Muskelkater. Ein Wort. Ich habe ja immer mal Wörter des Tages. Diesmal war es Muskelkater und zwar in den Waden. Es wird besser, sie gewöhnen sich an die Strapazen, aber mein Gang über den Parkplatz mutete Unbeteiligten sicher trotzdem seltsam an. Wir warteten, dass die Sonne über die Bäume schien, setzten uns in die Campingstühle, frühstückten und dann ließen wir es ganz langsam angehen. Warum? Weil wir das super Wifi hier auf dem Parkplatz nutzen wollten und dringend (!) unsere Weiterreise planen mussten.
Anfangs hatten wir nie genug Internet für die Recherchen, dann ergaben diese Recherchen horrende, demotivierende Preise und ab dem Moment fanden wir immer Ausreden, weil wir es nicht so richtig wahrhaben wollten, dass Corona und die Inflation im Allgemeinen uns so einen Strich durch die Rechnung machen würden. Der Blog hatte sowieso immer Vorrang um wieder aufzuholen, aber in nicht mal zwei Wochen geben wir das Auto ab und das war langsam beängstigend naiv. Also war ein bisschen „Homeoffice“ auf dem Parkplatz angesagt. Wir sind längst abgebrüht genug um uns von anderen nicht mehr gestört zu fühlen. In der Sonne sitzen war herrlich, die Beine ruhten und nach einigen eingeholten Infos bzgl. nötiger Impfungen, Corona Beschränkungen und Visum war es endlich vollbracht. Wir hatten einen Flug gebucht noch für den selben Tag der Autoabgabe. Wir müssen es nur noch schaffen auch unser Gepäck hinzuzubuchen. Tja, Billigflieger….und während Eric unsere Netflixserie und Filme runterlud (einmal angefangen…) hatte ich Zeit für ein halbes Stündchen FaceTime mit den Ellis. Am liebsten würde ich alle reihum mal anrufen, aber das wird schwierig :D
Ich meldete uns noch bei TrustedHousesitters an und zahlte die Jahresgebühr von 119€. Wir hoffen dort mal Unterkünfte zu finden, bei der man auf die Haustiere aufpasst. Mal schauen.
Wir aßen sogar noch Mittag Sandwichs und Kekse in der Sonne und brachen erst gegen 13 Uhr auf. Das tat aber auch mal gut :) Wir fuhren also wieder am Arch Rock Entrance in den Nationalpark rein, fuhren allerdings nicht ins Yosemite Valley sondern eine scharfe Linkskurve nach oben die Big Oak Flat Road und bogen dann wieder östlich auf die lange Tioga Road ab, die im Winter gesperrt ist. Wir verstanden auch bald warum, denn wir befanden uns zwischenzeitlich auf über 3.000 Meter. Der Druck in unseren Isomatten war extrem und wir ließen ein bisschen Luft ab. Wir hatten das schon die ganze Reise. Wenn wir weit oben in den Bergen waren, stieg der Luftdruck der Reifen und die Matten waren hart, fuhren wir wieder runter, wurden sie weicher. Auch unsere Mini Chipstüten blähten sich auf. Hier bekam man eine völlig neue Sicht auf Physik ;)
Jedenfalls hielten wir am Olmsted Point und genossen die Aussicht, aber es wehte ein kühler Wind, sodass ich Eric allein auf den Felsen rumkraxeln ließ. Am Tenaya Lake dann ging ich allerdings mit und die Aussicht war traumhaft schön. Ein See mit einem Bergrelief im Hintergrund. Ich verlor Eric zwar kurzzeitig, weil ich einem blauen Vögelchen folgte, aber Eric winkte geduldig von einer kleinen Sandinsel bis ich ihn erspähte und dann wateten wir noch gemeinsam durch den See. Das Wasser war kühl, aber nicht zu kalt um ein paar Minuten die Füße einzutauchen. Es sollte unser Tageshighlight werden :)
Auch der Lembert Dome, ein beachtlicher Fels neben der Straße bot einen verlockenden Anblick, aber für Erkundungstouren war es zu spät. Am Ausgang des Nationalparks, dem Tioga Pass Entrance, überlegten wir ob wir noch eine Nacht bleiben oder weiterfahren. Bis zum nächsten Ziel waren es 8h Fahrt, aber der Yosemite war so schön. Es war wie immer schwer, aber die 4.000er, die Eric anschmachtete, würden wir eh nicht besteigen und der gestrige Tag war schon richtig cool gewesen.
Wir fuhren hunderte Meter bergab durch einen Canyon und konnten die untergehende Sonne am Mono Lake beobachten, wo wir kurz anhielten. Es gab auch eine Mono Stadt und einen Mono Fels und wer es nicht weiß: unser Familienhund heißt Mono. Deshalb war ich ganz verzückt. Denn die treue Fellnase fehlt mir ganz besonders.
Da es aber noch zu früh war um hier einen Schlafplatz zu suchen, folgten wir dem Highway. Wir fuhren vorbei an wunderschönen Bergen, die vom letzten Licht des Tages beschienen wurden, tankten in Bishop voll auf, da wir ja schon zweimal das Vergnügen eines fast leeren Tanks hatten und da wir mega hungrig waren, aßen wir bei El Pollo Loco. Die Karte liess die Entscheidung sehr schwer werden, aber wir entschieden uns für Hühnchen Avocado Burritos und sie schmeckten fantastisch. Dann fuhren wir noch ca.eine Dreiviertelstunde eine kleine, einsame Wüstenstrasse und sahen außer einem wundervollen Sternenhimmel nichts. Uns kamen drei Autos entgegen, aber ansonsten waren wir in der Schwärze allein. Die Temperaturen sanken gen Null. Aber die Sterne! Wow, wow, wow! Dank I Overlander fanden wir gegen 20:30 Uhr einen einsamen Stellplatz auf dem Hügel und konnten Serie schauen. Juhuuu. Wir waren heute mal so mutig hier in der schwärzesten Wüstendunkelheit allein zu stehen, weil es hier keine Bären mehr gibt (so denken wir) und wir uns einen aussichtsreichen Tagesstart erhoffen.
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