Wir erwachten wieder recht früh und es war recht kühl (aber kein Vergleich mit den Tagen in der Höhe von Yellowstone und Grand Teton). Tagsüber sehen die Wälder um uns herum auch wieder märchenhaft und nicht mehr gespenstisch aus :) Schön war, dass wir genau neben den sauberen Waschräumen standen und dann ging es los Richtung Astoria.
Auf dem Weg dahin hielten wir aber erstmal an der Spitze des Fort Stevens State Park. Wir bekamen so einen Blick in die Einmündung des Columbia Rivers vom Pazifik. Es ist nicht verwunderlich, dass Seefahrer früher davon ausgingen, dass dies noch zum Ozean gehört, da er mächtig gewaltig breit ist.
Wir beobachteten einen Reiher, wie er mit seinem spitzen Schnabel pfeilschnell ins Wasser schoss um Fische zu jagen; ob er erfolgreich war, wissen wir nicht, denn plötzlich wurden wir von einem am Strand sitzenden Seelöwen abgelenkt. Er saß da, schwenkte den Kopf und legte sich dann nieder - sicher in der Hoffnung etwas von den überall im Wasser stehenden Fischern abzubekommen. Krass. Der Strand durfte mit Autos befahren werden - leider. Für jede aufgesammelte Muschel (ha, ich war in meinem Element) hoben wir auch ein Stück Müll auf (Bierflasche, Dosen, Flaschendeckel, Trinkbecher…).
Ja und danach fuhren wir ein Stück südlich, mussten aber an das Werbeschild für Pancakes denken, fuhren wieder nördlich bis nach Astoria rein und da war es: mein amerikanisches Frühstück. Saulecker! Bei Pig‘n Pancakes bestellten wir Bacon mit zwei Eiern und Pancakes und ertranken sie in Ahornsirup. Halleluja. Es war wieder wie im Film, wir saßen in Ledercouch-Nischen (blau!) und die Kellnerinnen kamen mit der Kaffeekanne rum (nur, dass wir keinen trinken). Herrlich.
Dann ging es aber tatsächlich nach Süden in den Küstenort Cannon Beach. Auf dem Parkplatz pflückten wir fürs morgige Frühstück Brombeeren (ja, hier gab es noch richtig reife) und im Visitor Center staunten wir, denn wir waren schon vor den Türen des Ecola State Park. Wir mussten nur 5min mit dem Auto fahren und leider $5 Parkgebühren zahlen und dann konnten wir durch einen der moosbedeckten Märchenwälder zum Indian Beach laufen und die Felsen im Wasser bestaunen, die man sofort sieht, wenn man die Oregon Coast googelt.
Die Aussicht ist der Hammer, keine Frage. Ich liebe auch das Geräusch der Brandung und das Gefühl barfuß durch den Sand zu tapsen. Aber ein bisschen Sonne hätte schonmal scheinen können, nachdem ich tagelang der Oregon Coast entgegengefiebert habe. Entsprechend enttäuschend (Sorry, Jammern auf hohem Niveau.) war dann der Sonnenuntergang. Die Felsen wurden nicht etwa in glühendes Licht getaucht und gaben eine spektakuläre Kulisse ab, nein, der Himmel blieb wolkenverhangen. Dafür liefen wir quasi kurz vorm Abendessen in eine Rehfamilie rein - sie waren ebenso verblüfft und schnell beruhigt wie wir - die sich auch an den noch reifen Brombeeren gütlich taten.
Immerhin sind wir wieder in Form und haben es auf 15,5km geschafft. Leider sind hier an der Küste immer weniger freie Stellplätze für die Nacht, die Straße ist auch als gefährliche Tsunami- und tlw. als Evakuierungsstrasse gekennzeichnet. Tsunami - eine neue Gefahr :D Campingplätze sind recht teuer und so landeten wir auf einem Pullout am Highway, d.h. so ein kleiner Halbkreis neben der Straße. Das Schöne war, dass später in der Nacht noch ein Camper vor und einer hinter uns parkte. Da fühlt man sich seiner Sache sicherer.
Wir wachten wieder früh auf und fuhren nochmal direkt rein nach Cannon Beach, ein hübsches Küstenörtchen. Ich wurde am Parkplatz erstmal begeistert gefragt, ob wir den Tanz-Aerobic-Kurs mitmachen wollen. Ich hätte mega Lust gehabt und merkte in dem Moment wie sehr mir meine Fitness Kurse fehlten, aber Eric hätten keine zehn Pferde auf den Sportplatz gebracht :D Fairerweise muss ich sagen, dass der Plan auch ein anderer war: der Strand rief! Wir sahen wieder Felsen, die nicht weit vom Strand aus dem Wasser ragten und Vogelschutzgebiete sind. U.a.standen wir vor dem HaystackRock.
Als wir losliefen war der Strand noch in Nebel gehüllt. Aber innerhalb unseres zweistündigen, sooo wohltuenden Strandspaziergangs klärte sich zu unserer Freude der Himmel auf und die Sonne kam raus. Wir knipsten und bewunderten was das Zeug hielt, da es wunderschön aussah, wie sich der hellblaue Himmel in der Brandung spiegelte. Natürlich fand ich auch Muscheln und Sanddollar. Gestern hatten wir nur zerbrochene gesehen, heute haben wir euch ganze fotografiert. Zum ersten Mal gesehen habe ich sie vor 12 Jahren mit Kristin in den Hamptons :) Der Strand füllte sich mit zunehmender Sonnenkraft und wir fuhren glücklich weiter.
Nächster Halt war der Viewpoint mit Blick auf Manzanita bzw. die sonnenbeschienene Bucht.
Bisher sind wir leider an zwei, drei kleinen 2nd Hand Läden vorbeigefahren und da die Schilder hier grundsätzlich erst direkt davor stehen, haben wir es jedes Mal verpasst anzuhalten. Einer hatte auch zu. Aber heute erspähte ich es rechtzeitig und Eric konnte noch mit einem kleinen Dreh auf den Parkplatz rollen. Ich sag’s euch, amerikanische sogenannte Thrift Shops sind wahre Fundgruben. Wir wühlten uns durch das kleine, gut besuchte Haus und für $9 (wir haben auf 10 aufgerundet) erstanden wir einen kleinen Kochtopf für den Meisterkoch, ein hellblaues Cordhemd für mich (ich mag Cord gar nicht, aber es ist so gemütlich und hübsch), richtig gut duftendes Mini Duschbad, eine 70er Sonnencreme und 6 Paar Socken, da unsere irgendwie immer weniger werden. Zwei tolle blaue, eins mit Diamanten drauf, eins mit Cocktailgläsern und eins mit Weihnachtsmotiv - ich muss vorsorgen. Denn ich weiß schon jetzt: die Weihnachtszeit wird hart. Jedenfalls waren wir total happy.
Danach hielten wir an den Twin Rocks in Rockaway Beach.
Dort entdeckten wir zufällig auf der Karte, dass wir nur wenige Meter von der größten Zeder Oregons standen und liefen den wunderschönen Wanderweg zu diesem gigantischen Baum hinein. Der Wald und zwei meiner geliebten blauen Vögel, die mir fast gegen den Kopf geflogen sind, waren ein Bonus oben drauf. Die Zeder war wirklich majestätisch, wie sie da inmitten eines schützenden Holzzauns in den Himmel ragte. Der Stopp hatte sich gelohnt.
Wir fuhren weiter nach Tillamook, aber der erste Eindruck war nicht berauschend, deshalb fuhren wir weiter. Leider stand erst am Ende der einen Straße und nicht schon zu Beginn, dass der weitere Weg gesperrt ist, also rollten wir es von hinten auf, fuhren einen Bogen, den Three Capes Scenic Loop und kamen im dichtesten Nebel am Viewpoint Meares an. Er liegt zwischen Garibaldi und Oceanside.
Eric meinte heute sei Baumtag, denn wir entdeckten, dass wir zumindest nicht ganz für umsonst gefahren sind. Der Octopus Tree wartete auf uns und den Leuchtturm sahen wir auch. Die Weite des Pazifiks konnten wir nur erahnen und die drei Buchten boten sich uns im Nebel dar.
Nach einigen Kilometern spukte uns der Nebelwald wieder aus und neidisch beobachteten wir am Happy Beach einen Jetskifahren. Jetskifahren (2x bisher) gehört definitiv zu den schönsten Erlebnissen meines und auch Erics Lebens. Wann immer ich einen positiven Gedanken brauche, denke ich an unsere Privatfahrt in Korsika zurück. Das Adrenalin pumpt durch den Körper, man jauchzt den Wellen entgegen und keiner hört es :)
Noch ein Stück weiter sahen wir einen Mann einen Eimer (!) mit Brombeeren füllen und wurden angelockt wie die Motten von Licht. Erneut legte Eric eine schnelle Wendung ein und wir füllten unser ganzes Frühstücksdöschen mit großen, süßen Brombeeren. Im Oktober! Wenn wir Glück haben, können wir noch ein paar Tage lang unsere Haferflocken mit den leckeren, kostenlosen Beeren aufpimpen. Die Sonne schien nun blendend von rechts (Westen) ins Auto. Eine Wohltat nach dem Nebel. Wir fuhren weiter nach Pacific City und bestaunten im Vorbeifahren die ersten Sanddünen. Die Sonne ließ uns Mut für einen herrlichen Sonnenuntergang schöpfen und wir fuhren noch ein kleines Stück. Tja, aber da waren wir schon wieder vom kühlen und dichten Nebel eingehüllt. Es bleibt hier an der Küste wohl ein ständiger Wechsel.
Da man nicht weit sehen konnte, beschlossen wir einfach noch bis Lincoln City durchzufahren. Hier soll es Duschen, Hot Tub (Whirlpool) und Schwimmbecken für $7,25 geben. Wir fanden sie auch, allerdings hatten sie seit 7min zu, denn es war kurz nach 19 Uhr. Während wir auf dem Parkplatz standen und überlegten, wurde es immer dunkler und der Nebel hüllte die Stadt ein. Deshalb beschlossen wir einfach vor dem Freizeitzentrum zu parken (Verbotsschilder entdeckten wir keine) um gleich morgen früh in den Genuss von warmen Wasser und Sauberkeit zu kommen ;)
Wir probierten zum ersten Mal ein Gericht aus dem Campingladen für $11, was schon komplett fertig war und nur mit Wasser in der Tüte aufgekocht werden musste. Wir hatten Chicken Teriyaki mit Reis, Brokkoli, Erbsen und Tomaten und stellten fest - kleine Portionen, aber saulecker. Für unterwegs oder wenn’s schnell gehen muss echt gut, nur der Preis ist nicht so prall ;) Und noch eine Neuerung: ich habe zwei kleine Stickrahmen :D Ich friemel ja abends super gern rum; male, klebe, schneide, bastel, nähe und ich brauchte etwas Kreativität wenn Eric kocht. Meine Bücher sind ja auch ausgelesen und nun probiere ich also mal was Neues. Denn diese Sets für knapp $6 beinhalten alles was man braucht. Rahmen, Tuch, Nadel, Fäden und Anleitung. Na mal sehen. Eric lacht schon, dass ausgerechnet ich mich für eine Geduldsarbeit entschieden habe :D Aber die anfänglichen Schwierigkeiten sind überwunden und ich habe die englischsprachige Anleitung irgendwie verstanden ;)
Wunderschön !!! Ich mag sehr die KüstenBilder ohne Sonne . Auch die Waldnebel Bilder sind mega 😍