Google Maps:
Wir hatten wieder in einer Aussichtsposition geparkt und fanden, dass auch dieser Schlafplatz eine tolle I Overlander Wahl Nähe Frenchtown war. Doch lange hielten wir uns nicht auf. Nach der täglich grüßenden Haferflocke ging es schnurstracks (ist das ein offizielles Wort ?!) auf die Interstate 90 zurück. Es waren nur noch 3,5h Fahrt bis zum ersten Ziel, dem Yellowstone Nationalpark. Wir fuhren vom Bundesstaat Idaho nach Montana und legten noch einen Zwischenstopp im Walmart ein, weil wir ein paar Dinge wie TaTüs und Feuchttücher vergessen hatten. Preiswert tanken war auch drin, umgerechnet 1,05€. Außerdem müssen wir hier leider mehr Wasserkanister kaufen. In Kanada konnten wir oft am Fluss das Geschirr spülen und Zähne putzen und oft auch die Kanister auffüllen. Das klappt hier gerade nicht so gut. Und zu meiner Freude fanden wir dunkelblaue Campingstühle für $7,47! Yes, endlich :)
Wir fuhren weiter, die Landschaft wechselte beharrlich. Wir passierten Wüsten, Wälder und begrünte Flusslandschaften. Wir beobachteten unzählige Fliegenfischer in den Flüssen. Keine Ahnung, ob die jemals was fangen :)
Dann durchfuhren wir einen Ort wie in einem Western, mit Saloons , Alpakafarm und so, waren aber zu hibbelig um anzuhalten - wir waren unserem Ziel so nah.
Wir hielten schnell am Earthquake Lake, der sich 1956 nach einem Erdbeben gebildet und dabei tragischerweise einen Campingplatz unter sich begraben hat. Die Region hat sowieso eine recht tragische Vergangenheit, überall gibt es Museen über die Geschichte der First Natives und zahlreiche Veteranendenkmäler.
halber Tag: lilafarbene Route
Und dann kamen wir in dem Ort West Yellowstone an, indem namensgleich auch der westliche (einer von fünf) Eingängen zum Nationalpark gelegen ist. Wir hüpften schnell ins Visitor Center und bekamen praktisches (Wander-) Kartenmaterial. Es war nun 17 Uhr. Da wir nach der langen Fahrt aber unbedingt schon was sehen wollten, ließen wir uns eine schnelle Empfehlung für den Abend geben. Wir zeigten stolz unseren 2nd Hand Nationalparkpass vor und nach 30min Fahrt kamen wir an den Artists Paintpots an - siehe lilafarbene Route. Mittlerweile sind wir übrigens im Bundesstatt Wyoming; nicht drüber nachdenken, sonst schwirrt der Kopf…Auf der Fahrt sahen wir schon drei majestätische Bisons - das Symboltier des Westens - und sprudelnde Quellen. Der 1km Rundweg bot ebenfalls einen richtig tollen Einstieg in die kommenden Tage im Nationalpark. Der Yellowstone ist der älteste Nationalparks Amerikas und trotz seiner recht abgeschiedenen Lage zusammen mit dem Grand Canyon und dem Yosemite (diese beiden kannte ich schon) der meistbesuchte Amerikas. Wir verstanden warum, uns bot sich ein unwirklicher Anblick. Überall brodelte und blubberte die Erde, sodass Eric sich laut grinsend fragte: „Kocht hier jemand Kartoffelsuppe?“
Die Sonne wärmte die Haut und ein leichter Wind strich darüber, der Qualm der heissen Quellen hüllte einen ab und an ein wie ein warmes Dampfbad. Doch auch andere Sinne wurden angesprochen. Ununterbrochen hörten wir den Boden köcheln, es blubberte und spritzte laut aus und auch unter der Erde. Und man roch ab und an faule Eier. Was für ein Erlebnis. Eric hätte am liebsten die Campingstühle hingestellt.
Auf dem Rückweg hatten wir das Glück, einmal an der rechten und einmal an der linken Straßenseite gewaltige, aber zahm dreinschauende Bisons zu beobachten und zu fotografieren. Wow! Man darf im ganzen Park auch nur langsam fahren, da überall mit Wildtieren zu rechnen ist.
Wir fuhren direkt in den leuchtenden Sonnenuntergang hinein, der von pink und orangefarbenen Wolkenfetzen begleitet wurde und dann fuhren wir eine Schotterstraße aus dem Ort raus. Wie auch in Kanada darf man im Nationalpark selbst nur auf offiziellen Campingplätzen nächtigen; zur Zeit hatten noch drei offen, aber das Geld sparen wir uns.
Auf dem Weg standen schon verstreut drei Camper, doch wir konnten mit dem Auto noch etwas weiter und höher fahren und fanden mit Einbruch der Dunkelheit einen guten Stellplatz für die Nacht. Eric bereitete Hot Dogs zu (wir sind noch immer dabei das Drama um die überteuerten, lieblosen Hot Dogs zu verarbeiten). Die erste gerettete Zwiebel kam zum Einsatz und nachdem ich überschwänglich & übersprudelnd das Gurkenglas aufgeschraubt hatte, roch ich nach sauren Gürkchen. Na supi. Ich schrieb dann mit Gurken-Odeur unsere Eindrücke schwarz auf weiß nieder. Außerdem studierte ich das Kartenmaterial und schmiedete Pläne für die nächsten Tage.
Die Dame im Visitor Center hatte uns Vorschläge für ein bis zwei Tage unterbreitet, aber ich schaute sie nur verständnislos an und erklärte, dass wir nach der langen An-und Abfahrt gedenken 4-5 zu bleiben und auch mal etwas weiter & höher wandern wollen ;) Es soll Nationen geben, die nur für Fotos aus dem Bus rausspringen und wieder bis zur nächsten Sehenswürdigkeit weiterfahren, wir aber wollen auch mal staunen und genießen, wandern und verweilen.
Bei vielen Orten, wie Vancouver Island, ist nie auszuschließen, dass man mal wieder hinfliegt. Aber hier, hier kommen wir definitiv nicht nochmal vorbei.
1.Tag: orangefarbene Route Südwesten
Am nächsten Morgen fiel es (wieder) schwer aus den Federn zu kriechen, da es auch hier nachts recht kühl ist. Aber unsere Campingstühle frohlockten und mit dem Frühstück in der Hand reckten wir unsere Köpfe mit geschlossenen Augen der Sonne entgegen. Das Sonnenlicht ließ die Farben hinter unseren Augenlidern tanzen und uns durchfuhr eine tiefe innere Ruhe. So schön :)
Wir fuhren nach einem Stopp in den Visitor Centre Waschräumen in den NP hinein und bogen diesmal nach rechts, also in den südlichen Teil ab. Hier warteten die bekanntesten Wahrzeichen auf uns, weshalb wir wirklich neugierig waren. Wir wollten nach den vielen Autostunden den längeren Trail wandern. Auf dem Weg zum Parkplatz durchfuhren wir noch den Firehole Canyon Drive und warfen einen Blick auf die Firehole Falls. Naja ;) Und dann ging es los auf dem Parkplatz des Fountain Flat Drive. Gott sei Dank entschieden wir uns für kurze Sachen, Hüte und Sonnencreme. Es war unglaublich warm! Wir trieften in der Steppenlandschaft aus allen Poren. Wundersamerweise sind wir - es war ein unbemerkter, schleichender Prozess - auf 2.200m über dem Meeresspiegel und wir hatten kaum ein Wölkchen bei ca.26 Grad.
Am ersten Geysir, dem ojo caliente (dem kochenden Auge) ließen wir alle anderen hinter uns und bogen auf den einsamen Meadows Trail; nur ein älteres Ehepaar kam uns entgegen. Wir bemerkten auch schnell warum. Wir liefen einen unglaublich langen Bogen in der sengenden Sonne. Wieder hätte uns der Anblick von Löwen im gelb und orangefarbenen Steppengras kaum verwundert. Stattdessen mussten wir Bögen um Bisons auf unserem Weg laufen. Der eine starrte uns an und schabte dann seinen Kopf an einem Baum. Ob das eine Geste der Ignoranz, Aggression oder Versöhnung war? Wir wussten es nicht, erklommen aber schnell unseren Hügel und cremten uns nochmal fett mit Sonnencreme ein.
Die Landschaft verzauberte uns mal wieder. Wir liefen auch durch kleine Grillenschwärme, ich glaube die habe ich bis jetzt noch gar nicht erwähnt. Auch in Kanada zirpst es um uns herum, nur heute war das Klick- Klick der Flügel besonders laut. Irgendwann betraten wir vorsichtig eine sensible thermale Region und Eric wies mich auf ein Wasserloch im Boden hin. Das sah so unwirklich aus! Wir konnten in die Erde hineinschauen und das tat hier wohl nur selten jemand, weil es nicht ausgeschildert ist :) Aber man muss auch auf jeden Schritt achten.
Der Weg führte uns dann durch Pinienwälder weiter zu den gut besuchten Fairy Falls. Er gehört zu den eindrucksvollsten des Nationalparks mit einer Höhe von 61m. Hierher führt ein direkter Weg von zwei Parkplätzen. Nach einigen staunenden Minuten liefen wir zum Aussichtspunkt mit Blick auf den Grand Prismatic Spring. Der Anblick ist dem ein oder anderen in Verbindung mit dem Yellowstone vielleicht vertraut. Und da die Sonne schien, erstrahlten auch die Mineralfarben in den herrlichsten Tönen.
Und dann kam der weniger spaßige Teil. Ein Schotterweg, der für Mountainbiker und Reiter sicher reizvoller ist, musste kilometerweit zum Parkplatz zurückgelaufen werden. Uns taten so die Füße weh und die Landschaft bot kaum Abwechslung, sodass wir uns mit Musik hören die Zeit vertrieben. Und dann erkannten wir die große Bisonherde vom Beginn des Tages & eine kleine Brücke und wähnten uns schon glücklich gleich am Auto zu sein. Doch da hatten wir uns zu schnell in Sicherheit gewähnt. Ich dachte, dass ich bei meiner ersten Bärenbegegnung Todesangst gehabt hatte?! Lächerlich! Wir hörten es erst und hatten dann kämpfende, männliche Bisons vor uns. Mein Herz pumpte wie Sau.
Schon kurz zuvor sind wir sicherheitshalber einen großen Bogen abweichend vom Weg durch die Gräser gestapft um keinem der Tiere zu nahe zu kommen. Und als wir diese Exemplare jetzt sahen, schlug ich Eric vor nah am Fluss zu laufen und zur Not reinzuspringen, doch dann sahen wir zwei Bisons genau dadurch galoppieren und verwarfen die Idee wieder. Wie es der glückliche Zufall wollte, bemerkte Eric weiter vor uns einen Ranger auf unserem Weg. Dieser schien unsere Angst zu wittern und winkte uns lässig ran. Die Kampfgeräusche rechts von uns wurden unterdessen lauter. Doch er winkte und mutig stampften wir ihm entgegen - nicht ohne permanent den Blick nach rechts streifen zu lassen. Doch auf einmal rief er down und den Rest verstanden wir von seinem Flüstern nicht. In Sekundenschnelle musste eine Entscheidung her. Der Ranger stand weiterhin auf dem Weg, aber wir wussten nicht, was er uns über die Entfernung mitteilen wollte. Also liefen wir einen kleinen Weg runter und sahen, dass er nickte und ins Gebüsch neben sich wies. Puuh. Ja auch wir sahen ein mini Bison mit Mama. Leider dicht gefolgt von zwei Testosteron geladenen Männchen. Und ach du scheisse, die preschten voll auf uns zu. Ich fühlte mich in meinem schicken blauen Outfit (ist euch bestimmt schon aufgefallen ;) ) wie eine Zielscheibe. Eric rief ich solle mit ihm in die Büsche links vor uns rennen. Ich Stolperqueen stolperte und fiel fast hin, mein Herz raste in Hochtouren. Der eine griff den anderen Bison wenige Meter neben uns mit seinen Hörnern an und rammte sein ganzes Körpergewicht auf seinen Nebenbuhler. Das Aufeinanderkrachen der behäbigen Körper erzeugte ein ohrenbetäubendes Geräusch, doch Gott sei Dank siegte unser Fluchtinstinkt vor lähmender Schockstarre und wir rannten über umgestürzte Bäume durchs trockene Gras, schnauften selbst wie Bisons und waren heilfroh, dass wir nicht mehr da standen, wo der Ranger uns hingeschickt hatte, denn da rannten die zwei irren Bisons gerade runter. Was mussten die auch kurz vorm Parkplatz so ausrasten, mitten auf dem Wanderweg? Fotos oder gar Videos gibt es von diesen Sekunden natürlich keine. Wir hatten ganz anderes im Kopf. Endlich umständlich beim Ranger angekommen, meinte der trocken: „Hey, you made it.“ und ich starrte ihn nur zitternd an. Er meinte dann, untermalend mit seinen Fäusten, es sei grad DIE Zeit im Jahr, aber dass wir ja gleich am Auto seien.
Die Bisons scheinen ähnlich krass drauf zu sein, wie die Elche in Kanada. Yeah…eine neue Gefahr…Nur dass man in Kanada überall davor gewarnt und darüber aufgeklärt worden ist. Oh Gott…wir brauchten dann erstmal einen stärkenden Riegel und mussten atmen. Noch immer geschockt fuhren wir noch ein Stück südlich zu den Fountain Paint Pot und bestaunten die Erdlöcher und spritzenden Quellen. Danach ging es nochmal zum Grand Prismatic Spring. Auf einem Holzsteg-Rundweg konnte man ihn von unten und nahem betrachten. Auf alle Fälle spektakulär, aber die Farben sieht man von dieser Perspektive so nicht. Die meisten haben schöne Namen und mir gefiel natürlich der Turquoise Pool am meisten ;) Wir lernten: ein Bodenloch kommt selten allein, meist ist es ein ganzes Gebiet.
Wir waren übrigens im Gebiet Midway Geyser Basin und steuerten, schon echt fusslahm und groggy, das Biscuit Basin an. Die letzte Station von heute. Mehr können wir einfach nicht verarbeiten und die Sonne ging langsam unter. Der farbenprächtige Sonnenuntergang begleitete uns dann auch auf unserer Fahrt nach draußen. Es gab einen kleinen Ministau, da scheinbar um diese Zeit viele den Heimweg aus dem Nationalpark antraten. Und nun lasse ich euch in den Eindrücken schwelgen:
Abends fuhren wir nochmal auf unsere Schotterstraße zurück, nur nicht ganz so weit. Es ist immer schön den Platz für die Nacht schon zu kennen und das dürfte in den nächsten Wochen eine Seltenheit werden. Aber es wäre toll, wenn es weiterhin so gut klappt :)
Alter Schwede, diese Bisons... da geht einem ja schon beim Lesen die Pumpe. Bin ich froh, dass euch nichts passiert ist :* <3