Wir erwachten mit fett betropften Scheiben. Mit Meerblick war wohl nix. Der Nebel war noch dichter und undurchdringlicher als an allen vorherigen Tagen. Dass das überhaupt möglich war…
Den Spaziergang in der Bucht konnten wir also auch vergessen und da hatten wir uns so optimistisch am Vorabend von dem Wolkenloch trügen lassen. Wir steuerten die Bibliothek in Port Orford an, aber die hatte heute, zum Sonntag geschlossen. Wir haben hier nicht so den Überblick was Sonntag auf hat und was nicht. Das scheint in Dtl. einfacher zu sein. Aber wir brauchten Wifi ;)
Deshalb holten wir uns bei Ed‘s einen Cappuccino und eine heisse Schoki, aber auch da schien der Router Sonntag auszubleiben. Oh man. Na gut, dann fuhren wir also weiter.
Ich sag’s euch…der Nebel macht depressiv und das Gucken strengte an, weil man zwar nicht weit sehen konnte, aber der hellgraue Nebel blendete. An einem bei Sonnenschein sicher sehr schönen Strandabschnitt beobachteten wir einen grauhaarigen Surfer in den kalten Wellen. Respekt. Dann ging es weiter durch den Nebel. Man wollte am liebsten die ganze Zeit die Augen vor dem Grauen verschließen. Wir steuerten den Ort Gold Beach an (goldig war hier gar nix) und fuhren angeblich auf dem szenischsten Abschnitt der Oregon Coast. Aha. Gut, dass uns das wenigstens der Reiseführer verriet; wir hatten es längst aufgegeben an Aussichtspunkten zu halten, da der Nebel undurchdringlich war.
In Brookings nutzten wir das recht gute Wifi um wenigstens ein paar Tage im Blog für euch hochzuladen und das löste kleine Glücksgefühle in mir aus. Vor allem, weil super schnell Feedback eintraf. Und nach weiteren Kilometern und einer kurzen Abfrage ob wir Früchte im Auto haben, fuhren wir in Kalifornien ein. Die Sonne schien! Na hallo. Super spontan mit einer scharfen Rechtskurve bogen wir auf dem Parkplatz von T-Mobile (die hatten auf) und nach nur wenigen Sekunden und $71 hatten wir unlimited 5G Datenvolumen. Fast $20 teurer als vor wenigen Tagen, aber wenigstens funktionierte es und um den Blog aufrecht zu erhalten, brauchten wir dringend schnellen Internetzugang. Da muss man eben ins saure Äpfelchen beißen. Ach ja, wir hatten an der Bundesstaatgrenze verschwiegen, dass wir selbst gepflückte (sauleckere) Äpfel bei uns haben…nicht, dass sie uns die wieder wegnehmen.
In Kalifornien fuhren wir auch in den einzig offenen Thrift Store. Eric brauchte eine neue Pfanne, die aus dem Walmart hat eine richtig miese Beschichtung. Aber die waren ausverkauft, dafür bekam ich für $2,50 ein royalblaues Hemd und für $8 im Sale einen unbeschreiblich schönen schwarzen mit Pailletten übersäten Cardigan. Ich musste prompt an Silvester denken. Auch wenn es sein kann, dass ich das Jäckchen vorher aus Platzgründen nach Dtl. schicken muss. Mal schauen. Aber bei den kleinen Preisen macht es viel mehr Spaß als in der Mall.
Danach ging’s im Sonnenschein (!!!) an den ersten kalifornischen Strand und schwups fuhren wir auch schon Richtung Redwood Nationalpark. Ich war hier vor 5 Jahren mit einer Reisegruppe. Dass ich hier nochmal herkomme, hätte ich nie gedacht und ich war überwältigt!
Eric, der den Anblick der majestätischen Bäume eben so zu genießen weiß, war ebenfalls sofort in den Bann gezogen. Das Nebelpech der Oregon Coast, was uns ausgerechnet in der einzigen Woche dort verfolgte, war fast komplett vergessen. Die Sonne schien durch die Bäume und dann hielten wir spontan am Big Tree. Ein 100m Weg führte zu diesem gigantisch hohen, alten Baum und wieder sank der Puls in einen angenehmen Ruhezustand. Es ist sooo schön.
Tipp: Wer auch in den Genuss kommen will: ab in den Flieger nach San Francisco, mit Mietwagen die Küste hoch und rein in den Wald :)
Den längeren Weg gingen wir allerdings nicht, denn wir brauchten noch einen Platz für die Nacht. Wir fuhren zu einem Campingplatz am Strand. Die Straße wand sich in Bögen durch den Wald, sodass wir fast eine Dreiviertelstunde brauchten. Und dort angekommen, mussten wir feststellen: der Platz war winzig und von Einheimischen belegt. Also ging es die ganze Fahrt zurück. Wir hatten noch ein Schild zu einem zweiten Campingplatz gesehen, allerdings verpassten wir die Abfahrt. Ihr wisst ja: alles Schlechte hat sein Gutes, denn so sahen wir (endlich) die leuchtende Sonne über den Wolken untergehen, die vom Licht glühten. Der zweite Campingplatz, the Elk Campground sollte angeblich belegt sein, aber wir gaben nicht auf. Der Camphost bedauerte, man dürfe nicht einfach iwo stehen und wir wollten schon niedergeschlagen von dannen ziehen, aber wir hatten eine Ecke übersehen und sollten die mal noch abfahren und siehe da: er war gar nicht voll, wir fanden ein wunderschönes, ebenes Plätzchen unter den ausladenden Ästen eines Baumes, der auch ein Blätterdach über der Feuerstelle bildete.
Wir stellten unsere Teelichter aus dem Thrift Store auf (wir hatten nur ein Glas, aber zerschnitten den einen Trinkbecher, der für den Müll bestimmt war), hingen unser Lampe in den Baum und entzündeten das Feuerholz, was wir noch vom Stellplatz im Grand Teton hatten (wer in Reihenfolge liest, erinnert sich vielleicht ^^). Wir bekamen Zündhölzer von vier netten Rentnern aus Berkeley, San Francisco. Viel Holz war es nicht mehr, aber es half mich aufzuwärmen, denn ich bekam Halsschmerzen. Die Zeit im goldenen M heute Vormittag um euch die Bilder hochzuladen, forderte nun ihren Tribut, da es dort drin echt kalt und zugig gewesen war. Deshalb kochte mir Eric einen Tee und es gab Knoblauch Naan-Brot mit Gurke und Frischkäse-Dipp. Nebenbei tippte und stickte ich :D Und weil alles, was über oder im Feuer zubereitet wird, ein leckeres Aroma hat, brieten wir noch unsere vegetarischen Würstchen aus der Dose.
Über Nacht hatten die Halsschmerzen stark zugenommen, sodass ich (ICH!) gar nicht sprechen wollte. Wir machten uns fertig und gestern wurde uns gesagt eine Selbstregistrierung gebe es nicht, es komme jmd.rum. Es kam jedoch keiner und so brachen wir auf. Ich streite mich nicht darum $35 auszugeben. Wir sahen auf den Wiesen vorm Campingplatz eine Elchfamilie fröhlich in der Sonne chillen.
Wir fuhren zum Visitor Center und holten uns dort Empfehlungen und Karten für den Tag. Eric war auf Grund der langen Strecke skeptisch. Ich hatte nun leicht erhöhte Temperatur und schwächelte. Aber hey, wir schleppen uns alle regelmäßig krank auf Arbeit, da konnte ich auch krank meinen Tag in den Redwoods genießen! Wir fuhren zurück, parkten unser Auto und stiefelten los. Wir liefen den James Irvine Trail zum Fern Canyon. Wir befanden uns mitten im Redwood Nationalpark, dem Teil Prairie State Park. Laut einer Tafel im Visitor Center sind die Redwood Bäume die größten lebenden Organismen der Erde, weil sie eine gigantische Höhe erreichen können. Eric blieb stets hinter mir, denn er war so fasziniert, dass er ganz viele Fotos knipste. Seht her und staunet:
Der Weg war herrlich, uns kamen nur wenige Wanderer entgegen, genug Wasser und Proviant hatten wir mit. Ich war (zu) warm eingemummelt. Doch die Energie sank. Endlich am Fern Canyon angekommen, wollte ich auf keinen Fall in meinem Zustand nasse Füße bekommen, deshalb ging Eric das Stück allein und ich ruhte zufrieden auf einem Baumstamm und lernte Bob kennen, der dort ebenfalls auf seine Frau wartete, weil er keine wasserfesten Schuhe trug. Wir plauderten über dies und jenes, natürlich kam das Oktoberfest, was wir nie besucht haben und auch nie besuchen wollen, zur Sprache, er lobte das schöne Dresden und war ganz begeistert von unseren Plänen. Als seine Frau kam, reichte er mir die Hand und bedankte sich für die nette Unterhaltung. Wie süß. Sie waren schon weg, als Eric zurückkam. Schon auf dem Hinweg keimte in uns der Gedanke zu versuchen den Rückweg mitgenommen zu werden, denn wir hatten noch nicht einmal die Hälfte (erst 10km) geschafft. Es war die Straße, die wir gestern schon zum Gold Bluff Beach Campground gefahren sind, ohne einen Platz erhaschen zu können. Da viele nur für den kleinen, moosigen Canyon hierherfahren, standen die Chancen gut. Und siehe da: als wir auf den Parkplatz bogen, parkte gerade ein Auto aus und meine Hoffnung wurde erfüllt. Es war der zum Abschied winkende Bob mit seiner zauberhaften Frau. Statt zu winken, hob ich aus Reflex zur Achtung mahnend den Zeigefinger und sofort wurde das Fenster runtergekurbelt. Wir fragten frei heraus, ob sie uns ein Stück mitnehmen und na klar, zack sprangen beide raus, räumten ihr Shoppinggut von den Rücksitzen und die Plauderei ging weiter. Herrlich. Das tat so gut und sympathisch, lustig war es obendrein. Da es sogar auf dem Weg lag, wurden wir bis zu unserem Auto zurückgefahren, das sparte uns verdammt viele, heute zu engergieraubenden Stunden zu Fuß. Wir winkten und grüßten und die Sonne strahlte mit uns um die Wette.
Dann ging es für uns weiter Richtung Süden. Wir stoppten noch an einem Thrift Store, denn Eric - mein Meisterkoch - wünschte sich noch immer eine neue Pfanne. Und siehe da, es gab sogar noch eine kleine Lichterkette und eine Grillzange. Laut den Preisen wären es $6 gewesen, aber wir sollten nur $2 bezahlen. Sehr gern. Wir durchfuhren die nächstgrößere Stadt Eureka. Sie gefiel mir im Nebel (jaja, der verfolgt uns), den vielen leerstehenden Geschäften und herumschreienden Obdachlosen gar nicht. Eric hielt nur schnell am Grocery Outlet, einer preiswerten Supermarktkette und ich wartete im Auto, bis er seine Schätze nach draußen trug. So richtig blickten wir nicht durch, wo genau nun die State Park Grenze war und wir wollten nicht illegal kampieren und früh von einem Ranger geweckt werden. Wir steuerten genau auf die Avenue of the Giants (der Giganten) zu und ich rief beim Burmington Campground an.
Hier kosten alle stolze $35, aber so konnten wir nochmal mitten in den Redwoods schlafen. Sie meinten Reservierungen gehen (nicht) mehr, sie hätten noch drei Plätze und wir müssten uns beeilen. Oh man. Das ist auf einer Allee mit Bäumen diesen Ausmaßes nicht so einfach, aber wir erwischten sie noch und nahmen gleich Platz 1. Wir waren erleichtert, v.a.weil hier angenehmere Temperaturen herrschten. Wir bezahlten auch brav in einem mini Umschlag die $35. Leider kostete hier das Bündel Feuerholz $10. Wir hatten noch nie bezahlt, aber leider keine Reste mehr, dafür aber eine Feuerschale. Oh man. Auf dem Weg hierhin hatten wir die $5 Feuerholz-Schilder ignoriert. Außerdem stellten wir fest, dass wir sowieso keins mehr kaufen konnten - es war keiner mehr da. Wir fragten also bewusst eine Familie mit viel Holz und unsere Rechnung ging auf, sie gaben uns ein kleines Bündel und meinten, wir sollen nicht so sein, natürlich wollen sie kein Geld dafür. Wir bekamen sogar noch Anzünder. Was waren wir happy! Und richtig witzig: sie hatten gerade einen 15jährigen Austauschschüler aus Nordrhein-Westphalen bei sich. Na der hatte mit so einer lieben Gastfamilie Glück. So wie wir :)
Stolz entzündeten wir also unser Feuer, Eric briet seinen geliebten Maiskolben und unsere Soja-Nuggets. Auf dem Picknicktisch nebenan brannten unsere Teelichter und die Nudeln kochten. Wiederholt schliefen wir nicht unter einem leuchtenden Sternenhimmel ein, sondern in den ausladenden Kronen der Redwoods.
Die Bäume sind der Hammer 🤩
Diese Bäume sind einfach zauberhaft! 🌳👏👏👏
Der Sonnenuntergang ist ja fantastisch 😍und dieser Wald, diese Bäume 😱Gigantisch, als wärt ihr in einer Welt der Riesen oder so😅