Ende dritter Monat, jetzt auch drittes Land.
Mittags landeten wir in der Hauptstadt San José. Die Nacht auf dem Flughafenboden war recht hart, aber mit den Flugstunden kamen wir auf ausreichend Schlaf. Wir hatten einige Länder „übersprungen“, aber es musste ja eine Entscheidung getroffen werden. Und alles wollen und können wir gar nicht schaffen. Wir haben uns auch relativ kurzfristig auf Empfehlung vieler anderer für Zentral- und Südamerika entschieden.
Uns empfing sofort eine drückende Schwüle und da es eh eine Schlange bei der erneuten Taschendurchleuchtung gab, entledigten wir uns erstmal einiger Schichten.
Wir wissen, dass es dumm ist am Flughafen Geld umzutauschen, aber wir brauchten Bares fürs Taxi, deshalb nahmen wir den miesen Wechselkurs in Kauf.
Tipp: Tut es nicht, wenn es sich vermeiden lässt!
Sofort wurden wir beim Verlassen des Flughafens umringt, alle riefen „Taxi, Taxi!“ und bedrängten uns. Wir ignorierten sie bis wir erstmal in Ruhe alles rausgesucht hatten und verhandelten dann mit dem am sympathischsten aussehendsten. Er wollte $35, wir drehten uns um. Dann gabs das Angebot $25. So viel hätte das Hostel auch genommen, war aber nicht zu erreichen. Wir hatten zwar gerade extra die Landeswährung umgetauscht, doch erfuhren, Dollar gingen hier entgegen der Internetangabe auch. Zu spät. Das Rechnen begann. 600 Colónes sind hier nämlich 1€. Da wird man verrückt. Dann ging’s los. Er brachte uns zu einem privaten Fahrer und überall hatten wir gelesen, das man das ja nicht nehmen soll. Wir verhandelten erneut, dass das also 16.000 Colónes sind und fühlten uns nicht wirklich wohl, da er auch nicht zu wissen schien, wo das Hostel ist. Zu unserem „Glück“ blieb ein Teil seiner Karosserie an der Parkbegrenzung hängen, weshalb er nicht fahren konnte und er brachte uns zu einem befreundeten Fahrer. Der hatte ein richtiges Taxi und wir sahen wie er dem anderen ein paar Scheine für die Vermittlung zusteckte. Meinetwegen. Das schöne ist, man kann ja heutzutage bei Google mittracken und so wussten wir immer, dass er richtig fährt. Er war sehr nett und ich führte außerhalb der Uni meine erste richtige spanische Konversation. Primitiv und stockend, aber immerhin. Wir mussten dann allerdings eindringlich um unser Rückgeld bitten und er gab uns einfach 1.000 weniger und fragte ob das so passt. Leute, ganz ehrlich. Wir waren platt und von mir aus sollte er die nicht mal 2€ Trinkgeld behalten. Wir waren ihm einfach dankbar, dass wir die Fahrt überlebt hatten, denn der Verkehr war richtig übel und wir hatten so gar keine Lust die Stadt näher zu erkunden.
Im mit bunten Wänden bemalten TripOn Hostel, welches uns Richard empfohlen hatte, genossen wir ein Privatzimmer (mit geteiltem Bad). Hier lungerten ein paar Gestalten rum…wir waren froh Tamara und ihre Reisebekannte zu treffen, mit denen wir erstmal einen Kuchen essen gingen. Das Hostel war im besten Viertel, was unglaublich viele Restaurants und Bars beherbergte. Die Kuchenstücke waren Zuckerschock pur und mit fast 17€ inkl.Getränk auch kein Schnäppchen. Aber Costa Rica ist teuer. Das hat mit dem Rest Lateinamerikas preislich nicht viel gemein und da die beiden schon länger hier waren, erhofften wir ein paar Tipps. Wie man allerdings, wie andere Reisende, hier sechs Wochen bis sechs Monate verbringen kann, war uns ein Rätsel. Denn es war schlimmer als befürchtet, man musste hier für alles, so berichteten die beiden, Eintritt zahlen, selbst für Wanderwege, Wasserfälle und Co. Zurück im Hostel verabschiedete sich Tamara von ihrer Freundin und wir verabredeten uns mit ihr in einer Stunde zum Abendessen. Wir bogen ein paar Mal um die Ecke und suchten eigentlich ein Soda. Das ist, erfuhren wir, ein Lokal für Einheimische, wo das Essen gut die Hälfte kostete. Leider gab es keins in der Nähe, als schauten wir die Menükarten durch und entschieden uns für eins, wo auch richtig gute Musik lief. Und das Essen (wir bestellten alle drei das Gleiche, nämlich ein lokales Gericht) war ein Gedicht, richtig lecker! Eric und ich bezahlten zusammen 25€. Das schöne war, dass hier am Wochenende der „Dia de los muertos“ gefeiert wurde (Tag der Toten, ähnlich Halloween) und wir viele Kostümierte beobachten konnten. Hauptsache knapp und sexy schien beim Kostüm die Devise zu sein, aber die Atmosphäre war echt cool. Auf dem Weg zurück holten wir noch Radler und Obst und saßen dann zu dritt noch bis Mitternacht auf der Veranda. Da wir jeder nur eine Dose hatten, bestellte Tamara per Uber neue. Man klickt an, was man möchte, derjenige geht einkaufen und bringt es für eine Gebühr von umgerechnet wenigen Cent zum Hostel :D So mussten wir nicht nochmal im Dunkeln los.
Tamara empfahl uns einen Regiobus „Transmonteverde“ nach Monteverde (grüner Berg) und da wir nicht so richtig wussten, was wir am nächsten Tag hier machen sollen (eindeutig Kulturschock), buchte sie uns für früh ein Uber und wir buchten den Bus für die vierstündige Fahrt. 6Uhr würden wir abgeholt werden, oh weh.
Das Hostel meinte wir können das Geld für die zweite Nacht ($38) nicht zurückbekommen, aber einfach einen Gutschein für ein andermal und da San José hier Dreh- und Angelpunkt war, stimmten wir dankend zu, Hauptsache erstmal hier weg. Mehr Tipps hatte Tamara nicht so richtig, aber das waren ja schon richtig gute, die uns gleich zu Beginn halfen.
Als der Wecker 5:40 Uhr klingelte, war das nach der kurzen Nacht ein Schock. Aber was muss, das muss. Der Fahrer, Ricardo, war super sympathisch und bat uns immer gut auf unser Gepäck aufzupassen. Er klärte uns über die angespannte politische Lage in Venezuela auf; deshalb lungerten hier nämlich um den Busbahnhof lauter Obdachlose. Und er fragte wie die Lage in Europa sei. Sein Englisch war super. Am Terminal 7-10 unterhielten wir uns dann mit zwei Holländern, die hier als Studenten Messungen und Forschungen betrieben haben, um mehr Informationen über die berühmte Schildkröteneiablage + anschließendes Schlüpfen an Costa Ricas Stränden zu erhalten. Das Spektakel war dieses Jahr bereits und man möchte versuchen die Strände besser zu schützen. Nicht schlecht.
Tja und dann begann die wilde Fahrt. Mir wurde sofort übel und Eric gab sein Bestes, damit ich die Fahrt gut überstand, Gott sei Dank hatten wir eine 15min Pause. Der buckelige Teil folgte allerdings noch und ich konnte die gigantischen Aussichten auf die dicht bewaldeten Berge null genießen. Ich wiederhole: was muss das muss. Blöd war nur, dass wir verpasst hatten auch eher auszusteigen und dann schön 2,5km von der Endhaltestelle zurücklaufen mussten. Wir hatten nämlich bei booking ein Nebensaison-Schnäppchen in der etwas außerhalb liegenden El Nido Lodge gemacht. Eigenes Bad, eigenes Zimmer für nur $22 die Nacht! Da laufen wir lieber mehr. Wie meinte Tamara: wir würden so aussehen, als störe uns das nicht.
Dort triefend angekommen, durften wir schon 10:30 Uhr ins Zimmer und nutzten erstmal das Internet und akklimatisierten. Dann gingen wir in den Mini-Supermarkt, buchten noch für $5 Frühstück und gingen die 2,5km mit leichtem Tagesgepäck zurück.
Zufällig, richtig cool, gerieten wir mitten in ein Straßenfest. Ich fragte eine Frau neben mir, die mir erklärte, das sei ein regionales Fest. Es gab tanzende Figuren, traditionell bemalte Ochsenkarren wurden durch die Straße geschoben und Pferde trabten edel im über-Kreuz-Schritt durch die Straßen. Kurz darauf stiegen wir nochmal mitten hinein, da traten gerade Tanz- und Musikgruppen auf. also Rhythmus haben die Costa Ricaner! Sie sind wohl spitzenmässige Tänzer. Auf einem kleinen Wegstück dazwischen, ich mag so was, hatten wir bei einem älteren Mann in seiner kleinen Schmuckfabrik ein blaues Armband für $1 gekauft. Ihm fiel auch auf, dass das wohl unsere Lieblingsfarbe sei ;)
In einer sympathischen Bäckerei gabs frisch gepressten O-Saft, Bananenbrot und Zimtschnecke und frisch gezuckert liefen wir die Straßen entlang zum Mariposa (Schmetterling) Haus.
Der stolze Preis von $18 p.P.ließ uns ganz schön Zusammenzucken, aber irgendwas wollten wir heute noch machen. Wir bekamen dann zusammen mit einem älteren Paar aus Kalifornien eine Führung von einem britischen Studenten. Er gestaltete es interessant und witzig und erklärte uns die hiesige Käferwelt. Wir hielten auch beide einen Tausendfüsslerwurm auf der Hand, lernten Henry, den Riesenkäfer kennen und wussten nun endgültig. Günstig gabs hier nichts.
Wir erkundigten uns noch nebenan nach der Nachtwanderung, aber die musste man vorher buchen, für stolze $30 p.P.; ich war mir sowieso nicht sicher, ob ich wirklich nachts Spinnen und Schlangen begegnen wollte.
Wir liefen den langen Weg zurück und versuchten den Ficus Baum zu finden. Allerdings stand der auf einem privaten Grundstück, welches mit Kamera bestückt war, weil der Besitzer auch ein Stück vom Tourismusdollar-Kuchen wollte.
Wir liefen zurück und kochten Pasta. Wir waren hundemüde, genossen aber noch den Sonnenuntergang und blieben staunend an einem Baum mit unzähligen Vögeln neben unserer Lodge stehen. Hört selbst, Dschungelfeeling pur.
Und danach sagte Eric alarmierend im Zimmer zu mir, ich solle doch bitte mal sofort zu ihm kommen. Und da wusste ich es. Eine Spinne saß hinter mir. Wir waren geschockt und als Eric sie mit einem Glas rausschaffen wollte, flitzte sie so schnell, dass wir beide erschraken. Eric sprühte sie mit unserem Mückenspray raus und dann klebten wir die Fensterritzen mit Klebeband zu.
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