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einjahrblau

Tag 55+56+57: Robben & Dünen

Nebel. Das derzeit vorherrschende Wort ist Nebel.

Am nächsten Morgen war der Parkplatz trotz früher Morgenstunde schon recht gut gefüllt, aber es schien kein Problem zu sein bzw. fielen wir gar nicht auf. Eric ging rein und fragte, ob die Duschen offen seien. Wir packten im Eiltempo, aßen nur fix einen Riegel und erfreuten uns an der sympathischen Dame am Verkaufstresen. Sie war völlig begeistert, dass wir Reisenden hier stoppten und erklärte uns alles, als betreten wir einen Palast. Für je $7,50 kamen wir in den Genuss von 2h Badespass. Unsere Muskeln kamen wieder mal so richtig in Schwung, weil wir ca.45min richtig schwammen, also Kraul, Rücken, Brust. Das tat so gut! Natürlich kamen wir auch in den Genuss des wärmenden Whirlpools. Und während wir da so vergnügt planschten, erklang es von der Bahn neben uns: „Na Deutsch höre ich hier auch nicht oft.“ und wir lernten Antje, eine Ex-Berlinerin kennen, die damals als Au Pair hier „hängen“ geblieben ist. Wie schön :) Zu meiner Freude bot sie mir bereits gelesene Romane an und wir verabredeten uns für später an ihrem Haus. Vorher kamen wir noch in den Genuss von wohltuenden Duschen und ich probierte zum ersten Mal einen kleinen Badesachen-Trockner, der ähnlich einer Salatschleuder funktionierte.


Auf dem Parkplatz frühstückten wir erstmal und erkundigten dann zu Fuß einen Fischstand (ui, das war teuer) und einen Mobilfunkladen (der schickte uns jedoch woandershin). Wir durchstöberten noch die Antiquitäten- und Trödelläden, aber wir bevorzugen eindeutig die preiswerteren Thrift Stores. 14 Uhr war es dann schon so weit. Wir fuhren zu Antjes Haus und kamen auch in den Genuss ihren Golden Retriever Welpen zu kraulen. Ich bekam eine Tüte voll Bücher (wie geil!) und hab ihr meine beiden und Eric durfte leckere, rote Äpfel vorm Haus pflücken. Total sympathisch.


Da auch Lincoln City neblig war, fuhren wir weiter südlich bis nach Newport. Dort wurde uns ein Stand im Walmart für Prepaid-Simkarten empfohlen. Nach ein paar Minuten war es dann so weit, wir zahlten $54 und ich hielt freudestrahlend meine amerikanische Simcard in den Händen; ich hüpfte förmlich vor Glück hüpfend aus dem Laden. Wir hatten uns im Gespräch gleich mal noch ein Restaurant empfehlen lassen und steuerten das jetzt - natürlich im Nebel - an. Es war das urige, küstennahe, von Einheimisch stark frequentierte Chowders im Nye Viertel. Zu Erics Gericht wurde uns die namensgebende Suppe Chowder auch serviert. Saulecker! Eine sämige, helle Fischsuppe, die einer Blumenkohlsuppe ähnelte. Danach freuten wir uns noch mehr auf die Hauptgerichte. Eric wählte aus Liebe zur lateinamerikanischen Küche Fisch-Tacos mit verschiedenen Dipps und ich probierte die frittierten Austern, hier aus der Yaquina Bay. Wir waren im 7.Speisehimmel und krönten den Genuss mit einem Bier aufs dem Ort (dead guy) für den Herrn und einem regionalen Pinot Grigio für die Dame. Wir genossen es sehr und zahlten inkl.Tringeld $60.


Leider stellten wir kurz darauf fest, dass wir die Simcard nicht einrichten können und entschlossen uns die wenigen Minuten nochmal zum Walmart zurückzufahren. Joe, der Verkäufer gab alles, selbst 30min über seinen Feierabend hinaus, aber selbst nach drei anrufen beim Support funktionierte nichts und ich war mega enttäuscht - schien doch vorhin noch der Blog gerettet. Wir wollten dann natürlich unser Geld zurück und als er meinte, dass das nicht so einfach ginge, war ich aber in meinem Element. Ich kaufe ja auch kein Auto, was nicht fährt - außer ich will es restaurieren. Wir diskutierten, bis er uns zum Kundenservice brachte und die bekamen es irgendwie hin es uns bar zurückzuzahlen. Leider standen wir nun wieder ohne Internet da. Wir fuhren dann zu einem Parkplatz am Strand, auf dem schon andere übernachteten. Dies schien der einzige zu sein, auf dem es erlaubt war. Satt aber frustriert schliefen wir mit dem Geräusch der Wellen ein.

Schon der zweite Monat ist rum! Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht. Natürlich hüllte wieder Nebel die Küste ein, wie sollte es auch anders sein. Dennoch, und das ist schon toll, blickten wir beim Öffnen unserer Kuschelhöhle auf kleine Dünen und den Strand. Damit wir wenigstens mal sahen, wo wir waren, liefen wir auch ein paar Meter zum und am Strand entlang. Allerdings hatten hier scheinbar Möwen ein Festessen gehabt, überall lagen leere Krebsschalen herum. Wir packten und fuhren weiter. Ab und an blitzte die Sonne mal durch den Nebel und wir stoppten an einem Ozean Geysir. Im Grunde genommen war es ein Loch im Felsen und wenn es stürmisch zuging oder die Flut kam, dann sprudelte durch das Loch Wasser nach oben. Thor‘s Well war ein größeres Loch weiter vorn am Wasser. Während wir da so standen und den schäumenden Elementen zusahen und lauschten, sah ich einen dunklen Körper in die Wellen eintauchen. Kurz darauf folgte ein zweiter und ich rief Eric schnell zu mir. Gemeinsam liefen wir parallel zu den im Wasser spielenden Robben. Weiter rechts von uns schaukelten auch zwei hellere Köpfe über dem Wasser und wir beobachteten die Tiere eine Weile.

Wir fuhren weiter zur Sea Lion Cave. Doch dort musste man einen kitschigen Souvenirladen durchqueren und $16 Eintritt zahlen. Als wir dann auch noch erfuhren, dass heute gar keine Seelöwen in der Höhle liegen, denn dort wohnt eine Kolonie, drehten wir wieder um. Da waren die Robben im Meer grad spektakulärer und kostenfrei.


Der nächste Stopp war der bekannteste Leuchtturm der Strecke, der Head Heceta Leuchtturm. Die $5 Parkgebühren waren uns zu viel, weil ein paar Meter zurück ein kostenloser Wanderparkplatz war und dorthin fuhren wir auch. Der Leuchtturm beherbergte auch ein kostspieliges Bed&Breakfast und er sah im Sonnenschein sicher hübsch aus. Jetzt wurde er allerdings fast im Nebel verschluckt, deshalb bogen wir nach rechts zum Hobbit Beach. Der ca.1km Waldpfad war wieder wie ein Märchenwald, der Strand war mit zwei toten Robbenkadavern eher wenig märchenhaft, deshalb blieben wir nicht lange.

Wir liefen zurück, fuhren nach Pacific City und weil es immer noch so neblig und dadurch kühl war, fragten wir einfach mal für ein Zimmer für die Nacht an. Als wir aber hörten $140 mit Parkplatzblick ohne Frühstück, überlegten wir es uns ganz schnell anders. Das war ja übel! Wir fuhren zum nächsten Campingplatz und fragten einen Mann, wie denn der Check-in funktionierte. Er meinte man müsse per Telefon oder Internet reservieren, aber wir könnten am ersten Wohnwagen mal beim Platzwart klopfen. Der gab uns allerdings selbige Auskunft und meinte er könne nichts für uns tun, die Bezahlung laufe auch nicht über ihn. Na das war ja doof. Denn beide Optionen waren für uns nicht möglich ohne funktionierende Prepaid-Card und es waren noch lauter Plätze frei! Mittlerweile dämmerte es auch schon und ich gab mich noch nicht geschlagen. Ich bat Eric nochmal eine Runde zu drehen und fragte den Mann von vorhin frei heraus, ob er den Platz mit uns teilen würde. Wir hatten richtig Glück! Er sagte sofort ja, denn er hatte für zwei Autos gebucht, aber seine Jungs konnten nicht kommen. Genial! Wir durften uns mit an sein Lagerfeuer setzen (sollten auch kein Holz beisteuern) und aßen unsere Not-Nudeln aus der Dose, da wir neben ihm nicht anfangen wollten, groß zu schnippeln und zu kochen. Redselig wurde er als es um sein Hobby Fischen ging und er zeigte uns stolz ein schwarz-weiss Foto aus Kindertagen, d.h. von dem Tag, an dem sein Hobby begann. Wir versuchten das Gespräch ein wenig am Laufen zu halten, wenn man schon so nah beisammen saß und er erklärte uns auf Nachfrage hin wie er die Fische zubereite und würzte. Irgendwann lachte Eric wir müssen aufhören vom Essen zu reden. Prompt sprang unser unfreiwilliger, amerikanischer Gastgeber auf und holte uns Würstchen, Hot Dog Brötchen und Ketchup. Für ihn allein hätte er nun eh zufiel und in einem kleinen Rost konnten wir endlich Würstchen über dem Feuer grillen! Herrlich. So nett. Er ging etwas früher als wir ins Bett, da er am nächsten Morgen früh aufbrechen würde.


Wir hinterließen, bevor wir am nächsten Tag aufbrachen, eine liebe Nachricht an seinem Zelteingang - samt Skizze von ihm beim Fischen. Wir waren wirklich dankbar, dass wir hier nächtigen durften und dass auch noch ohne etwas zu bezahlen.

Es ist euch sicher schon klar, aber ich erwähne es nochmal: wir fuhren im Nebel los. Was sonst.

Gestern Abend hatten wir Thrift Stores gesehen, die fuhren wir jetzt ab. Der erste war eine Enttäuschung, aber der zweite und dritte waren ein kleiner Erfolg. Und das schöne war, dass diese beiden für Wohltätigkeitsorganisationen arbeiten. Im letzten war sogar immer eine Katze zu Gast und wenn diese erfolgreich adoptiert wurde, zog eine neue ein - so ließ ich mir erklären. Zusammen bezahlten wir $12,50 und trugen kleine Schätze nach draußen. Briefpapier, ein Teelichter samt Kerzen, Ladegerät von Anker etc.


Wir waren es so Leid hunderte Kilometer durch den Nebel zu fahren, der macht depressiv und blendete ohne die Sonne wirklich durchzulassen. Das hatten wir uns anders vorgestellt. Deshalb bog Eric auch in einen Park links von der Küste ein, als er dort Sonnenstrahlen sah und es war die richtige Entscheidung. Wir saßen im Sonnenschein, aßen Sandwichs und Süppchen und genossen die Wärme an dem kleinen See. Jetzt müsste man ein Kayak aus der Tasche ziehen können, aber ich bin leider nicht Hermine (ihr wisst schon…Harry Potter).


Unsere Energie war wieder aufgeladen und mit Sonne und Essen im Bauch machten wir wieder los. Ich sag’s euch. Das Glück war auf unserer Seite. Aus guter Laune heraus hielten wir am nächsten Schild. Auch hier musste man $5 bezahlen und eine Frau meinte zu uns, es lohne sich sehr! Nur waren die Auskünfte sehr verwirrend. Eine Selbstregistrierung gab es nicht wie ausgewiesen, online funktionierte ja bei uns nicht und Eric joggte zu dem angegebenen Campground in der Nähe um den Tagespass zu kaufen, aber den gab es dort gar nicht und die verwiesen wieder auf die nicht vorhandene Selbstregistrierung. Sinnlos. Eric traf auf dem Weg einen Obdachlosen im Wald, der grad seine Messer wetzte, aber auch nicht helfen konnte. Ein Paar meinte, sie finden es auch richtig dumm, dass alles nur noch online funktioniere, aber ja gar nicht für alle möglich sei und wir sollen einfach einen Zettel in die Windschutzscheibe legen. Das tat ich dann auch und empfahl einem ebenso ratlosen Rentnerpärchen das gleiche. Und dann stiefelten wir los. Wir bogen um eine Ecke und sahen ein bisschen Sand. Darüber waren wir schon sehr froh. Was wir aber dann eine Ecke später sahen, machte uns sprachlos. Endlich sahen wir sie! Die Dünen von Orgeln erstreckten sich vor uns und leuchteten im Sonnenschein. Das innere Kind kam raus und wir sprangen und rutschten die Sandhügel hinab, zogen neue Spuren in den Sand. Das war ähnlich befriedigend wie die erste Spur in den Neuschnee zu ziehen. Wir liefen gut anderthalb Stunden auf und ab und waren sehr froh, dieses Highlight zu erleben und das auch noch im Sonnenschein! Und nun lasse ich euch erstmal eintauchen in die Dünenwelt, die uns Lust auf die französischen Dune de Pilat am Atlantik machten, von denen auch meine Eltern so geschwärmt hatten.

Eigentlich wollten wir uns in jedem Land ein Highlight buchen. In Kanada war es die Orca Bootstour, hier wollten wir mit Quads die Dünen hoch- und runtersausen. Aber da der Teil der Dünen in Nebel getaucht war, entschlossen wir uns, dass wir in den USA einfach mehr Essen gehen, also verschiedene Sachen probieren und das kostet ja auch mehr als nur selbst kochen. Denn wie sagte Eric so schön: Kultur erlebt man auch durch die Küche. Da hat er Recht.


Wir fuhren richtig glücklich weiter bis nach Port Orford und schienen den Nebel hinter uns gelassen zu haben. Wir fanden einen Aussichtspunkt in einer Bucht, wo man offiziell über Nacht stehen durfte und erlebten einen leichten Sonnenuntergang. Wir waren sehr happy die Sonne überhaupt mal abends zu sehen und die Bucht sah richtig niedlich aus. Gestört wurden wir nur durch einen creepy Typ, der mit seiner Freundin in einem Van gegenüber stand, eine mega Fahne hatte und irgendwas erzählte, dass sie gestrandet seien, weil der Anzünder kaputt sei. Er hätte kein Licht und ob wir eine Kerze hätten. Völlig wirr. Ich bat Eric auf Deutsch das Gespräch abzuwürgen und wünschte dem jungen Mann einen schönen Abend. Später sahen wir, dass die ganze Zeit Licht durch ihr Fenster schien. Keine Ahnung…Eric saß dann noch eine Weile unterm Sternenhimmel und machte Fotos, während ich stickte und behielt den Van noch ein bisschen im Auge, das brauchte ich zur nächtlichen Beruhigung.


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1 comentario


rike82
19 oct 2022

Wahnsinnsdünen! Und das Betreten ist sogar erlaubt :)

Der gestrandete Typ brauchte vielleicht ne Zündkerze 😜

Danke für die vielen neuen Berichte!

Feriengrüße :)

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