Nachts hatte es fast durchgängig geregnet, sodass früh unsere Sachen immer noch nass bzw. klamm waren. Wir packten alles so gut es geht zusammen, aßen Frühstück und gaben den deutschen Pärchen neben uns Ananas-Stücke ab, worüber sie sich riesig freuten. Wir bekamen dafür die hilfreiche Info, dass wir an unserem nächsten Zielort nur bar zahlen können.
Dann breiteten wir alles im Auto über den Sitzen aus, fuhren in Quepos an Bankautomaten und es dauerte etwas bis wir einen funktionierenden gefunden hatten. Von dem Problem hatte Jake schon berichtet. Am Ende ging Eric in eine Bank und musste dort wohl einen "Stuhltanz" aufführen. Ein Angestellter achtete akribisch darauf, dass alle immer einen Stuhl weiter rutschten :D
Während der Wartezeit wurde es für mich derweil richtig stickig und dann standen uns 2,5h Fahrt weiter in den Süden bevor und einmal tanken.
Tipp: Man darf nicht selbst tanken, das käme wohl Diebstahl gleich. Sondern man streckt seine Kreditkarte aus dem Fenster, sagt wieviel, tippt brav den PIN ein und fährt weiter.
Wir hatten zwei Nächte in Ríncon, Nähe des Corcovado Nationalparks gebucht. Dies ist der größte und angeblich bekannteste und leider auch teuerste, aber nun sind wir einmal hier…dachten wir uns. Die Fahrt war allerdings nicht zu vergleichen mit der gleichen Zeit in Nordamerika. Der Zustand der Straßen war gut, häufig musste Eric allerdings das Tempo reduzieren, weil mehrere gelb bekleidete Männer am Rand die Büsche zurückschnitten, ein LKW im Graben lag und der Regen vom Himmel prasselte. Hallo Regenwald.
Als wir endlich ankamen, saß da ein Typ am Laptop und rief erstmal den Besitzer der Hütten an. Der hatte gar nicht mitbekommen, dass noch jemand - also wir - bei ihm gebucht hatte und schaute erstmal auf mein Handy auf die Reservierung wie viel wir denn zahlen müssen. Wir zahlten ~62€, Gott sei Dank übersah er die 13% Mwst. und bezogen unsere Hütte. Wir verständigten uns in einem Mix aus Spanisch und Englisch. Frühstück konnte man z.Z. nicht dazubuchen, es war außerhalb der Saison. Und von den angegebenen Kajaks war nur noch eins in unversehrten Zustand. Oh man. Wo ist das Glück geblieben?
Wir fuhren dann erstmal in den nächsten Ort Palma und die Bäckerin freute sich genauso über unsere holprige Spanischkonversation wie wir. Freilaufende Hunde gibt es hier übrigens überall und die streunten jetzt um uns herum. Wir würden sie am liebsten alle mitnehmen.
Sie empfahl uns den Playa Blanca doch vorher hielten wir noch für Getränke und Kekse am Supermarkt. Dort lief laute Partymusik und drei Mitarbeiter lachten sichtlich über uns. Aber auf eine freundliche, schüchterne Art. Ich vermute mal solche Kalkständer sehen die nicht jeden Tag. Ich bin zwar stolz über meine zarte Bräune, aber uns sieht man wohl noch aus dem All nach oben leuchten.
Am Strand stellten wir schnell fest, dass wir hier nicht baden würden, aber wir fanden tolle, bunte Schnecken und Muscheln (die ich sicher nicht mit ins Flugzeug nehmen darf). Der Regen hatte Schlamm aufgewühlt und als er erneut einsetzte, rannten wir zum Auto und fuhren ins nächste Soda für ein verdammt zeitiges, aber verdammt leckeres Abendbrot mit viel Knobi. Die Sodas werden stattlich gefördert, weil sie keinen Alkohol ausschenken und sind deshalb preiswerter als Restaurants. Aber längst nicht mehr so preiswert wie es uns Reiseführer und das Internet weismachen wollten!
Zurück an den Holzhütten mussten wir feststellen, dass wir die einzigen Gäste hier waren. Nur auf der offenen, überdachten Terasse mit den Hängematten gab es Wifi und dort chillten wir in der einsetzenden Dunkelheit. Die Tiergeräusche um uns herum waren schon etwas seltsam im Blätterwald. Eric sah auch den geschuppten Schwanz einer Art Gürteltier, aber keiner von uns wollte ins nasse Gras um im Dunkeln nachzuschauen, worum es sich genau handelte. Wir tranken nix, wir gingen nicht auf die Toilette, sondern blieben eisern bis fast 22 Uhr in den Hängematten um dann nur einmal in unsere Hütte zu tapsen.
Der Besitzer der Hütten hatte uns den Kontakt eines befreundeten Guides gegeben (natürlich hatte er das). Wir wussten, dass man den Corcovado Nationalpark nur mit Guide betreten darf, angeblich zum Schutz der Natur. Wir vermuten es handelt sich dabei vorrangig um eine gute Einnahmequelle. Wir schrieben Luis, dem Guide. Obwohl laut unserem „Gastgeber“ ja überhaupt keine Touristensaison war und wir deshalb hier mutterseelenallein logierten, meinte Luis, dass es kaum noch Tickets gebe. Er konnte dann zwei auftreiben, aber wir konnten nicht mal selbst bestimmten welcher Teil des Parks es wäre und es war natürlich nicht der Hauptteil. Als er uns dann noch schrieb, dass es in Summe $300 kosten würde, blieb uns erstmal die Spucke weg. Sein Anteil wären $170! Der Parkeintritt $15 p.P. und $100 (pro Fahrt je 25) für die An- und Abreise. Dies war ein weiteres Problem. Denn wir konnten nicht wählen per Boot anzureisen (also um die Inselecke herum), sondern müssten per 4x4 Auto hingeschafft werden, was für meinen empfindlichen Magen eine fast zweistündige Holpertour im Dschungel bedeutete. Sicher auch ein befreundeter Fahrer…Uns wurde halb vorgeworfen, dass wir ja kein Vierradantrieb gemietet hätten…Tja, das ist richtig, denn der Aufpreis wäre enorm gewesen.
Also da waren wir sprachlos und wägten ab. Wir müssten auch noch je 40min zum Shuttle fahren plus Proviant kaufen. Dann würde uns der eine (!) Tag knapp 350€ kosten. „Nur“ damit wir evtl.ein Tapir oder Puma o.ä.Tier suchten würden. Also versteht mich nicht falsch, natürlich ist das ein super Erlebnis ein solch seltenes Tier im Dschungel zu sehen. Und nun waren wir einmalig auf der Osa Peninsula mit seiner einzigartigen, fast unberührten Natur und der malerischen Drake Bay. Nur hatten wir eben in Kanada und den USA viele Tiere quasi kostenlos beobachten dürfen und waren ja nicht nur auf das eine Foto aus. Außerdem, das kam noch erschwerend hinzu, schüttete es in Strömen und der Himmel blieb wolkenverhangen. Wir googelten also nach Alternativen, die wir auf zwei anderen deutschen Reiseblogs fanden. Direkt an der Parkgrenze, Nähe des Bolita Rainforest Hostels erlebe man quasi die selbe Natur. Problem war nur, dass das Hostel saisonbedingt geschlossen hatte und der Bus dahin sowieso nicht am Wochenende fuhr. Wir saßen in der Bredouille. Jetzt waren wir all den Weg gefahren und dann lief es so bescheiden ab. Auch das Internet half da nicht wirklich. Es musste eine Entscheidung her, denn trotz, dass Luís morgen keine anderen Kunden hätte, ging er nicht mit dem Preis runter. Wir entschieden uns gegen dieses kostspielige Vergnügen und fragten den Besitzer der Unterkunft, ob wir eine Nacht stornieren können und warteten die Antwort ab.
Da auch hier nur Gitter statt Fenster waren, prasselte der Regen extrem laut in der Nacht. Es fühlte sich schon sehr seltsam an hier so allein. Früh waren wir beide etwas gerädert und wollten nur noch das WLAN nutzen und dann weg. Der Besitzer hatte uns mitgeteilt, dass wir kein Geld für die zweite Nacht zurückbekommen. Man merkt hier schnell. Haben sie einmal dein Geld in der eigenen Tasche, ändert sich abrupt der Ton. Aber so ist es eben. Wir hatten für 6:30 Uhr den Wecker gestellt, alles eingepackt (alles war klamm) und als wir in den Hängematten mit dem Wifi eine neue Unterkunft buchten, erschraken wir als auf einmal ein älterer Mann mit Axt in der rechten und Machete in der linken Hand um die Ecke kam. Er beschnitt hier die Palmen und schnitt sogar ruhiger als ich mit meinen Ellis skypte :D
Tja und dann brachen wir fluchtartig auf, bereuten es nicht unbedingt, weil alles eine Erfahrung mit sich bringt, aber die lange Fahrt (+Sprit) ist eben nicht so toll. Und wir stellen es uns anders vor Land UND Leute kennenzulernen.
Wir fuhren 3,5h zurück nach Jacó, aber richtig lohnenswert: während der Fahrt sahen wir zwei der roten Ara-Papageien-Pärchen über uns fliegen, drei der blauen großen Schmetterlinge, einen gelben und ich sah die kleinere Tucan-Art mit dem nicht ganz so bunten, aber gelben Schnabel in den Bäumen. Das ist schon ein Anblick :) Recht unwirklich. Und wisst ihr in welchem Besitz wir hier zu gern wären? In dem einer 125 Megapixel-Kamera, halt einer richtig guten. Dann hätten wir tolle Fotos! Aber aus Gewichts- und Budgetgründen nutzten wir nur die Handy und GoPro Kameras (die auch nicht schlecht sind).
Wir passierten einzelne Hütten, oft aus Wellblech, kleine Dörfer (einige versammeln ihre Häuschen rund um den Fußballplatz) und Häuser, die durch den Regen quasi im Schlamm standen. Wir fuhren auch an kleinen Friedhöfen vorbei. Die Gräber waren alle gefliest über der Erde. Eric musste dreimal richtig aufpassen nicht ins Aquaplanning zu geraten, weil der Starkregen einige Schlammrutsche und Wassergräben verursacht hat. Und alle fahren hier wie die Irren.
Wir liefen erstmal kurz die Hauptstraße des Ortes entlang, kauften ein kleines Souvenir und fürs Abendessen ein.
Wir kennen ja nun alle das Motto: alles Schlechte hat sein Gutes. Das neue Casajungle Hostel war ein Traum! So viel Flair, so liebevolle Details, zwei blaue Badezimmer, ein blaues Zimmer für uns, eine Aussenküche mit Sitzbereich im Garten, ein schokobrauner Labrador. Also da hat sich jemand richtig Mühe gegeben! Überall dufteten Räucherkerzen in und vertrieben die Mücken. Und das Beste kommt noch. Es lagen Flyer für eine Surfschule aus. Es schüttete nach wie vor in Strömen (angeblich ist die Regenzeit vorbei) und ich wollte nicht nur im Hostel den Kopf hängen lassen. Ich schrieb dem Aloha JoSi Surfcamp schnell eine Nachricht und handelte den Preis bei dem Wetter um $5 runter, dann hieß es schon umziehen und loslaufen, das nenne ich spontan! Der Strand begann um die Ecke des Hostels. Eric wollte auf Grund seiner Schulterverletzung nicht mitmachen, aber er blieb tapfer die ganze Zeit in Regenjacke am Strand. Es kostete mich nämlich schon einige Überwindung das allein zu machen. Aber ich war so aufgeregt!
Ich bekam erst die Sicherheitshinweise erklärt, wie ich meinen Kopf schütze etc. und musste dann dreimal auf einem Board im Sand als Trockenübung aufstehen. Er war zufrieden und dann ging es mit Elton, meinem Surflehrer und dem 25kg Board in den warmen Pazifik. Der Regen wusch zumindest immer mal das Salz aus dem Gesicht. Aber ich fühlte mich eher wie an der Nordsee denn im angeblich sonnigen Costa Rica mit Karibikflair. So hatte ich mir die erste Surfstunde meines Lebens nicht vorgestellt, aber hey, Tag gerettet. Schon beim dritten Versuch stand ich und ritt die ersten Miniwellen bis zum Ufer. Dann feilschten wir an meiner Fussstellung. Allerdings sieht es natürlich noch sehr wackelig aus und ich muss mehr in die Knie gehen. Ich strahlte dennoch wie ein Honigkuchenpferd, leuchtete aber vor Anstrengung auch wie eine Tomate. Ich lief ja immer wieder zurück in die Wellen mit dem Board im Schlepptau. Ich paddelte brav mit, Elton drehte das Board, rief dann: „Paddle, Paddle…Go!“ und dann richtete ich mich auf. Er konnte fast kein Englisch, aber ich verstand sein Spanisch mit Gestik ganz gut. Und richtig cool war auch, dass Eric und ein anderer Lehrer vom Strand pfiffen und klatschten, als Motivation sozusagen. Wie sagen sie hier immer wieder, wenn etwas gefällt: PURA VIDA.
Ich war happy und mächtig stolz und vor allem froh, dass der andere Lehrer Videos gemacht hatte, da Eric im Regen kein einziges Foto schießen konnte. Die Zeit wurde nicht ganz eingehalten, aber das Wetter wurde auch nicht besser und ich war gut ko.
Hier mein erster Versuch:
Tropfend liefen wir zurück ins Hostel und duschten erstmal. Dann aßen wir Abendessen und spielten mit Hope, dem Hund. Nicht zu vergessen, die leckerem Kochbananen, die Eric zum Mittag in Butter gebraten hatte :)
Einfach wunderschön ist der Blog von euch. Die Texte, die Bilder. Beneidenswert. Wir bekommen Lust auf die Ferne….