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einjahrblau

Tag 338: Okavango Delta

Aktualisiert: 28. Sept. 2023

Früh fällt das aus den Schlafsäcken-Kriechen in der Kälte schwer, aber Eric kochte einen Tee und die Sonne wärmte doch recht schnell. Es ist wirklich erstaunlich wie zwischen Tag & Nacht gut mal fast 30 Grad Unterschied bestehen können. Wie eigentlich nun immer kamen wir Punkt 10 Uhr los, fuhren erstmal einkaufen, denn wir Deppen hatten es nun geschafft sowohl unser extra abgefülltes Duschbad als auch das Seifenstück zu verlieren. Dann hoben wir Bargeld ab, schauten dem afrikanischen Treiben zu, suchten verzweifelt eine Brot ähnliche Substanz, tankten auf und waren dann endlich noch vor Mittag bereit tiefer ins Okavango Delta reinzufahren. Zwischendurch wurde Eric auf dem Parkplatz noch gefragt, ob er nicht einen Job zu vergeben hätte und die Frauen lobten meine Schönheit :D


Im Okavango Delta hatte es Richard, dem lustigen pensionierten Polizisten aus Großbritannien so sehr gefallen (wir hatten ihn im Hostel in Seattle kennengelernt). Wir waren gespannt. Uns ist ein Campingplatz empfohlen worden, aber um den zu erreichen, mussten wir erstmal anderthalb Stunden fahren. Und ich meine nicht einfach eine Straße entlang, sondern mit Vierradantrieb durch buckelige Sandstraßen hindurch. Durch ein flaches Gewässer fuhren wir noch hindurch, aber als der Weg so weiter ging und wir nicht abschätzen konnten, wie tief diese Stelle war, drehten wir um und umfuhren die Wasserpfanne (auf Englisch pan, ein uns völlig neues Wort). Uns fehlte die Erfahrung und wir wollten es auf keinen Fall riskieren in dieser Einöde stecken zu bleiben. Der trockene Weg entpuppte sich auch als wahre Freude, denn direkt am anderen Ufer, so nah wie noch nie, sonnte sich eine große Gruppe Hippos und hatte vier, fünf noch ganz kleine dabei. Hippo-Babies hatten wir bisher auch noch nicht gesehen und sie waren so viel niedlicher! Irgendwie stimmten die Proportionen mehr :) Dann durchfuhren wir ein Dorf und es ging immer weiter ins Nichts, vorbei an kleinen und großen neugierig schauenden Giraffen, die ich in ihren Verstecken nicht vor die Linse bekam, vertrocknete Bäume wechselten die Landschaft und dann sahen wir nach und nach immer mehr Elefanten.


Der Campingplatz war der liebloseste Staubplatz, den wir je gesehen hatten. Und sie wollten 700 Pula (47€/ Nacht) in bar. Wir hatten 1.000 als Reserve abgehoben, denn ich erwähnte ja bereits, dass man ja angeblich fast überall mit Karte zahlen konnte. Dachten wir der Chobe Campingplatz mit 32€ (aber auch top ausgestattet und wahnsinnig liebevoll) war teuer gewesen, wurden wir nun eines Besseren belehrt. Die wilden Elefanten kamen, so konnten wir beobachten, ganz nah an die Zelte heran und die Vorstellung quasi schutzlos im Dachzelt neben ihnen zu schlafen, behagte uns nicht. Wir setzten grußlos unsere Safari fort, sahen auch noch Zebras und Krokodile. Jedes Mal gerät man echt ins Staunen, dass man quasi einfach so dicht vorbeifährt und sie bewundern kann - eine der wenigen schönen Seiten unseres Afrika-Abenteuers. Wir fuhren von der Haupt-Sandstraße mal in noch sandigere Nebenstraßen ab, ein wahres Labyrinth aus Wegen, die aber tatsächlich in unseren Navigationsapps alle eingezeichnet waren. Wir entdeckten einen kleinen Campingplatz, der wollte gleich mal 51€ in bar haben. Meine Güte, was war hier nur los. Wir überlegten ob es einfach an diesen kleinen, urigen „besonderen“ Plätzen lag und fuhren zu einem großen, anonymen, schmucklosen Platz weiter. Dort hatte das Office aber bereits 17 Uhr geschlossen und man ließ uns gar nicht erst durchs Gate fahren. Verwunderlich, alles sehr verwunderlich. Bald würde die Sonne untergehen. Bei einem Platz wollten wir noch fragen, sonst fuhren wir eben wieder raus aus diesem offenbar überteuertem Gebiet. Auf dem Weg hielten wir am Hippo-Pool. Die Zeit eilte zwar, aber der Anblick war zu schön. Lauter Nilpferde chillten hier in der Abendsonne, schauten uns knapp über der Wasseroberfläche an, wackelten mit den Öhrchen, platschten ab und zu, denn und wenn ließ mal einer ein herzzerreißendes Gähnen sehen oder wir hörten ein Protestgrummeln. Hier sollte es einen Hippo-Campingplatz geben. Na gut, auf einen letzten Versuch. Wir hofften, dass er preiswerter sei.

Hach ja. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Dieser schlug dem Fass den Boden aus. 61€ für nichts. Die Waschräume waren witzloserweise so weit von den Stellplätzen entfernt, dass man sie ab jetzt, der Dämmerungszeit bitte nicht mehr benutzen solle (ja, für den stolzen Preis blieb nur der Busch in der Wildnis…), es gab keine Weg, keinen Schutzzaun, nicht eine einzige Lampe, keinen kleinen Shop, keine Aussichtsterrasse, kein Restaurant, Pool oder Wifi. Wirklich GAR NICHTS was den teuersten Platz in unserer Reisegeschichte rechtfertigen würde. Außer eben Nilpferde, die hier einfach lebten. Es war zum verrückt werden; freies, wildes Camping war zwar grundsätzlich in Botswana nicht verboten, aber hier gerade schon und sowieso auch saugefährlich. Und nun kam das Beste. Unser Plan ging nicht auf einfach wieder „hinauszufahren“, denn was uns die überaus unfreundliche Dame vorhin an dem Gate verschwiegen hatte: sie schlossen es 18 Uhr und wir saßen hier fest. Von weiterem Herumfahren wurde auf Grund der wilden Elefanten dringend abgeraten. Da verzichtete man einmal auf eine Simcard…Das durfte doch nicht wahr sein, mir stiegen Verzweiflungstränen auf. Jetzt hatten wir uns so über die Tierchen zwischendurch gefreut und saßen auf dem teuersten und schmucklosesten Platz aller Zeiten fest. Immerhin nahmen sie die 900 Pula mit Kreditkarte. Und ich sag euch eins. Die Frau genoss es uns leiden zu sehen. Wahnsinn…für diesen Preis bekamen wir allerdings ein riesiges Feuer angezündet; einen anderen Schutz gegen die Wildtiere gab es ja nicht. Und dann saßen wir hier. Beruhigten uns, zweifelten unseren wohl nicht sehr gesunden Menschenverstand an, lachten höhnisch in die Nacht und rechneten aus wie viele Tage wir hier noch verbringen und wie viel Geld man uns in der verbleibenden Zeit noch aus dem Kreuz leiern würde. Da wird schon noch ein Sümmchen zusammenkommen. Ich rede mir jetzt mal ein, dass das einfach zum Reisen dazu gehört.

Nach einem Jahr sind wir also noch weit davon entfernt Reise-Profis zu sein. Da muss also mal noch eine Weltreise her, die grobe Route steht schon ;) Ich verrate sie am Ende. Vielleicht. Denn Japan zum Beispiel erscheint jetzt gar nicht mehr so unerschwinglich ;)


Wir brieten ein wenig Knoblauchbrot überm Feuer und weil während der Fahrt zwei Wasserkanister geplatzt sind, hingen wir ein paar Hüllen zum Trocknen über die Stühle. Neben uns ging glühend die Sonne unter und das war definitiv einer meiner geliebten Afrika-Momente! Der abendliche Feuerball spiegelte sich im Hippo-Pool und hob so die Tiersilhouetten hervor. Es sah wirklich magisch aus! Wie flüssiges Gold.

Eric baute das Zelt auf, ich schnibbelte wie wild: Knobi, Zwiebeln, Zucchini, das Stück Rind von gestern, dazu kochten wir Spaghetti und Tomaten-Basilikumpesto-Soße. Eine Orange war der Nachtisch. Und dann wärmten wir am Feuer, lauschten den Geräuschen der Nacht (vorwiegend Nilpferde und Elefanten) und bewunderten den afrikanischen Sternenhimmel. Die Bilder sprechen ihre eigene Sprache :)


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