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einjahrblau

Tag 48: Yellowstone im Süden

4.Tag: blaue Route im Süd-Osten

Früh schien ein orange-goldener Sonnenaufgang ins Auto, begleitet von den ersten Regentropfen des Tages. Die Aussicht auf ein Frühstück im Warmen liess uns heute schneller aus dem Bett krabbeln. In rasender Geschwindigkeit bauten wir die Betten zurück und trabten mit Blicken nach links und rechts die wenigen Meter in die Lounge um ein Pancake-Frühstück zu genießen. Das wollte ich eh einmal in Amerika, da bot sich der Regen gerade an. Der Raum war fast komplett aus Holz, schummrig und gemütlich. Doch beim Sitzen stellten wir fest, dass es ganz schön kalt war. Milch gabs keine und die Pancakes waren zu meiner riesigen Enttäuschung schon aus. In zwei Tagen schließen sie für die Saison. Ich zog einen Flunsch, Eric bestellte Toast mit Ei und Bacon und ich naschte lustlos von seinem Teller. Ich brauche süßes Frühstück, niemand will eine unausstehliche Loui ;) Und so waren wir beide gleichermaßen froh, dass es an der Kasse noch einen Schokomuffin gab. Wir huschten nochmal in die Waschräume, den Grizzly sahen wir nicht und als wir losfuhren, schien wieder die Sonne mit aller Kraft - eine wohltuende Wendung ;)


Es ist erstaunlich wie die gleiche Route von gestern Abend jetzt im hellen Sonnenlicht aussah. Wir sahen die gewaltigen Ausmaße des Sees und richtig niedlich: ein Bison, was sich rechts von uns auf den Boden schmiss und wie ein Hund im Sand suhlte und über den Rücken kullerte. Wir hielten noch am General Store in Fishing Bridge und kauften neues Propangas. Dabei erfuhren wir, dass der gestrige Mount Washburn DIE Grizzlygegend sei und wir sollen froh sein, wenn wir keinem begegnen. Alles klar. Glück gehabt. Ein „Brot“ gabs auch noch und dann bogen wir in südliche Richtung ab. Wir fuhren am Lake Yellowstone entlang und genossen den Ausblick auf den wolkig betupften Himmel. Am Gull Point Drive, einer kleinen Straße, hielten wir mal an und ich lief barfuß durch das kalte Seewasser. Sogar hier im schwarzen, groben Sand waren Bison- und andere Tierspuren. Rechts von uns war leuchtend blauer Himmel, links zog ein Gewitter auf und es donnerte und blitzte gewaltig.

Als wir weiterfuhren, schüttete es dann mal für ein paar Minuten so richtig, aber wir mussten nur kurz im Auto ausharren bevor wir das überschaubare und nicht ganz so spektakuläre West Thumb Geyser Basin anschauten. Als wir dann weiter nochmal Richtung Südwesten fuhren, sahen wir rechts von uns (weil viele mit ihren Fotoapparaten dort standen) zwei Elch-Ladies an einem kleinen Weiher grasen. Wir sind immer wieder überrascht, auch nach Tagen, dass wir quasi einfach so Wildtiere sehen können. Später hörten wir eine Frau vor uns sagen, sie hätte noch nie einen Elch gesehen. Oups. Und dann steuerten wir das letzte Ziel an, wo wir am Tag 1 auf Grund der untergehenden Sonne stoppen mussten, den Old Faithful Geyser im gleichnamigen Örtchen. Wir staunten über die Ausmaße des Parkplatzes und liefen einfach mal drauf los. Auf Holzbänken saßen so viele Menschen, wie wir sie lange nicht mehr auf einem Haufen gesehen haben. Das musste ja einen Grund haben, dachten wir uns mit Blick auf den vor uns dampfenden Hügel. Und siehe da. Nach vielleicht 10min sprudelte er los und alle staunten mit „Aahs“ und „Oohs“. Na da waren wir ja mal wieder zur richtigen Zeit am richtigen Ort, wobei er regelmäßig zu sprudeln scheint, so wie das dort touristisch ausgebaut war.


Und weil wir einmal da waren, liefen wir noch über Holzstege eine kleine Runde an weiteren Geysiren und Quellen vorbei. Das sollten dann auch die letzten Dämpfe sein, die wir einatmeten. Eric hat schon Recht. Würde man so was in Wohnortnähe haben, würde man sich das Spektakel regelmäßig anschauen. Aber wir waren kaum noch aufnahmefähig für weiter brodelnde Löcher. Ich mag die leuchtend blauen sowieso am liebsten :) Das Wetter machte heute eh was es will und Wolken wechselten sich mit Sonnenschein ab, sodass wir den Waschtag einläuteten. Immerhin waren wir 7,1km gelaufen.

Wir fuhren wenige Meter zum Old Faithful Inn, einem wirklich schönen, rustikalen Hotel. Wie alt es genau ist, wissen wir nicht, aber wir gingen rein und bestaunten die Stockwerke und Baukunst aus Holz. Bei I Overlander zeigte es den Tipp an, dass man hier kostenlos duschen kann, wenn man sich unauffällig verhält. Einige Zimmer haben keine eigenen Badezimmer, deshalb sind auf jedem Gang Waschräume und es herrscht so viel Betrieb, dass sich keiner um uns scherte. Wir bogen einfach auf einem Gang in die getrennten, nebeneinander liegenden Waschräume und genossen eine heisse, duftende, kostenlose Dusche. Die Bäder waren hübsch gefliest, es gab nach Zitrus und Orangen duftende Seife, Shampoo und Conditioner. Hallo schönes Leben, es wurde auch höchste Zeit und noch dampfend liefen wir zum Auto zurück, damit keiner meine nassen Haare bemerkte und stopften unsere Dreckwäsche in den Rucksack. Eric hatte auf dem Weg zum Auto einen Teil seiner Schmutzwäsche verloren, irgendwer muss sie aber aufgesammelt haben, denn wir haben sie nicht wiedergefunden :D

Wir gingen diesmal offiziell fragen, ob wir denn die Coin Laundry benutzen dürften und wurden freundlich auf das Nebengebäude, die Snowlodge in den 2.Stock verwiesen. Eric hob die ersten amerikanischen Dollar ab, musste sie dann nochmal in kleinere Scheine wechseln lassen und dann konnten wir sie in den Münzwechsler einwerfen, sodass wir lauter Quarters (25ct Stücke bekamen). Für $1,25 gabs Waschmittel, für $2,75 lief die Waschmaschine für 36min und für weitere $2 lief im Anschluss der Trockner für 41min. Danach faltete ich die warme Wäsche zusammen. Was für eine Tortur :D Aber die Zwangspause war gut für einen Snack und Fotos AUSsortieren. Wir hatten viele Motive doppelt und so wurde wieder Ordnung reingebracht. Danach schüttelten wir auch die Fußmatten im Auto und entsorgten Müll, sodass es frisch geputzelt ans Tagesende gehen konnte.


Der Abschied stand an. Wir fuhren, begleitet von einem feuerorangen Sonnenuntergang zurück und bogen in den Süden ab. Wir sind heute auch mehrmals über den Continental Divide gefahren, also über die Stellen, wo zwei Kontinentalplatten aufeinander treffen. Also hier wäre Geo-Unterricht zum Anfassen perfekt möglich ;)

Die letzte Straße wird nun gefahren, denn wir nahmen den South Entrance. Wir hatten viereinhalb wirklich erlebnisreiche, unvergessliche Tage hinter uns mit unglaublich vielen Eindrücken und werden wohl nie wieder herkommen. Doch nun heißt es ab in neue Abenteuer. Relativ kurz nach dem Ausgang führte rechts die Grassy Lake Road an verschiedene Seen und zu unserer Freude war hier Wildcampen auf den ausgewiesenen Plätzen ausdrücklich erlaubt. Wir fanden noch einen letzten Platz auf dem ersten Rondell-Stellplatz. Zwischen zwei Riesenbussen (so campt man heute…), die erstmal kritisch aus den Fenstern lugten. Aber da wir alle nix zahlen, kann sich keiner über einen nahen Nachbarn beschweren und wir waren erleichtert in der Dunkelheit und Nebel nicht weit fahren zu müssen :) Zur verspäteten Feier des Tages gab es ein Sektchen um den 3.000er zu feiern. Wir hatten so lange keinen Alkohol mehr getrunken, dass der kleine Umtrunk in 2.200m Höhe schon ausreichte ;)


Morgen fehlt nur noch ein kleines Fahrtstück von wenigen Minuten zum Grand Teton Nationalpark :)

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1 comentário


Jacqueline Kellner
Jacqueline Kellner
13 de out. de 2022

Diese Geysire 😍da kann ich mich gar nicht satt sehen.Und herzlichen Glückwunsch zum 3000er 😊

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