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einjahrblau

Tag 4 - Palmwald & Kolibris in Salento

Natürlich hatten wir schon das erste Stück verloren; Erics schwarzer Loop-Schal lag scheinbar noch im Bus. Die im Ausgleich gefundene 1.000Pesos Münze war da eher ein schwacher Trost ;)

Sei's drum, ab jetzt wird er eins von meinen mit nutzen. Uuund: Unsere erste Wanderung stand an. Wouhuu. Die Nacht hier war so lala. Ohne Fenster, nur mit Ritzen in den Türen und feuchter Geruch im Zimmer ist es eben nicht ganz so heimelig. Immerhin ist das Wasser schön warm.

Wir wollten die ersten abfahrenden Jeeps kurz nach 6 Uhr erwischen, aber es schüttete dermaßen, dass wir zögerten, Rucksack packten, Joghurt mit Müsli frühstückten und dann in einer Regenpause die Straße hoch auch den Hauptplatz liefen. Es war halb acht, wir kauften die Tickets für die Hin- und Rückfahrt ins Cocora Tal und konnten schon einsteigen.

Derzeit 10.000COP/ pro Person. Eintritt kostet dann 20.000 und Verlassen des Parks nochmal 6.000. Also pro Person ca.8€.

Tim saß auch bei uns, alle rückten eng zusammen. Drei standen hinten am Jeep auf einer kleinen Plattform und schauten über den Jeep hinaus in die Landschaft.

Wir waren froh, dass wir vier kleine Empanadas kaufen konnten, denn wir hatten unsere Toast vergessen. Nur Nüsse und Apfel wären eine etwas karge Verpflegung.

Tja und dann stapften wir zwei mal drauf los. Mit Rucksacktragen wechselten wir uns ab. Denn der Aufstieg hatte es in sich. Wie Zwiebeln schälten wir uns Stück für Stück aus unseren Sachenschichten. Wir folgten einer fünfköpfigen französischen Familie, denn der Vater hatte ein sehr gutes Auge und dank ihnen und ihrem Fernglas hatten wir das Vergnügen einen strahlend blauen Amazonas Motmot im Baum sitzen zu sehen. Herrlich.

Wir versuchten nicht lange stehen zu bleiben, höchstens mal um in Ruhe einen Schluck zu trinken, damit das Weiterlaufen nicht so schwer fiel. Aber statt Wasser mit Geschmack zu kaufen, wie es das bei uns gibt, hatten wir aus Unwissenheit zur Limonade gegriffen. Das war schon eklig :D


Hier standen sie nun. Die für das Cocora Valley berühmten welthöchsten Palmen. Einen Superlativ braucht es ja immer. Sie waren schon gigantisch und ich beneidete sie um ihre schlanke Größe ;) Zu unserer Überraschung wuchs hier auch duftender Eukalyptus. Die Flora an sich versetzte uns in Gedanken nach Costa Rica zurück. Vor allem im Sonnenlicht sahen die moosbehangenen Bäume und großen leuchtenden Blätter herrlich aus. Weitere Vögel sahen wir erstmal nicht, nur ab und an zu kleine Schmetterlinge. Dann ging es an den rutschig-matschigen Abstieg und Eric machte einen Spanier glücklich, weil er dessen Sonnenbrille auf dem Weg gefunden hatte.

Schritt für Schritt galt es nicht wegzurutschen. Schlammbespritzt waren wir trotzdem gefühlt bis zum Knie. Trotz Achtsamkeit blieben uns die kleinen Wunder der Natur wie Pilze und Käfer nicht verborgen.

Irgendwann erreichten wir endlich die Abzweigung und schlängelten uns wieder nach oben. Auf Empfehlung der Amerikaner besuchten wir das Kolibri-Refugium noch einen beschwerlichen Kilometer im Inland des Parque Nacional Natural Los Nevados.


Das war den matschigen Aufstieg definitiv wert gewesen! Für 20.000 COP (rund 4€) durften wir hier auf der Terrasse so lange verweilen wie wir wollten und bekamen einen Kaffee oder eine heiße Schokolade oder ein Wasser dazu. Wir wählten die dünne heiße Schoki und probierten den dazugereichten Käse, ähnlich Feta gepaart mit Halloumi, den die Kolumbianer wohl in die Tasse tunkten. Einmal und nie wieder. Das traf nicht unseren Geschmack :D Aber man nickte freundlich als wir es probierten und tapfer aufaßen.

Überall, sowohl hier in dem Häuschen als auch auf dem Weg, stand geschrieben, dass man seinen Müll bitte wieder mitnehmen soll. Und doch erlebten wir in den anderthalb Stunden, die wir hier verbrachten, immer wieder ach so coole, erfahrende Reisende aus Frankreich, Holland und sonstigen europäischen Ländern, die nach einem Mülleimer fragten. Wie dumm kann man sein, wenn man schon des Lesens nicht mächtig ist?! Was sollen die denn hier oben, abgelegen auf dem Berg, mitten im Dschungel mit deren mitgeschleppten Joghurtbechern? Also echt...

Aber zurück zur Schönheit dieser Erde. Ich liebe ja bunte Vögel und Kolibris. Und wir waren froh, dass das hier ein offener Garten und kein Haus war, wie in Monteverde das Schmetterlingshaus. Wir sahen die Kolibris von Blüte zu Blüte flattern oder in den angebrachten Vogeltränken. Gut, die widersprachen der Natur, aber erlaubten es den Besuchern die majestätischen Kolibris von Nahem zu beobachten, zu sehen wie die kleine Zunge aus dem Schnabel schoss, wie sie den Nektar umkämpften. Besonders angetan hatte es uns eine türkisfarbene Spezie mit langen Schwanzfedern. Leider auch die schnellsten. Hoffentlich denkt Tim dran uns Fotos zu mailen :) Ein dickerer, dunkelblauer leuchtete auch zauberhaft, die Grünen ließen sich am besten beobachten und der schwarz weiße war irgendwie der majestätische. Dann gab es noch ganz kleine und auch ein paar braune. Ich hätte hier ewig sitzen und staunen können. Sooo schön. Wir passten auch das Wetter gut ab und saßen hier während drei Regenschauer wartend und genießend.

Als wir mit Wehmut diesen Ort verließen, schien die Sonne. Wir balancierten durch ein Flussbett und wurden ein Stück von zwei Hunden begleitet, von dem sich einer recht gern kraulen ließ. Wir liefen - nacheinander - über schwankende, morsch wirkende Holzbrücken und hielten nach Tieren, v.a. Insekten Ausschau. Es gab noch einen Abstecher zu einem Wasserfall und insgesamt dauerte der Abstieg 2h, sodass wir gute 5h gebraucht hatten - wie man uns im Hostel prophezeit hatte. Insgesamt waren wir heute 17,5km gelaufen.

Ein paar Meter schlossen sich aber noch in den bunten, mit Läden vollgestopften Gassen in Salento an. Auf der Rückfahrt hatten wir die Stehplätze hinten auf der Trittfläche am Jeep bekommen und genossen die Aussicht im Fahrtwind. Wir führten einen Smalltalk mit einer neunköpfigen, fröhlichen Familie aus Medellin. Und erfreuten uns dann an einem frisch gepressten O-Saft, Melone und Mangostreifen.

Irgendwann hatten wir genug gesehen und kauften zu unseren Eiern und Schinken noch Spaghetti, Käse und Tomatensauce. Die super schlecht ausgestattete Hostelküche war wirklich eine Herausforderung, aber irgendwann konnten wir essen und als wir danach noch in Hängematten chillten, kam ein deutsches Paar aus München zurück ins Hostel. Sie hatten ihr Studium abgeschlossen und reisten ca.4 Monate bevor sie ihre Jobs antreten würden. Richtig so :) Wir tauschten Reisestories und genossen es zu plaudern bis sich alle fürs Duschen verabschieden. Eric und ich buchten die nächsten drei Nächte im Hostel und einen Flug für morgen Abend nach Medellin. So konnten wir hier noch den Tag nutzen und ersparten v.a.mir eine herausfordernde 8h Busfahrt. Da ich bei solchen "Luxusausgaben" immer zögerte, witterte ich noch ein Schnäppchen. Wir buchten getrennt, sodass nur Eric Gepäck aufgeben würde. Er hatte seinen Packsack mit in den wir beide Rucksäcke stecken würden, die dann fast exakt auf 23kg kommen würden. Und ich reise mit dem kleinen Rucksack als Handgepäck. Viele reisen hier vorwiegend mit den kurzen Inlandsflügen, auch um Zeit zu sparen. Wir werden eine Mischung versuchen. Der 45min Flug schenkte uns einen Tag und kostete uns 89€ mehr als der Bus. Wir denken, dass sich der Luxus lohnen wird. Dann knipsten wir die Lichter aus.

Achso und kleine Landesinfo: außer in Bogotá sollte man nicht unbedingt das Leitungswasser trinken. Toilettenpapier schmiss man wieder in einen bereitstehenden Mülleimer, damit das Abwassersystem nicht verstopfte.


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1 Comment


ankewolfundco
ankewolfundco
Jun 26

Loui, das Foto mit den blauen Flügeln! Krass. 😜

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