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einjahrblau

Tag 96+97: Surfen in Pichilemu

Aktualisiert: 25. Nov. 2022

Nachts war es doch recht frisch gewesen, mal schauen, was das wird. Früh weckte uns das Rauschen der Wellen, doch das Geräusch weckte auch die Blase. Da hier schon alles recht dicht bebaut ist, begann die Odyssee der Toilettensuche :D In der Zeit erlebten wir jedoch noch so einiges.

An der Mautstelle durften wir nicht mit Kreditkarte zahlen, Bargeld hatten wir noch keins, Euro wurde natürlich nicht akzeptiert.

Als wir eine Bank bei Google Maps eintrugen, kam aber wieder eine Mautstelle auf dem Weg, also umfuhren wir quasi das ganze weitläufig. Um in der Bank Geld abzuheben, mussten wir den Parkplatz zahlen, aber wussten nicht wo.

Wir hatten im Auto 100 Pesos, so 10ct gefunden (Yeah, wieder eine neue Währung…).

Also lief Eric los und ich blieb am Auto. Dann kam tatsächlich ein bärtiger mit Warnweste bekleideter Kontrolleur und klemmte uns einen Strafzettel dran; er hatte mich gar nicht gesehen. Ich bin also mit der Münze aus der Hand ganz aufgeregt aus dem Auto gehüpft und habe in meinem unzureichenden Spanisch immer wieder wiederholt, dass ich 5min zahlen kann, aber nicht wüsste wo. Und er war amüsiert verzweifelt, weil ich nicht so gut Spanisch spreche, da habe ich erstmal gesagt, dass ich schließlich drei andere Sprachen fließend spreche und er keine andere. Und irgendwann nahm er endlich die Münze und den Strafzettel weg, druckte einen Parkschein und winkte fröhlich zum Abschied und da kam Eric auch schon angeflitzt. Die nächste Toilette hatte zu, aber dann bot endlich eine Tankstelle für 30ct. die Erlösung und eine warme Waffel.


Jetzt konnten wir, nachdem die nervigen niederen Bedürfnisse gestillt wurden, endlich klar denken und fuhren nach San Antonio. Dort gab es einen großen Lider (alias Walmart) und somit auch neue Vorräte, zwei kleine Weltall-Decken und eine große Doppeldecke - immer schön fröhlich für die alte Kiste, aber das billigste für die knappe Zeit. Nun bereuten wir es, dass wir alles in LA gespendet/ an den Straßenrand gestellt hatten. Aber zu dem Zeitpunkt dachten wir noch, dass wir mehr und länger mit den Rucksäcken ohne Auto reisen würden. Nützt ja nix, hinterher ist man immer schlauer ;) Wir fragten auch, ob wir vier Getränkekisten für unser Bett haben dürften, aber die wären wohl Eigentum von Coca Cola und die bekommt man nicht wie auf Pfand bei uns einfach mit. Aber sie schrieb uns ein Wort für Getränkehandel auf und den steuerten wir dann an. Immerhin durften wir lauter leere Kartons mitnehmen, die wir dann mit unseren Vorräten unters Bett schieben können.

Mit wenigen Worten, Übersetzungsapp (wir geben dann das Handy hin und her) und Bildern klappte das schon und so wusste man auch gleich was wir meinen. Wir bekamen nach einigen Minuten vier dunkelblaue, richtig alte verstaubte mit noch älteren, verstaubteren Glasflaschen gefüllte Getränkekisten bis zum Auto geliefert. Kostenlos! Mit netten Grüßen und der Frage ob das so passt. Und wie! Und während wir die einluden, erspähte Eric nebenan eine große Spanplatte auf einer Baustelle. Ich kenne ihn so gar nicht und war ganz überrascht, aber wenn der Herr sich was in den Kopf gesetzt hatte…er stiefelte einfach mit der Übersetzungsapp in der Hand los und fragte ob wir das haben können.

Es entspann sich ein lustiges Gespräch auf Englisch und Spanisch, uns wurde auch angeboten abends gegen sechs wiederzukommen, weil die Frau eine deutsche Austauschschülerin da hat, aber so lange wollten wir nicht im Ort bleiben.


Dann kam sich der Chef unser Auto anschauen, nickte wissend, bat uns in seinen Truck, fuhr uns in den nicht mal 5min entfernten Baumarkt, half uns mit den Formalitäten, schnallte das Brett fest und fuhr uns zurück. Denn hier funktioniert das so, dass man sich das Brett raussucht, mit der Nummer zur Kasse geht, dafür zahlt, dann mit dem Auto reinfährt, es auflädt und bei der Ausfahrt zeigt, dass man es bezahlt hat. Das hätten wir nie gewusst.


Und dann erklärte er uns stolz, dass er der Bau-Chef sei und nun seine Männer rufen würde. Der erste trabte brav an und musste im Auto ausmessen, dann trugen sie unser Brett hinters Tor und sägten es zurecht. Wieder Glück für uns, denn das machen sie hier in den Baumärkten nicht, da hätten wir aber zappenduster ausgesehen. Dann halfen sie uns, das Auto und die Getränkekisten leer zu räumen. Es kamen zwei weitere dazu und sie fachsimpelten ohne uns hinter unserem Auto. Dann stellten sie die Kästen rein,ich wurde gefragt, wie rum, dann wurde gedreht und einer kam um die Platte auf den Getränkekisten festzuschrauben. Das ging alles schnell und effizient. Und es kam noch besser. Wir standen ja nun vor über 50 ekligen Flaschen und wussten gar nicht wohin damit. Da fragte uns der Chef ob sein Meister, der spanische Dieter, er hieß Dito, die haben könne, denn er braut zuhause Schnaps. Und schwups wurden ein paar unserer Kartons aktiviert und die Männer trugen die Flaschen davon und bedankten sich auch noch bei uns. Wir waren es, die dankbar waren!

Eric und ich legten dann Pappen auf das Brett, dann eine Weltall-Decke, darauf unsere Isomatten, dann die Schlafsäcke, die Campingkissen und über alles die große bunte, schwere Decke. Der Chef hatte sich schon herzlich von uns verabschiedet, der Meister kam noch zweimal um nach den Fortschritten zu sehen. Er bat auch um ein Foto vom deutschen Pärchen. Und ich machte dann eins von ihm und Eric. Als wir endlich aufbruchbereit waren, hupten und winkten wir. So nette Menschen! Am Getränkehandel zeigten wir auch noch schnell das Bett, sie hatten gerade Feierabend und dann fuhren wir glücklich weiter. Auf dem Weg kauften wir eine riesige Schachtel Erdbeeren und dann erreichten wir die sogenannte Surferhauptstadt Pichilemu. Dort erschraken wir erstmal als ein junger Typ mit Machete an der Ampel vor uns stand und noch eine zweite zückte. Dann begann er zu Jonglieren…

Eric hatte im Internet eine Surfschule gefunden und dort gaben wir Bescheid, am nächsten Morgen 11Uhr mitzumachen. Dann liefen wir vom Strand ins Zentrum und wurden wieder von dem Messertyp angequatscht, er brauche Geld. Ich erwiderte, wir alle brauchen Geld.

Wir schauten dann noch den Wellen zu und steuerten einen I Overlander Platz bisschen außerhalb am Strand an. Das war eine Herausforderung mit der tief hängenden Achse, aber jetzt mit dem gebauten Bett drin fühlt es sich schon fast an wie Zuhause ;)

Wir hingen mit Kabelbindern das kleine Regal zwischen den Sitzen fest, füllten es mit Dingen des täglichen Bedarfs, ordneten unsere Einkäufe, klebten die Haken in die Türen, verstauten die Rucksäcke ordentlich, hingen die Karabiner und Stirnlampen an.

Dank Ollis Tipp bezogen wir eine zurechtgeschnittene Pappe mit schwarzen Mülltüten und drückten sie hinten ins Fenster als Sichtschutz. Alles weitere muss bis morgen warten, denn neben uns stand ein ehemaliges, ausgebautes Feuerwehrauto und wir wurden (r)eingeladen auf ein örtliches Bier und lernten Steve und Anni aus der Schweiz kennen. Anni kommt ursprünglich aus Pulsnitz in Sachsen. Die Welt ist so klein. Es war richtig cool den Umbau zu sehen und zu hören, was die beiden für eine Route planen und schon hinter sich hatten. Beide wollen auch ca.ein Jahr reisen und mit ihrem aus Deutschland eingeschifften Camper Südamerika erkunden. Auch herrlich, zumal wir lauter neue Zukunftsziele wie Peru, Kolumbien und Argentinien haben :) Und irgendwann sagten wir uns gute Nacht und gingen zwei Meter zu unserem Auto :D


Es sei noch erwähnt, dass wir jetzt einfach Länder überfliegen und auslassen mussten, weil jeder Flug bedeutet eine Menge Geld und viel Stress und man muss natürlich für die Länder auch eine entsprechend gute Reisezeit erwischen, d.h. ohne Regenzeit etc. und naja, alles geht nicht auf einmal. Aber Peru wird definitiv von uns noch bewandert werden! Ist zwar schade, wir waren schon so nah dran, wir sind ja drüber geflogen, aber das passt schon nochmal :)


Am nächsten Morgen grüßten wir unsere Nachbarn und blickten direkt in die Wellen. Wir quatschten fröhlich miteinander, während wir unser Erdbeermüsli aßen und gaben den beiden ein Schüsselchen Erdbeeren ab. Als Dank fürs Bier, Teilen macht auch einfach mehr Spaß. Doch dann war es Zeit für den Aufbruch, wir waren schon spät dran für unsere Surfstunde. Eric wollte es diesmal versuchen.

Dort war der Lehrer von gestern aber gar nicht da und die heutige konnte kein Englisch. Mit uns nahm aber Maren, eine acht Monate Reisende aus München teil und dann klappte die Verständigung ganz gut. Wir zwängten uns in die feuchten Neoprenanzüge. Hier war das Wasser bei weitem nicht mehr so warm wie in Costa Rica. Auf den Köpfen trugen wir die gelb leuchtenden Surfboards an den Strand und dann hatten wir eine gemeinsame Erwärmung mit Joggen und Dehnen am Strand. Danach übten wir im Trocknen immer wieder das Aufstehen auf dem Board bis es Zeit war in die kalten Fluten zu springen. Die Wellen waren hier ein anderes Kaliber und schleuderten uns aus gefühlt jeder Richtung entgegen. Der Erfolg war bei Weitem nicht so glücksbringend wie in meiner ersten Regenstunde. Die Boards waren leichter und dadurch weniger stabil. Eric gelang es öfter als mir. Es war frustrierend, aber auch cool so in den Wellen in der Sonne, außer wenn sie dir frontal ins Gesicht klatschten. Doch dann passierte es. Eric kugelte sich die Schulter aus, renkte sie wieder ein und wartete dann am Strand. Seine große Befürchtung ist leider schmerzhaft wahr geworden.


Dennoch nutzten wir im Anschluss die gute-Laune-Sonne und quatschten mit Maren noch an der Surfschule; ihr Freund war von den großen Wellen noch nicht zurück. Wir lernten auch noch einen Deutschen kennen, der gerade ein Auslandssemester in Santiago de Chile macht und mit einer Freundin aus Montréal reist. Sehr sympathische Menschen. Er gab uns auch den Tipp beim Bezahlen zu sagen wir seien Hostelgäste, dann gabs Rabatt. Und es funktionierte tatsächlich. Es war sowieso bei weitem billiger als in Costa Rica, weniger als die Hälfte und wir zahlten nochmal 4€ weniger durch den Tipp. Schön :)


Von Anni und Steve hatten wir ein paar Läden genannt bekommen, die wir dann im Anschluss ansteuerten. Einen China-Markt (China Mall) in dem es fast alles gab und wir fündig wurden: Döschen für Reste, Reis, Müsli, Pflaster, Tassen, kleine Mülltüten, Sicherheitsnadeln, Kochlöffel (blaues Plastikbesteck hatten wir aus dem Flugzeug aufgehoben) und einen Baumarkt, in dem wir stabilere Gaskartuschen, wie wir sie bisher benutzt hatten, erwarben. Im Supermarkt gabs frisches Gemüse und preiswerte Sonnencreme & Haarfarbe, denn in Neuseeland wird das ein Vermögen kosten! Wir sorgen schonmal vor ;)

Beim Mobilfunkanbieter hatten wir weniger Erfolg, denn die konnte unsere Prepaicard nicht verlängern. Aber wir sind mal optimistisch, dass wir das auch noch hinbekommen, denn sie hat uns einen Code aufgeschrieben.


Wir waren echt schon fix und fertig, aber fuhren noch zu einer privaten Zweimannbrauerei „Viejo Lobo“ in Punta de Lobos - ebenfalls eine Empfehlung von Anni und Steve. Denn das Cider ähnliche Bier hatte uns gestern ganz gut geschmeckt. Wir bekamen, weil Freitag war, eine kleine Führung von Braulio, der ganz happy war uns seinen Vornamen zu verraten, weil es fast wie das deutsche Verb „brauen“ klang :D und erfuhren, der Gründer ist Belgier. Das erklärt natürlich einiges ;) Wir kauften drei große Flaschen für besondere Abende. Mehr Luxus war bei den (gerechtfertigten) Preisen nicht drin. Dann fuhren wir aber noch vor zur Spitze und beobachteten Surfer in richtig mächtig gewaltigen Wellen, während wir je ein schokogefülltes Churro aßen. Das sind so süße frittierte Teigstangen. Die gibt/ gab es auch in der Dresdner Neustadt, Nähe Alaunpark, denn dort war unsere Dozentin mit dem ganzen Spanischkurs an der Uni zum Abschluss schlemmen - lang ist’s her. Man muss sich ja durchprobieren, durch die Spezialitäten der Länder ;)

Hundemüde von Salz, Sonne und Wind entschieden wir uns einfach noch eine Nacht auf dem bewährten Strandplatz zu stehen und schrieben beiden deutschen Pärchen, wo wir anzutreffen wären. Dann widmete ich mich dem Schreiben und Sonnenuntergang fotografieren und Eric briet im Kofferraum kleine Tortillas mit Schinken, Käse, Champis, Knobi und Avocado. Lecker! Er hat sich auch einen kleinen Herd gebaut ;) Tata:

Dann hieß es noch mit den Reißzwecken und Tüchern heimeliges Flair schaffen, damit es weniger nach Bauauto und mehr nach Zuhause auf vier Rädern aussieht und Lichterkette anhängen. Gute Nacht :)


PS.: Die anderen beiden Paare haben wir leider nicht nochmal getroffen. Wir hatten es uns recht lustig vorgestellt in einer 6er Runde Erfahrungen und Geschichten auszutauschen, aber vielleicht war ich zu schnatterig, wer weiß ;)

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