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einjahrblau

Tag 49: Grand Teton Nationalpark

Der Name sagt euch nichts? Kein Problem. Uns auch nicht. Den hatten wir so was von null auf dem Schirm, aber er grenzt im Süden quasi an den Yellowstone an, wie wir überraschend festgestellt haben. Nur 13km trennen die beiden Nationalparks, sodass wir hier natürlich Halt machen. Und Eric fand auch schnell heraus, dass er ein bekannter Bergsteigerort ist mit so einigen 3.000er und einem 4.000er Gipfel. Interessant.


In der Nacht hatte es mal geregnet und wir waren beide gegen halb fünf Uhr morgens putzmunter. In dieser Dunkelheit mit Nebel dicht über dem Boden und dieser Kälte aus dem Auto zu hüpfen, weil die Blase drückte, war unangenehm und gruselig. Aber am Morgen im schönsten Sonnenschein sahen wir wie hübsch dieser kostenlose Platz am Snake River war. Nach und nach fuhren alle anderen weg, sodass wir gemütlich in unseren Campingstühlen am plätschernden Fluss mit Blick auf die Berge unser Frühstück mümmelten. So richtig motiviert diesen sonnigen Platz zu verlassen, waren wir beide nicht so richtig, deshalb chillten wir noch und ich begann mein drittes Buch. Das erste hatte ich einer 22jährigen Deutschen auf unserem letzten kanadischen Stellplatz geschenkt, die dachte wir seien gleich alt ;) Es war eine Art witziger Ratgeber für weltreisende Frauen. Das zweite, richtig cool, habe ich erst danach beendet. Ich hoffe ich kann die beiden Bücher auch noch weitergeben :)

Kleiner Buchtipp: Kalte Küche-wie ich in der Antarktis kochen lernte. Herrlich.


Halb zwölf starteten wir dann aber mal, da man ja doch immer auch ein bisschen was sehen will ;) Zuvor hatten wir noch frisches trockenes Feuerholz, was jmd liegen gelassen hatte, eingepackt. Wird Zeit für eine neue Erfahrung ;)

Die Information Station an der Flagg Ranch hatte geschlossen. Deshalb fuhren wir weiter südlich, genossen einen ersten Ausblick auf die Teton-Berge und Eric las aus dem Reiseführer vor, dass hier vor langer langer Zeit zwei Kontinentalplatten aufeinander gekracht sind und so hob sich die eine: die Gebirgskette entstand und so senkte sich die andere: der See entstand. Der Jackson Lake war allerdings im Vergleich zur Karte ziemlich mickrig, anscheinend ging ein trockener Sommer voraus.


Im Colter Bay Village konnten wir nicht nur an einer Wasserauffüllstation unsere Kanister auffüllen, sondern auch Infos im Visitor Centre erfragen. Zum ersten Mal gab es zwar kein Wifi, aber es war richtig schick gemacht, mit Indianer-Ausstellung, mit Dokumentationen und mit anwesenden Künstlern, diese Woche für Schmuck. Wir erfuhren, dass heute der letzte Tag der Saison 2022 sei und nur noch heute die Boote auf dem Jenny Lake fuhren. Ouh. Da mussten wir uns spurten. Auf dem Weg dahin fuhren wir noch die hier höchste Straße zum Signal Mountain für erste Aussichten hinauf und folgten dann weiter der Teton Park Road in den Süden.

Wir bogen rechts auf den Scenic Drive ab und warfen erste Blicke auf den Leigh Lake und den String Lake, dann ging es aber wirklich zum Jenny Lake. Dort überlegten wir hin und her, da über uns eine dunkle Wolke schwebte. Die Boote fuhren nur noch bis 16 Uhr. Eine Rückfahrt würden wir also definitiv nicht mehr schaffen. Aber nach gut einer Viertelstunde siegte die Neugier, wir packten fix den Rucksack, zogen uns warm an und bekamen das vorletzte Boot der Saison! Pro Person zahlten wir $12 und schon sausten wir über das Wasser. Der Trail führte zu den Hidden Falls und die Infotafel gab an, dass dort in den letzten Tagen täglich Schwarzbären gesichtet worden sind - gut zu wissen. Zum Inspiration Point liefen wir auch hoch und hatten Glück, dass genau dann die Sonne hinter den Wolken hervorlugte um die Steinwände (wenn auch nicht den See) zu beleuchten. Wir waren froh um die Aussicht und liefen dann den ca.5 Kilometer langen Jenny Lake Trail am See zurück. Ein Stückchen Indian Summer gab es hier. Einige Büsche leuchteten feuerrot, die Herbstfarben changierten zwischen gelb und orange. Herrlich.

Wir liefen da so fröhlich vor uns her und auf einmal stand er da. Der Schwarzbär, viel weiter als von der angegebenen Stelle entfernt, weshalb wir nicht mehr damit gerechnet hatten. Ich nehme vorweg (ich könnte immer noch heulen): es gibt KEIN Foto. Empfohlen werden zwischen 90-100m Abstand zu Bären und Wölfen. Dieser haarige Freund stand urplötzlich 10m leicht links vor uns. Sofort verlangsamten wir unsere Bewegungen und hielten den Atem an. Wir schauten ihm direkt ins Gesicht und er starrte zurück. Das sieht bei einem stattlichen Schwarzbär nicht sehr freundlich aus. Gott, das Bild, dass sich uns bot und für immer ins Hirn eingebrannt hatte, war unglaublich. Der Bär stand am See auf einem der größeren Felsbrocken quasi vor uns in Augenhöhe, im Hintergrund der blaue See. Aber mittlerweile hatten wir auf Grund zahlreicher Hinweistafeln alles verinnerlicht.

Wir behielten seine Bewegungen im Auge, Eric griff resolut zum Bärenspray, entfernte die Schutzkappe und hielt es nach vorn und weil man ja nicht rennen soll, liefen wir langsam den Weg weiter. Natürlich rasten unsere Herzen und ich zitterte vor Aufregung. Der Bär trabte doch dann auch tatsächlich hinter uns über den Weg in die Büsche und fing an zu fressen (Beerensaison). Aber da war er schon so tief wackelnd im Gebüsch, dass kein Foto mehr lohnte. Und davor wäre es viel zu gefährlich gewesen, Vernunft siegte diesmal.


Ich war dann doch sehr froh am Parkplatz angekommen zu sein, obwohl ich auf dem Boot noch große Reden geschwungen hatte, wie toll es wäre noch einmal einen Bären zu sehen. Jaja…von wegen. Man erschrickt zu Tode, statt zu bewundern und mehrmals bekamen wir bestätigt: einen Grizzly wollten wir auf keinen Fall sehen. Die seien viel gefährlicher und unberechenbarer. Dafür sahen wir noch einen Fuchs.


Nun war es schon 18:30 Uhr und die allumfassende Schwärze, auf Grund mangelnden menschlichen Lichts, beginnt hier recht früh gegen 19/19:15 Uhr. Deshalb beschlossen wir die Nudeln noch hier zu kochen und während Eric abwusch, lernte er einen Tschechen kennen. Wir überzeugten ihn nicht im Nationalpark zu schlafen und Bußgeld zu riskieren und fuhren gemeinsam zu einem offiziellen, wieder kostenlosen Stellplatz gleich vor dem Nationalpark im Osten :)

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