Diese Nacht war es erstaunlicherweise warm…komisches Wetter, obwohl es mal kurz regnete. Wir fuhren zur Tankstelle und stellten fest, was wir irgendwie gestern schon am Teahouse gespürt hatten. Erics Portemonnaie war unauffindbar. Ähnlich wie bei der Dino-Suchaktion räumten wir das komplette Auto leer; alles, auch Bettzeug und Matten lagen auf dem Parkplatz. Siedend heiß wurde uns nämlich bewusst: dummerweise (GROSSER REISEFEHLER) waren dort ALLE Kreditkarten drin. Ach du Scheiße…wir bogen sofort in die eine Minute entfernte Polizeistation ein und siehe da. Die hatten schon einen Klebezettel mit Erics Daten, was uns erleichtert aufatmen ließ. Ein/e heldenhafte/e Finder/in hatte es im Visitor Centre abgegeben. Das war auch nicht weit entfernt und wir sollten an der Hintertür klopfen. Tja und da gesellte sich zu der Erleichterung auch Frust, denn es wurde anonym abgegeben: alles Bargeld fehlte. Humanität gibts einfach nicht pur.
Wir sind also wieder zurück zur Polizei und erstatteten für die Versicherung Anzeige. Der Polizist sprach sogar ein paar Sätzchen Deutsch, die er ganz stolz präsentierte, bedauerte das ganze und füllte dann in aaaller Ruuuhe die Formulare aus.
Auf den Schreck, es war nun schon nach 12, fuhren wir ins Lake Louise Inn (ist hier alles eine Straße) und gönnten uns nochmal den Hot Tub+Pool für je 5,25CD. Und stellten fest: das Wifi ist der Hammer! Endlich! Konnte ich die Blogbeiträge inkl.Fotos hochladen, weshalb wir uns verdammt viel Zeit bis Nachmittag 15Uhr ließen. Heute stand eh - nach der gestrigen Monstertour - relaxen auf dem Plan und eine Weiterfahrt in die Holzfällerstadt Banff.
Die Fahrt nach Banff vergeht recht fix wenn man sich nicht fortwährend an die vorgeschriebenen 90km/h hält ;)
Gleich hinter einem 3D-Banff Schriftzug, an dem die Leute Schlange standen, weshalb wir weiter fuhren, wiesen Schilder auf kostenlose Parkplätze am Bahnhof hin. Während man im Nationalpark an sich nichts bezahlen muss, da man ja schon den Park-Pass gekauft hat, kostet es in Banff City sehr wohl - sicher um die Autos aus der Stadt rauszuhalten. Wir hatten kein Problem mit den wenigen Extrametern und waren relativ schnell auf der Hauptmeile. Immerhin sind wir dann an dem Tag 3km gelaufen :D
Hm, es war ja mal ganz schön durch die Läden zu streifen, aber als wir dann einen Pelzhandel sahen, überstieg das High Society Getue dann doch bei Weitem unseren Geschmack. Immerhin trafen wir aber das super sympathische kalifornische Paar aus dem Lake Louise Inn Waschsalon und die beiden freuten sich auch uns an ihrem letzten Tag nochmal begegnet zu sein.
Wir hatten in Ottawa von unserer Beavertail-Verkäuferin die Empfehlung bekommen in der Destillerie & Bar „Park“ zu essen und da stand schon eine Schlange an. Erinnert euch: Gutes Zeichen. Wir reservierten eine halbe Stunde später und freuten uns dann über die Atmosphäre. Wir hatten uns fest vorgenommen in den sechs Wochen Kanada einmal richtig im Restaurant kanadisch zu speisen. Meist kochen wir ja auf irgendwelchen Parkplätzen oder essen überteuerte Snacks ;)
Ich überzeugte Eric, dass wir uns wie das Paar am Nebentisch - die hatte ich nämlich extra um Auskunft gebeten - das regionale Rind aus Alberta mit der Backkartoffel inkl.Gemüse vom Holzgrill teilen. Das Knobi-Kräuter-Pesto war ein Gedicht und das zarte Rind erst! Wir bestanden allerdings darauf, dass es nicht zu rot innen sein darf ;) Dazu wählten wir den alkoholfreien erfrischenden Cocktail Suphur auf Empfehlung der Kellnerin (Wasser gibt es immer ungefragt kostenlos) und kamen mit dem Nachbartisch ins Gespräch. Auch diese beiden sind aus Polen hergezogen, wollten Tipps für Deutschland (na Leipzig und Dresden natürlich!) und unbedingt unseren Blog. Den Link verteilen wir immer öfter, weil die Leute unsere Route interessiert :)
Danach gönnten wir uns noch ein Dessert - ausnahmsweise bekam jeder sein eigenes. Wir nahmen den Smoked S‘Mores. S’Mores sind eigentlich Marshmallows, die man übers Lagerfeuer hält und noch während sie heiß sind, schiebt man sie auf ein Stück dann schmelzendes Zartbitterschokolade zwischen zwei Keksen und guckt sich selbst beim Dick-Werden zu :D Ich hatte das damals mit Kristin am Grand Canyon probiert. Klebrig und süß, aber eine Kostprobe wert. Das im Restaurant bekam man aber etwas anders serviert: ein leckerer Keksboden mit einer Schicht Zartbitterschoki drauf und die oberste Schicht war ein schaumähnlicher, sündhaft leckerer flambierter, dicker Marshmallow-Belag. Daneben sorgte ein noch glimmendes Zedernholz-Stäbchen für das passende Lagerfeuer-Aroma. Herrlich! Da schließt man schonmal genießerisch die Augen. Pure Gönnung.
So ein Spaß kostet natürlich. Und natürlich, das hatten wir vergessen, kamen noch ein paar Steuern oben drauf. Deshalb verzichteten wir leider, ganz in Backpacker-Manier, auf ein Trinkgeld. Es sei uns verziehen. Wir lobten überschwänglich mit Worten. In Kroatien hatten wir dafür mal ein horrendes gegeben, weil wir nach unseren Cocktails falsch umgerechnet hatten…
Tja und dann erfreute ich mich daran durch die Wolf-Street zu laufen ;) Leider regnete es, sodass wir dann doch recht zügig zum Parkplatz zurücktrabten. Und da es erst 19Uhr war (wir hatten kein Mittag, deshalb das frühe Abendessen…) fuhren wir noch 2h zu einem I Overlander Parkplatz Nähe Radium Hot Springs (ca.130km von Banff).
Da gibt es nämlich außerhalb der Nationalpark-Grenze wieder sehr viele kostenlose Stellplätze. Es gab mal einen kurzen Platzregen, begleitet von den Himmel wirklich hell erleuchtenden Blitzen, aber wir fuhren aus dem Regen heraus. Außerdem, so dachten wir, sind wir dann gleich in der Nähe unseres morgigen Refugiums. Man fuhr dort allerdings 20min durch wirklich düsteren Wald über eine ungeteerte Straße und kämpfte sich durch die Bäume um dann mutterseelenallein da zu stehen. Wer wissen möchte, wie schwärzeste Dunkelheit aussieht, war hier genau richtig.
Wir wechselten und ich fuhr uns postwendend in die Zivilisation zurück. Ist eben manchmal echt doof so spät an einem unbekannten Ort anzukommen. Das Auto sieht aus. Über und über mit lehmigen Staub bedeckt :D Wir fuhren nach Radium Hot Springs und fanden auf einem Hügel etwas außerhalb andere Camper vor. Das war schon besser. So brauchten wir allerdings fast 3,5h und schliefen sehr schnell ein.
Am Morgen war es mit 14 Grad angenehm warm und dank Eric gab es endlich mal getoastetes (!) Toast. Jaja, eine Rarität so ohne Toaster. Aber in der Pfanne funktioniert auch. Wir steuerten erstmal das Visitor Centre an und dann, nach den entsprechend eingeholten Infos, die namensgebenden heißen Quellen (Hot Springs). Aber mal wieder hätte das Bauchgefühl geholfen. Die natürlichen Quellen-Terrassen aus Stein, die wir uns wünschten, waren nochmal gut anderthalb Stunden südlich entfernt, bei Fairmont. Nein, Danke. Nach dem Gefahre gestern hatten wir darauf keine Lust und die in Radium Hot Springs waren so touristisch ausgeschlachtet, dass sie nur noch einen kalten und einen warmen Pool haben. Genauso wie man sich das vorstellt. Ein gefliestes viereckiges Becken auf der einen Seite der Straße, eins auf der anderen Seite. Der Eintritt kostet z.Z. 8CD, aber wir wollten dort einfach keine Zeit verbringen. Wir versuchten halbherzig den Parkplatz zu den Sinclair Falls/ Canyon zu finden, aber da wir auch schon so einige Canyons gesehen haben, drehten wir wieder um.
Ja, man kann es schon als Fehlentscheidung bezeichnen so weit gefahren zu sein. Wir sind zwar auf der Fahrt dem Regen entkommen, aber was für den Campingplatz gespart hatten, hatten wir sicher für Sprit ausgegeben. Nun ja. Ein blöder(er) Tag muss auch mal sein. So hatten wir sinnloserweise den gesamten Kootenay Nationalpark durchfahren und weil‘s nachts so dunkel war, fahren wir die gesamte Strecke wieder im Hellen zurück. Damit wir guten Gewissens sagen können, dass wir was gesehen haben, steuerten wir den Dog Lake an, wanderten dort den one-way Trail (gesamt 5,2km) und fuhren danach zum Marble Canyon (seht ihr, schon wieder ein Canyon). Dort läuft man 1,8km und kann tief in die Canyon-Schluchten von verschiedenen Brücken schauen. Das war schon ganz cool :) Außerdem füllte Eric die Wasserkanister auf und so sind wir immerhin heute 9km gewandert. Wir trösteten uns mit dem Wissen, dass es in den anderen Regionen gerade eh regnete und gewitterte. Laut Wetterbericht…
Leider hatte der Marble Campground gegenüber schon saisonal geschlossen. Den Stanley Glacier Trail laufen wir also nicht mehr.
Wir fuhren den Highway 93 zurück und den Bow Valley Parkrail, Highway 1a zum Johnston Canyon Campground. Platz wäre gewesen, aber wir zahlen keine 39CD. Für den Johnston Canyon selbst wurde es schon zu spät = zu dunkel. Aber wir empfehlen ihn ungesehen trotzdem.
Und wo landeten wir also? Natürlich. Die fünfte Nacht auf dem super günstigen Overload Parkplatz bei Lake Louise. Den kennen wir und wussten auch, wo wir uns diesmal hinstellten: direkt an einen Betonklotz, der genau die richtige Höhe als Kochnische hatte. Wir bauten, ähnlich dem Lagerfeuer, einen halbrunden Stein-Windschutz und es gab Chilli con Carne. Wir hatten mal ausreichend Zeit zum Schnippeln und Köcheln und Entrümpeln. Außerdem machte ich Bestandsaufnahme unserer Vorräte und für die letzte Woche einen Essenplan. Warum?
Weil wir a) so wenig wie möglich im Fernreisebus mitschleppen wollen und b) ungern nochmal im teuren Kanada einkaufen wollen. Ich plante also Abendessen, Mittagssnack und kleine Snacks. Äpfel, bisschen Gemüse und - sollte Erics Wunsch noch in Erfüllung gehen Rippchen über einem Lagerfeuer zu grillen - brauchen wir auch noch Rippchen. 1x Feuerholz hätten wir noch. Eric redet seit Tagen von Rippchen…mal schauen :D Hier auf dem Platz gibt es leider keine Feuerstellen und es ist nahe dem Highway auch verboten.
Ich sehe Schneckchen und lachende Baumgesichter… ☺️