehen können. Wir und ein weiteres deutsches, älteres Paar, tranken aus und gingen wieder zurück. Eine Unterhaltung war unmöglich, der abendlichen Natur zu lauschen ebenso. Zuvor hatte sich schon eine weitere Tragödie in meinem Leben ereignet ;) Wir hatten einen gemischten Eisbecher mit Vanille & Schokoeis sowie Schokosoße bestellt - so hatte es in der Karte gestanden. Serviert bekamen wir nur Vanilleis mit Caramelsoße. Ein Fest für Eric, ein Trauerspiel für mich und ich fragte höflich nach. Die Dame erwiderte genervt ich hätte ja sagen können, dass ich Schoki wolle. Ich zeigte auf die Karte, da stand es doch. Oh. Ihr Fehler, sie würde mir noch Schoki bringen. Danke :) Doch dann kam sie. Schoki war aus. Also meine Lieben: ich nehme Eisschokoladen-/ Schokoladeneis-Dates ab August an^^
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